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Wofür haben wir gekämpft ?

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1 Nachkriegsjahre<br />

die Westallierten in der Bundesrepublik bezeichnet wurden, aber die große<br />

Mehrheit hat so gefühlt. Potsdam wimmelte von Russen, russische<br />

Kasernen da und russische Kasernen dort, mehr noch als die immer schon<br />

in Potsdam zu findenden Kasernen waren in dieser alten Soldatenstadt und<br />

ihrer Umgebung von ihnen belegt. In der Brandenburger Straße, damals<br />

Klement-Gottwald-S., gab es schräg gegenüber von „Karstadt“ ein Magazin,<br />

ein Russen-Kaufhaus. Die Gegend um den Bahnhof Griebnitzsee, die<br />

Villengegend „Neubabelsberg“ <strong>haben</strong> sie erst Mitte der Fünfziger Jahre<br />

geräumt. Einige Bretterverhaue verschwanden.<br />

In der Schule war montags Appell mit „Augen links“ und „Rührt Euch!“ ,<br />

sicher wurde auch die Flagge gehißt. Die „Spalterflagge“, Schwarz-Rot-Gold<br />

mit Hammer und Zirkel in Ährenkranz, kam auch in jenen Jahren. Beim<br />

Appell hatten alle Schüler anzutreten im Schulhof. Wir kannten es nicht<br />

anders. Auch Unterrichtsanfang und Stundenende verliefen zackig mit<br />

„Aufstehen“, „Setzen“ und „Guten Morgen, Herr Lehrer“. Auf jeden Fall war<br />

das in Westberlin weniger militärisch. Neue Wellen des Kirchenkampfes<br />

wurden von der SED ausgelöst, gesteuert. Ich ging zur „Jungschar“, zur<br />

Jungen Gemeinde. Zwar war ich im Vorschulalter unter Mutters kritischen<br />

Bemerkungen zum Kindergottesdienst geeilt. Trotzdem war ich kaum<br />

frommer und gläubiger als meine Alterskameraden, instinktiv erkannte ich in<br />

der Kirche und ihren Institutionen ein Refugium gegen die Machtansprüche<br />

und die Willkür des kommunistischen Staates. Der SED kam es darauf an,<br />

die Kirche zu schwächen, noch wichtiger war es gewiß, die Beziehungen der<br />

Jugend, der Heranwachsenden, zur Kirche zu untergraben. Zunächst wurde<br />

uns Kindern in der Schule unter Verweis auf unsere Religionsmündigkeit die<br />

Anmeldung zur sozialistischen Jugendweihe nahegelegt. Als das nichts<br />

fruchtete, nahmen sie die Eltern zur Brust. Einzeln und kollektiv wurden sie<br />

zur Schule bestellt, immer wieder, auch in Hausbesuchen wurde den Eltern<br />

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