Brakteaten sind wohldie eigenartigste Münz_form, die das Münzwesen des Mittelaltersgeschaffen hat. Die papierdünnen, einseitiggeprägten Silberplättchen erreichen Durch_messer von über b Zentimetern bei einemGewicht unter einem Gramm. Messungenergeben manchmal eine Dicke uon nw1/20 mm. Einige Brakteaten sind also dünnerals dieses papier, trotzdem sind sie wegenih rer Elastizität oft erstaun lich wi<strong>der</strong>stands_fähig.Schon den Münzkundlern des Barock fielendie einseitigen Silbergepräge <strong>der</strong> Hohen_staufenzeit auf. Sie nannten sie seit Ende des17. Jh. nummi brakteati, Brakteaten o<strong>der</strong>,,Blechmünzen,' (vom lat. bractea, dünnesBIech), beson<strong>der</strong>sdie kleineren wurden auchals,,Hoh lpfennige,, bezeichnet.ln Urkunden <strong>der</strong> Zeit heißen sie, wie diezweiseitigen Münzen, einfach Denarii o<strong>der</strong>Pfennige.Von wenlgen Ausnahmen abgesehen, blieb<strong>der</strong>silberne Denaro<strong>der</strong> pfennig im gesamtenMittelalterbiszum Ende des13. Jh. die einzigeMünzsorte. Teilstücke - beson<strong>der</strong>svon Brak_teaten - wurden einfach durch Zerschneidenhergestellt.Konrad lll, <strong>der</strong> erste König aus demGeschlecht <strong>der</strong> Staufer (113g_1152), fand dasMünzwesen Karls des Großen vielfach in Auf_Iösung begriffen. Abgesehen von <strong>Köln</strong>er undwestfälischen prägungen war das Gewicht<strong>der</strong> Pfennige an vielen Orten auf die Hälfteo<strong>der</strong> ein Drittel gesunken. Das Geld verlor indieser Zeit seine etwas standardisierte Form,es traten jetä zahlreiche Gepräge mit denunterschiedlichsten Darstellungen auf. Ineinigen Gebieten, wie <strong>der</strong> Saalegegend, inNie<strong>der</strong>sachsen, Hessen, Franken und Bayernwurden die ffennige im zweiten Viertel des12. Jh. bei gleichbleibendem Gewicht immergrößer, bis sich die Vor<strong>der</strong>seitendarstellunoauf <strong>der</strong> Rückseite durchdrückte. Bei vieleiStücken sind von <strong>der</strong> Zeichnung <strong>der</strong> Rück_seite nur noch wenige Reste sichtbar.Diese Dün n pfennige o<strong>der</strong> etwas unzutreffend,,Halbbrakteaten', wurden früher gewisser_maßen als eine übergangsform zu den späte_ren Brakteaten dargestellt. Schon baldverzichtete man nämlich in einigen Gebietenvollständig auf die Beprägung <strong>der</strong> Rück_seiten. Die pfennige konnten jetä nochgrößer und dünner werden, dem Stemoel_schnei<strong>der</strong> waren im Bezug auf die Höhe desReliefs kaum noch Grenzen auferlegt. DieseErklärung für die Ursache <strong>der</strong> Brakteaten_prägung ist jedoch umstritten, denn es kamnicht in allen Gebieten, in denen Halbbrak_teaten geschlagen wurden, später auch zurAusprägung von Brakteaten. Außerdem istdie Prägetechnik dieser beiden Münzartennach heutigen Erkenntnissen völlig ver_schieden.{wwAugsburg, BistumBischof Udalschalk, lIg4 _ 1200,,Halbbrakteat" o<strong>der</strong> Dünnpfennig, mit Ober_und Unterstempel geprägt (Rückseite). Durchdie geringe Dicke des Schrötlings drückt sichdas Vor<strong>der</strong>seitenbild durch, von <strong>der</strong> Zeich.nunpdes Rückseircnstempels sind nur noch ,4nsätisichtbar.Daneben: Das gleiche Motiv mit tiefer geschnit_tenem Stempel als Brakteat. Eine Bteiplatteersetzte den Rückseitenstempel. G Ieiche Dickeund gleiches Gewicht wie <strong>der</strong> Halbbrakteat.Der Rand aus Halbmonden ist Merkmat fl)r dieffen n ige de s A ugs b u rye r Wri h ru n ss k ri ise s.Um wertvolles Edelmetall zu sparen, fertigtenschon die Völker <strong>der</strong> Antike aus dünnemBlech Schmuckstücke an, denen Mustervon<strong>der</strong> Rückseite eingedrückt wurden. Aus <strong>der</strong>
