C. Nemes /Überlingen am Bodensee: Evolution der Anästhesie in
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<strong>Nemes</strong>: <strong>Evolution</strong> <strong>der</strong> Anästhesie nach 1846<br />
angeblich von Hippokrates II (460-370 v. Chr.) geübten <strong>in</strong>trapharyngealen Intubation (Mills<br />
1878) unterschieden.<br />
Fünfzig Jahre verg<strong>in</strong>gen bis P. Desault das Glottisödem mit e<strong>in</strong>em nasotracheal e<strong>in</strong>geführten<br />
Magenschlauch überwand (1830). Ähnliche Versuche von M. E. Bochut, den diphtherischen<br />
Krupp mit Silberkatheter zu behandeln, wurden von <strong>der</strong> Französischen Akademie abgelehnt.<br />
Dennoch bedeuteten die ersten vier peroralen Intubationen mit biegs<strong>am</strong>en Metalltuben vom<br />
Willi<strong>am</strong> Macewen <strong>in</strong> Glasgow (1878) und <strong>der</strong>en Veröffentlichung (im British Medical<br />
Journal 1880; ii: 122-24 und 163-65) zunächst ke<strong>in</strong>e große Sensation für die Zeitgenossen<br />
(Duncum 1947), obwohl "<strong>der</strong> Tubus alle Erwartungen erfüllte". Diese Tatsache war gewiß<br />
auch durch den Umstand zu erklären, daß Macewen selbst se<strong>in</strong>e Innovation später nie mehr<br />
erwähnte und propagierte.<br />
Mit diesemVerfahren, verfe<strong>in</strong>ert, modifiziert und <strong>in</strong> die Narkosepraxis 20 Jahre später von<br />
Franz Kuhn <strong>in</strong> Kassel etabliert (1900-1911; Goerig 1997) war endlich auch e<strong>in</strong>e<br />
Langzeit<strong>in</strong>tubation zulässig, weil <strong>der</strong> Patient d<strong>am</strong>it schlafen und darüber abhusten konnte.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs fehlte es noch an standardisiertem Instrumentarium mit e<strong>in</strong>em Tubus-Set; dies<br />
wurde <strong>in</strong> den Jahren 1885-87 von Joseph O , Dwyer (+1898) <strong>in</strong> Cleveland entwickelt<br />
(Abb.4/a).*<br />
* O , Dwyer J., 1887: Fifty cases of croup <strong>in</strong> private practice treated by <strong>in</strong>tubation of the larynx, with a<br />
description of the method and dangers <strong>in</strong>cident thereto. Med. Rec. (N. Y.) 32:557-561<br />
Se<strong>in</strong>e kurzen, vernickelten, englumigen Bronzetuben erlaubten lediglich e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tralaryngeale<br />
E<strong>in</strong>lage und mußten mit e<strong>in</strong>em Masonschen Mundsperrer ähnlichem Intubator plaziert und<br />
e<strong>in</strong>er speziellen Kehlkopfzange als Extubator entfernt werden. D<strong>am</strong>it wie<strong>der</strong>holten sich<br />
allerd<strong>in</strong>gs nach 1880 die gleichen fatalen Zwischenfälle von Tracheal- und Kehlkopfstenosen<br />
wie zu Beg<strong>in</strong>n des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Bei <strong>der</strong> Suche nach geeigneteren Tubusmaterialien<br />
erreichte <strong>der</strong> Laryngologe L. Schrötter aus Wien, <strong>der</strong> aus München st<strong>am</strong>mende und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Dr.v. Haunerschen K<strong>in</strong><strong>der</strong>spital, später <strong>in</strong> Graz tätige Th. Escherich* sowie <strong>der</strong> Pädiater E.<br />
Hagenbach-Burckhardt** aus Basel, daß diese Metalltuben zunehmend durch<br />
Hartgummiröhre ersetzt wurden (1873-1900).<br />
(* Th. Escherich 1891: Ueber die Indicationen <strong>der</strong> Intubation bei Diphtherie des Larynx. Wien. kl<strong>in</strong>. Wschr. 4:<br />
Nr.7, 12 Februar,. ** E. Hagenbach-Burckhardt 1900: Ueber Decubitus und Stenosen nach Intubation.<br />
Correspondenz Blatt für Schweizer Aerzte 30: Nr.17, 1. Sept.; zit. Brandt, 1987)<br />
Dennoch konnten sich diese Gummituben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Narkosepraxis noch nicht durchsetzen,<br />
obwohl Victor Eisenmenger (+1932) zur gleichen Zeit <strong>in</strong> Wien den Urtyp aller Magillschen<br />
Tuben aus Gummi mit e<strong>in</strong>em Ausgleichsballon vorgestellt hatte*.<br />
(V. Eisenmenger, 1893: Zur T<strong>am</strong>ponade des Larynx nach Prof. Maydl. Wien. med. Wschr. 43:199-201)<br />
D<strong>am</strong>it stand um 1895 <strong>der</strong> Endotrachealnarkose nichts mehr im Wege, zumal 1895 Alfred<br />
Kirste<strong>in</strong> (1863-1922) mit <strong>der</strong> Autoskopie das Problem <strong>der</strong> direkten Kehlkopfspiegelung auch<br />
gelöst hatte (Berl. kl<strong>in</strong>. Wschr. 1895; 32: 476-78). . Nicht zufällig wenden sich die Operateure<br />
nach 1896 <strong>der</strong> Thoraxchirurgie zu, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Intubation, Aspirationsschutz, künstliche Beatmung<br />
und das Pneumothorax-Problem gelöst werden mußten*<br />
(* I. Krönle<strong>in</strong>, 1884: Über Lungenchirurgie. Berl. Kl<strong>in</strong>. Wschr. Nr.9:21, L. Rehn, 1896: Über penetrierende<br />
Herzwunden und Herznaht. Arch. Kl<strong>in</strong>. Chir. 55: 315)<br />
0 ' Dwyer , s Methode verwendete K. Maydl <strong>in</strong> Prag zus<strong>am</strong>men mit dem Trendelenburgschen<br />
Trichter; so konnte er ohne Tracheotomie, aber bei gutem Aspirationsschutz E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Mund-und Nasenhöhle durchführen (Wien. med. Wschr. 1893; 43:57-59, 102-106; Keys,<br />
1968). E. L. Doyen <strong>in</strong> Paris (1896) und R. Matas <strong>in</strong> New Orleans (1899) werden diese<br />
Metalltuben für ihre Pionierarbeiten bei <strong>in</strong>trathorakalen E<strong>in</strong>griffen anwenden.<br />
Warum bei so zahlreichen Anstrengungen <strong>in</strong> deutschsprachigen Län<strong>der</strong>n, welche <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Pionierleistung des Kasselers Franz Kuhn und se<strong>in</strong>er endotrachealen Tubage als pulmonale<br />
Narkose nach 1900 gipfelten, die endotracheale Technik erst 50 Jahre später 1948 <strong>in</strong><br />
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