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Von Menschen für Menschen - AWO

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<strong>Von</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong><br />

Die <strong>AWO</strong> in Ostwestfalen-Lippe von 1946 - 2006<br />

18. Mai 1946: Neuanfang aus dem Nichts<br />

Der 8.Mai 1945 bedeutete das Ende von Krieg, Diktatur und Verfolgung in Deutschland. Für<br />

die Arbeiterwohlfahrt war es nach Jahren des Verbotes die Chance auf einen Neuanfang.<br />

Auch in Ostwestfalen-Lippe. Bereits am 18.Mai 1946 wurde der Bezirksverband Östliches<br />

Westfalen der <strong>AWO</strong> in Herford neu gegründet. Die treibenden Kräfte waren Emil Groß und<br />

Carl Schreck. Die spätere SPD-Bundestagsabgeordnete Frieda Nadig wurde die erste<br />

Geschäftsführerin. Carl Schreck übernahm den Vorsitz (1946 – 1954).<br />

1933 war die 1919 gegründete Arbeiterwohlfahrt von den Nationalsozialisten verboten und<br />

verfolgt worden. 1945 musste sie - im Gegensatz zu anderen Verbänden - aus dem Nichts<br />

ihre Arbeit ehrenamtlich neu aufbauen. Vermögen und Gebäude waren nicht vorhanden.<br />

1946 – 1965: Aufbruch in eine neue Zeit<br />

„Selbsthilfe bricht Not“ war die Devise der <strong>AWO</strong> in den Anfangsjahren. Es galt, das<br />

Überleben zu sichern. Zeitweilig wurden rund 40.000 <strong>Menschen</strong> mit dem Notwendigsten<br />

versorgt und 4.000 Kinder vom Ferienhilfswerk betreut. Zur Finanzierung der Arbeit führte<br />

die <strong>AWO</strong> alljährlich eine Sammlung durch.<br />

Schon bald nahmen auch die ersten Einrichtungen ihre Arbeit auf: 1948 wurde in Minden-<br />

Bölhorst der erste Kindergarten aufgemacht. Viele weitere folgten. Im Sozialwerk<br />

Stukenbrock, einer Flüchtlingseinrichtung, übernahm die <strong>AWO</strong> 1948 ein Mütter- und<br />

Kinderheim sowie später auch ein Pflegeheim. Erste Beratungsstellen<br />

(Erziehungsberatungsstelle 1949, Auswandererberatungsstelle 1949) wurden aktiv. Anfang<br />

der 1950er Jahre nahmen drei Altenheime (Villa Schönblick, Vlotho; Haus Rosenhöhe,<br />

Bielefeld-Brackwede; Frauenkneippkur- und Frauenaltenheim Müllerburg) und das Kurhaus<br />

Schanzenberg in Horn-Bad Meinberg ihre Arbeit auf.<br />

Viele Aufgaben wurden ehrenamtlich wahrgenommen, die Zahl der Mitglieder stieg. 1965<br />

waren in 10 Kreisverbänden, 146 Ortsvereinen und 12 Stützpunkten in 46 Distrikten rund<br />

5.000 Mitglieder engagiert. 190 Angestellte sind in den Büros und Beratungsstellen, den drei<br />

Altenheimen und 14 Kindergärten beschäftigt. Vorsitzender von 1954 bis 1964 war Franz<br />

Specht. Dennoch: Die Aufbau- und Wirtschaftswunderzeit ging dem Ende zu. Das Auf und<br />

Ab konjunktureller Entwicklungen bestimmte die Sozialpolitik.<br />

1966 – 1992: Kompetent, sozial, engagiert<br />

1966 war die <strong>AWO</strong> in Ostwestfalen etabliert. Heinrich Froböse war Vorsitzender. Frieda<br />

Nadig übergab die Geschäftsführung an Erwin Düker.<br />

Die <strong>AWO</strong> entwickelte sich kontinuierlich weiter. Viele Männer und Frauen engagierten sich.<br />

In den Berichten stehen die Namen der Vorsitzenden: Heinrich Froböse (1964 – 1970), Irene


Utpadel (1970 – 1974), Dr. Eberhard Munzert (1974 – 1983), Dr. Manfred Ragati (1983 –<br />

2004).<br />

Zurück in die 1970er Jahre. Der Verband blühte auf und viele Einrichtungen kamen hinzu<br />

(u.a. 1974 das Familienerholungsheim Blomberg und 1975 das Frieda-Nadig-Haus in<br />

Bielefeld-Sennestadt). Geradezu überwältigend war die Entwicklung bei den<br />

Kindertageseinrichtungen. Ihre Zahl verdoppelte sich von den 70ern bis in die 80er Jahre<br />

hinein.<br />

Aber auch neue Arbeitsbereiche entstanden: Essen auf Rädern, Schularbeitenhilfe oder das<br />

