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drogenkurier - Jes

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gedenktag14 DROGENKURIERbundesweitLegalize it!Am Gedenktag demonstrierenbundesweit Heroinabhängigegemeinsam mit Eltern undAngehörigenSie sind diesmal wütend. In 40 Städtender Republik werden sie am Mittwoch,21. Juli, dem jährlichen Gedenktag fürverstorbene Drogenabhängige, nichtnur um ihre Toten trauern, sondern auchgegen die unsägliche Drogenpolitik protestieren.Drogenabhängige und Cannabisbefürworterwissen nur zu gut, dass sie mitals erste vom Sparwahn der Bundesregierungin der Krise betroffen sein werden.Sie haben keine mächtige Lobby.Unter ihnen sind Hartz-IV-Bezieher undsozial Benachteiligte. Deshalb wollensie dieses Mal all ihre Kräfte aufbieten,unter anderem in Wuppertal, Düsseldorf,München, Köln, Aachen, Stuttgart,Braunschweig, Dortmund und Leipzig. InBerlin wird die Losung heißen: „Gemeinsamgegen Ausgrenzung“.In Frankfurt am Main wird der Protestdirekt vorm Hauptbahnhof beginnen,am „Kaisersack“, mitten im Rotlichtviertelder Bankenmetropole. Dort,wo man einige der Heroinabhängigentäglich antreffen kann, wenn sie sichprostituieren, um Kohle für den nächstenSchuß heranzuschaffen; wo manchein bereits schlimm Erkrankter, am ganzenKörper mit Abszessen übersät, ohneHoffnung auf Perspektive einfach zusammenbricht.Todbringende VerhältnisseDas alles müsse nicht sein, wäre Heroinlegalisiert und würde staatlich kontrolliertvergeben, meint Christian Holl,Sprecher des Selbsthilfenetzwerks JES(von und für Junkies, Ehemalige, Substituierte)in Frankfurt am Main. „Heroinfür alle, die es brauchen!“ ist in diesemJahr das Motto. Wie der 58jährige,der selbst ärztlich verordnet Methadonschluckt und damit seit Jahrzehnten lebt,wissen viele Kenner der Szene, was ihreFreunde und Bekannten das Leben gekostethat: „Hätten Sie sauberen Stoffbekommen– nicht den aus Profitgier derDealer mit diversen Stoffen gestreckten–, könnten sie noch leben“, sagt Holl wütend.Nicht an Drogen seien die Leutegestorben, sondern an den Verhältnissen,die sie gezwungen haben, diese aufmenschenverachtende Weise zu konsumieren.Babypuder und Putz von denWänden gehörten noch zu den harmloserenMitteln, die Heroin aus Gewinnstrebenbeigemischt würdenDeshalb fordern JES und andere Organisationenam 21.Juli eine akzeptierendeDrogenpolitik. Das 2009 in Kraftgetretene Gesetz zur medizinischen Heroinvergabewerde bisher nicht flächendeckendangewandt, kritisiert Holl.gekürzter Beitrag ausJUNGE WELT, 20.07.2010,Gitta DüperthalEltern Abhängigerwollen Drogenakzeptieren„Natürlich wäre uns lieber, wenn unsereKinder clean wären“, sagt JürgenHeimchen vom Bundesverband der Elternund Angehörigen für akzeptierendeDrogenarbeit. „Oberstes Ziel muß abersein, das Überleben der Drogenabhängigenzu sichern, nicht ihre Abstinenz.“Heimchen weiß, wovon er spricht.Sein Sohn Thorsten erhängte sich1992 mit 21 Jahren im Polizeigewahrsamin seiner Zelle – kaputt vom ständigenDruck, sich den nächsten SchußHeroin erbetteln oder stehlen zu müssen.„Er hätte ins Krankenhaus gehört,nicht ins Gefängnis“,sagt Heimchen heutebitter. Im Gedenken anseinen Sohn kämpft ergemeinsam mit anderenEltern des Verbands füreine humanere Drogenpolitik:„Hätte ihm einArzt damals Heroin verschreibendürfen, lebteer noch.“ Deshalb setzter sich am morgigen Gedenktagfür verstorbeneDrogenabhängige, am21. Juli, für die Legalisierungaller Drogen ein.Just an diesem Tag vorWuppertaler Eltern …einem Jahr hat der Bundestagbeschlossen, dass Ärzte schwerstDrogenabhängigen synthetisches Heroinverschreiben dürfen. Doch die gesetzlichvorgeschriebenen Bedingungen,wer Heroin ärztlich verordnet injiziertbekommen darf, seien zu hart, sagtHeimchen gegenüber jW. Nur wer älterals 23 Jahre ist, seit mindestens fünf Jahrendrogenabhängig und zwei erfolgloseTherapien hinter sich hat, erhält denStoff. „Wie will man das einer Muttererklären, deren Tochter mit 15 angefangenhat, Heroin zu spritzen, aber erst 21Jahre alt ist und gehofft hatte, endlichaufhören zu können, sich zu prostituieren?“,kommentiert Heimchen. Solldie Mutter ihrem Kind etwa sagen: „Dumußt noch zwei Jahre weitermachen“?So sieht es auch Margot Hartmannvom Essener Verein „Elternkreis AktionsgruppeDrogen“. Die einstige Forde-

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