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DROGENKURIER9gedenktagwilhelmshavenDrogentodschauriges GesichtgegebenGedenktag Bürgerinitiativeerinnert an Drogentote –Bedarfsgerechte Vergabevon Ersatzmedikament fehltMit einer Mahnwache machten die Bürgerinitiativeund die WilhelmshavenerAids-Hilfe auf die Situation von heroinabhängigenMenschen aufmerksam. Bundesweitwurde in 40 Städten der Drogentotengedacht. Es gibt zu wenige WilhelmshavenerÄrzte, die Heroinabhängige mit demErsatzmedikament Methadon versorgenwollen. Viele Betroffene suchen einen Behandlungsplatz.Wilhelmshaven – WernerH., Claudia, Joachim, Boris – Namen stehenschwarz umrandet auf Pappschildern,die wie Grabsteine aussehen. Davor stehenFriedhofskerzen – 43 an der Zahl. Ein Mannmit Sense sitzt auf einem Stuhl, Trauermusikist zu hören.Hinter den Namen auf den Schildern verbergensich Schicksale: Es waren Heroinabhängigeaus Wilhelmshaven, die in den vergangenenJahren an den Folgen ihrer Suchtgestorben sind. Die Polizei in Wilhelmshavenregistrierte im vergangenen Jahr fünfDrogentote. In diesem Jahr war es einer. Betroffeneerinnern sich aber an jeden einzelnen.Man kennt sich in der Szene. Mit einerMahnwache machten die Bürgerinitiativeund die Wilhelmshavener Aids-Hilfe aufFoto: NWZdie Situation von heroinabhängigen Menschenaufmerksam. Bundesweit wurde in40 Städten der Drogentoten gedacht.Mit der provokanten Aktion in der Fußgängerzonevor der Nordseepassage wolltenam Mittwoch die Bürgerinitiative fürdie Sicherstellung der Versorgung von Drogenabhängigensowie die WilhelmshavenerAids-Hilfe den Betroffenen ein Gesichtgeben. Anlass war der Gedenktag für gestorbeneDrogenabhängige, der seit 1998bundesweit in 40 Städten begangen wird.„Wir wollen um die Menschen trauern,über die man kaum spricht“, sagt SusanneRatzer von der Wilhelmshavener Aids-Hilfe.„Wenn sich die medizinische Versorgungvon drogengebrauchenden Menschen inWilhelmshaven nicht verbessert, wird dieZahl der Toten steigen.“400 SuchtkrankeGemeint ist die wohnortnahe Versorgungvon Drogenkranken mit Heroin-Ersatzmedikamenten– Substitution genannt. Sie istin Wilhelmshaven immer noch nicht gewährleistet,weil es an substituierendenÄrzten fehlt.Methadon soll den Betroffenen ein normalesLeben ermöglichen, am besten ganzvom Heroin und den Folgen wie Beschaffungskriminalitätund Verwahrlosung wegbringen.Im Gegensatz zu Heroin bleibt beiden Ersatzstoffen der Rauschzustand aus.Rund 400 Suchtkranke soll es statistischin Wilhelmshaven geben, schätzt JohannJanßen und bezieht sich auf den bundesweitenDurchschnitt. Viele von ihnenwarten auf einen Platz im Methadonprogramm.Knapp 100 würden heute versorgt.Janßen engagiert sich in der Bürgerinitiativeund kennt als ehemaliger Hausarzt,der selbst Heroinabhängige mit Methadonversorgt hat, die Ängste und Sorgender Betroffenen.In Wilhelmshaven werden zurzeit nurnoch so genannte „Take-Home“-Patientenvon Hausarzt Matthias Abelmann mitMethadon versorgt. Die Patienten nehmenihre Wochenration mit nach Hauseoder erhalten sie in der Apotheke. Die Abgabeist streng reguliert, birgt aber Gefahren.Zudem könnte ein Teil der Medikamenteauf den Schwarzmarkt gelangen,so Janßen. Einige Junkies würden sich Methadonspritzen. das sei besonders gefährlich.Wer die Therapie abbricht und wiederHeroin spritzt, setze sich oft den „goldenenSchuss“.Keine UnterstützungDer substituierende Hausarzt MatthiasAbelmann hatte immer wieder damit gedroht,die tägliche Behandlung einzustellen,da die Arbeitsbelastung zu groß war.Er hoffte auf Unterstützung von Kollegen.Rückhalt von der Kassenärztlichen Vereinigungund der Ärzteschaft blieben aus. Dasses schlicht an der Bereitschaft scheitert,hätte zuletzt eine Informationsveranstaltunggezeigt, zu der die BI 160 Hausärzteschriftlich eingeladen hatte. Ein substituierenderArzt aus Oldenburg referierte. „Nurein Wilhelmshavener Arzt hat an der Veranstaltungteilgenommen“, erzählt Janßen.Die Beratungsstelle der Aids-Hilfe teiltindes erheblich mehr Insulinspritzen anHeroinabhängige aus. In diesem Jahr bereits1500. So sinke zwar das Risiko für Betroffene,sich mit HIV oder anderen Krankheitenzu infizieren – für Johann Janßenund Susanne Ratzer ist es aber auch eindeutliches Indiz dafür, dass wieder „mehrgedrückt“ wird.NWZ, 23.07.2010,Stephan Giesers

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