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Freie Formen im Trockenbau - Sprit.org

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AKTUELL<br />

außenliegender Glasfasergitter-Bewehrung) sind<br />

dagegen absolut wasserfest und feuchteresistent.<br />

Allerdings ist deren Verarbeitung deutlich aufwendiger<br />

(Zuschnitt, Verschraubung) und in<br />

der Regel liegt deren hygrisches Schwind- und<br />

Quellmaß über dem von Gipsplatten (mehr<br />

Dehnungsfugen). Dadurch ist der Einsatz von<br />

zementgebundenen Platten vergleichsweise teuer<br />

und wird deswegen üblicher Weise auf die höher<br />

feuchtebeanspruchten Bereiche beschränkt.<br />

Die Lücke zwischen den <strong>im</strong>prägnierten Gipsplatten<br />

und den zementgebundenen Platten<br />

schließt eine neu entwickelte Gipsvlies-Feuchtraumplatte.<br />

Dies Platte weißt anstatt des Kartons<br />

ein wasserunempfindliches Glasfaservlies als<br />

Bewehrung auf. Zudem wurde der Gipskern<br />

durch Zusätze so verbessert, dass er eine gegenüber<br />

herkömmlichen <strong>im</strong>prägnierten Gipsplatten<br />

reduzierte Feuchteaufnahme besitzt und vor<br />

allem weit geringere Festigkeitseinbußen bei<br />

hoher Plattenfeuchte zeigt. Die weiteren Platteneigenschaften<br />

entsprechen herkömmlichen Gipsplatten,<br />

so dass sich die Verarbeitbarkeit deutlich<br />

einfacher als bei zementgebundenen Platten darstellt.<br />

Wohlgemerkt – auch diese gipsgebundene<br />

Platte ist nicht wasserfest, eignet sich aber von<br />

ihrer Ausstattung her für Bereiche mit einer<br />

Feuchtebeanspruchung, die zwischen „mäßig“<br />

12<br />

Einsatzgebiete verschiedener Plattentypen,<br />

abhängig von der Feuchtebeanspruchung<br />

Imprägnierte Gipsvlies Zement-<br />

Gipsplatten Feuchtraum- gebundene<br />

Gipsfaser- platte Platten<br />

Bereich Feuchtebelastung 1) platte<br />

Innenbereich<br />

Außenbereich,Unterdecke<br />

Außenbereich,<br />

Fassade<br />

Mäßig belasteter Feuchtraum geeignet 2) geeignet geeignet<br />

(z. B. häusliches Bad, Küche) (unüblich)<br />

Mäßig bis hoch belasteter Feuchtraum nicht geeignet geeignet<br />

(z. B. Großküchen, Turnhallendusche,<br />

Decken <strong>im</strong> Wellnessbereichen)<br />

geeignet<br />

Hoch belasteter Feuchtraum nicht nicht geeignet<br />

(z. B. Wände neben Schw<strong>im</strong>mbecken,<br />

öffentliche Duschen)<br />

geeignet geeignet<br />

Nicht bewittert, geschützt geeignet geeignet geeignet<br />

(z. B. Arkadengänge geringer Höhe) (unüblich)<br />

Nicht direkt bewittert nicht geeignet geeignet<br />

(z. B. Dachüberstände/Außendecken<br />

in geringer Höhe, Durchfahrten)<br />

geeignet<br />

Nicht direkt bewittert, Flugregen durch nicht nicht geeignet<br />

Wind möglich (z. B. Dachüberstände/<br />

Außendecken in großer Höhe)<br />

geeignet geeignet<br />

Direkt bewittert nicht nicht geeignet 3)<br />

geeignet geeignet<br />

1) Die Bewertung der vorliegenden Feuchtebeanspruchung muss generell durch den Planer erfolgen.<br />

2) <strong>im</strong> Fertighausbau sind auch nicht <strong>im</strong>prägnierte Gipsplatten üblich<br />

3) unter Putzbeschichtung/WDVS<br />

TABELLE 2<br />

und „hoch“ angesiedelt ist, z.B. nicht witterungsbeanspruchte<br />

Außendecken, Großküchen.<br />

Eine weitere Innovation stellen elektrisch<br />

„leitfähige“ Gipsplatten dar. Diese Leitfähigkeit<br />

wird über den Karton oder den Gipskern<br />

realisiert, in der Regel durch Grafitzusätze.<br />

Durch Bekleidung eines Raums mit diesen<br />

Platten und deren Erdung wird quasi ein Faradayscher<br />

Käfig geschaffen, ein feldfreier Raum<br />

der seine Insassen vor elektromagnetischer<br />

Strahlung abschirmt. „Elektrosmog“, z.B. in<br />

unmittelbarer Nähe von Hochspannungsleitungen<br />

oder Mobilfunkantennen wird<br />

dadurch deutlich reduziert – ohne hier die<br />

umstrittene Schädlichkeit elektromagneti-<br />

GIPSPLATTEN MIT LEITFÄHIGEM GIPSKERN.<br />

Zur Abschirmung elektromagnetischer Strahlung<br />

scher Strahlung bewerten zu wollen. Die Planung<br />

und Detailausbildung solcher Räume<br />

und Gebäude hat durch Spezialisten zu erfolgen,<br />

die reine Plattenhülle, ohne richtig konzipierte<br />

Gesamtkonstruktion, ist alleine nicht<br />

wirksam.<br />

„AM BALL BLEIBEN“<br />

Die vorangegangene Vorstellung neuer, innovativer<br />

Produkte für den <strong>Trockenbau</strong> erhebt<br />

natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

Die Produkte – und damit die Systemeigenschaften<br />

der daraus erstellten Konstruktionen<br />

– sind herstellerspezifisch.<br />

Der <strong>Trockenbau</strong> ist eine innovative Bauweise<br />

mit einer zunehmenden Anzahl neuer Produktentwicklungen<br />

für eine Erweiterung der<br />

Anwendungsbereiche oder für spezielle<br />

Nischen. Der Planer und das Ausbauunternehmen<br />

müssen fachlich kontinuierlich „am Ball<br />

bleiben“, um die wirtschaftlichste und leistungsfähigste<br />

Lösung für eine Aufgabe zu finden<br />

oder Alternativen anbieten zu können.<br />

Prof. DI Dr. Jochen Pfau<br />

AUTOR<br />

Nach Maschinenbaustudium an der TU Darmstadt wiss.<br />

Mitarbeit am Fachgebiet Holzbau der TUD. Wechsel zur Versuchsanstalt<br />

für Holz- und <strong>Trockenbau</strong>, seit 2004 Mitglied der<br />

Geschäftsführung. 2007 Promotion zum Dr.-Ing. In 2006<br />

Berufung zum Professor <strong>im</strong> Studiengang Innenausbau an die<br />

Hochschule Rosenhe<strong>im</strong> mit den Lehrschwerpunkten Ausbau<br />

und <strong>Trockenbau</strong> sowie Bauen <strong>im</strong> Bestand. Autor zahlreicher<br />

Fachbücher und Publikationen.<br />

TROCKENBAU Journal 2 2011<br />

Fotos: Rigips, privat

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