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ENERGIE – Bildungsinhalt und Bildungsziel? - Bildungsinitiative ...

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Impressum„Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?“ISBN 978-3-936172-17-11. Auflage 2011Copyright © Logophon Verlag <strong>und</strong> Bildungsreisen GmbHAlte Gärtnerei 1, 55128 Mainzwww.logophon.deAlle Rechte vorbehaltenEnergie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?<strong>Bildungsinitiative</strong> Energie, Band 1Herausgeber Markus Mönigwww.bildungsinitiative-energie.deUmschlag, Layout, Satz: Henriette Kleih, Unit, BruchsalTitelfoto: Hans Scherhaufer Fotografie, BerlinInfografik: Margret Kolbe, Psephos, HamburgLektorat: Birgit Kirchner, ECS – Euro-Communication-Service, StockstadtDruck: AALEXX GmbH, GroßburgwedelIm Interesse einer besseren Lesbarkeit wurde bei allen Formulierungenauf eine geschlechterdifferenzierende Schreibweise verzichtet.


<strong>ENERGIE</strong>– <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?Herausgeber Markus Mönig


Inhalt8Hanns-Ferdinand MüllerEine Zukunft ohne Energie? Nicht denkbar.Zum Geleit10Markus MönigVorwort des Herausgebers12Wolfgang GärtheE = mc 2 oder die Kunst, für das Leben zu lernenEinführung18Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannEnergie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?Ergebnisse einer empirisch-sozialwissenschaftlichenEinstellungsforschung zum Thema ‚Energie im heutigenBildungssystem’58Kurt E. BeckerBildungsgut „Energie“Gesamtheitliche Überlegung zu einem komplexen Thema72Autorenhinweise


Hanns-Ferdinand MüllerZum Geleit8


Eine Zukunft ohne Energie? Nicht denkbar.Eine Zukunft ohne Energie?Nicht denkbar.Unsere gesamte Zivilisation, die Art, wie wir leben <strong>und</strong> arbeiten, ist abhängig vonEnergie, in ihren vielfältigen Erscheinungsformen <strong>und</strong> in ihren Wirkungen – als Licht,Wärme oder Kälte. Hinzu kommt die Gestaltung der relevanten Fragen der Energiewenderespektive Energieversorgung als generationenübergreifende Aufgabe.Damit diese Aufgabe zu unserer aller Zufriedenheit gelöst werden kann <strong>und</strong> unsdiese elementaren Komponenten unserer Zivilisation erhalten bleiben, brauchen wirMenschen, die „Energie als Beruf“ auszuüben in der Lage sind. Das bedarf einer gr<strong>und</strong>solidenAusbildung <strong>und</strong> eines intensiven Heranführens an dieses existentiell wichtigeThema. Aus diesem Gr<strong>und</strong> hat die RWE Vertrieb AG die <strong>Bildungsinitiative</strong> Energie insLeben gerufen.Prof. Dr. Hanns-Ferdinand Müller,Sprecher des Vorstandes der RWE Vertrieb AG9


