Bileams Esel 01/12 - Pfarrei St. Peter und Paul in Ratingen
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cen, aber auch mit se<strong>in</strong>en Risiken will oder<br />
nicht. Bleibt er auf e<strong>in</strong>er der Entwicklungsstufen<br />
stehen oder weigert er sich, die Herausforderungen<br />
der Freiheit anzunehmen,<br />
wird er nie richtig erwachsen werden. Genauso<br />
problematisch wird es für den Glauben e<strong>in</strong>es<br />
Menschen, wenn er <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>derschuhen<br />
stecken bleibt <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e weiteren Reifungsschritte<br />
mehr geht. Dann wird <strong>in</strong> Gott lediglich<br />
e<strong>in</strong>e Schutzmacht gesehen, die e<strong>in</strong>en vor<br />
dem Verlust k<strong>in</strong>dlicher Geborgenheit bewahren<br />
soll. Das ist ke<strong>in</strong>e Vorstellung von e<strong>in</strong>em<br />
Gott, der uns zur Verantwortungsbereitschaft<br />
e<strong>in</strong>es Erwachsenen animiert.<br />
Beseeltes Leben<br />
In Jesus Christus wird sichtbar, dass Gott<br />
nicht <strong>in</strong> die Welt gekommen ist, um das Leid<br />
der Welt zu erklären oder es uns e<strong>in</strong>fach abzunehmen.<br />
Ne<strong>in</strong>, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Sohn ist er <strong>in</strong> die<br />
Niederungen des Lebens h<strong>in</strong>ab gestiegen, um<br />
das Leid mit se<strong>in</strong>er Gegenwart zu füllen. Gott<br />
lässt sich <strong>in</strong> Mitleidenschaft ziehen. So können<br />
wir mit dem Blick auf das Kreuz Jesu<br />
Christi sagen: Wir s<strong>in</strong>d bedrängt, aber nicht<br />
alle<strong>in</strong> gelassen! Die Welle der Hilfsbereitschaft,<br />
die oft e<strong>in</strong>er Naturkatastrophe folgt,<br />
zeigt, wie viel Menschen sich von diesem<br />
Geist beseelen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Mitleidenschaft ziehen<br />
lassen. Gott knüpft mit unsichtbaren Fäden<br />
e<strong>in</strong> Netzwerk der Verb<strong>und</strong>enheit, das trägt.<br />
Des Weiteren beseelt uns der Geist Gottes zu<br />
e<strong>in</strong>em erwachsenen Glauben, wenn wir nicht<br />
dabei stehen bleiben, <strong>in</strong> den Inszenierungen<br />
e<strong>in</strong>er von den Medien geleiteten Öffentlichkeit<br />
e<strong>in</strong>ige Wochen Betroffenheit zu zelebrieren,<br />
um danach wieder zur Tagesordnung<br />
überzugehen, sondern wenn wir die Infrage-<br />
aus der <strong>Pfarrei</strong> <strong>St</strong>. <strong>Peter</strong> <strong>und</strong> <strong>Paul</strong> | Rat<strong>in</strong>gen<br />
8<br />
stellungen der eigenen Lebensweise aufgreifen:<br />
Wir müssen <strong>in</strong> unserem Denken, Reden<br />
<strong>und</strong> Tun beachten, dass die Natur wesentlich<br />
mehr Kraft hat, als wir zähmen können! Die<br />
Umdenkprozesse s<strong>in</strong>d bereits voll im Gange.<br />
Nicht alles ist machbar <strong>und</strong> das Machbare ist<br />
schon gar nicht alles auf dieser Welt!<br />
Schließlich beseelt uns die Hoffnung, dass<br />
trotz allem Widersprüchlichen <strong>und</strong> allem<br />
entsetzlichen Leid <strong>in</strong> der Welt Gott selbst das<br />
letzte Wort über unser Leben behält. In der<br />
Auferstehung se<strong>in</strong>es Sohnes hat er uns versprochen:<br />
„Ich halte den Himmel für euch<br />
offen!“ Seither erleben wir die Momente des<br />
Glücks als e<strong>in</strong>en Vorgeschmack des Himmels.<br />
Wir können sie nicht festhalten <strong>und</strong> sie bewahren<br />
uns auch nicht vor neuerlichen <strong>St</strong><strong>und</strong>en<br />
der E<strong>in</strong>samkeit, des Nichtverstehens, des<br />
Leidens <strong>und</strong> der Krankheit. Aber wir können<br />
sie im Schatz der Er<strong>in</strong>nerungen sammeln wie<br />
Sonnenstrahlen, die uns das Herz erwärmen.<br />
Dann tragen sie uns durch schwere Zeiten<br />
h<strong>in</strong>durch <strong>und</strong> nähren unser Vertrauen, von<br />
e<strong>in</strong>em mitfühlenden <strong>und</strong> mitleidenden Gott<br />
begleitet zu se<strong>in</strong>. Durch diese Himmelshoffnung<br />
müssen wir die unzähligen Opfer von<br />
Naturkatastrophen nicht der S<strong>in</strong>nlosigkeit<br />
preisgeben, sondern vertrauen sie im Gebet<br />
den bergenden Händen Gottes an, dass er sie<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ewigkeit erfahren lässt, was die<br />
Erde ihnen verwehrte. So können am Ende<br />
doch noch die Worte stehen: Und alles war<br />
sehr gut. | Pastor Benedikt Bünnagel<br />
MOVEO – Initiative für Energie<br />
<strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />
Wir haben den Boden unter den<br />
Füßen verloren<br />
Wenn Sie e<strong>in</strong>mal versuchen, so lange wie<br />
möglich die Luft anzuhalten oder Ihren Herzschlag<br />
zu dirigieren, wird es Ihnen neuerlich<br />
bewusst: Wir verfügen mit unserer Willenskraft<br />
weder über unseren Lebensatem noch<br />
über unseren Blutkreislauf. Doch ohne diese<br />
9<br />
beiden D<strong>in</strong>ge ist ke<strong>in</strong> Leben möglich. Während<br />
wir uns <strong>in</strong> vielen anderen Lebensbereichen<br />
als „Homo faber“ erleben, der alles im<br />
Griff hat <strong>und</strong> überall dem Machwerk se<strong>in</strong>er<br />
eigenen Hände begegnet, s<strong>in</strong>d wir - was das<br />
Leben selbst anbetrifft – vollkommen machtlos.<br />
Das zeigt: Wir s<strong>in</strong>d nicht Herr über das<br />
Leben. Das Leben selbst können wir nicht<br />
machen <strong>und</strong> schon gar nicht irgendwo kaufen.<br />
Es wird uns geschenkt. So erleben wir