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Als PDF downloaden - Volksoper Wien

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Morten Frank Larsen, Patricia NessyVon der Präzision der GefühleSweeney Toddab 14. September 2013Seit Mitte September ist das <strong>Volksoper</strong>n-Repertoire um einen Musical-Klassiker reicher. MatthiasDavids inszenierte und Joseph R. Olefirowicz dirigiert die erste Produktion von Stephen SondheimsMusical-Thriller „Sweeney Todd” an unserem Hause. Im Gespräch mit Christoph Wagner-Trenkwitzerzählen die beiden Künstler von ihrer Arbeit. (Das gesamte Interview ist im Programmheft der Produktionabgedruckt.)CWT: Es sind nur acht? Das Publikum ist vielleichtauch von sich selbst schockiert, wenn es über Schrecklicheslachen muss.MD: Die Autoren sind clever genug, das Publikum vorzubereiten.Der Chor wendet sich schon am Anfang– und immer wieder – ans Publikum mit der Botschaft:Wir erzählen euch jetzt eine Geschichte.CWT: Der Bühnenbildner der Uraufführung, EugeneLee, hat für die erste Inszenierung ein verlassenesFabrikgebäude in Rhode Island gekauft, man wollte jaAssoziationen zur Industriellen Revolution herstellen.Mathias Fischer-Dieskau hat einen ganz anderen Zuganggewählt; auf den ersten Blick könnten es düstereLondoner Stadtlandschaften sein, aber wir befinden unsim Inneren einer Maschine.MD: Die Idee kam uns bei der Textzeile „…like a perfectmachine he planned”. Wenn Sweeney sich einmalentschlossen hat, arbeitet er wie eine unaufhaltsameTötungsmaschine, eine gefährliche Maschine, ein kompliziertesKonstrukt, durch das alle verbunden sind.Mathias hat technische Bücher gewälzt und einen Querschnittentworfen …CWT: … mit Schnittflächen, die im Maschinenbau rotgekennzeichnet werden und dadurch wie offene Wundenaussehen!MD: Und über allem hängen große Messer … Das Bühnenbild,die Wege, die zurückzulegen sind, müssen sichgenau nach der Dramaturgie des Stückes richten. Überdem Pasteten-Shop muss der Barbiersalon sein, daranist nichts zu ändern. Natürlich ist „Sweeney Todd” einbesonders anspruchsvolles und kunstvolles Musical.Aber die Musicals, die „bleiben”, bieten alle Kunst mitAnspruch! Und „Sweeney Todd” gehört genauso ins Musical-Repertoireeines Hauses wie „My Fair Lady” oder„Kiss me, Kate”.JRO: Ohne dem widersprechen zu wollen: „Sweeney Todd”ist und bleibt für mich das anspruchsvollste Musiktheater-Stück,das nach 1975 geschrieben worden ist.Matthias Davids, Joseph R. OlefirowiczCWT: Der Regisseur der Uraufführung, Harold Prince,hat ursprünglich gar nicht an das Stück geglaubt, fandes kitschig und zu sehr auf Rache fokussiert …MD: … bis er den ‚Überbau‘ der Industriellen Revolutionund der Ausbeutung der Arbeiterklasse dazugenommenhat – was ich eigentlich gar nicht so zwingendfinde. Es geht doch in diesem Stück allgemein umdie Willkür der Obrigkeit und die Auflehnung dagegen,die es zu allen Zeiten gegeben hat.CWT: Welchem Genre gehört „Sweeney Todd” überhauptan? Sondheim wollte ursprünglich eine Oper machen,dann wurde es ein „musical thriller”. Er hat auch voneinem „movie for the stage” gesprochen, von einer Hommagean das Horrorfilm-Genre mit seinem MeisterkomponistenBernard Herrmann. Und in der Probenarbeitdachte ich mir manchmal: Das ist wie Arbeit aneinem Film, jedes kleinste Detail muss genauestensherausgearbeitet werden.MD: Das Stück ist so präzise gebaut, die Geschichte sokleinteilig, dass auf jede Nuance geachtet werden muss,sonst entfaltet sich die Wirkung nicht.CWT: Das gilt eins zu eins für die Musik, denke ich.JRO: Ja. Man probt und probt an einer Stelle, die dannnur 60 Sekunden dauert! Daran merkt man, wie präziseund feinfühlig Sondheim komponiert. Man muss ständigreagieren. Die Dialoge sind – eben wie in einem Film– fast alle mit Musik untermalt, da braucht es lange,bis man ein gemeinsames Tempo gefunden hat. Es ist sospannend, diese Partitur zu dirigieren, weil die Musikfast nie aufhört. Ich bin bei jeder szenischen Probe dabeigewesen: Der Dirigent muss die Entwicklung derInszenierung dauernd mitverfolgen und begleiten, sonstfunktioniert es nicht.MD: Die Präzision der Gefühle ist ganz zentral. WährendMrs. Lovett vor sich hin schnattert, scheint Sweeney oftpassiv, er „denkt vor sich hin”. Wenn der Darsteller nichtgenau weiß, was er da denkt, ist er unglaubwürdig.CWT: „Sweeney Todd” war Ende der 70er Jahre enormschockierend, und er schockiert auch noch mehr als 30Jahre später …MD: … was ich nicht verstehe. Vielleicht liegt es daran,dass die Bühne als Live-Medium noch etwas erreichenkann, was Film und Fernsehen schon längst erreichthaben. Was wir auf der Bühne zeigen, ist keineswegsschockierender als das, was man heutzutage selbstverständlichin anderen Medien konsumieren kann.JRO: Ich kenne kein anderes Stück, das acht brutaleMorde zeigt!Genuss & Leidenschaft„Corned Beef – Gustostücke vom österreichischen Qualitätsrind“Serviervorschlag:Den Hink Klassiker das „Corned Beef“ mit Albatros Estragon Senf auf knusprigem Brot genießen.Diese und weitere Spezialitäten sind im ausgewählten Einzelhandel sowie direkt in der Hink-Manufakturund im Online-Shop unter www.hink-pasteten.at erhältlich.14_15

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