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Kapitel 12: Die Verkehrssituation vor 150 Jahren

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gen der Frauen kam der große Abschied. Doch da merkten die Daheimbleibenden,daß der letzte Wagen unbesetzt war. Flugs stiegen sie in denWaggon, denn sie wollten ihre Männer noch ein Stück begleiten. <strong>Die</strong> Lokomotivepfiff, und der Zug setzte sich langsam in Bewegung. Da merkten die Frauenund Bräute, daß der letzte Wagen stehen blieb; man hatte ihn <strong>vor</strong>sorglichabgekoppelt, und plötzlich verwandelte sich der Abschiedsschmerz in lautesGeschrei und Geschimpfe.Franz GROSSWie bei allen Ämtern und <strong>Die</strong>nstellen wurden auch bei der Bahn ab 1933 dieAngestellten mit weniger als zehn <strong>Die</strong>nstjahren entlassen, jene mit mehr<strong>Die</strong>nstjahren ins Landesinnere versetzt und als Ersatz Tschechen eingewiesen.weißen Dampfwolken tsch, tsch, tsch Richtung Schwarzwasser Drehe. Es gabkein Schimpfwort, keinen bösen Blick, nur lachende Gesichter an den Waggonfenstern.Damals war der alte Nezděra Lokomotivführer.Gemeinsam mit meinen Freundinnen, denen ich die Geschichte erzählt hatte,sangen wir:Schatzlar ist ein schönes Städtchen.Es hat auch eine Eisenbahn,die aber fährt sehr langsam, langsam,da braucht man keine Angst zu ham.Emmi SCHREIBEREin unserer <strong>Die</strong>nststelle zugewiesener Tscheche -wir nannten ihn »Frante«-hatte bisher noch keinen <strong>Die</strong>nst auf einem Bahnhof versehen, und ich mußteihn mit dem Hinweis am Güterboden einsetzen, daß er sich auch bald dieKenntnisse für den Rangierdienst aneignen müsse. Er war willig und strebsam.Nachdem er etwa sechs Wochen bei uns war, hieß ich ihn die Weichenschmieren, und so bekam er Öl, Pinsel und Putzwolle. Nach geraumer Zeit kamKarl Baudisch zu mir und sagte, ich solle mir mal ansehen, was der »Frante«treibe. Als ich zu ihm kam, sah ich, daß er die Schienen sauber mit Ölbestrichen, sie aber inzwischen wieder mit der Putzwolle fein säuberlichabgewischt hatte.Ein anderer, namens Duschek, der ebenfalls kein Wort deutsch sprach undverstand, hatte einmal mit mir zusammen abends den letzten <strong>Die</strong>nst beimeinlaufenden Zug. Von den Orten Bober, Schwarzwasser und Schatzlar,kamen zum Frühzug viele mit dem Fahrrad, das sie bis zu ihrem <strong>Die</strong>nstschlußam Bahnhof einstellten. Duschek, der die Fahrkarten am Ausgang einsammelte,wurde von einer Boberin mit den Worten angesprochen: »Ich will’s Rad!«Duschek deutete auf die Tür mit der Aufschrift »Für Damen« und antwortete:»Tam srát !« (Dort schei ... ). Das Fräulein kam empört zu mir in dasAmtszimmer und beklagte sich wortreich. Ich erklärte der Dame das sprachlicheMißverständnis und ließ ihr das Rad aushändigen. Josef WANDERZum Schatzlarer KirchenfestAn einem schönen Sonntag war meine Schwester bei uns zuhause auf Besuch.Ehe sie ging, wurde ihr natürlich einiges mitgegeben. <strong>Die</strong>smal war es einKarton voll Porzellanfigürchen. Als sie ging, begleiteten wir sie ein Stück, undals wir heimkamen, steht - o Schreck - der Karton noch auf dem Tisch. Ich, hupsdi wups di, schnapp mir das Geschenk und ab gehts zur Bahn. Als ich zumBahnhof kam, fährt der Zug gerade schön gemütlich am Magazine <strong>vor</strong>bei.Wart, dachte ich, dich krieg ich noch. Ich rannte, so schnell ich konnte undschrie aus vollem Halse: »Hallo, hallo! Du host die Schachtl vrgassa! <strong>Die</strong>Schachtl, die Schachtl!« Und was ich nicht zu hoffen gewagt hatte, geschah:Der Zug blieb stehen, hilfreiche Hände streckten sich mir entgegen undnahmen mir den Karton ab. Und weiter gings mit schwarzem Qualm und318

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