7.3.3.3 Gesteuerter Brückengleichrichter bei induktiv-ohmscher Last ...
7.3.3.3 Gesteuerter Brückengleichrichter bei induktiv-ohmscher Last ...
7.3.3.3 Gesteuerter Brückengleichrichter bei induktiv-ohmscher Last ...
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7.3 Betrachtungen zur Leistungselektronik 147<br />
<strong>7.3.3.3</strong> <strong>Gesteuerter</strong> <strong>Brückengleichrichter</strong> <strong>bei</strong> <strong>induktiv</strong>-<strong>ohmscher</strong> <strong>Last</strong><br />
Die Schaltung nach Bild 7-37 zeigt eine<br />
vollgesteuerte Zweipuls-Brücken-Gleichrichterschaltung<br />
B2C mit ohmsch-<strong>induktiv</strong>er<br />
<strong>Last</strong>. Für ohmsche <strong>Last</strong> ergibt sich das<br />
Liniendiagramm nach Bild 7-38.<br />
Bild 7-37 Vollgesteuerte B2C-Gleichrichterschaltung<br />
mit RL-<strong>Last</strong><br />
U<br />
U o<br />
U 60<br />
α Θ α Θ<br />
α =60°<br />
Bild 7-38 Liniendiagramm zu Bild 7-37 <strong>bei</strong><br />
<strong>ohmscher</strong> <strong>Last</strong> ( α = 0°; α = 60°)<br />
Bei einem Phasenanschnittwinkel α = 0° ergibt sich die Spannung U o mit dem<br />
arithmetischen Mittelwert U AV, wie er für eine ungesteuerte B2-Schaltung typisch ist.<br />
Bei einem Phasenanschnittwinkel α = 60° ergibt sich die Spannung U 6o mit dem<br />
arithmetischen Mittelwert U AV, der deutlich unter dem Wert für eine ungesteuerte B2-<br />
Schaltung zurückbleibt. Man kann also über den Anschnittwinkel den Wert der Gleichspannung<br />
steuern.<br />
Für eine ohmsch-<strong>induktiv</strong>e <strong>Last</strong> und einem Phasenanschnittwinkel α = 120° ergibt sich<br />
das Liniendiagramm nach Bild 7-39. Der Gleichstrom I d erreicht nicht die Stromkurve<br />
des eingeschwungenen Stromes I und somit ist der Strom im 1. Stromweg bereits erloschen,<br />
wenn der 2. Stromweg zündet. Als Folge treten Stromlücken auf, deren Breite<br />
von den Werten der <strong>Last</strong> und dem Phasenanschnittwinkel abhängen.<br />
U,I<br />
I<br />
α =120°<br />
U 2<br />
I d<br />
360°<br />
Bild 7-39 Liniendiagramm B2C-Schaltung mit<br />
α = 120°<br />
ω t<br />
U,I<br />
α = ϕ<br />
I=I d<br />
U 2<br />
Bild 7-40 Liniendiagramm B2C-Schaltung α = ϕ<br />
Wird der Phasenanschnittwinkel α gleich dem Phasenverschiebungswinkel ϕ , so ergibt<br />
sich ein Liniendiagramm nach Bild 7-40. Der Gleichstrom I d besteht aus Sinusbögen, die<br />
Stromlücken sind auf Null geschrumpft. Eine weitere Verkleinerung der Phasen-<br />
ω t<br />
U AV<br />
ω t<br />
U AV<br />
ω t<br />
ω t
148 7 Elektronische Antriebstechnik<br />
anschnittwinkel führt zur Überschneidung der Stromverläufe, d. h. zum nichtlückenden<br />
(kommutierenden) Betrieb nach Bild 7-41.<br />
Auswahlkriterien: U RRM = 2 · U2 = US periodische Spitzensperrspannung<br />
I FAVM = 2 · ID = 2 · IL /2 periodischer Spitzendurchlassstrom<br />
Geht der <strong>Last</strong>strom von einem Stromweg auf einen anderen Stromweg über, ohne dass<br />
vorher der Strom im abgebenden Ventil Null geworden ist, so bezeichnet man diesen<br />
Vorgang als Kommutierung. Je nach Ursache spricht man von netzgeführten oder lastgeführten<br />
Stromrichtern; zusammen bilden sie die Gruppe der fremd geführten Stromrichter.<br />
Die Ausgangsspannung U d des vollgesteuerten B2-Stromrichters (B2C) hängt nicht nur<br />
vom Phasenanschnittwinkel α , sondern auch von der <strong>Last</strong>art ab.<br />
