4 Magnetisches Feld
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4 Magnetisches Feld
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4 <strong>Magnetisches</strong> <strong>Feld</strong><br />
Das magnetische <strong>Feld</strong> wird als ein Raumzustand betrachtet, der von bewegten elektrischen<br />
Ladungen verursacht wird und der sich seinerseits wiederum in Kraftwirkungen auf bewegte<br />
elektrische Ladungen auswirkt. Man kann somit das magnetische <strong>Feld</strong> als eine Art Zwischenträger<br />
ansehen, über den sich die zwischen bewegten elektrischen Ladungen auftretenden<br />
Kraftwirkungen, auf die letztlich auch die Spannungsinduktion zurückgeführt werden kann,<br />
zweckmäßig und anschaulich beschreiben lassen.<br />
4.1 Beschreibung und Berechnung des magnetischen <strong>Feld</strong>es<br />
Trotz der Vielfalt der heute verwendeten technischen Werkstoffe genügt es, im Rahmen praktischer<br />
Rechnungen diese hinsichtlich ihrer magnetischen Eigenschaften in nur zwei Gruppen<br />
einzuteilen. Die magnetisch neutralen Stoffe wie Luft, Wasser, Nichteisenmetalle, Kunststoffe<br />
usw. dürfen bei der praktischen Berechnung magnetischer <strong>Feld</strong>er wie Vakuum behandelt werden.<br />
Dagegen zeigen die ferromagnetischen Stoffe ein extrem „verstärkendes“, aber nichtlineares<br />
Magnetisierungsverhalten. Wegen der herausragenden praktischen Bedeutung der ferromagnetischen<br />
Werkstoffe werden ihre magnetischen Eigenschaften ausführlich in Abschn. 4.2<br />
behandelt, im Abschn. 4.1 aber im Rahmen der allgemeinen Darstellung nur gestreift.<br />
4.1.1 Wesen und Darstellung des magnetischen <strong>Feld</strong>es<br />
4.1.1.1 Wirkungen und Ursachen des magnetischen <strong>Feld</strong>es. Das magnetische <strong>Feld</strong><br />
äußert sich ähnlich wie das Gravitationsfeld oder das elektrische <strong>Feld</strong> in Kraftwirkungen. Besonders<br />
auffällig sind diese an Eisenteilen in der Nähe von Naturmagneten oder stromdurchflossenen<br />
Leitern. Neben solchen direkt zu beobachtenden äußeren Kräften bewirkt das magnetische<br />
<strong>Feld</strong> auch noch Kräfte im Inneren von elektrischen Leitern. Diese nicht direkt als<br />
mechanische Kräfte messbaren Wirkungen verursachen Ladungstrennungen, die als elektrische<br />
Spannungen in Erscheinung treten. Üblicherweise werden sie als Induktionsvorgang beschrieben,<br />
d.h., das magnetische <strong>Feld</strong> induziert elektrische Spannungen. Man unterscheidet also zwei<br />
Wirkungen des magnetischen <strong>Feld</strong>es, die Kraftwirkungen, die in Abschn. 4.3.2, und die Induktionswirkungen,<br />
die in Abschn. 4.3.1 erläutert sind.<br />
Alle hier beschriebenen Wirkungen können gleichermaßen in der Umgebung elektrischer Ströme<br />
als auch in der von Naturmagneten beobachtet werden. Man nimmt nach dem heutigen<br />
Kenntnisstand die Elektronenbewegung oder allgemeiner die Bewegung elektrischer Ladungen<br />
als die primäre Ursache magnetischer Erscheinungen an. In Naturmagneten handelt es sich<br />
um die Eigenbewegung der Ladungsträger im atomaren Verband, bei fließenden Strömen um<br />
die durch eingeprägte Kräfte (Spannung) angetriebene, makroskopisch messbare (z.B. mit<br />
einem Strommesser) Bewegung freier Ladungsträger (freie Elektronen im Leiter).<br />
4.1.1.2 <strong>Feld</strong>bilder und <strong>Feld</strong>linien. Da das magnetische <strong>Feld</strong> sich in Kraftwirkungen äußert,<br />
muss es wie diese auch einen Richtungscharakter haben, d.h., es muss für jeden Punkt des<br />
Raumes nicht nur eine bestimmte Intensität, sondern auch eine bestimmte Richtung angegeben
4.1.1 Wesen und Darstellung des magnetischen <strong>Feld</strong>es 151<br />
werden. Daher muss das magnetische <strong>Feld</strong> mit Hilfe von Vektoren, d.h. als Vektorfeld, beschrieben<br />
werden.<br />
Den Richtungscharakter kann man experimentell sehr anschaulich darstellen, indem man kleine<br />
