20.11.2012 Aufrufe

KOMMUNALES PLANEN UND BAUEN - DAKS eV

KOMMUNALES PLANEN UND BAUEN - DAKS eV

KOMMUNALES PLANEN UND BAUEN - DAKS eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1 Vorwort<br />

Die Kommunale Bau- und Stadtentwicklungspolitik gehört vermutlich zu den interessantesten,<br />

sicherlich zu den spannendsten aber auch umstrittensten Politikfeldern.<br />

In Kommunen müssen oft schwierige, weitreichende und lang wirkende Entscheidungen<br />

zu privaten und öffentlichen Bauvorhaben getroffen werden. Es geht um ihre<br />

städtebauliche Entwicklung und Zukunft, und es geht vor allem um viel privates und<br />

öffentliches Geld.<br />

Eine wesentliche Aufgabe kommunaler Baupolitik besteht darin, im Rahmen des<br />

Planungsrechts z.B. mit Hilfe der Bauleitplanung die rechtlichen Voraussetzungen<br />

für die Realisierung von Bauvorhaben herzustellen. Die Einhaltung der technischen<br />

Regeln und Normen bei der Ausführung von Bauvorhaben werden wiederum im Rahmen<br />

des Bauordnungsrechts z.B. mit Hilfe der Bauordnungen - durch die kommunalen<br />

Verwaltungen - überwacht.<br />

Ein heikles Aufgabengebiet für kommunale Baupolitiker besteht bei kommunalen<br />

Bauvorhaben. Hier müssen zunächst im Rahmen des Planungsrechts die rechtlichen<br />

Voraussetzungen wie bei privaten Bauvorhaben geschaffen werden. Hinzu kommt<br />

eine umfangreiche Begleitung und Kontrolle der kommunalen Bauvorhaben. Dies<br />

betrifft zum einen die grundsätzliche Entscheidungsvorbereitung für oder gegen ein<br />

Bauvorhaben, zum anderen die Ausführungs- und Vergabeentscheidungen und letztlich<br />

die Kontrolle der Termine und Kosten. Gerade bei letzteren entstehen viele Konflikte,<br />

da angesichts der angespannten Haushaltslagen Kostenüberschreitungen zu<br />

viel Kritik und erheblichen Folgeproblemen führen. Hier bestehen große Defizite im<br />

Zusammenspiel zwischen Politik und Verwaltung, weshalb diesem Thema ein eigenes<br />

Kapitel gewidmet ist.<br />

Kommunale Baupolitik und Stadtentwicklungspolitik sollten sich im positiven<br />

Sinne gegenseitig beeinflussen und bedingen. Das faktische Primat der Baupolitik<br />

führt jedoch zu mehr oder weniger ausgeprägten Fehlentwicklungen in der Stadtentwicklung.<br />

Um diese zu korrigieren oder gar im Vorfeld zu vermeiden, kommen<br />

auf kommunale Baupolitiker eine Vielzahl zusätzlicher Aufgaben z.B. im Rahmen<br />

der Stadtentwicklung, der Stadtsanierung, des Stadtumbaus oder der Sozialen<br />

Stadt zu.<br />

Zu vielen öffentlichen und privaten Bauvorhaben aber auch zur Stadtentwicklungspolitik<br />

(z.B. Stadtumbau Ost) haben die Bürger ihre eigenen Vorstellungen. Da viele<br />

Vorhaben nicht nur positive sondern auch negative Auswirkungen haben, schwankt<br />

die öffentliche und mediale Meinung entsprechend zwischen Zustimmung und<br />

Ablehnung. Die Bürger üben daher zu Recht Druck auf die kommunalen Entscheidungsträger<br />

aus. Der Anlass braucht nicht immer ein spektakuläres Großprojekt wie<br />

Stuttgart 21 zu sein, sondern er kann auch in der Aufstellung eines Bebauungsplans<br />

oder dem (Nicht-)Ausbau einer Schule, eines Kindergartens oder einer Straße liegen.<br />

4<br />

5<br />

Kommunales Planen und Bauen<br />

Wir brauchen dringend eine neue Kultur der Transparenz und Bürgerpartizipation in<br />

der Bau- und Stadtentwicklungspolitik. Kommunale Baupolitiker sind vor allem im<br />

Vorfeld von grundlegenden Entscheidungen im Rahmen ihrer (verfassungs-)rechtlichen<br />

Möglichkeiten, die ihnen z.B. die Sächsische Gemeindeordnung einräumt, gefordert,<br />

diese Transparenz und Öffentlichkeit herzustellen.<br />

Ehrenamtliche Baupolitiker stehen einer personell eher gut ausgestatteten Verwaltung<br />

gegenüber, die Politikern als „Externen“ ein gewisses Misstrauen entgegenbringt<br />

und nicht immer einen offenen Informationsstil pflegt. Besonders bei Vergabevorgängen<br />

habe ich immer wieder Konflikte erlebt, wenn durch zuviel Transparenz z.B. bei<br />

den Baukosten ein für die kommunale Leitungsebene - sprich Bürgermeister - wichtiges<br />

Bauvorhaben gefährdet wurde. Da werden lieber unliebsame Wahrheiten solange<br />

wie möglich hinterm Busch gehalten. Hierin unterscheiden sich allerdings die Mühen<br />

der Ebenen kommunaler Baupolitiker nur wenig von denen ihrer KollegInnen im<br />

Land- oder im Bundestag.<br />

Auch wenn sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen für das Bauen und die Stadtentwicklung<br />

nicht jedes Jahr ändern, so handelt es sich um komplizierte und umfangreiche<br />

Gesetzeswerke, die durch dazugehörende Verordnungen, Verwaltungsvorschriften,<br />

Richtlinien und Bekanntmachungen nicht unbedingt an Lesbarkeit<br />

gewinnen. Sie in ihrer Gänze, mit Hilfe umfangreicher Kommentierungen in der Fachliteratur<br />

zu verstehen und zu durchdringen, scheint eher den hauptberuflichen Fachleuten<br />

für Baurecht in den öffentlichen Verwaltungen oder Fachanwälten vorenthalten<br />

zu sein.<br />

Kommunale Baupolitiker stehen zudem vor der Herausforderung, wie sie als Ehrenamtliche<br />

ihren zeitlich begrenzten Handlungsspielraum gegenüber einer fachlich sattelfesten<br />

Verwaltung ausnutzen können, ohne die Regelwerke bis ins letzte Detail<br />

kennen zu müssen.<br />

Aber wie steht es schon auf dem berühmten intergalaktischen Reiseführer aus der<br />

legendären Trilogie (in fünf Bänden!) „Per Anhalter durch die Galaxis“ geschrieben:<br />

KEINE PANIK!<br />

Kommunale Baupolitik ist keine Voodoo-Wissenschaft oder Zauberei, sie setzt ein in<br />

überschaubarem Zeitrahmen anzueignendes Wissen, Konzentration, eine gewisse<br />

Skepsis gegenüber Beschlussvorlagen und vor allem einen gesunden Menschenverstand<br />

voraus.<br />

Nicht nur im ländlichen Raum werden häufig an private und kommunale Bauvorhaben<br />

unrealistische Hoffnungen auf Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze oder gar eine<br />

Umkehrung der demografischen Entwicklungen geknüpft. Bei derartigen Vorhaben

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!