12.08.2012 Aufrufe

4.4 Unstrukturierte Rechennetze

4.4 Unstrukturierte Rechennetze

4.4 Unstrukturierte Rechennetze

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

74 4 <strong>Rechennetze</strong><br />

<strong>4.4</strong> <strong>Unstrukturierte</strong> <strong>Rechennetze</strong><br />

In Kapitel 4.3 wurden strukturierte <strong>Rechennetze</strong> behandelt. Strukturiert bedeutet, dass sie eine<br />

Regelmäßigkeit besitzen. Die Netzlinien derselben Variablen wie z. B. ξ = konstant überschneiden<br />

sich nie, genauso wenig wie die Linien η = konstant und ζ = konstant . Jedem<br />

Netzpunkt wird ein aufsteigender Index i , j,<br />

k zugeordnet. Die Netzzellen sind in der Regel<br />

Hexaeder (Bild 4-11 links). Die Finite-Differenzen-Operatoren brauchen strukturierte <strong>Rechennetze</strong>,<br />

da sie z. B. bei der zentralen räumlichen Differenz die Netzpunkte i −1<br />

, i und<br />

i + 1 miteinander verbinden.<br />

Bild 4-11 Typische Volumenelemente eines <strong>Rechennetze</strong>s<br />

Diese Struktur ist bei der Finite-Volumen-Diskretisierung nicht nötig. Die Berechnung findet<br />

direkt im physikalischen Raum statt. Eine Transformation in den Rechenraum ist nicht notwendig.<br />

Deshalb können bei Finite-Volumen-Verfahren auch unstrukturierte <strong>Rechennetze</strong><br />

verwendet werden. <strong>Unstrukturierte</strong> Netze haben eine sehr große Flexibilität. Sie lassen sich an<br />

komplexe Geometrien aus mehreren Körpern und mit scharfkantigen Ecken problemlos anpassen.<br />

Hier sind die Netzzellen in der Regel Tetraeder (Bild 4-11 Mitte) oder Prismen (Bild<br />

4-11 rechts), es können jedoch auch andere beliebige Volumenelemente sein.<br />

Bild 4-12 zeigt das Schema eines unstrukturierten <strong>Rechennetze</strong>s um die drei rot markierten<br />

Körper.<br />

y<br />

Hexaeder Tetraeder Prisma<br />

Bild 4-12 Schema eines unstrukturierten <strong>Rechennetze</strong>s<br />

x


4.5 Rechennetzadaption 75<br />

<strong>Unstrukturierte</strong> Netze können einfach an Gebiete mit starken Strömungsgradienten wie Grenzschichten,<br />

Nachläufe oder Verdichtungsstöße adaptiert werden. Entweder werden vorhandene<br />

Zellen einfach unterteilt oder die Zellen werden in diese Gebiete verschoben.<br />

Ein Nachteil der unstrukturierten <strong>Rechennetze</strong> ist die aufwändigere Logistik des Netzes. Für<br />

jedes Volumenelement müssen dem Programm die Nachbarelemente und -punkte bekannt sein,<br />

um die räumlichen Differenzen bilden zu können.<br />

4.5 Rechennetzadaption<br />

4.5.1 Die Netzverdichtung<br />

Am Festkörperrand ist bei reibungsbehafteter Strömung die Geschwindigkeit Null (Haftbedingung)<br />

und es stellt sich ein Grenzschichtprofil für die Geschwindigkeit u ein, wie in Bild 4-13<br />

links dargestellt. Dieses Grenzschichtprofil muss aufgelöst werden, um die Kräfte und Momente<br />

und eventuelle Ablösungen richtig berechnen zu können. Hierzu wird das Rechennetz<br />

bei der reibungsbehafteten Rechnung zum Festkörperrand hin verdichtet (Bild 4-13 rechts).<br />

Die Grenzschicht sollte für eine gute Genauigkeit mit mindestens zehn Netzpunkten normal<br />

zum Rand, hier also in y-Richtung aufgelöst werden. Ihre Dicke kann vor der Netzverdichtung<br />

anhand der Theorie abgeschätzt werden.<br />

y<br />

Bild 4-13 Netzverdichtung am Festkörperrand<br />

u<br />

y<br />

Festkörperrand<br />

Bei modernen Netzerzeugungsprogrammen wird die Netzverdichtung am Festkörperrand zur<br />

Auflösung der Grenzschicht meistens automatisch durchgeführt. Ebenso verdichten sie automatisch<br />

in Gebieten, in denen die Geometrie stark gekrümmt ist, wie z. B. an Knicken oder<br />

Kanten wie Tragflügelvorder- und -hinterkanten.<br />

i,j<br />

Δx<br />

Δy<br />

x


76 4 <strong>Rechennetze</strong><br />

Bild 4-14 zeigt solch ein an der Wand und an der Vorder- und Hinterkante verdichtetes Rechennetz<br />

für ein Tragflügelprofil. Zur Auflösung der Wandgrenzschicht wird hier ein strukturiertes<br />

O-Netz mit rechteckigen Flächen verwendet. Hierdurch werden die Diskretisierungsfehler<br />

reduziert und die Genauigkeit der numerischen Lösung ist erfahrungsgemäß besser als mit<br />

einem unstrukturierten Netz in der Grenzschicht. Dies liegt daran, dass die Schiefwinkligkeit<br />

bei rechteckigen Flächen kleiner ist als bei dreieckigen Flächen.<br />

Deutlich sichtbar sind auch die Netzverdichtungen im Vorder- und Hinterkantenbereich.<br />

Durch die stärke Krümmung der Geometrie ergeben sich stärkere Strömungsgradienten, die<br />

aufgelöst werden müssen, um eine gute Genauigkeit zu erhalten.<br />

Bild 4-14<br />

Verdichtetes unstrukturiertes Rechennetz um ein Tragflügelprofil mit strukturiertem O-Netz<br />

in der Grenzschicht

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!