längliche Eisenteilchen etwa in Form von Eisenfeilspänen oder kleinen Magnetnadeln in ein<br />
Magnetfeld, z.B. in die Umgebung eines stromdurchflossenen Leiters, bringt.<br />
Die Eisenteilchen stellen sich durch die auf sie wirkenden mechanischen Kräfte in die Wirkungsrichtung<br />
des magnetischen <strong>Feld</strong>es ein, wie Bild 4.1 zeigt, in dem auf ein Kartonblatt<br />
Bild 4.1 Mit Hilfe von Eisenfeilspänen dargestelltes magnetisches <strong>Feld</strong> eines stromdurchflossenen<br />
geraden Leiters (a) und einer stromdurchflossenen Windung (b)<br />
Bild 4.2 <strong>Feld</strong>linienbilder eines stromdruchflossenen geraden Leiters (a) und einer stromdurchflossenen<br />
Windung (b), jeweils senkrecht zum Leiter bzw. zur Windungsebene<br />
gestreute Eisenfeilspäne in der Umgebung einfacher Leiteranordnungen dargestellt sind. In<br />
Bild 4.1a tritt der Leiter in der Mitte senkrecht durch das Kartonblatt hindurch. Bild 4.1b zeigt<br />
ein Kartonblatt, welches durch den Durchmesser eines vom Strom durchflossenen Drahtringes<br />
senkrecht zur Ringebene gelegt ist.<br />
Ähnlich anschaulich wie die experimentell aufgenommenen Bilder mit Eisenfeilspänen sind<br />
die aus analytischen Überlegungen und Rechnungen gewonnenen <strong>Feld</strong>linienbilder (s. Abschn.
152 4.1 Beschreibung und Berechnung des magnetischen <strong>Feld</strong>es<br />
3.2.1), wie sie z.B. in den Bildern 4.2 bis 4.4 wiedergegeben sind. Es darf dabei aber nicht<br />
übersehen werden, dass diese Liniendarstellung nur die anschauliche Wiedergabe einer Modellvorstellung<br />
für das kontinuierlich den Raum durchsetzende, in seinem physikalischen Wesen<br />
nicht weiter zu erklärende magnetische <strong>Feld</strong> ist. Es darf den <strong>Feld</strong>linien also keinerlei körperliche<br />
Existenz beigemessen werden.<br />
Für die <strong>Feld</strong>er des geraden Leiters und der Windung entsprechend Bild 4.1 sind die zugehörigen<br />
<strong>Feld</strong>linienbilder in Bild 4.2 wiedergegeben. Darin bedeuten die mit Kreuz bzw. Punkt<br />
bezeichneten kleinen Kreise die Querschnitte der Leiter mit den in die Bildebene hinein- bzw.<br />
herausfließenden Strömen.<br />
In den beiden <strong>Feld</strong>linienbildern 4.3 und 4.4 sind die <strong>Feld</strong>er von Spulen mit 3 bzw. vielen Windungen<br />
dargestellt. Mit Spulen lassen sich magnetische <strong>Feld</strong>er großer Intensität erzeugen, z. B.<br />
in elektrischen Maschinen.<br />
Bild 4.3 <strong>Feld</strong>linienbild einer Spule mit drei<br />
stromdurchflossenen Windungen<br />
Bild 4.4 <strong>Feld</strong>linienbild einer langen zylindrischen Spule mit eng aneinanderliegenden Windungen (a)<br />
und eines geometrisch vergleichbaren Naturmagneten (b)<br />
4.1.1.3 <strong>Feld</strong>richtung und Polarität. In den Bildern 4.2 bis 4.4 sind an den <strong>Feld</strong>linien<br />
Richtungspfeile angetragen, ohne dass dieses begründet wurde. Wie häufig bei solchen Angaben<br />
ist die Wahl der Richtung zunächst willkürlich, hat dann allerdings Konsequenzen auf die<br />
auf ihnen aufbauenden weiteren Gesetzmäßigkeiten. So kann auch die Richtungsfestlegung für<br />
das Magnetfeld, die entsprechend den Beschreibungen in Abschn. 4.1.3.2 in den Bildern 4.2<br />
bis 4.4 angegeben ist, lediglich historisch begründet werden.<br />
Die in allen <strong>Feld</strong>bildern zu erkennende rechtswendige Umschlingung der elektrischen Strömung<br />
durch magnetische <strong>Feld</strong>linien folgt aus der allgemein für magnetische <strong>Feld</strong>er gültigen<br />
Rechtsschrauben- oder auch Korkenzieherregel:<br />
Denkt man sich eine Rechtsschraube in der konventionellen Stromrichtung (s. Bild 4.2a) vorwärts<br />
geschraubt, so stimmt die zugehörige Drehrichtung mit der <strong>Feld</strong>richtung überein. Oder<br />
auch umgekehrt: beim Vorwärtsschrauben in <strong>Feld</strong>richtung entspricht die Drehrichtung der<br />
Stromrichtung in der felderzeugenden Spule (s. Bild 4.2b und 4.3).