Bei den <strong>Last</strong>arten unterscheide man zwischen Widerstandslast, <strong>induktiv</strong>er <strong>Last</strong> und aktiver<br />
<strong>Last</strong>. Unter aktiver <strong>Last</strong> ist das Betreiben eines Stromrichters auf eine Gegenspannung<br />
(Akkumulator oder induzierte Spannung U o eines Gleichstrommotors) zu verstehen.<br />
Die lastabhängigen Steuerkennlinien nach Bild 7-42 beschreiben das Verhältnis von gesteuerter<br />
Gleichspannung U d α zu ungesteuerter Gleichspannung U do <strong>bei</strong> verschiedenen<br />
<strong>Last</strong>arten. Man erkennt, dass die Ausgangsspannung U d α <strong>bei</strong> idealer <strong>induktiv</strong>er <strong>Last</strong> <strong>bei</strong><br />
einem Phasenanschnittwinkel α = 90° zu Null wird. Wird der Phasenanschnittwinkel<br />
α > 90° <strong>bei</strong> aktiver <strong>Last</strong>, so geht der B2-Stromrichter (B2C) in den lastgeführten<br />
Wechselrichterbetrieb über. Dieser Vorgang ist wichtig und wird an der M3C-Gleichrichterschaltung<br />
erläutert.<br />
U/V<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
-4<br />
-6<br />
-8<br />
0 10 20 30 40 t/ms 50<br />
I /mA<br />
1<br />
8 20<br />
u 1<br />
i 1<br />
Bild 7-41 B2C-Schaltung <strong>bei</strong> α = 0° mit Stromglättung durch<br />
ohmsch-<strong>induktiv</strong>e <strong>Last</strong><br />
Die Gleichspannung errechnet sich<br />
• <strong>bei</strong> <strong>ohmscher</strong> <strong>Last</strong><br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
0<br />
-1,0<br />
α<br />
Θ<br />
1,0<br />
U d α<br />
U do<br />
0,5<br />
-0,5<br />
Induktive <strong>Last</strong><br />
U S<br />
U AV<br />
U AVα = U diα = ( 1 + cosα<br />
) U AVα = U diα = 1( + cosα<br />
)<br />
π<br />
2<br />
• <strong>bei</strong> ohmsch-<strong>induktiv</strong>er <strong>Last</strong><br />
( δ = α → lückfreier Betrieb)<br />
Widerstandslast<br />
Aktive <strong>Last</strong><br />
Induktive <strong>Last</strong><br />
0 15 30 45 60 75 90 105 120 135 150 165 180<br />
180 165 150 135 120 105 90 75 60 45 30 15 0<br />
Bild 7-42 Steuerkennlinien einer B2C-<br />
Schaltung<br />
Gleichrichterbetrieb<br />
Wechselrichterbetrieb
7.3 Betrachtungen zur Leistungselektronik 149<br />
2 S<br />
U S<br />
U<br />
U AVα = U diα = (cosδ<br />
+ cosα<br />
) = 2 cosα<br />
2 π<br />
π<br />
U = =<br />
AVα<br />
U diα<br />
U AV<br />
cosα<br />
lückender Betrieb, wenn α > ϕ<br />
nicht lückender Betrieb, wenn α ≤ ϕ<br />
Ventilspannung U RRM > 1,1 · k · US<br />
Ventilstrom I T = IAV /2<br />
Bild 7-43<br />
Halb gesteuerter Stromrichter<br />
(B2HK)<br />
Halbgesteuerte Stromrichter entsprechend den Schaltungen in Bild 7-43 (B2HK) und in<br />
Bild 7-44 (B2HZ) können nur als Gleichrichter eingesetzt werden, da die Dioden zu<br />
bestimmten Zeiten wie Freilaufdioden wirken, so dass die Polarität der Gleichspannung<br />
U d nicht negativ werden kann, reduzieren jedoch die Blindleistung um die Hälfte. Für die<br />
Drehzahlsteuerung von Gleichstrommotoren geringer Leistung ohne Nutzbremsung<br />
können diese Schaltungen verwendet werden.<br />
Die Gleichspannung (arithmetischer Mittelwert) errechnet sich zu<br />
U AV<br />
U AVα<br />
=<br />
U di<br />
=<br />
U diα<br />
= 0 , 9 U<br />
2<br />
U<br />
=<br />
2<br />
AV<br />
1( + cosα<br />
)<br />
