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JOSEF GABRiEL RFIEINBERGER BRIEFE UND DOKUMENTE

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tenden Ubungen erschöpft war und ich ihn fragte, ob<br />

er mUde sei, oder die Arme erschlaffen woliten, nie<br />

kam em Ja zur Antwort, denn sein EhrgefUhl hätte dies<br />

nicht zugelassen; nur aus seinem kindlichen Buck, mit<br />

dem er mich ansah, konnte ich lesen: Ja, Lehrer, ich<br />

bin milde, es ist genug. Bei diesen Ubungen kam mir der<br />

treffliche sel. Vater mit semen Zwanzigern treulich<br />

zu Hilfe.<br />

Wir spielten die ersten zwei Jahre nebst den verschiedenen<br />

Ubungen urn die gehörige Gelaufigkeit zu erlangen<br />

sehr viel zu 4 Händen, und zwar alles, was ich auftreiben<br />

konnte, da wir an anderen passenden Musikalien<br />

Mangel hatten.<br />

Erst spater spendierte uns der sel. Vater die Schule<br />

der Geläufigkeit von Czerny, nachdem wir die 100 Ubungsstllcke<br />

von selbem schon tüchtig durchgearbeitet hatten.<br />

Später zwei Bände Sonaten von Haydn, Don Iuon(!)<br />

von Mozart, kurz alles was uns unter die Hände kam.<br />

Uns, oder vielmehr meinen kleinen SchUler schreckte<br />

nichts mehr, wenn ich ibm nur an schwierigen Stellen<br />

den wichtigsten Fingersatz anzeichnete.<br />

Hochverehrte, gnädige Frau! Nun will ich Ihnen auch<br />

sagen, wo Ihr hochverehrter Herr Gemahl, der gefeierte<br />

Tondichter, mein lieber Pepi, das erste Mal öffentlich<br />

als Klavierspieler auftrat und aller Augen auf<br />

sich zog. So wie an anderen Orten kam auch in Vaduz<br />

alle Jahre der Fasching. Mehrere Herren Beamte und Btirger<br />

ersuchten mich, ich möchte ihnen doch einmal eine<br />

Tanzmusik besorgen. Da aber Liechtenstein zur selben<br />

Zeit an rnusikalischen Kräften arm, ja sehr arm war,<br />

so sagte ich ihnen, sie möchten sehen, vom Kaufmann<br />

Schlegel in Schaan semen Flllgel, den er aus 11Unchen<br />

bezogen und einen sehr kräftigen Ton hatte, zu bekom-men<br />

und fUrs Ubrige werde ich sorgen. Schlegel sagte<br />

zu. Dieser Kaufrnann Schiegel hatte em Töchterchen,<br />

welches wenigstens urn 2 Jahre alter war als mein lieber<br />

Pepi. Sie besuchte bei mir die 1. Klasse der Yolksschule<br />

in Schaan.<br />

Ohne Mitwissen und ohne alle Veranlassung von Seiten<br />

ihrer Eltern, sondern blof zu meinem VergnUgen, unterrichtete<br />

ich dieses Mädchen nach beendeter Schulzeit,<br />

und zwar schon einige Monate frUher, als ich

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