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das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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214 Hennzng Me/ber<br />

nicht nur in der bereits skizzierten Staatskapitalismus-Debatte implizit ihren Niederschlag<br />

findet, sondern unlängst auch zur Beurteilung der post-kolonialen Entwicklung<br />

in Mozambique in der Analyse von Schröer zum Ausdruck gebracht wurde,<br />

In seiner weiteren Entwicklung der Methodik geht Cahen deshalb vor allem auf die<br />

staatliche Bürokratie und die Arbeiterklasse ein - deren privilegierte Position als »Arbeiterarisrokratle«<br />

von Cahen im übrigen bezweifelt wird -, die <strong>für</strong> ihn allesamt keinesfalls<br />

bereits endgültig formierte und herauskristallisierte Klassen darstellen (zum<br />

mit Recht umstrittenen Begriff der »Iabour aristocracy« informiert umfassend Rasenberg),<br />

Er begründet seine Konzentration auf diese Klassenbildungen damit, daß es sich<br />

dabei um die deutliehst erkennbaren Formationen handelt, wenngleich er eine latente<br />

Klassenherausbildung im ländlichen Sektor keinesfalls leugnet und darüber hinaus der<br />

Bauernschaft eine wichtige Rolle im weiteren gesellschaftlichen Entwicklungsprozeß<br />

konzediert, Andere Autoren, so z,B, Guy Mart/n, begründen ihre Konzentration auf<br />

die Analyse herrschender Klassen in Afrika damit, daß diese real Herrschaftsträger seien<br />

und Ziel der Analyse somit die Erkundung ihrer Stärke und Schwäche sein müsse, Das<br />

Kleinbürgertum, als Resultat gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse zentral an den<br />

Herrschaftsverhältnissen beteiligt. ist somit diejenige Klassenformation in Ländern<br />

Afrikas, der bisher die meiste Aufmerksamkeit der Autoren zuteil wurde,<br />

Die Vielfalt an Analysen korrespondiert dabei mit den unterschiedlichsten Begriff­<br />

Iichkeiten und terminologischen Hilfskonstrukten, mit denen die jeweiligen Autoren<br />

<strong>das</strong> ihrer Meinung zufolge jeweils Spezifische der Staats bürokratie in Ländern Afrikas<br />

zu klassifizieren versuchen (siehe dazu auch Sklar, 1979, S, ')44ff), Unter diesen Termini<br />

zur Charakterisierung der staatstragenden Klasse(n) befinden sich vorsichtige,<br />

neutrale Benennungen wie Staatsbürokratie (Elsenhans 1976 a; Ziemann/Lanzendör­<br />

Jer) oder die Orientierung am allgemeineren Begriff des Kleinbürgertums (Sau/), Dazu<br />

gesellen sich die »Staatsklasse« (Elsenhans 1976 b), die »bürokratische Klasse« von Uayd<br />

und die »politische Klasse« von Cohen (die dieser noch um den Begriff der »intendant<br />

<strong>das</strong>s« erweitert - sinngemäß mit staatlichem Aufsichtspersonal zu übersetzen), Farbiger<br />

wird <strong>das</strong> Begriffsspektrum durch pointierte Formulierungen wie die der »bürokratischen<br />

Bourgeoisie« von Shiv;i (der diese außerdem in ökonomische und administrative<br />

Bürokratie unterteilt), den »nizers« von Freyhald (abgeleitet aus dem Begriff der »Africanization«),<br />

der »militärisch-bürokratischen Oligarchie« (A/avz), der »organizational<br />

bourgeoisie« (Markovitz) und der »managerial bourgeoisie« (Sklar 1979),<br />

In der Beurteilung der Herrschaftsfunktion der Bürokratie und des Kleinbürgertums<br />

greift Freyhold auf eine Unterscheidung zurück, die bereits von Marx gemacht wurde<br />

und von Pau/antzas (197,), S, 2')0) wieder aufgegriffen wurde: die in herrschende Klasse<br />

und regierende Klasse, Während im Kontext der Entwicklungsländer die erstere die<br />

metropolitane Bourgeoisie repräsentiert, entwickelte sich letztere innerhalb der Kolonialverwaltung,<br />

um schließlich im post-kolonialen Staat als nach der formalen Unabhängigkeit<br />

an die Regierungsmacht gelangte Bürokratie die Kontrolle über die Gesellschaft<br />

auszuüben (Freyhald, S, 7'»), Sau/(1974, S, 3')3), der im kolonialen Staatsapparat<br />

ein Repressions- und Integrationsinstrument zur Eingliederung der ökonomisch aktiven<br />

Bevölkerung in die kolonialkapitalistische Produktionsweise siehe (wobei er nicht<br />

erkennt, daß Repression ein Mittel zur Integration ist und deswegen nicht damit gleichgesetzt<br />

werden kann), benennt <strong>für</strong> die Entstehung und Einschätzung der bürokratischen<br />

Elite des post-kolonialen Staates zwei mögliche Alternativen: 1) Die Staatsbüro-<br />

DAS ARGUMENT 126/1981

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