Angebot „Ferien ohne Koffer“. Ambulante Dienste wurden in vielen Kreisen aufgebaut. Der<br />

Kreisverband Paderborn war Wegbereiter in diesem Bereich. 1979 kam die Psychosoziale<br />

Beratungsstelle <strong>für</strong> Krebskranke und Angehörige hinzu.<br />

Nach 1980 entstehen viele weitere Einrichtungen neu: 1980 Frauenhaus Bielefeld, 1980<br />

Weiterbildungswerk, 1980 Jugendzentrum Steinhagen, , 1982 Familienbildungswerk, 1985<br />

Sozialpädagogische Familienhilfe Bielefeld, 1985 Gründung des Bezirksjugendwerkes, 1990<br />

Eröffnung des Friedrich-Winter-Hauses in Extertal-Bösingfeld.<br />

Die wirtschaftliche und politische Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland Mitte der<br />

80er Jahre hatte Einfluss auf die Arbeit der <strong>AWO</strong>. Die „Neue Armut“ aufgrund hoher<br />

Arbeitslosigkeit war das Thema von Kampagnen. Die Qualifizierung und Beschäftigung von<br />

Arbeitslosen wurde eine zunehmend wichtige Aufgabe. Vorreiter ist der Kreisverband<br />

Minden-Lübbecke.<br />

Auch verbandspolitisch stellte sich die <strong>AWO</strong> auf die veränderten Rahmenbedingungen ein.<br />

1987 wurde ein neues Grundsatzprogramm verabschiedet. Die Professionalisierung des<br />

Verbandes und seiner Arbeit schritt voran.<br />

1989 fiel die Mauer. Die <strong>AWO</strong> OWL begleitete als Partner den Aufbau des Sozialverbandes<br />

im Bezirk Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Rückschritte erlebte die <strong>AWO</strong> Anfang der 90er Jahre in der Ausländerarbeit. Sie wurde von<br />

der Bundesregierung nicht mehr in dem Umfang wie zuvor finanziert.<br />

1992 hatte die <strong>AWO</strong> in Ostwestfalen-Lippe sieben Kreisverbände, nachdem auch im Kreis<br />

Höxter ein Kreisverband gegründet werden konnte. Daneben gab es rund 160 Ortsvereine,<br />

21.000 Mitglieder, 1.000 Mitarbeiter, 50 Kindertageseinrichtungen und 4 Seniorenzentren.<br />

Das im September 1992 eingeführte neue Logo der <strong>AWO</strong> war der äußere Eindruck<br />

innerverbandlicher Entwicklungen. Tradition und Moderne trafen sich.<br />

1993 – 2006: Neue Herausforderungen, neue Antworten<br />

1993: Dr. Manfred Ragati (<strong>AWO</strong>-Bezirksvorsitzender 1983 – 2004, <strong>AWO</strong>-<br />

Bundesvorsitzender 1992 – 2004) war im Amt, Erwin Düker übergab die Geschäftsführung<br />

an seinen langjährigen Stellvertreter Wolfgang Stadler.<br />

Im hauptamtlichen Bereich hielt die Aufwärtsentwicklung der <strong>AWO</strong> Ostwestfalen-Lippe an.<br />

So wurden in der Folgezeit rund 40 weitere Kindertageseinrichtungen im Bezirk eröffnet.<br />

Auch das Fachseminar <strong>für</strong> Altenpflege (1993), das Berufskolleg <strong>für</strong> das Sozial- und<br />

Gesundheitswesen (1995) und das Kinder- und Jugendhaus in Bielefeld-Brake (1996) sind<br />

zu nennen. Seit 1995 gibt es das Elfriede-Eilers-Zentrum in Bielefeld. 1998 wurde es von


NRW-Ministerpräsident Rau eröffnet. 1998 wurde das Wohnheim Spatzenberg <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong><br />

mit autistischen Behinderungen in Löhne, das einzige seiner Art in OWL, in Betrieb<br />

genommen.<br />

Ein wichtiger Schritt wurde 1996 vollzogen. Der mitgliederstärkste Kreisverband wurde im<br />

Namen des Bezirksverbandes berücksichtigt. Der Bezirksverband erhielt den Namen<br />

Ostwestfalen-Lippe.<br />

Nach der Einführung der Pflegeversicherung war die <strong>AWO</strong> als Trägerin von<br />

Senioreneinrichtungen gefragt. Kommunen übertrugen ihr Einrichtungen: Feierabendhaus<br />

Bad Salzuflen (1994), Wilhelm-Augusta-Stift, Bielefeld (1995), Robert-Nussbaum-Haus,<br />