7.3.3.4 Gesteuerte Dreipulsmittelpunktschaltung <strong>bei</strong><br />
<strong>induktiv</strong>-<strong>ohmscher</strong> <strong>Last</strong><br />
Bild 7-44<br />
Halb gesteuerter Stromrichter<br />
(B2HZ)<br />
Bei großen Gleichstromleistungen wird der Gleichstrom dem Drehstromnetz entnommen.<br />
Hier sollen nur <strong>bei</strong>spielhaft die M3C-Gleichrichterschaltung (vollgesteuerte Dreipulsmit-
150 7 Elektronische Antriebstechnik<br />
telpunktschaltung) und die vollgesteuerte Sechspulsbrückengleichrichterschaltung (B6C)<br />
besprochen werden.<br />
Bild 7-45 zeigt eine M3C-Schaltung mit ohmsch-<strong>induktiv</strong>er <strong>Last</strong> an einem Dy-Transformator<br />
mit herausgezogenem Sternpunkt. Bei einem Phasenanschnittwinkel α = 0° ar<strong>bei</strong>tet<br />
diese Schaltung quasi als ungesteuerter Gleichrichter M3 (Thyristoren durch Dioden<br />
ersetzt).<br />
Es ist immer das Stromventil leitend, dessen Anoden-Katoden-Spannung das positivste<br />
Potenzial besitzt. Bei idealer Stromglättung ergeben sich Stromblöcke mit einer Länge<br />
von 120°, während die Gleichspannung U d nur eine sehr geringe Welligkeit aufweist.<br />
Bild 7-45<br />
Vollgesteuerte Dreipulsmittelpunktschaltung<br />
M3C mit<br />
ohmsch-<strong>induktiv</strong>er <strong>Last</strong><br />
Bei rein <strong>ohmscher</strong> <strong>Last</strong> können die Thyristoren V1 bis V3 erst 30° nach dem Nulldurchgang<br />
der Sternspannungen gezündet werden, da erst dann die Ventilspannungen<br />
positiv werden. Ein Impulssteuergerät muss je Periode drei um 120° phasenverschobene<br />
Impulse an die Gates liefern.<br />
Bei einem Phasenanschnittwinkel α ≤ 30° ar<strong>bei</strong>tet diese Schaltung <strong>bei</strong> <strong>ohmscher</strong> <strong>Last</strong><br />
nach Bild 7-46 im nichtlückenden Betrieb, <strong>bei</strong> einem Phasenanschnittwinkel 30° ≤ α ≤<br />
150° dagegen im lückenden Betrieb.<br />
U d<br />
30°<br />
α<br />
150°<br />
180° 360°<br />
Bild 7-46<br />
M3C-Schaltung <strong>bei</strong> nichtlückendem Betrieb<br />
ω t<br />
U d<br />
30°<br />
α<br />
180° 360°<br />
Bild 7-47<br />
M3C-Schaltung <strong>bei</strong> lückendem Betrieb<br />
Ist die Induktivität L nach Bild 7-45 ausreichend groß, so wird I d vollständig geglättet<br />
und es treten keine Lücken auf.<br />
Die Gleichspannung errechnet sich<br />
• <strong>bei</strong> nicht lückendem Betrieb und <strong>ohmscher</strong> <strong>Last</strong> für 0° ≤ α ≤ 30°<br />
U<br />
AVα<br />
3 3 U S<br />
= U diα<br />
= cosα<br />
= U<br />
2 π<br />
AV<br />
⋅ cosα<br />
ω t
7.3 Betrachtungen zur Leistungselektronik 151<br />
• <strong>bei</strong> lückendem Betrieb und <strong>ohmscher</strong> <strong>Last</strong> für 30° ≤ α ≤ 150°<br />
3 U S<br />
U AV<br />
U AVα = U diα =<br />
α<br />
2 π<br />
3<br />
[ 1+<br />
cos( α + 30°<br />
) ] = [ 1+<br />
cos( + 30°<br />
) ]<br />
• <strong>bei</strong> ohmsch-<strong>induktiv</strong>er <strong>Last</strong> und lückfreiem Betrieb<br />
(vollständig geglätteter Strom aufgrund der Glättungsdrossel)<br />
U AVα<br />
3 U S<br />
= U diα = cosα<br />
= U<br />
2 π<br />
AV<br />
⋅ cosα<br />
Auswahlkriterien: U RRM = 6 ◊ U S<br />
periodische Spitzensperrspannung<br />
URRM > 1,1 · k · √ 6· US<br />
I FAVM = 2◊ ID = 2 ◊ IL/3<br />
periodischer Spitzendurchlassstrom<br />
