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Museum der Göttinger Chemie Museumsbrief Nr. 25 2006 ...

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<strong>Museum</strong>sbrief <strong>Nr</strong>. <strong>25</strong><br />

_________________________________________________________________________________________<br />

Beim Lesen <strong>der</strong>selben drängte sich mir immer die Ueberzeugung auf, dass dasjenige was aus<br />

jenen Briefen hier nicht abgedruckt ist, für den Chemiker noch interessanter sein werde, als<br />

diese zugleich den Laien interessierenden Stellen. Es wäre ein Verlust für unsere<br />

Wissenschaft, wenn ihr Ihre und Liebigs Correspondenz mit Berzelius vorenthalten würde. 11<br />

Drei Monate später drängte Kolbe nochmals, ihm die Veröffentlichung zu überlassen:<br />

Darf ich noch einmal auf das schon besprochene Capitel von <strong>der</strong> künftigen Veröffentlichung<br />

Ihres chemischen Briefwechsels mit Liebig und Berzelius zurückkommen. Würden Sie sich<br />

dazu entschließen und es genehmigen, dass in nächster Zeit schon mir diese Briefe<br />

ausgehändigt werden und dass ich bald schon an die für die spätere Veröffentlichung<br />

nöthigen Arbeiten gehe. Ich verspreche Ihnen feierlich, dass zu Ihren Lebzeiten, wie Sie<br />

wünschen aus jenen Briefen we<strong>der</strong> durch mündliche noch durch schriftliche Überlieferung<br />

kein Wort an die Öffentlichkeit gelangt.<br />

Ich betrachte die Briefe ganz objectiv als wissenschaftliche Schätze von seltenem<br />

historischem Werthe. Mein Wunsch ist, dass es mir vergönnt sei, im nächsten Jahre durch<br />

Ihre Verfügungen in <strong>der</strong> Lage zu sein, die zur späteren Herausgabe <strong>der</strong> Briefe nöthigen<br />

Arbeiten zu beginnen, was, wenn ich vor Ihnen abberufen werden sollte, vielleicht erst nach<br />

unser bei<strong>der</strong> Tode geschehen würde. 12<br />

Kolbe war damals sprichwörtlich als rücksichtsloser Kritiker neuerer Theorien in <strong>der</strong> <strong>Chemie</strong><br />

bekannt, <strong>der</strong> auch vor schweren persönlichen Injurien nicht zurückschreckte. So ist es<br />

unvorstellbar, dass <strong>der</strong> in persönlichen Beziehungen so vorsichtige Wöhler diesen Kritikus als<br />

Sachwalter seiner Korrespondenz bestimmen wollte.<br />

Schließlich verständigte sich Wöhler mit seinem vertrauten jüngeren Freund Hofmann, einem<br />

<strong>der</strong> wenigen Chemiker, mit dem er noch in den letzten Jahren seines Lebens in Briefkontakt<br />

war, und übertrug ihm die Herausgabe <strong>der</strong> Briefauswahl. 13<br />

Hochverehrter Freund<br />

[...] Ihre [gedruckte?] Rede vom 3. August [auf Eilhard Mitscherlich] zu danken.<br />

Ich habe sie mit dem größten Vergnügen gelesen, denn so manches vom Geschichtlichen war<br />

meinem Gedächtnis entschwunden. Es war eine glückliche Idee gerade diesen Gegenstand als<br />

Thema zu wählen. Sie ist wie<strong>der</strong> ein Meisterstück von Klarheit, von umfassendem Wissen und<br />

Eleganz des Stils. Mitscherlich haben Sie ein Denkmal gesetzt, größer und wahrer als alles<br />

was bisher zu seinem Ruhm gesagt worden ist. Die schönen Worte, die Sie auch mir gewidmet<br />

haben, haben mich wahrhaft gerührt und mich schamroth gemacht. Ich danke Ihnen von<br />

ganzem Herzen dafür.<br />

14ten. [Fortsetzung]<br />

Ich habe dieses Blatt liegen lassen, weil ich bedachte, dass Sie noch lange nicht von <strong>der</strong> Reise<br />

zurück sein würden. Nun aber werden Sie wohl wie<strong>der</strong> zu Hause sein, vielleicht<br />

zurückgetrieben durch das [...] herrschende schlechte Wetter das auch Freund Kopp<br />

unausgesetzt verfolgt hat. Um das weiße Papier auszufüllen, will ich Ihnen eine Idee<br />

mittheilen, auf die ich durch das Bedürfniß, mich zu beschäftigen gekommen bin, die ich aber<br />

wie<strong>der</strong> so gut wie aufgegeben habe. Sie wissen, dass Liebig alle Briefe von mir seit 1829 bis<br />

1873 aufbewahrt hat und seinem [autographensammelnden] Enkel, Justus Carrière,<br />

11 SUB Göttingen, HSD: Cod. Ms. F. Wöhler <strong>Nr</strong>. 74, Kolbe Hermann (1818-1884) Prof. <strong>Chemie</strong>, Br. <strong>Nr</strong>. 10,<br />

Leipzig vom 4.05.1879.<br />

12 SUB Göttingen, HSD: Cod.Ms.F. Wöhler <strong>Nr</strong>. 74/Kolbe Hermann (1818-1884) Prof. <strong>Chemie</strong>/ Br.<strong>Nr</strong>. 13,<br />

Leipzig vom 30.07.1879.<br />

13 Archiv <strong>der</strong> Berlin Brandenburgischen Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften, Chemiker Briefe.113, Wöhler an<br />

Hofmann. Br. vom 09.09. fortgesetzt am 14.09.1881.

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