Nachhaltigkeitsbericht MAN Gruppe 2007/2008
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II MAGAZIN UNSERE PRODUKTE 14<br />
KLIMAFREUNDLICHE BUSSE FÜR DIE SAUBERE STADT<br />
Hybridantriebe entfalten vor allem im Stadtverkehr ihre umweltfreundliche Wirkung.<br />
<strong>MAN</strong> profitiert von Jahrzehnten eigener Forschung und kann mit seinen Bussen<br />
greifbare Ergebnisse vorweisen.<br />
Der Bus der Zukunft schwebt<br />
gut eineinhalb Meter über<br />
dem Hallenboden des Entwicklungsbereichs<br />
von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge.<br />
Sicher aufgebockt auf<br />
vier Radgreifern, harrt der <strong>MAN</strong><br />
Lion’s City der Dinge, die da kommen<br />
sollen. Jeder der vier meerblau<br />
lackierten Minikräne kann gut fünf<br />
Tonnen Gewicht nach oben wuchten.<br />
Der Lion’s City, das erfolgreichste<br />
Stadtbusmodell von <strong>MAN</strong>, bringt es<br />
auf knapp zwölf Tonnen.<br />
Einige Kilo dürften noch hinzukommen,<br />
wenn die Pläne umgesetzt werden,<br />
die Dr. Stefan Kerschl und Josef<br />
Schlosser an diesem Morgen besprechen.<br />
Die beiden arbeiten seit Langem<br />
zusammen. Kerschl verantwortet<br />
seit 2004 die Entwicklung alternativer<br />
Antriebe im Zentralbereich Vorentwicklung<br />
von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />
am Standort München. Schlosser ist<br />
seit sechs Jahren Chef in der Werkshalle,<br />
in der das Hybridteam unter<br />
Kerschls Führung Prototypen neuer<br />
Busse montieren oder umbauen lässt.<br />
Zwei Motoren unter der Haube<br />
»Diesen Lion’s City rüsten wir auf<br />
Hybridtechnik um«, erklärt Kerschl<br />
den Grund für das morgendliche<br />
Zusammentreffen. In der Hybridtechnik<br />
kooperieren, sehr vereinfacht<br />
ausgedrückt, ein Elektro- und ein<br />
Verbrennungsmotor. Dabei wird<br />
der Elektromotor mit der Energie gespeist,<br />
die beim Bremsen gewonnen,<br />
anschließend zwischengespeichert<br />
und dann beim Beschleunigungsvorgang<br />
wieder abgegeben wird. So lässt<br />
sich nicht nur der Dieselverbrauch<br />
spürbar senken, auch die klimaschädigenden<br />
Kohlendioxidemissionen<br />
gehen im gleichen Maße zurück –<br />
was den Hybridbussen im Zeitalter<br />
des Treibhauseffekts zu neuer ökologischer<br />
Bedeutung verhilft.<br />
Fast ein Lebenswerk<br />
Zusammen mit Schlosser geht der<br />
promovierte Maschinenbau-Ingenieur<br />
Kerschl an diesem Morgen den<br />
Zeitplan durch, checkt die Werkteilliste,<br />
bespricht Arbeitsumfänge. Gut<br />
ein halbes Jahr Arbeit liegt vor dem<br />
Team von Schlosser, bis der Bus nach<br />
der Umrüstung ausgeliefert werden<br />
kann. »Wir haben Busse auch schon<br />
auf Gas- und Wasserstoffantrieb umgerüstet«,<br />
verweist der Werkstattleiter<br />
auf seine langjährige Erfahrung.<br />
»Die Hybridtechnologie ist jedoch<br />
deutlich komplexer.«<br />
Mit der Hybridtechnik hat der 40-jährige<br />
Kerschl seit seinen Studientagen<br />
zu tun. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
am Institut für Maschinenelemente<br />
der Technischen Universität<br />
München gehörte er 1994 zu einem<br />
interdisziplinären Team, an dem<br />
sechs Lehrstühle beteiligt waren und<br />
das einen Hybridantrieb für einen<br />
Pkw entwickeln sollte. »Wir waren damals<br />
unserer Zeit voraus und sind<br />
oft genug als Exoten an der Uni und<br />
auch in der Industrie belächelt worden«,<br />
erinnert sich Kerschl. Missen<br />
will er die Arbeiten in dem Sonderforschungsbereich<br />
nicht. Das Wissen<br />
um das komplexe Zusammenspiel<br />
aller Komponenten bei einem<br />
Hybridantrieb und um das Potenzial<br />
für Verbesserungen machten<br />
ihn für <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge interessant,<br />
für die Kerschl seit Ende der<br />
Neunzigerjahre in der Vorentwicklung<br />
als Projektleiter tätig ist.<br />
Seit jenen Tagen hat Kerschl nicht nur<br />
live zahlreiche technische Fortschritte,<br />
sondern auch die Medienkarriere der<br />
Hybridtechnologie erlebt. Wenn eine<br />
Antriebstechnik in den vergangenen<br />
Monaten im Rampenlicht stand, dann<br />
die Hybridtechnik. Selbst Boulevardblätter<br />
berichten mittlerweile darüber,<br />
dass Hollywoodstars wie George<br />
Clooney, Cameron Diaz oder Leonardo<br />
DiCaprio ein Auto mit Hybridantrieb<br />
in der Garage stehen haben.<br />
Hybridantriebe stark gefragt<br />
Seit man in Nordamerika über Rekordpreise<br />
an den Zapfsäulen stöhnt,<br />
erlebt der Hybridantrieb dort einen<br />
starken Aufschwung: Laut Marktanalyst<br />
Jato Dynamics sind 2006 fast<br />
270 000 Hybridmodelle in den USA<br />
zugelassen worden. Auch in Deutschland<br />
gewinnt die Hybridtechnik immer<br />
mehr Anhänger. Knapp jeder<br />
dritte Verbraucher hierzulande plant<br />
beim Kauf seines nächsten Autos, »bestimmt<br />
beziehungsweise mit großer