Nachhaltigkeitsbericht MAN Gruppe 2007/2008

II MAGAZIN UNSERE VERANTWORTUNG
WACHSTUM UNTER PALMEN
Von MAN Ferrostaal gebaute und finanzierte Methanol- und Ammoniakanlagen sind
Treiber der ökonomischen Entwicklung auf Trinidad und Tobago. Gezielt fördert der
Industriedienstleister darüber hinaus die universitäre Ausbildung der Inselbewohner.
Entspannt lehnt sich Ian Farmer
auf seinem Plastikstuhl zurück.
Die Luft ist feucht, selbst jetzt
um fünf Uhr nachmittags herrschen
noch über 30 Grad. Doch Farmer
macht die tropische Schwüle Trinidads
nichts aus, zu lange schon lebt er
hier am südlichen Rand der Karibik.
Von seinem Platz aus hat er einen guten
Blick über das Spielfeld, auf dem
gerade das jährliche Fußballturnier
der Industrial Plant Services Limited
(IPSL) in vollem Gange ist. Als Präsident
des Sportklubs von IPSL ist der
50-Jährige für die Organisation des
Wettkampfs verantwortlich, ehrenamtlich,
versteht sich. Denn seine eigentliche
Aufgabe ist nicht der Sport:
Wie fast alle der rund 500 Mitarbeiter
von IPSL ist Farmer in der Methanolproduktion
beschäftigt. Hinter dem
Fußballfeld erheben sich daher auch
keine mit Fans voll besetzten Tribünen,
sondern die mächtigen Anlagen des
Point Lisas Industrial Estate. Gespielt
wird auf dem Firmengelände, der
Sportklub gehört zu den vielfältigen
Freizeitangeboten für Mitarbeiter.
Methanolriese Trinidad
Das Industriegebiet an der Westküste
Trinidads ist das Zentrum der Methanolproduktion
des Karibikstaats Trinidad
und Tobago. Das kleine 1,3-Millionen-Einwohner-Land
ist der
führende Exporteur dieses Basisstoffs,
mehr als ein Drittel des weltweit gehandelten
Methanols kommt von hier.
Treibende Kraft der stark expandie-
renden petrochemischen Industrie in
Point Lisas ist die Methanol Holdings
(Trinidad) Limited (MHTL). Durch eine
Kooperation mit dem lokalen Dienstleister
IPSL schafft das Unternehmen
Hunderte Arbeitsplätze für die Inselbevölkerung.
Die Methanolanlagen in
Point Lisas, die heute im Besitz von
MHTL sind, nahmen ihren Betrieb
bereits 1984 auf. Die Ende 2005 fertiggestellte
M5000 ist nach wie vor die
weltweit größte Industrieanlage zur
Produktion von Methanol. Von Anfang
an war auch MAN Ferrostaal mit
an Bord, nicht nur als Generalunternehmer
für die Errichtung der Anlagen,
sondern auch als Inhaber eines
20-prozentigen Anteils an MHTL.
12%
betrug der Anstieg des BIP 2006 in Trinidad
und Tobago – ein Aufschwung, der
unter anderem auf M5000 zurückgeht.
Ein paar Hundert Meter von den kickenden
Mitarbeitern entfernt, lehnt
sich Rampersad Motilal entspannt
zurück. Seit fast 20 Jahren ist er CEO
der MHTL und maßgeblich daran beteiligt,
dass das Unternehmen auf
Rang zwei der weltweit größten Methanolproduzenten
geführt wird.
2006 lag der Ausstoß bei 3,37 Millionen
Tonnen. Mit seinem unternehmerischen
Erfolg kann Motilal
durchaus zufrieden sein, allerdings
hat sein Engagement auch einen ge-
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sellschaftlichen Aspekt: »Die Energiewirtschaft
– gerade auch die petrochemische
Industrie – wird immer mehr
zu einer ökonomischen Plattform für
die Entwicklung des Landes und seiner
Bewohner«, erklärt Motilal. »Je mehr
wir expandieren, umso mehr Arbeitsplätze
können wir schaffen.«
Perspektiven eröffnen
Zu Anfang waren das oft einfache, unqualifizierte
Jobs. Doch inzwischen
bieten sich vor allem den besser Ausgebildeten
feste, unbefristete Anstellungen.
»Wir zeigen den Menschen
damit auch eine persönliche Perspektive
auf.« Bei der Rekrutierung neuer
Mitarbeiter achtet Motilal darauf, lokale
Arbeitskräfte einzustellen. So sind
bei MHTL wie auch bei IPSL ausschließlich
Einwohner des Zwei-Insel-Staats
beschäftigt. Auch beim Kauf von Material
oder Verträgen mit Dienstleistern
heißt es »Trinidad and Tobago
first«. Durch die vielfältigen Verflechtungen
mit der lokalen Wirtschaft ist
MHTL inzwischen ein wichtiger Faktor
in der Ökonomie des Karibikstaats.
Der MHTL-Chef weiß sich mit seinen
Investitionen in die eigene Wirtschaft
im Einklang mit den erklärten Zielen
seines Landes. Denn um sich von der
Rolle des reinen Rohstofflieferanten
zu lösen, verfolgt die Regierung von
Trinidad und Tobago seit Jahren eine
Wirtschaftspolitik, die auf den Aufbau
einer verarbeitenden Industrie
vor Ort zielt. Für rund 1,6 Milliarden