Markus MönigVorwort10


Vorwort des HerausgebersEnergie steht am Anfang allen Lebens, aller Kultur, aller Ökonomie. Vor allem unsereWirtschaft wäre nicht denkbar ohne Energie, deren Gewinnung <strong>und</strong> Nutzung in vielfältigerForm <strong>und</strong> aus unterschiedlichen Quellen. Gewinnung <strong>und</strong> Nutzung von Energiehaben in der Energiebranche sogar einen eigenen Wirtschaftszweig entstehenlassen.Vor allem für die Industrienation Deutschland ist die Sicherstellung einer leistungsfähigen,preiswürdigen <strong>und</strong> klimafre<strong>und</strong>lichen Energieversorgung essentiell.Auch <strong>und</strong> speziell in Deutschland wird Energie deswegen in Zukunft die zentrale Fragezukünftiger Generationen werden. Daher kann mit der Vermittlung der energetischenGr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>züge nicht früh genug begonnen werden.Gemessen an ihrer generell überragenden Bedeutung für unser Leben fristet dasThema „Energie“ in unserer Bildungslandschaft eher ein Schattendasein. Einerseits.Daraus resultiert freilich aber auch ein entsprechendes Entwicklungspotential andererseits.Zu diesen Ergebnissen kommt nicht zuletzt eine von unserer DenkwerkstattENRESO 2020 in Auftrag gegebene demoskopische Erhebung beim MeinungsforschungsinstitutPsephos. Die Ergebnisse dieser Erhebung, damit verb<strong>und</strong>ene Analysen<strong>und</strong> Schlussfolgerungen bilden den wesentlichen Teil dieses ersten Bandesunserer Buchreihe „<strong>Bildungsinitiative</strong> Energie“ <strong>und</strong> waren darüber hinaus ausschlaggebendfür die Realisierung der <strong>Bildungsinitiative</strong> selbst.Die Struktur der Initiative orientiert sich an den Bedürfnissen der konkretenArbeitswelt. Für insgesamt zehn Schulen b<strong>und</strong>esweit haben die Experten der RWEEnergiedienstleistungen GmbH, von ENRESO 2020 <strong>und</strong> der Euro-Schulen-Organisationein vieldimensionales Curriculum erarbeitet. Ziele dabei sind eine praxisorientierteWissensvermittlung, konkrete Lernförderung <strong>und</strong> Orientierungshilfe beim Beruf. Diekonkreten Inhalte variieren von Schule zu Schule. Eine genaue Abstimmung erfolgtmit den kooperierenden Schulen unter Einbezug von deren Lehrplänen.Neben dem Psephos-Beitrag zu den Ergebnissen der demoskopischen Erhebungenthält der vorliegende Band der Buchreihe eine Einleitung <strong>und</strong> Hinführung zumThema aus der Feder von Wolfgang Gärthe, seines Zeichens Geschäftsführer der Euro-Schulen-Organisation <strong>und</strong> Projektleiter unserer <strong>Bildungsinitiative</strong> Energie. Angefügtdarüber hinaus ist ein Text von Kurt E. Becker, Ideengeber <strong>und</strong> Projektleiter ENRESO2020 <strong>und</strong> PROM des Jahres: Beckers Vorträge bei verschiedenen Workshops wurdenin einem eigenständigen Aufsatz unter dem Titel „Bildungsgut „Energie“. GesamtheitlicheÜberlegung zu einem komplexen Thema“ komprimiert.Markus Mönig, im August 201111


Wolfgang GärtheEinführung12


E = mc 2 oder die Kunst, für das Leben zu lernenE = mc 2oder die Kunst, für das Leben zu lernenDer Begriff Energie, lateinisch ‚energia’, geht auf das altgriechische ‚energeia’ zurück:‚en’ = in <strong>und</strong> ‚érgon’ = Werk/Wirken – das ‚Innen-Wirken’. Schon Aristoteles verwendeteden Begriff, der damals soviel wie ‚Geist’ oder ‚Seele’ meinte. Und in der Tat beseeltdie Energie vieles: Wirtschaftswachstum <strong>und</strong> politische Entwicklungen, denMenschen, die Börse sowie den Glauben.In Albert Einsteins Relativitätstheorie ist die Energie die bestimmende Größe vonRaum <strong>und</strong> Zeit. In der Physik ist die Energie die zentrale Größe <strong>und</strong> wird relativ breit<strong>und</strong> anschaulich definiert als Fähigkeit, mechanische Arbeit zu leisten, Wärme abzugebenoder Licht auszusenden.Alles, was lebt oder sich bewegt, benötigt Energie.Energie bestimmt unser Leben. Es gibt eine Fülle von Energielieferanten – <strong>und</strong> keineswegseinen gesamtgesellschaftlichen Konsens über einen „richtigen“ Weg. Da sinddie endlichen, die Umwelt belastenden fossilen Brennstoffe wie Braunkohle, Steinkohle,Erdöl <strong>und</strong> -gas, da ist die Atomkraft mit ihren radioaktiven Abfällen, für die esweltweit noch kein einziges sicheres Endlager gibt. Da sind die Lieferanten erneuerbarerEnergien wie Windkraftanlagen, deren Nachhaltigkeit auf Klima <strong>und</strong> Umwelt bezogenumstritten ist, <strong>und</strong> die großen Offshore-Windparks, deren ökologischeAuswirkungen derzeit noch Gegenstand der Forschung sind. Es gibt die unterschiedlichstenWasserkraftanlagen mit teils erheblichen Eingriffen in Natur, Landschaft <strong>und</strong>Ökologie, es gibt die Solarenergie/Photovoltaik, die Geothermie, es gibt Energiebereitstellungdurch Biomassen.All diese Energie wird von den knapp sieben Milliarden Menschen auf diesem PlanetenTag für Tag umgewandelt, erzeugt, genutzt <strong>und</strong> verbraucht. Angesichts der Tatsache,dass die Menschheit weiter wachsen wird, ohne dass die Energievorrätesozusagen von selbst <strong>und</strong> ebenso sicher wie sauber, ebenso nachhaltig wie bezahlbarmitwachsen, müssen wir zum einen schon heute Energie sparen, sie umweltbewusst<strong>und</strong> schonend nutzen. Und zum anderen alles daran setzen, auch zukünftig einen verantwortungsbewussten<strong>und</strong> nachhaltigen Umgang aller mit Energie sicherzustellen.Doch wie dies erreichen?13


