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Kapitel 12: Die Verkehrssituation vor 150 Jahren

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<strong>Die</strong> Bauunternehmung akzeptierte diese Bitte mit der Bedingung, ihr diesenHutungsgrund unentgeltlich zu überlassen.Am 9. Februar 1882 begannen die Verhandlungen mit den betroffenen Grundbesitzernüber die von der Eisenbahngesellschaft zu zahlende Entschädigung,und es wurde der Betrag von 1000 fl. für das Joch (1 Wiener Joch = 5754,6 m 2 )Grund als Entschädigung vereinbart.In den nächsten Tagen folgten die Verhandlungen mit den Grundbesitzern deranderen Gemeinden, welche sich zum größten Teil den Verhandlungsergebnissender Stadtgemeinde Schatzlar anschlossen. Lediglich einige wenigeGrundbesitzer aus Lampersdorf und Königshan waren nicht einverstandenund wollten es auf eine Expropriation (Enteignung) ankommen lassen,weshalb bald darauf eine gerichtliche Schätzung der Grundstücke erfolgte.Im Monat März 1882 wurde mit dem Bau der Eisenbahn längs der ganzenStrecke begonnen und am 30. März der Grundstein zum Stationsgebäude inSchatzlar gelegt. Nach den Pfingstfeiertagen wurden die ersten Schienenverlegt, auf welchen zuerst mit Handwagen, später mit einer »Dampfmaschine«und Lastwagen der Schotter zum Auffüllen der Bahntrasse vomJulienschachte der Gebrüder Müller herbeigeschafft werden konnte.Emanuel Baudisch, zu damaliger Zeit Bürgermeister von Schatzlar und engagierterInteressenvertreter am Bau der Eisenbahnstrecke, beendet seinenhandgeschriebenen Bericht mit den Worten:»Am 5. Oktober (1882) fand nach <strong>vor</strong>hergegangener Collaudierungskommission(Kollaudierung: Prüfung und Abnahme, d. Hrsg.) Nachmittags dieEröffnungsfahrt statt; der Zug gieng unter großer Beteiligung der hiesigengeladenen und ungeladenen Bevölkerung vom Schatzlarer Bahnhofe nachKönigshan ab, und Abends wieder zurück.314Schatzlar im Dezember 1882.E. Baudisch« 3Zu dieser Eröffnungsfahrt waren die Schulkinder eingeladen worden, für dienicht nur der schulfreie Tag, sondern <strong>vor</strong> allem der neuartige Ausflug mit derBahn zu einem unvergeßlichen Erlebnis wurde, zudem gab es noch für alleFahrgäste einen kostenlosen Imbiß in Königshan.<strong>12</strong>.2.3 Leistungen der LokalbahnJosef Wander<strong>Die</strong> Lokalbahn Königshan-Schatzlar hatte die »Österreichische-Lokal-Eisenbahngesellschaft(ÖLEG)« gebaut und unterhalten. Sie besaß bei Inbetriebnahme1 <strong>Die</strong>nstwagen, 1 Personenwagen 3. Klasse und 2 Personenwagen 3.Klasse mit je einem 2. Klasse Abteil, 5 vierachsige geschlossene Güterwagen,Lokomotive mit offenem Güterwagen. Auffällig der große Funkenfänger,um den sonst dicke Rauchwolken ausstoßenden Schornstein des »Pockel«30 (wenig später 50) Kohlenwagen mit je 10 t Ladegewicht und 1 (später 2)Lokomotiven, die man scherzhafterweise »Pockel« und »Asthmachristel«nannte. <strong>Die</strong> Züge fuhren bis zum Lokalbahnhof Königshan, und da keinedirekte Schienenverbindung mit der Hauptstrecke bestand, mußten hier dieKohlen umgeladen werden.Im Jahre 1900 übernahm die Süd-Norddeutsche Verbindungsbahn (SNDVB)die Verwaltung der Lokalstrecke und stellte sofort die fehlende Schienenverbindungher, so daß die Kohlen ohne Umladung weitertransportiert werdenkonnten.1910 verstaatlichte man die k.k. private Österreichische Nordwestbahn (ÖNWB)sowie die private Süd-Norddeutsche Verbindungsbahn (SNDVB) und wurdevon der Verwaltung der k.k. Staatsbahn (k.k.St.B.) übernommen. <strong>Die</strong>Österreichische-Lokal-Eisenbahn-Gesellschaft (ÖLEG) wurde als staatseigenePrivatbahn geführt.Der Bahnhof Schatzlar hatte einen regen Güterverkehr. Rohmaterialien wieKaolin, Tonerde, Kohle für die Porzellanfabrik Pohl; Sand, Glasscherben,Pottasche, Glaubersalz für die Glasfabrik Riedel; Flachs und Flachswerg fürdie mechanische Flachsgarnspinnerei Buhl; Hadern, Zellulose und Altpapierfür die Rohpappenfabrik Reimann in Brettgrund; Baumaterialien, Ziegel,Bausand, Kalk, Zement für die verschiedenen Bauunternehmungen und allerleiGebrauchsgüter für die Kaufleute brachte die Bahn nach Schatzlar. Abgefahrenwurden Porzellanwaren, Isolatoren, Flaschenverschlüsse, Rohglas inStengeln, Leinengarn und Rohdachpappe. All diese Güter gingen zum großenTeil nicht nur nach Deutschland, sondern auch in den Export nach Schweden,Holland, Belgien, Frankreich, Schweiz, Österreich, Ungarn, Polen und inüberseeische Länder wie nach Afrika und in die USA.

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