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Museum der Göttinger Chemie Museumsbrief Nr. 25 2006 ...

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<strong>Museum</strong>sbrief <strong>Nr</strong>. <strong>25</strong><br />

_________________________________________________________________________________________<br />

Göttingen 24.10.1881<br />

Theuerster Freund<br />

Empfangen Sie meinen besten Dank für die Verdammung meiner dummen Idee mit den<br />

Briefen. Wenn ich schon vor Empfang Ihres Schreibens das Ungeeignete meines Vorschlags<br />

eingesehen hatte, so muß ich mich jetzt schämen, ihn gemacht zu haben. Vor Allem habe ich<br />

gefühlt, dass die correspondirenden Briefe von Liebig mit erscheinen müssten, namentlich die<br />

rein wissenschaftlichen Inhalts, die nicht in <strong>der</strong> Deutschen Revue publicirt worden sind. Die<br />

in letzterer sollten nur solche sein, die für das Publicum ein allgemeines Interesse haben und<br />

verständlich sein könnten. Die Herausgabe eines solchen Briefwechsels, die Auswahl des<br />

Inhalts <strong>der</strong> einzelnen Briefe, würde eine ungeheure Arbeit sein, zu <strong>der</strong> meine Lebenszeit nicht<br />

mehr ausreichen würde. Bedenken Sie, dass die Anzahl <strong>der</strong> sämmtlichen Briefe ungefähr<br />

1600 ist, und dabei die von Liebig sehr klein, oft undeutlich geschrieben und die Schrift sehr<br />

verblasst.<br />

Die Briefe so abdrucken zu lassen wie sie sind, ohne Auswahl, würde durchaus nicht<br />

angehen, es würde ein Scandal sein, schon wegen <strong>der</strong> schlechten Späße, die sooft enthalten,<br />

wegen des rücksichtslosen Schimpfens, wegen <strong>der</strong> Polemik gegen Dumas, Berzelius,<br />

Mitscherlich, Gerhardt etc. und sonstigen Anstößigkeiten, wie die Laune sie in vertaulichen<br />

Briefen eingibt. – Kein An<strong>der</strong>er als ich wäre im Stande, diese Correspondenz zu redigiren für<br />

die Veröffentlichung.<br />

Lassen wir also diese Sache auf sich beruhen und geben diese Briefe <strong>der</strong> Vergessenheit<br />

anheim. Meine sind Eigenthum von J. Carriere. Schwerlich wird dieser etwas damit<br />

vornehmen. Liebigs Briefe habe ich testamentarisch meiner Tochter Fanny (Liebigs specielle<br />

Freundin) vermacht mit <strong>der</strong> Bedingung, dass sie dieselben nie aus <strong>der</strong> Hand gibt.<br />

Anfangs war ich so überzeugt, Sie würden meine thörichte Idee theilen und meine Briefe als<br />

Journal-Artikel in die Berichte aufnehmen, dass ich da ich gerad keine an<strong>der</strong>e Beschäftigung<br />

hatte, die Redaction <strong>der</strong> Briefe aus den ersten 10 Jahren vornahm und nie<strong>der</strong>schrieb (o<strong>der</strong><br />

meiner Tochter dictirte). Ich schicke sie Ihnen anbei. Legen Sie sie auf Ihren Nachttisch und<br />

lesen Sie darin, um sich einzuschläfern. Sie können sich denken, dass ich vieles aus dieser<br />

Periode ganz weggelassen o<strong>der</strong> nur als Auszug gegeben o<strong>der</strong> einige Mal auch aus dem Inhalt<br />

zweier o<strong>der</strong> dreier einen gemacht habe. Niemals aber habe ich etwas zugesetzt o<strong>der</strong><br />

wesentlich geän<strong>der</strong>t. Beachten Sie doch stets das Datum. [...] in treuster Anhänglichkeit<br />

Ihr Wöhler<br />

Haben Sie die Güte, mir gelegentlich die Briefe zurück zu schicken – auch die 4 ersten.<br />

Das Projekt war nun auch für Hofmann klar und es bedurfte nur noch einer kleinen<br />

Ermunterung, um Wöhler für die redaktionelle Arbeite zu gewinnen. Die Briefe mussten<br />

ausgesucht und passende Texte daraus entnommen werden.<br />

Ein letzter in diesem Zusammenhang zu nennen<strong>der</strong> Brief von Hofmann an Wöhler zeigt<br />

sechs Monate vor Wöhlers unerwartetem Tod, dass Wöhler die redaktionelle Bearbeitung <strong>der</strong><br />

Korrespondenz voranbringen will. 17<br />

Hochverehrter Freund.<br />

Ich bin glücklich, dass Sie sich entschlossen haben, in den sauren Apfel zu beißen, muß aber<br />

sagen, dass ich nie daran gezweifelt habe, dass Sie es thun würden. In kurzer Zeit wird Ihnen<br />

diese Arbeit ein Vergnügen sein, fast Bedürfnis.<br />

17 Hofmann, August Wilhelm (1818-1892) Prof. d. <strong>Chemie</strong>. Göttingen SUB HSD, Cod. Ms. F. Wöhler <strong>Nr</strong>. 59<br />

Hofmann, Br. <strong>Nr</strong>. 94 vom 28.02.1882.

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