Wolfgang GärtheDie „<strong>Bildungsinitiative</strong> Energie“ –ein Projekt der RWE Vertrieb AG mit der Euro-Schulen-Organisation ESO – leistet mit„Energie bewegt Bildung“ hierzu einen handfesten Ansatz. Initiator ist ENRESO 2020,eine Initiative der RWE Energiedienstleistungen GmbH. ENRESO 2020: „Energy – RealEstate – Economy – Society 2020“ ist eine Denkwerkstatt von Experten nicht nur fürEnergie <strong>und</strong> Immobilien, sondern auch für Wirtschaft, Soziales, Publizistik <strong>und</strong> Bildung.Im Hinblick darauf, dass der Umgang mit Energie, deren Umwandlung, Produktion,Verteilung <strong>und</strong> Nutzung ein globales Zukunftsthema ist, hat sich ENRESOzum Ziel gesetzt, die Wechselwirkung von Energie, Immobilien, Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaftin den kommenden Jahren bis zum Jahr 2020 zu analysieren, zu bewerten<strong>und</strong> daraus Schlussfolgerungen theoretischer <strong>und</strong> praktischer Art zu ziehen.Eine dem Projekt vorausgehende Umfragezum Thema „Energie als <strong>Bildungsziel</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsinhalt</strong> in Deutschlands Schullandschaft“monierte die im Schulunterricht fehlende Auseinandersetzung mit wichtigenThemen wie Energiegewinnung, ihre Risiken <strong>und</strong> Sicherheit, Möglichkeiten zur Einsparungvon Energie, wirtschaftliche Zusammenhänge <strong>und</strong> ethische Verantwortung,schonender Umgang mit der Umwelt <strong>und</strong> ihren natürlichen Ressourcen.Was soll Schule im besten Fall leisten:Neugier <strong>und</strong> Lust am Lernen wecken, zugleich Wissen inklusive praktischer Anwendung<strong>und</strong> Lebensbezug vermitteln. Geht man noch einen Schritt weiter <strong>und</strong> betrachtetdie heutigen technologischen, wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Entwicklungen(plus die Überflutung durch Information), liegt eine weitere Aufgabe von Schule darin,durch Vermittlung von Wissen, Urteilsvermögen, Reflexionsfähigkeit <strong>und</strong> Bildung einermoralischen Phantasie (der Fukushima erschreckende Bilder lieferte) den Menschen zueinem souveränen, verantwortlichen <strong>und</strong> nachhaltigen Umgang mit seiner Umwelt –mit Energie – heranzubilden.14