4.1.2 Vektorielle <strong>Feld</strong>größen des magnetischen <strong>Feld</strong>es 153<br />
Zur Kennzeichnung der Richtung eines <strong>Feld</strong>es, das von nicht messbaren Ladungsbewegungen,<br />
also z.B. mikrokosmischen Ladungsbewegungen in Naturmagneten, erregt wird, bezeichnet<br />
man die Austrittsfläche der <strong>Feld</strong>linien als Nordpol und die Eintrittsfläche als Südpol (s. Bild<br />
4.4). Diese Bezeichnungen sind ursprünglich über die Kompassnadel (kleiner Naturmagnet)<br />
aus denen der geographischen Pole der Erde abgeleitet. Da sich aber ungleichnamige Magnetpole<br />
anziehen, ergibt sich, dass der geographische Nordpol, auf den der Nordpol der Kompassnadel<br />
weist, der magnetische Südpol der Erde ist und umgekehrt. Auch bei stromdurchflossenen<br />
Spulen, die ja die gleichen magnetischen Wirkungen wie Naturmagnete zeigen,<br />
werden die Aus- bzw. Eintrittsflächen häufig als Nord- bzw. Südpol bezeichnet (s. Bild 4.4).<br />
4.1.2 Vektorielle <strong>Feld</strong>größen des magnetischen <strong>Feld</strong>es<br />
Die in Abschn. 4.1.1.2 und 4.1.1.3 erläuterten <strong>Feld</strong>bilder vermitteln einen mehr qualitativen<br />
Eindruck darüber, wie sich das magnetische <strong>Feld</strong> in Richtung und Intensität über den Raum<br />
ausbreitet. Quantitativ wird dieses zweckmäßigerweise mit Hilfe von <strong>Feld</strong>vektoren beschrieben,<br />
die für den einzelnen Raumpunkt definiert und als Funktion der Raumkoordinaten – Ortsfunktion<br />
– angegeben werden können (s. Abschn. 3.1.1).<br />
4.1.2.1 Magnetische Flussdichte. Das magnetische <strong>Feld</strong> hat an einem bestimmten Punkt<br />
eines Raumes eine bestimmte Richtung und eine bestimmte Intensität 1) , die beide durch einen<br />
diesem Punkt zugeordneten <strong>Feld</strong>vektor vollständig beschrieben werden können.<br />
Die Ortsabhängigkeit der <strong>Feld</strong>richtung folgt bereits offensichtlich aus Bild 4.1, das aber darüber<br />
hinaus auch noch einen Eindruck von der Ortsabhängigkeit der Intensität des <strong>Feld</strong>es vermittelt.<br />
Beispielsweise ist die Richtungsorientierung der Eisenfeilspäne in der Nähe des stromdurchflossenen<br />
Leiters sehr deutlich, mit zunehmender Entfernung von diesem aber immer<br />
weniger ausgeprägt zu erkennen. Mit kleiner werdender <strong>Feld</strong>intensität werden die Späne in<br />
immer geringerem Maße gegen ihre Reibung auf dem Kartonblatt in die <strong>Feld</strong>richtung gedreht.<br />
Analog zu den Erläuterungen in Abschn. 3.2.1 ist in den <strong>Feld</strong>linienbildern 4.2 bis 4.4 die Ortsabhängigkeit<br />
der <strong>Feld</strong>intensität dadurch zum Ausdruck gebracht, dass der Abstand zwischen<br />
den einzelnen <strong>Feld</strong>linien jeweils umgekehrt proportional der Stärke des <strong>Feld</strong>es (Betrag des<br />
<strong>Feld</strong>vektors) in diesem Gebiet gewählt ist. Die Dichte der <strong>Feld</strong>linien ist also ein Maß für die<br />
Intensität des <strong>Feld</strong>es. Da man beliebig viele <strong>Feld</strong>linien zeichnen kann, ist zu beachten, dass der<br />
Abstand aber kein absoluter, sondern nur ein relativer Maßstab ist.<br />
Für die mathematisch exakte Beschreibung der <strong>Feld</strong>intensität nach Betrag und Richtung ist<br />
