Nahversorgung in der Metropolregion Hamburg - DSSW-Studie
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Was zunächst so e<strong>in</strong>fach kl<strong>in</strong>gt, stellt sich <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Praxis komplexer dar. Zwar kann die<br />
Lackiererei <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Gewerbegebiet verlagert<br />
werden, doch reicht das Grundstück <strong>der</strong><br />
Lackiererei nicht aus, um e<strong>in</strong>en zeitgemäßen<br />
Markt mit <strong>der</strong> notwendigen Stellplatzanlage<br />
unterzubr<strong>in</strong>gen.<br />
Da sich unmittelbar h<strong>in</strong>ter dem Grundstück<br />
e<strong>in</strong> städtisches Schulzentrum mit großem<br />
Schulhof bef<strong>in</strong>det, wurde geprüft, ob Teilflächen<br />
dieses Schulgrundstückes für das<br />
Projekt zur Verfügung gestellt werden können.<br />
Es ist leicht nachvollziehbar, dass diese<br />
Idee nicht nur Fürsprecher hatte. Sowohl die<br />
drei Schulleitungen <strong>der</strong> im Schulzentrum<br />
vertretenen Schulen als auch Teile <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
hatten anfangs Vorbehalte gegenüber<br />
dem Projekt. Da sich auf den fraglichen<br />
Flächen Beachvolleyball-Fel<strong>der</strong> bef<strong>in</strong>den, die<br />
von e<strong>in</strong>em örtlichen Sportvere<strong>in</strong> genutzt<br />
werden, kam e<strong>in</strong> weiterer Betroffener h<strong>in</strong>zu.<br />
Bei <strong>der</strong> Planungsverwaltung und <strong>der</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />
war man überzeugt, dass<br />
<strong>der</strong> Standort stadtstrukturell richtig ist und<br />
auch die Stadt zur nachhaltigen Sicherung<br />
<strong>der</strong> zentralen Versorgungsbereiche zu Kompromissen<br />
bereit se<strong>in</strong> muss. So wurde <strong>in</strong> vielen<br />
<strong>in</strong>ternen Gesprächen mit <strong>der</strong> Schul- und<br />
Sportverwaltung eruiert, ob die erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Flächen zur Verfügung gestellt werden<br />
können.<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> laufenden Fortschreibung des<br />
Schulentwicklungsplanes wurde deutlich, dass<br />
das Schulzentrum für den Ganztagsschulbetrieb<br />
ausgebaut werden sollte (zusätzliches<br />
Mensa-Gebäude) und e<strong>in</strong> Erweiterungsbau<br />
für die naturwissenschaftlichen Räume<br />
benötigt wird. Stadt<strong>in</strong>tern wurde festgelegt,<br />
dass schulische Belange selbstverständlich<br />
Vorrang haben, die Flächen aber für den Discounter<br />
zur Verfügung gestellt werden könnten,<br />
wenn jene nicht bee<strong>in</strong>trächtigt würden.<br />
So wurde geme<strong>in</strong>sam mit den Fachverwaltungen<br />
und dem Hochbauamt geprüft, wo die<br />
notwendigen Erweiterungsbauten untergebracht<br />
werden können. Im Ergebnis können<br />
die Neubauten so platziert werden, dass sie<br />
für das Schulzentrum funktional s<strong>in</strong>d und<br />
zudem e<strong>in</strong> Teilgrundstück für die Ansiedlung<br />
des Lebensmittelmarktes zur Verfügung ge-<br />
30<br />
stellt werden kann. Für den Schulhof bleibt<br />
dabei ebenfalls noch e<strong>in</strong>e ausreichend große<br />
Fläche. Die Beachvolleyball-Fel<strong>der</strong> werden im<br />
E<strong>in</strong>vernehmen mit dem Sportvere<strong>in</strong> an e<strong>in</strong>e<br />
an<strong>der</strong>e Stelle verlagert. Die Kosten hierfür<br />
gehen zulasten des Projektträgers.<br />
Die Planungen zur Ansiedlungen des Discounters<br />
haben dazu geführt, dass auch e<strong>in</strong><br />
bestehen<strong>der</strong> Vollsortimenter ernsthaft über<br />
e<strong>in</strong>e zeitgemäße Neuaufstellung an se<strong>in</strong>em<br />
bisherigen Standort nachdenkt.<br />
Fazit<br />
Die angeführten Beispiele zeigen, dass e<strong>in</strong>e<br />
konsequente Anwendung des E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes<br />
die Abwehr von schädlichen<br />
Vorhaben an nicht <strong>in</strong>tegrierten Standorten<br />
ermöglicht und Betreiber und Entwickler<br />
zunehmend Standorte <strong>in</strong> zentralen Lagen<br />
akzeptieren, auch wenn <strong>der</strong> Aufwand zur<br />
Baureifmachung höher ist und nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />
Standardlösungen umgesetzt werden<br />
können. Dabei muss deutlich darauf h<strong>in</strong>gewiesen<br />
werden, dass e<strong>in</strong>e Unterstützung <strong>der</strong><br />
Stadt hier unabd<strong>in</strong>gbar ist. Nicht nur im Genehmigungsverfahren<br />
s<strong>in</strong>d Kompromisse auf<br />
beiden Seiten erfor<strong>der</strong>lich. Auch Liegenschaftsamt<br />
und Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung spielen<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Rolle, sei es mit e<strong>in</strong>er vorausschauenden<br />
Flächenpolitik <strong>in</strong> den Stadtteilzentren<br />
o<strong>der</strong> durch vermittelnde Tätigkeit bei<br />
Verlagerung von Nutzungen o<strong>der</strong> Aufkauf<br />
von bebauten Grundstücken. Dabei darf auch<br />
<strong>der</strong> Ankauf und Abriss von Wohngebäuden<br />
ke<strong>in</strong> Tabu se<strong>in</strong>.<br />
Mit <strong>der</strong> Verabschiedung e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zelhandelskonzeptes<br />
ist es nicht getan. Nimmt man es<br />
ernst, bedeutet se<strong>in</strong>e Umsetzung viel Arbeit.<br />
Die Beispiele aus Münster zeigen, dass sich<br />
die Mühe lohnt. Lebendige Stadtteilzentren<br />
bilden nicht nur e<strong>in</strong>en städtebaulichen Wert.<br />
Der Bevölkerung bieten sie e<strong>in</strong> vielfältiges<br />
Angebot auf engem Raum, den Immobilieneigentümern<br />
sichern sie gute Miete<strong>in</strong>künfte<br />
und für den mittelständischen E<strong>in</strong>zelhandel<br />
s<strong>in</strong>d sie notwendiger und bedrohter „Lebensraum“.<br />
Werden die Zentren stabilisiert, wird<br />
<strong>der</strong> Mittelstand es danken.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>Hamburg</strong>