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Museum der Göttinger Chemie Museumsbrief Nr. 25 2006 ...

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<strong>Museum</strong>sbrief <strong>Nr</strong>. <strong>25</strong><br />

_________________________________________________________________________________________<br />

Möglichkeiten, Wöhlers Wünsche nach speziellen Mineralien zu erfüllen und sandte Wöhler<br />

im April eine Kiste mit solchen Mineralien, die Wöhler zu einem begeisterten Dankesbrief<br />

veranlassten..<br />

Hochgeehrtester Herr ! 10<br />

Vorgestern nach einer fast 4 wöchigen Reise, <strong>der</strong>en Hauptziel München war, zurückgekehrt,<br />

hatte ich das Vergnügen, Ihr gütiges Schreiben vom 28. März und die von Ihnen gesandte<br />

Kiste mit Mineralien anzutreffen; und das erste Geschäft, das ich vornahm, war, letztere<br />

auszupacken. Wie soll ich Ihnen einen Begriff von <strong>der</strong> Freude geben, die ich bei dem Anblick<br />

<strong>der</strong> prächtigen Stücke hatte, als beim Aufwickeln <strong>der</strong> Pakete immer eines schöner als das<br />

an<strong>der</strong>e zum Vorschein kam. Doch Sie sind selbst Sammler und wissen wie es Einem bei<br />

solcher Gelegenheit zu Muthe ist. Meine Freude war doppelt groß, weil meine alte<br />

Liebhaberei o<strong>der</strong> vielmehr Leidenschaft für Mineralien seit Kurzem, wo ich meine Sammlung<br />

wie<strong>der</strong> ein Mal grundmäßig in Ordnung gebracht und durchstudirt hatte, nun erwacht und bis<br />

zu dem Grade wie in meinen Jugendjahren lebhaft geworden war. Als ich die Schätze alle<br />

ausgepackt hatte und vor mir auf dem Tisch liegend übersah, kam mir <strong>der</strong> Zweifel, ob ich<br />

Ihren Brief auch richtig verstanden habe, ob Alles dieß mein sein solle. Ich las ihn noch ein<br />

Mal, aber es war kein Zweifel, dass ich für Autographen, die für mich keinen Werth hatten,<br />

die ich seither nur aus Pietät für ihre Verfasser aufbewahrte, eine Sammlung von kostbaren<br />

Sachen geschenkt erhalten hatte, die mir um so werthvoller waren, als sie in das eigentliche<br />

Gebiet meines Sammelns und meiner Studien gehören. Empfangen Sie also meinen<br />

herzlichsten Dank für dieses kostbare Geschenk und seien versichert, dasselbe in die Hände<br />

eines Sammlers gelangt ist, <strong>der</strong> es zu schätzen, zu benutzen und vor dem Untergang zu<br />

schützen versteht. Zum Andenken an den gütigen Geber soll auf jede Etiquette <strong>der</strong> Nahme<br />

desselben geschrieben werden. Auch die gewöhnlicheren Sachen sind mir schon <strong>der</strong> Localität<br />

wegen von Interesse. Von den selteneren, wie zB. Aeschgynit, Kämmerit etc. besaß ich theils<br />

noch nichts, theils nicht so schöne Exemplare. Es war mir ein gutes Omen beim Auspacken,<br />

dass mir, indem ich zuerst nach den kleinen Paketen griff, zuerst die Pyrochlor-Krystalle in<br />

die Hände fielen, das seltene Mineral das ich vor 30 Jahren zuerst beschrieben und analysirt<br />

habe und von dem ich noch keine so schöne Krystalle besaß.<br />

Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie sehr ich fühle, dass ich nun Ihr großer Schuldner<br />

geworden bin und wie lebhaft ich wünsche, mich Ihnen gefällig bezeigen zu können. Um<br />

wenigstens meinen guten Willen zu zeigen, nehme ich mir die Freiheit, Ihnen anbei noch eine<br />

Parthie, auf beiliegen<strong>der</strong> Liste verzeichneter Autographen zu übersenden, die Sie freilich fast<br />

schon alle besitzen, die Sie aber vielleicht zum Tauschen gebrauchen können. Mit Sorgfalt<br />

werde ich nun jeden Brief, <strong>der</strong> für Sie von Interesse sein kann, aufbewahren und Ihnen<br />

zukommen lassen. Sollten Sie noch Briefe von den beiden Rose, von Magnus, Poggendorff,<br />

Kopp, L. Gmelin, Deville, Buff etc., von denen ich noch viele besitze, zu haben wünschen, so<br />

stehen sie Ihnen alle zu Dienst.<br />

Mit <strong>der</strong> größten Hochachtung<br />

Ihr dankbar ergebenster<br />

F. Wöhler<br />

Göttingen 17 April 1859.<br />

10 SUB Göttingen, HSD: Cod Ms F. Wöhler 58. Wöhler an Heyse 17.04.1859.

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