eine Vektorgröße festgelegt, die als magnetische Flussdichte bezeichnet und mit dem Größensymbol<br />
B � dargestellt wird. Ihre Definition ist im Folgenden anschaulich anhand des Bildes<br />
4.5 erläutert.<br />
In der historischen Entwicklung wurde die Richtung des Flussdichtevektors B � so festgelegt,<br />
dass er in Längsrichtung eines frei beweglich im <strong>Feld</strong> angeordneten magnetischen Dipols (z.B.<br />
Kompassnadel) von dessen Süd- zum Nordpol weist (Bild 4.5a). Der Betrag der magnetischen<br />
Flussdichte wurde aus dem Drehmoment abgeleitet, mit dem sich der magnetische Dipol in die<br />
<strong>Feld</strong>richtung einstellt. Heute wird die magnetische Flussdichte unter Beibehaltung der ursprünglichen<br />
Richtungsfestlegung aus der Kraftwirkung F � auf eine mit der Geschwindigkeit v � im Magnetfeld<br />
bewegte elektrische Ladung definiert, wie ebenfalls in Bild 4.5 dargestellt ist.<br />
1) Hier wird absichtlich das naheliegende Wort „Stärke“ vermieden, da man unter der „<strong>Feld</strong>stärke“ nach<br />
der historischen Bezeichnung etwas anderes als die hier zunächst für die Wirkung des <strong>Feld</strong>es maßgebende<br />
Intensitätsgröße versteht (s. Abschn. 4.1.2.3).
154 4.1 Beschreibung und Berechnung des magnetischen <strong>Feld</strong>es<br />
Bild 4.5 Richtungsdefinition für die magnetische Flussdichte B �<br />
Hat die mit der Geschwindigkeit v � bewegte Ladung Q eine sehr kleine räumliche Ausdehnung<br />
– Punktladung –, so lassen sich für jeden Raumpunkt folgende Feststellungen treffen:<br />
a) Der auf die Ladung Q wirkende Kraftvektor F � steht immer rechtwinklig auf der Ebene,<br />
die durch die Vektoren der Ladungsgeschwindigkeit v und der magnetischen Flussdichte B �<br />
festgelegt ist.<br />
b) Die Richtung des Kraftvektors F � auf eine positive Ladung Q weist in die Richtung der<br />
Axialbewegung einer Rechtsschraube (Korkenzieher), die man sich so gedreht vorstellt, dass<br />
der Geschwindigkeitsvektor v � auf kürzestem Weg in die Richtung des Flussdichtevektors B �<br />
gelangt.<br />
c) Der Betrag des Kraftvektors F � ist von dem Betrag der Ladung Q, von den Beträgen des<br />
Flussdichtevektors B � und des Geschwindigkeitsvektors v � und dem Sinus des von diesen<br />
beiden Vektoren eingeschlossenen Winkels α abhängig.<br />
F = QvBsinα (4.1)<br />
Die in a) bis c) beschriebenen experimentellen Beobachtungen bzw. Festlegungen lassen sich<br />
mathematisch mit Hilfe eines Vektorproduktes<br />
� � �<br />
F = Qv ( × B)<br />
(4.2)<br />
zusammenfassen. Diese im Magnetfeld auf bewegte Ladungen ausgeübte Kraft wird als Lorentzkraft<br />
bezeichnet zur Unterscheidung von der vom elektrischen <strong>Feld</strong> ausgeübten Coulombkraft,<br />
die auch auf ruhende Ladungen wirkt (s. Abschn. 3.1.2.2 und 4.3.1.1).<br />
Beispiel 4.1<br />
Ein heute häufig verwendeter Sensor zur praktischen Messung der magnetischen Flussdichte B � ist der<br />
Hall-Generator. Dieser besteht entsprechend Bild 4.6a aus einem flachen Halbleiter der Dicke d und der<br />
Breite b, der von einem Steuerstrom I durchflossen wird. Quer zur Richtung des Steuerstromes I kann<br />
über die Breite b des Halbleiters die Hall-Spannung U H abgegriffen werden. Es ist zu erläutern, dass das<br />
Messprinzip des Hall-Generators direkt durch die Definitionsgleichung für die magnetische Flussdichte<br />
B � Gl. (4.2) beschrieben werden kann.
