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Nahversorgung in der Metropolregion Hamburg - DSSW-Studie

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für das normale Verhalten. Gerade die sozialen<br />

Regeln des Umgangs <strong>der</strong> Städter untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />

Distanz, Toleranz und Respekt,<br />

werden hier gezeigt und e<strong>in</strong>geübt. Zugleich<br />

s<strong>in</strong>d die urbanen Zentren „Bühnen“<br />

für Provokationen und Protest, für Skurriles<br />

und Anregendes. Damit haben sie e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Impulsfunktion – im positiven<br />

wie im negativen S<strong>in</strong>ne.<br />

Zentren s<strong>in</strong>d auch gebaute soziale Geschichte.<br />

Hier konzentrieren sich die Symbole,<br />

die Kirchen und die Denkmäler o<strong>der</strong><br />

auch die WM-Übertragungswände auf den<br />

Marktplätzen – das, was e<strong>in</strong>er örtlichen<br />

Gesellschaft wichtig war und ist. Die <strong>in</strong>dividuelle<br />

und die kollektive Geschichte, ihre<br />

Orte und ihre Symbole s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Voraussetzung dafür, sich selber e<strong>in</strong>ordnen<br />

zu können, für Identifikation.<br />

Für die skizzierten elementaren sozio-kulturellen<br />

urbanen Funktionen haben die Zentren<br />

und die <strong>Nahversorgung</strong> e<strong>in</strong>e Schlüsselstellung.<br />

Die Versorgung bietet überhaupt erst<br />

den alltäglichen Anlass für alle Menschen,<br />

an<strong>der</strong>en Menschen aus an<strong>der</strong>en Sphären und<br />

mit an<strong>der</strong>en Lebensweisen zu begegnen. In<br />

den Zentren trifft so gewissermaßen die Gesellschaft<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund stellt sich die Frage<br />

nach den urbanen Qualitäten unserer Versorgungs-<br />

und Zentrenstrukturen: Können „Nur-<br />

Versorger“ außerhalb von Zentren urbane<br />

Funktionen erfüllen? Und: Können Orte ohne<br />

e<strong>in</strong>e vitale Versorgungsfunktion urbane Funktionen<br />

erfüllen? Die Antwort <strong>in</strong> beiden Fällen<br />

sche<strong>in</strong>t mir zu se<strong>in</strong>: „wohl kaum“. Vielmehr<br />

gefährdet die Erosion <strong>der</strong> gewachsenen Zentren<br />

und <strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> Versorgungsfunktion<br />

die städtebauliche Ordnung, die ihre Wurzeln<br />

(auch) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Idee <strong>der</strong> europäischen Stadt hat<br />

und zu <strong>der</strong> Zentren als Orte <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Begegnung elementar gehören.<br />

Zukunftsperspektiven und<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

Die Erosion und Gefährdung <strong>der</strong> Zentren und<br />

damit e<strong>in</strong>er wichtigen Arena <strong>der</strong> Integration<br />

unserer Gesellschaft ist zum<strong>in</strong>dest von <strong>der</strong><br />

14<br />

Bundesregierung erkannt worden. Der Bundesm<strong>in</strong>ister<br />

für Verkehr, Bauen und Stadtentwicklung<br />

hat Innenstädte und Zentren im<br />

Rahmen <strong>der</strong> neuen nationalen Stadtpolitik zu<br />

e<strong>in</strong>em wichtigen Politikfeld erklärt. Neue<br />

Programme im Bereich <strong>der</strong> Städtebauför<strong>der</strong>ung<br />

werden ausdrücklich auf die Stärkung<br />

und Revitalisierung <strong>der</strong> Zentren ausgerichtet.<br />

Auf <strong>der</strong> regionalen und kommunalen Ebene<br />

ist davon auszugehen, dass sich die Projektentwickler<br />

und E<strong>in</strong>zelhandelsunternehmen<br />

auf deutlich zunehmende Restriktionen für<br />

neue Standorte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fläche e<strong>in</strong>stellen müssen.<br />

Verstärkte Restriktionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fläche<br />

s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nur durchzuhalten, wenn<br />

die Städte und Geme<strong>in</strong>den zugleich neue<br />

Konzepte für die Versorgungs- und Zentrenstrukturen<br />

entwickeln. Diese werden neue<br />

plausible Ziele im H<strong>in</strong>blick auf ihre zukünftigen<br />

Angebotsstrukturen und die Flächenvolum<strong>in</strong>a<br />

be<strong>in</strong>halten müssen.<br />

In <strong>Hamburg</strong> s<strong>in</strong>d wir seit Langem mit <strong>der</strong><br />

Situation konfrontiert, dass das planerische<br />

Zentrenkonzept von <strong>der</strong> Wirklichkeit des<br />

Handels und se<strong>in</strong>er Standorte schon weit<br />

überholt wurde, wie oben exemplarisch für<br />

Rahlstedt gezeigt wurde. Aufseiten <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Planung bestehen darüber h<strong>in</strong>aus<br />

auch ke<strong>in</strong>e gesicherten Informationen über<br />

die Angebots- und Nachfragestrukturen im<br />

E<strong>in</strong>zelhandel, sodass erhebliche Kompetenz-<br />

Asymmetrien gegenüber den Handelsunternehmen,<br />

Projektentwicklern und Beratern bestehen.<br />

E<strong>in</strong>e konzeptionelle Beurteilung von<br />

Vorhaben o<strong>der</strong> gar e<strong>in</strong>e strategische Planung<br />

und Entwicklung von Standorten für den E<strong>in</strong>zelhandel<br />

bzw. von Zentren ist auf dieser<br />

Basis nicht möglich. E<strong>in</strong> neues E<strong>in</strong>zelhandelsund<br />

Zentrenkonzept, e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>es<br />

Konzeptes für die <strong>Nahversorgung</strong>, das sich<br />

auf e<strong>in</strong>e zeitgemäße Analyse <strong>der</strong> Angebotsund<br />

Nachfragestrukturen und ihrer Entwicklung<br />

stützen muss, ist <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong> überfällig.<br />

Welche Orientierungen können angesichts<br />

<strong>der</strong> skizzierten Entwicklungen für e<strong>in</strong>e Neuentwicklung<br />

von <strong>Nahversorgung</strong>s- und Zentrenkonzepten<br />

gegeben werden?<br />

In die Stadtteil- und Quartierszentren gehören<br />

leistungsfähige Versorger. Dies bedeu-<br />

<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>

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