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Adornos Rap Die Kulturindustriethese in ... - Roger Behrens

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<strong>Adornos</strong> <strong>Rap</strong> – <strong>Roger</strong> <strong>Behrens</strong> – Seite 6lenken, im Bewusstse<strong>in</strong>, das Beste für sich zu tun. Schon im Untertitelzum Abschnitt über Kultur<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> der ›Dialektik der Aufklärung‹ist von »Massenbetrug« die Rede; der letzte Aphorismus der»Aufzeichnungen und Entwürfen« heißt ›Zur Genese der Dummheit‹.<strong>Die</strong> verme<strong>in</strong>tliche Unterstellung <strong>Adornos</strong> und Horkheimers, die<strong>in</strong>sbesondere liberale und postmoderne Medienapologeten herausgelesenhaben wollen, das Publikum sei zu dumm, um den Schw<strong>in</strong>del zudurchschauen, und der ihnen angedrehte Schund sei für sie gerade gutgenug, entpuppt sich als Chimäre. »Betrug«, »Dummheit«, »Stumpfs<strong>in</strong>n«muss dialektisch gelesen werden, im S<strong>in</strong>ne der kritischen Theorie derHalbbildung. Kritik der Dummheit me<strong>in</strong>t nicht arroganteÜberheblichkeit der Gebildeten; es geht nicht um Intelligenz oderWissen im engeren S<strong>in</strong>ne (vgl. dazu den Aphorismus ›GegenBescheidwissen‹, GS Bd. 3, S. 235 f.), sondern um e<strong>in</strong>esozialpsychologische Konfiguration des Bewusstse<strong>in</strong>s im Widerspruch,wenn man so will also buchstäblich um das, was geme<strong>in</strong>t ist, wenn mansagt, jemand sei schwer von Begriff. In e<strong>in</strong>er Notiz von 1935, ebenfalls <strong>in</strong>die ›Bildmonographie‹ aufgenommen, hat Adorno das Problem derDummheit als das von Verstümmelung beschrieben – damit ist vorausgenommen, wie sehr die Kritik der Kultur<strong>in</strong>dustrie als kritische Theoriedes Ganzen systematisch zu nehmen ist, wie sehr sie zudem die späterenUntersuchungen zur ›Autoritären Persönlichkeit‹ antizipiert. Marxspricht von der Verstümmelung des Menschen durch die Masch<strong>in</strong>e imKapitalismus. Adorno ergänzt, »dass die Verstümmelung nicht aufabgehackte Glieder sich beschränkt oder die sexuelle Promiskuität <strong>in</strong>überfüllten Wohnungen, sondern dass verstümmelt wird vor allemanderen das proletarische Bewusstse<strong>in</strong>. Wie sehr soziale Unterdrückungund Wunschversagung Neurosen produzieren und neurotischeCharaktere wie den ›Zwangstyp‹, ist der Psychoanalyse vertraut. Nichtaber im gleichen Maße, dass solche Verstümmelung sich nicht an dieGrenze des Trieblebens hält und die <strong>in</strong>tellektuellen Funktionenmiterfasst, deren Gefährdung man sonst so ärgerlich den›Geisteskrankheiten‹ zuweist …« (S. 148) Dummheit heißt, sich abf<strong>in</strong>den;es ist die extreme, zum Charaktertyp geronnene unkritische Haltung.Dummheit korrespondiert hier mit dem Wissen, dass die Kultur<strong>in</strong>dustrieverwehrt: Es ist das spezifische Wissen um die gesellschaftlichenMechanismen, das Wissen auch um die Möglichkeiten e<strong>in</strong>erVeränderung der Gesellschaft ebenso wie die verstellten Möglichkeitender Verbesserung der eigenen Situation. Dummheit ist »ke<strong>in</strong>e

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