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Wofür haben wir gekämpft ?

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1 Nachkriegsjahre<br />

Entführungen, die Geschichte mit Otto John, dem Verfassungsschutzprä-<br />

sidenten, der wenige Jahre vorher in den Ostsektor entführt worden war.<br />

Das war kein Einzelfall und vermittelte ein Gefühl von Unsicherheit. Einige<br />

dieser Fakten habe ich später erfahren, an das Gefühl, das ich in der<br />

Stresemannstraße, gegenüber dem „Haus der ostdeutschen Heimat“ in jener<br />

Zeit hatte, daran erinnere ich mich gut. Vermutlich war auch jenes Haus für<br />

die Vertriebenen noch Ruine. Fast täglich ging es zu Fuß zum U-Bahnhof<br />

Hallesches Tor, dort fuhr die 96, die Straßenbahn, nach Marienfelde. Mit der<br />

S-Bahn fuhr man besser nicht, sie unterstand den Russen. Viele Laufereien,<br />

Befragungen, ärztliche Untersuchungen waren auf dem „Laufzettel“ vorge-<br />

sehen. Die Hausratsgegenstände, die kleine Bibliothek, all das, was aus der<br />

Zone gerettet worden war, wurde per Post - in Paketen - nach Köln ge-<br />

schickt und dann warteten <strong>wir</strong> in Tempelhof in einer kleinen Baracke am<br />

Rande des Flughafengeländes darauf, daß <strong>wir</strong> ausgeflogen wurden. Für<br />

NRW hatten <strong>wir</strong> uns eintragen lassen. Nachtflug war billiger, deshalb war<br />

das Ausfliegen der Flüchtlinge nachts. Es ging nach Hamburg-Fuhlsbüttel,<br />

wegen schlechter Wetterbedingungen wurde die Maschine nach Hannover-<br />

Langenhagen umgeleitet. Mit einem VW-Bus brachte man uns ins Lager<br />

Wentdorf bei Reinbek. Winterlich waren die Straßen, schneeig, mehr<br />

Matsch. Einige Schocks standen am Anfang der Flüchtlings-Normalität:<br />

Prügelstrafe in der Schule, als gerade einmal 11-Jähriger kam ich am<br />

Anhalter Bahnhof zu den Männern, die hatten viele Kriegserlebnisse<br />

auszutauschen. Schade, daß ich mir die vielen Berichte nicht merken<br />

konnte. Die Räume waren dicht mit Doppelstockbetten gefüllt, vielleicht 20<br />

Personen in einem Raum. Erst in Wentdorf wurden die Familien wieder<br />

zusammengelegt. Die Räume der Kasernen waren durch Decken gevierteilt.<br />

Zwei Parteien hatten die beiden Fensterviertel des Raumes und die andere<br />

beiden wohnten in den fensterlosen Durchgängen. Die ersten Weihnachts-<br />

feiertage im Westen verbrachten <strong>wir</strong> in Kiel, bei Onkel Ernst, dem Jüngsten<br />

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