4.1.2 Vektorielle <strong>Feld</strong>größen des magnetischen <strong>Feld</strong>es 155<br />
Bild 4.6 Prinzip des Hall-Generators<br />
a) perspektivische Darstellung der Halbleiterplatte<br />
b) Querschnitt A – A<br />
Ohne Einwirkung eines Magnetfeldes verteilt sich der Strom I homogen über den Querschnitt bd des<br />
Halbleiters, sodass sich nach Gl. (3.31) eine Stromdichte S = I / (bd) einstellt, der nach Gl. (3.33) die<br />
Strömungsgeschwindigkeit v = S/( ne)<br />
� �<br />
der Ladung in Längsrichtung des Halbleiters entspricht. Wird der<br />
Hall-Generator in ein Magnetfeld gebracht, so wirken auf die strömenden Ladungen Kräfte F � entsprechend<br />
Gl. (4.2), die die Ladungen Q senkrecht zu ihrer Geschwindigkeit v � an den Rand des Halbleiters<br />
drängen. Es stellt sich somit senkrecht zur Längsrichtung ein Ladungsunterschied ein, dem eine Spannung<br />
UH entspricht, die gemessen werden kann und die bei konstantem Steuerstrom I – konstante Ladungsgeschwindigkeit<br />
v = I / bdne) – ein Maß für die magnetische Flussdichte B ist.<br />
Nach Gl. (4.2) ist die Kraftwirkung und damit die Hall-Spannung UH nicht nur von dem Betrag der magnetischen<br />
Flussdichte B, sondern auch von deren Richtung zur Geschwindigkeitsrichtung der Ladung<br />
abhängig. Ordnet man den Hall-Generator so an, dass seine Längsachse und damit der Vektor der Ladungsgeschwindigkeit<br />
v � in der Flussdichterichtung B � liegt (α = 0 oder α = π), so ist nach Gl. (4.2) die<br />
Kraft auf die Ladung F � = Q ( v � × B � ) = Qv B sin α = 0 und damit auch die Hall-Spannung UH Null. Liegt<br />
der Hall-Generator mit seiner Längsachse senkrecht zur magnetischen Flussdichte (α = π / 2 oder α = 3 π / 2),<br />
so steht der Kraftvektor F � = Q ( v � × B � ) mit maximalem Betrag | Q | vB senkrecht auf der Ebene, die<br />
durch die Ladungsgeschwindigkeit v � in Längsachse des Halbleiters und den Flussdichtevektor B � bestimmt<br />
ist (s. Bild 4.6b). Der Kraftvektor F � liegt aber nur dann auch in der Halbleiterebene, wenn dieser<br />
mit seiner Breite b senkrecht zur <strong>Feld</strong>richtung steht. Bei beliebigem Winkel ß zwischen der Querachse<br />
des Halbleiters und dem Flussdichtevektor B � entsprechend Bild 4.6b bewirkt nur die Komponente F cos ß,<br />
die in der Halbleiterebene liegt, die Ladungstrennung quer zur Längsachse und damit die Hall-Spannung<br />
UH über die Breite b des Halbleiters.<br />
Soll die magnetische Flussdichte B � an einem beliebigen Ort bestimmt werden, so wird der Hall-<br />
Generator an diesen Ort gebracht, um Längs- und Querachse gedreht so eingestellt, dass sich die maximale<br />
Hall-Spannung UH ergibt. Damit ist die Wirkungslinie des Flussdichtevektors B � entsprechend Gl.<br />
(4.2) senkrecht zur Fläche des Hall-Generators festgestellt (α = ß = π / 2 oder 3 π / 2). Die Richtung und<br />
der Betrag des Flussdichtevektors können nach den Erläuterungen in Abschn. 4.3.1.1 aus Richtung und<br />
Betrag der Hall-Spannung UH bestimmt werden.<br />
4.1.2.2 Durchflutung, Zusammenhang zwischen <strong>Feld</strong>größen und erregendem Strom.<br />
Zur Ableitung der wesentlichen weiteren Größen des magnetischen <strong>Feld</strong>es betrachten wir<br />
zunächst nur <strong>Feld</strong>er, bei denen im ganzen <strong>Feld</strong>raum die magnetische Flussdichte B praktisch<br />
parallel verläuft und den gleichen Betrag hat. Solche <strong>Feld</strong>er treten z.B. in Toroid- oder Kreisringspulen<br />
nach Bild 4.7 mit konstantem innerem Spulenquerschnitt Aq auf, wenn der Durch-