Erfurt, ErzbistumHeinrich I von Harburg, II42 - 1153Der HL Martin über mit Zinnentürmen besetztem Bogen, darunter <strong>der</strong> betende Erzbischof.Bei diesem denzentrieften Exemplar ist deutlich <strong>der</strong> Rand des Prägestempels sichtbar.Daneben: Ä'hnliche Darstellung auf einer an<strong>der</strong>en Ausgabe. Etfurt war eine Enklave in Thüringen,die zum Erzbistum Mainz sehörte.Völkeruran<strong>der</strong>ungszeit und beson<strong>der</strong>s im6.-8. Jh. aus Skandinavien kennen wir münzförmige,,Schmuckbrakteaten" aus Gold, diebereits mit einer Art Stempel geprägt sind.Heute geht man nicht mehrdavon aus, dieseSchmuckstücke, die manchmal Münzen zumVorbild haben, als direkte Vorläufer <strong>der</strong> Brakteaten<strong>der</strong> Staufenzeit zu sehen, liegt dochzwischen ihnen ein Zeitraum von rund500 Jahren.Der Mönch Theophilus hat um 1100 diese,,Preßtechnik in Gesenk" für Goldschmiedearbeitenbeschrieben, <strong>der</strong> Beweis, daßStempelschnei<strong>der</strong> und Goldschmiede indieser Zeit identisch waren, steht jedochnoch aus. Auch Untersuchungen und Vergleichevon Goldschmiedearbeiten mit Brakteaten<strong>der</strong>Abtei Fulda haben ihn nichterbringenkönnen. Die Methode <strong>der</strong>Herstellung <strong>der</strong>großen Brakteaten wird anfangs die gleichegewesen sein. Lei<strong>der</strong> fehlen schriftliche Aufzeichnungenund Werkzeugfunde.Anhand von Prägespuren auf Brakteatenkonnte W. Kühn jedoch in den letzten Jahrendie verschiedenen Prägetechniken von,,Hoh lm ünzen " rekonstruieren.Der Münzer nahm ein abgewogenes Silberplättchenund trieb es mit Hilfe einesHammers und vermutlich eines Schlegelssolange, bis es die gewünschte Größebekam. Walzen wurden noch nicht verwendet.Vermutlich wurde das Silber wie<strong>der</strong>holtgeglüht, um es nicht spröde werden zulassen. Dieses dünne Silberplättchen, dasbereits das richtige Gewicht besaß und nichtweiter beschnitten wurde, legte erauf einen ineinen Holzblock eingelassenen, etwa fingerdickenPrägestempel, in dem das Münzbildnegativ, d.h. seitenverkehrt und vertieft, eingeschnittenwar. Darauf kam eine Bleiplatte,in einigen Fällen vielleicht auch ein Le<strong>der</strong>stück,das mit einem Hammer bearbeitet wurde.Das Blei drückte von oben den Silberschrötlingin jede Vertiefung des Stempelsein: Das Münzbild entstand.In sehr seltenen Fällen wurde die Münze miteinem positiven, also erhabenen und seitenrichtigenStempel von <strong>der</strong> Rückseite ausgeprägt, die ins Blei o<strong>der</strong> Le<strong>der</strong> gedrückteVor<strong>der</strong>seite erscheint bei diesen Stückenunschärfer als die Rückseite.Ab ca. 1220 wurde an manchen Orten dasMünzbild in einen beweglichen Stempel graviert.Der Münzer legte das Münzplättchen