Pfarrbrief Herbst 2012 - Katholische Pfarrgemeinde Sanctissima ...
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Liebe Brüder und Schwestern im Glauben,<br />
am 11. Oktober 1962 begann das II. Vatikanische Konzil, die große Weltversammlung der Bischöfe,<br />
um – vom Hl. Geist geführt – Glaube und Kirche in Christus zu erneuern. Papst Benedikt legt uns ans<br />
Herz, das Goldene Jubiläum mit einem „Jahr des Glaubens“ zu begehen, in dem wir uns um Glaubenserneuerung<br />
und –vertiefung bemühen, die Freundschaft mit Christus und die Schönheit unseres<br />
Glaubens neu entdecken und leben. Der Glaube hat immer zwei Aspekte: der personale (1) und der<br />
inhaltliche (2).<br />
(1) Als Jünger Jesu glauben wir - wie am Anfang der Kirche und zu allen Zeiten - an eine Person:<br />
Jesus Christus, dem wir unser Vertrauen schenken und der uns in Seine Freundschaft ruft, wenn er<br />
sagt: ich nenne euch nicht Knechte, ich nenne euch Freunde. Glaube ist also zunächst eine persönliche<br />
Beziehung zum Herrn. Das lateinische Wort „credo“ (ich glaube) beschreibt diese personale<br />
Seite des Glaubens sehr schön, denn es kommt von „cor-dare“ (das Herz geben). Das Herz schenken<br />
wird man nur jemandem, den man liebt, zu dem man eine persönliche Beziehung hat. Ohne dieses<br />
persönliche Verhältnis zum Herrn kann man nicht Christ sein. Das Jahr des Glaubens möge uns Anlass<br />
sein, die Freundschaft mit Christus im persönlichen Gebet, im Gottesdienst und im Betrachten<br />
der Hl. Schrift zu vertiefen.<br />
(2) Je länger die Jünger Jesu von seiner Person begeistert sind, umso stärker kommt dann die inhaltliche<br />
Komponente des Glaubens dazu (nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr, wird in das<br />
Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters tut). Man kann nicht die Person<br />
Jesu haben, aber seine Botschaft ablehnen. Aber da spielen viele nicht mehr mit; sie wenden sich<br />
von Jesus ab: seine Worte sind hart; wer kann das mit anhören?! Bis heute sagen viele: ich lasse mir<br />
doch meinen Glauben nicht vorschreiben! Sie können sich nicht damit anfreunden, dass Gott selbst<br />
in diese Welt hineingekommen ist, sich eingeschrieben hat in die Geschichte der Menschheit und<br />
den Weg zu Gott vorgeschrieben hat in den Schriften des Alten und Neuen Testaments, in dem Gottessohn<br />
Jesus Christus, dem einzigen Mittler, der mit Seinem mystischen Leib – die Kirche mit ihren<br />
Sakramenten – bis ans Ende der Zeiten die Menschen mit Gott verbindet. Wenn wir diese inhaltlichen<br />
„Vorgegebenheiten“ – Offenbarung Gottes in Schrift und Tradition – demütig annehmen und<br />
uns gläubig einfügen lassen in Gottes Heilswirklichkeit, dann leben wir wirklich als Kinder Gottes in<br />
Gemeinschaft mit Gott – was kann es Schöneres geben?!“ Die Hl. Schrift sagt: Glaube kommt vom<br />
Hören, das heißt: Horchen – Gehorchen. Die heutige Krise des Glaubens besteht nicht nur darin,<br />
dass die meisten Christen nicht viel Ahnung von den Inhalten des Glaubens haben, sondern dass<br />
ihnen auch die Demut fehlt, den Glauben im Gehorsam anzunehmen. Ohne die gläubige Annahme<br />
der Botschaft Jesu kann man nicht Christ sein. Das Jahr des Glaubens möge uns Anlass sein, die<br />
Inhalte unseres Glaubens besser kennen zu lernen im Studium von Bibel und Katechismus.<br />
In einem individualistischen Zeitalter meinen viele, Kirche sei eine menschliche Gesellschaft, in der<br />
man sich über seine religiösen Interessen und Erfahrungen austauscht und vielleicht auch irgendwie<br />
einigt. So entstehen „basisdemokratisch“ immer neue Sekten, die keinen Bestand haben können,<br />
weil ihnen die Verankerung in der Offenbarung Gottes in Schrift und Tradition fehlt. Für den Glauben<br />
ist es unerheblich, was Frau X. meint oder Herr Y. denkt – beide können das Heil nur finden,<br />
wenn sie aus ihrem kleinen subjektiven „Ich“ herauskommen in die Fülle des Glaubens, in die Größe<br />
Gottes, der sich in Seiner Liebe den Menschen geoffenbart hat und ihnen Anteil an Seinem Ewigen<br />
Göttlichen Leben schenkt.<br />
So möge das Jahr des Glaubens uns alle zu einer Gewissenserforschung anleiten und uns eine neue<br />
Hinwendung zu Christus und Seiner Botschaft schenken, damit wir das Leben haben und es in Fülle<br />
haben – wie es der Herr selbst versprochen hat.<br />
Im Gebet verbunden<br />
Ihr<br />
Michael Theuerl, Pfr.<br />
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