Minden (1996), Seniorenzentrum Baumheide, Bielefeld (1996). 2001 geht das<br />

Seniorenzentrum Kirchlengern als letztes, selbst erbautes Seniorenzentrum in Betrieb.<br />

Der Aufbau neuer Einrichtungen war der <strong>AWO</strong> nach 2000 nur noch begrenzt möglich.<br />

Dennoch: Nischen in der Sozialarbeit wurden erschlossen, Einrichtungen und Dienste<br />

kundenorientiert vernetzt und auf Qualität geachtet. Die <strong>AWO</strong> reagierte flexibel.<br />

Als erste Trägerin in OWL ließ die <strong>AWO</strong> ihre Kindertageseinrichtungen extern zertifizieren.<br />

Im Bereich Offene Ganztagsgrundschule sind die Kreisverbände Bielefeld und Gütersloh<br />

führend. Alternative Wohn- und Betreuungsformen (ServiceWohnen Oerlinghausen 2005,<br />

ServiceWohnen Kirchlengern 2006, SeniorenHausgemeinschaft Löhne-Mennighüffen 2006)<br />

werden in der Altenhilfe angeboten. Insbesondere der Kreisverband Herford geht hier neue<br />

Wege. Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen nahmen in Bad Driburg/Höxter, Lemgo und<br />

Minden ihre Arbeit auf.<br />

Problematisch ist <strong>für</strong> die <strong>AWO</strong> eine andere Entwicklung: Die Mitgliederzahl und die<br />

Bereitschaft zum Ehrenamt im Verband sind rückläufig. Das Interesse an<br />

vereinsungebundenem sozialen Engagement dagegen nicht. Die Antwort der <strong>AWO</strong>: Die<br />

Freiwilligenakademie OWL. Sie organisiert seit 2001 Angebote <strong>für</strong> Freiwillige in <strong>AWO</strong>-<br />

Einrichtungen. Besonders erfolgreich sind ihre Kampagnen Kinderlobby und Arbeit mit<br />

dementiell erkrankten <strong>Menschen</strong>.<br />

Die <strong>AWO</strong> in OWL 2006, das sind 15.000 Mitglieder in 147 Ortsvereinen und sieben<br />

Kreisverbänden. Rund 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in 250 Einrichtungen und<br />

Diensten beschäftigt. Über 100 Kindertageseinrichtungen und 9 Seniorenzentren gehören<br />

dazu.<br />

Die <strong>AWO</strong> in OWL 2006, das bedeutet aber auch: Die Finanzierung sozialer Arbeit wird<br />

schwieriger. Die Anforderungen an die Arbeit wachsen. Der Wettbewerb hat zugenommen.<br />

Norbert Wellmann, Bezirksvorsitzender seit 2004:<br />

„Das Netzwerk der <strong>AWO</strong> und ihr besonderes Profil als Mitgliederverband und<br />

Mitarbeiterorganisation bieten Chancen, die wir nutzen müssen. Die Kompetenzen<br />

und Ressourcen von Freiwilligen, Mitgliedern und Beschäftigten müssen<br />

gleichermaßen im Interesse der betreuten <strong>Menschen</strong> eingesetzt werden. Sie sind das<br />

besondere Plus der <strong>AWO</strong>.<br />

Neue Wege müssen auch in der Finanzierung der Arbeit gegangen werden. Die<br />

Elfriede-Eilers-Stiftung ist ein ermutigender Anfang. Solidität im Wirtschaften und<br />

Kontinuität im Handeln zeichnen die <strong>AWO</strong> aus und das soll so bleiben. Weiterhin gilt:<br />

Gemeinsam können wir viel bewegen!“


Die <strong>AWO</strong> in Ostwestfalen-Lippe dankt:<br />

• allen Kindern, Jugendlichen, Eltern, Familien und Senioren, die der <strong>AWO</strong> ihr<br />

Vertrauen schenken<br />

• ihren Partnern in Politik, Verwaltung und Wirtschaft, die das Wirken der <strong>AWO</strong> möglich<br />

machen<br />

• den Medien <strong>für</strong> Ihre Berichterstattung, die die Arbeit erleichtert<br />

• den Spendern und Sponsoren <strong>für</strong> ihre Unterstützung, die manches erst ermöglicht<br />

• den Freiwilligen, die die soziale Arbeit bereichern und ergänzen<br />

• den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern <strong>für</strong> ihre professionelle und äußerst engagierte<br />

Mitarbeit<br />

• und insbesondere den Mitgliedern, die Zeit, Arbeit und viel Engagement einbringen,<br />

um die Ideale der <strong>AWO</strong>: Freiheit, Gleichheit, Solidarität und Gerechtigkeit zu leben.

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