Bild 7-48 zeigt den Verlauf von U d (ω t) <strong>bei</strong> α 1 = 0°, α 2 = 30°, α 3 = 60° und α 4 = 90° im<br />
Gleichrichterbetrieb. Die Spannung Ud α wird <strong>bei</strong> α 4 = 90° zu Null.<br />
Bei gleicher Richtung von Strom und Spannung wird eine Gleichstrommaschine als<br />
Motor betrieben. Wird der Phasenanschnittwinkel α > 90°, so wird die Spannung U d α<br />
negativ.<br />
Nun kann sich zwar die Spannung U d α umpolen, nicht jedoch der Strom I d aufgrund der<br />
Stromventile. Die Schaltung geht in den Wechselrichterbetrieb über.<br />
Die bestehenden Strom- und Spannungsverhältnisse sind nur möglich, wenn die angeschlossene<br />
<strong>Last</strong> eine aktive <strong>Last</strong> ist. Bei unterschiedlichen Richtungen von Strom und<br />
Spannung wird die Gleichstrommaschine als Generator betrieben. Die nunmehr von der<br />
Maschine im Bremsbetrieb erzeugte Energie wird ins Netz zurückgespeist (Nutzbremsung).<br />
Die Schaltung funktioniert nur in dieser Weise, wenn weiterhin das Dreistromnetz angeschlossen<br />
ist, da durch diese das periodische Schalten der Thyristoren mitbestimmt wird.<br />
Es handelt sich hier um einen netzgeführten Wechselrichter.<br />
Aufgrund der nicht unendlich kurzen Kommutierungszeit und der Freiwerdezeit der<br />
Stromventile kann der Phasenanschnittwinkel nicht auf α = 180° ausgedehnt werden. Bei<br />
Erreichen der sog. Wechselrichtergrenze erlangen die Thyristoren ihre Sperrfähigkeit<br />
nicht rechtzeitig wieder, so dass mehrere Thyristoren gleichzeitig noch leitend sind.<br />
Dieser Umstand soll hier nicht weiter vertieft werden.<br />
U<br />
30°<br />
Gleichrichterbetrieb<br />
Wechselrichterbetrieb<br />
α =0° α =30° α =60° α =90° α =120° α =150°<br />
1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1<br />
Bild 7-48 Verlauf der Verbraucherspannung <strong>bei</strong> verschiedenen Phasenanschnittwinkeln und Übergang vom<br />
Gleichrichter- in den Wechselrichterbetrieb<br />
ω t
152 7 Elektronische Antriebstechnik<br />
Das Erreichen der Wechselrichtergrenze führt zu einem sprungartigen Verändern der<br />
Ausgangsspannung, wie in Bild 7-48 für α = 165° dargestellt ist.<br />
Dieser Vorgang wird Wechselrichterkippen genannt. Der maximale Anschnittwinkel<br />
wird häufig auf α max = 150° durch den Betreiber eingestellt.<br />
U d α<br />
U U U<br />
L1N L2N L3N<br />
α =120° 120° 135° 150° 165°<br />
ω t<br />
Bild 7-49<br />
Fremdgeführter Wechselrichterbetrieb<br />
mit Kippvorgang<br />
<strong>bei</strong> α = 165°<br />
7.3.3.5 Gesteuerte Drehstrombrückenschaltung <strong>bei</strong> <strong>induktiv</strong>-<strong>ohmscher</strong> <strong>Last</strong><br />
Die vollgesteuerte Sechspulsbrückenschaltung B6C nach Bild 7-50 ist auch hinsichtlich<br />
Welligkeit und Transformatortypenleistung vorteilhafter als die M3C-Schaltung. Da hier<br />
ein Sternpunkt nicht erforderlich ist (in der Schaltung nach Bild 7-45 führt er den<br />
gesamten Strom I d ) wird diese Schaltung <strong>bei</strong> höheren Leistungen fast immer verwendet.<br />
Bild 7-50<br />
Vollgesteuerte B6C-Schaltung<br />
mit ohmsch-<strong>induktiv</strong>er <strong>Last</strong><br />
Die lastabhängige Steuerkennlinie eines B6C-Stromrichters zeigt Bild 7-51. Die Steuerkurven<br />
<strong>bei</strong> rein <strong>induktiv</strong>er bzw. <strong>ohmscher</strong> <strong>Last</strong> liegen in weiten Bereichen übereinander.