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DROGENKURIER27gedenktagoffenburgGedenkfeierfür Drogentotein OffenburgKeine Tränen im HimmelRund 70 Ballons steigen zum Himmel:Eine rund 30-köpfige Trauergemeindeversammelte sich im Offenburger Drogencafé,um ihrer verstorbenen drogenkrankenFreunde und Verwandten zugedenken. Erstmals ist gestern der bundesweiteGedenktag für verstorbeneDrogenabhängige in Offenburg gefeiertworden. Der Kontaktladen sowie die Jugend-und Drogenberatung DROBS hattenzu einem Gedenkritual ins Domizildes Kontaktladens zwischen alter Stadthalleund nördlicher Hauptstraße eingeladen.Eine Trauergemeinde von rund 30Menschen gedachte in einer bewegendenFeier ihrer Verstorbenen.Viele nehmen sich ein, zwei Gasballonsund schreiben die Namen einesschmerzlich vermissten Verstorbenen aufden Zettel am Ende der Ballonschnur. Etlichehaben sich vier Ballons geschnappt,eine junge Frau fünf, eine andere sogarsechs. Der evangelische Pfarrer und NotfallseelsorgerUlrich Henze aus Kehl erklärt:„Die Ballons sind ein Symbol dafür,dass die Namen unserer Verstorbenen imHimmel geschrieben sind, wie es in derBibel heißt, und dafür, dass wir ein Stückunserer Trauer loslassen wollen.“Als Kommando für das gemeinsameLoslassen hat Henze mit der Trauergemeindedas Wort „Amen“ verabredet,Foto: Peter HeckKlaus Rieger, Leiter des Kontaktladens, hielt einebewegende Rede.zu Deutsch: „So sei es“. Musiker AlexanderLenz singt noch „Über den Wolken“zur Gitarre und auf Henzes „Amen“ hinsteigen bis zu 70 Ballons in den blauenSommerhimmel über Offenburg. Undtatsächlich macht sich so etwas wie Trostbreit im Empfinden der Leute, die vordem Kontaktladen den Ballons nachschauenund nachtrauern. Die Premieredieser ersten Gedenkfeier kann man nurals geglückt bezeichnen. Wer Anfangdieses Jahres die öffentliche Diskussionum den neuen Standort des Kontaktladens,der 2011 umziehen muss, verfolgthatte, konnte in einigen Diskussionsbeiträgenden Eindruck gewinnen, dassdort nur furchterregende Gestalten verkehrenmüssen. Diese Trauerfeier zeigteeine andere Realität.Hier sah man Menschen voller Sensibilitätund Zerbrechlichkeit, gezeichnetvom Leben und manche auch vonharten Drogen, denen es offenbar einBedürfnis ist, als Ausdruck ihrer Trauerund als Bitte um Vergebung eventuel-ler persönlicher Schuld mit Helmut Ellensohnund Ulrich Henze das „Vater unser“zu beten. In vorbildlich-seelsorgerischerWeise haben der katholische Pastoralreferentaus Offenburg und der evangelischePfarrer aus Kehl mit dieser Feier einenRaum für die Trauer geschaffen, dendie betroffenen Menschen dankbar angenommenhaben.In den vergangenen Jahren pendeltedie Zahl der von offizieller Seite als Drogentotegeführten Verstorbenen in derOrtenau immer zwischen vier und siebenpro Jahr. Im laufenden Jahr, Stand Mittwoch,21. Juli, sind es bereits vier. Wobeijemand, der zum Beispiel an Leberzirrhose,einer Folgekrankheit des Drogenmissbrauchs,stirbt, nicht als Drogentotergilt.Schon vier Drogentote imlaufenden Jahr in der OrtenauKlaus Rieger, Leiter des Kontaktladens,wo sich täglich bis zu 80, teilweise schwerdrogenabhängige Menschen einfinden,um sich praktische Lebenshilfe abzuholenoder einfach gebrauchte gegen saubereSpritzen zu tauschen, hielt zu Beginnder Veranstaltung eine bewegendeRede. Er erinnerte an verstorbene Klientendes Kontaktladens, an die auf einerGedenktafel im Aufenthaltsraum erinnertwird. „Hoffentlich ist es uns gelungen,dass sie wenigstens für ein paarMinuten ihre Scheißdrogenproblemevergessen haben“, sagte Rieger. „WirDrogenberater machen manchmal denFehler, die Klienten auf das Drogenproblemzu reduzieren.“ Dabei hätten sichzu etlichen der Verstorbenen im Lauf derJahre eine persönliche Freundschaft entwickelt.„Wenn wir manchmal über ihrenVerlust weinen oder manchmal über dasgemeinsam Erlebte zusammen lachen,dann sind Maria, Monia oder Christophnicht vergessen“, sagte Klaus Rieger. Zuvorerklang Eric Claptons „Tears in Heaven“mit der trostreichen Hoffnung dasses im Himmel keine Tränen gibt.Badische Zeitung, 21.07.2010

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