E = mc 2 oder die Kunst, für das Leben zu lernenDies ermöglicht die „<strong>Bildungsinitiative</strong> Energie“,beauftragt durch die RWE Vertrieb AG <strong>und</strong> verantwortlich umgesetzt durch die Euro-Schulen-Organisation ESO. Sie wendet sich ganz gezielt an die im Sinne des Wortes„nachwachsenden Ressourcen“ des Standorts Deutschland, nämlich an Schüler vonzehn deutschen Hauptschulen der Jahrgangsstufen 7 bis 10 bzw. der Berufsvorbereitungsklassen.Sie werden sich mit ihren Lehrern in den Schuljahren 2011/12 <strong>und</strong> 2012/13 Wissenüber Energie im weitesten Sinn – mit unterschiedlicher Thematik <strong>und</strong> vielfältigemInhalt – erarbeiten <strong>und</strong> ihr Bewusstsein für das Thema wesentlich erweitern.Am Projekt beteiligt sind die Lernorte:Heinrich-Böll-Gesamtschule, Dortm<strong>und</strong>Janusz-Korczak-Schule, HalleKlingenberg-Schule, BerlinStadtteilschule Lohbrügge, HamburgMittelschule Karlstein am MainBerufliches Schulzentrum 7, LeipzigHauptschule Letmathe, IserlohnKurfürst-Balduin-Realschule, TrierNibelungen-Realschule, WormsRosensteinschule, StuttgartDas Projekt verspricht hohen Nutzen nicht nur für alle Beteiligten, sondern auch weitüber diesen Kreis hinaus: In der Projektarbeit entstehen Zusammengehörigkeitsgefühl<strong>und</strong> Teamfähigkeit – auch dies eine Energieerzeugung der nachhaltigen Art. Der ressourcenschonendeUmgang mit Energie wird eingeübt <strong>und</strong> verfestigt. Das neu gewonneneWissen findet praktische Anwendung im alltäglichen Leben der Schüler, inihren Familien <strong>und</strong> ihrem privaten Umfeld. Zugleich weckt es Interesse <strong>und</strong> schafftKompetenzen für eine berufliche Orientierung in diesem zukunftsträchtigen Bereich,erhöht also die Chancen auf eine Lehrstelle oder einen Arbeitsplatz, wo die jungenMenschen einen sinnvollen Beitrag leisten können. Der Standort Deutschland brauchtqualifizierte Fachkräfte – Stärkung also auch in dieser Hinsicht!Letztlich trägt dieses Projekt ebenfalls dazu bei, eine intellektuell f<strong>und</strong>ierte Basiszu schaffen für den verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Energie: Die15


Wolfgang GärtheTeilnehmer lernen, auf einer wissensbasierten Gr<strong>und</strong>lage Entscheidungen über ihre eigeneLebensweise zu treffen – ein Schritt auf dem Weg zum mündigen Bürger! Undzum gesamtgesellschaftlichen Konsens über Energie. Denn dieser Konsens entsteht,wenn die Menschen „Energiewirtschaft“ nicht als abstrakte Technokratie erfahren,sondern sie konkret mit ihrem Alltag in Bezug setzen können. Er entsteht durch Beteiligungder Menschen an den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, durch konkreteErfahrbarkeit von Nutzen <strong>und</strong> Chancen – durch Wissen.Da an vielen der beteiligten Schulen Klassenlehrerprinzip herrscht, d. h. fachfremdeLehrkräfte teilweise die naturwissenschaftlichen Lehrinhalte übernehmen, kreiertdieses Projekt positive Wechselwirkungen – das Thema wird auch in ganz andereFächer ausgedehnt, etwa in die Hauswirtschaftslehre (Energieverluste beim Kochen)<strong>und</strong> in die Wirtschaftsgeografie (Kampf um Energiequellen). Und in die Biologie, dennauch Ges<strong>und</strong>heit hängt mit Energie zusammen: Energiezufuhr durch Kohlenhydrate<strong>und</strong> Proteine, Erkältungskrankheiten <strong>und</strong> ihre Ursachen sowie auch Strahlenschädenwerden behandelt. Bleiben noch spannende übergreifende Themen wie Lobbyarbeit,politische Rahmenbedingungen, Berichterstattung über Energiekonzerne …Höheres Verständnis <strong>und</strong> tieferes Wissen über Umweltfragen also bei allen Beteiligten,auch den Lehrkräften – wiederum mit praktischer Nutzanwendung in deren sozialemUmfeld. Energie breitet sich aus … Selbstverständlich tauschen sich die Schulenwährend der Projektlaufzeit regelmäßig untereinander aus, wie auch die Mitschülerder Projektbeteiligten durch deren Präsentationen von dem Erarbeiteten profitieren.Was nutzt Wissen, wenn man es nicht weitergibt!Positiver Zugewinn ganz anderer Art: Letztlich noch können mithilfe des ProjektsArbeitsmaterialien erneuert bzw. überhaupt erst einmal angeschafft werden. VieleSchulen klagten während der individuellen Projektkonzeption über wenig zeitgemäßeArbeitsmaterialien <strong>und</strong> Versuchsanlagen – teils sind die vorhandenen Messgeräte über40 Jahre alt. Hier kann jetzt auch dringlich benötigte Abhilfe geschaffen werden.Die Teilnehmer werden ebenso pragmatisch wie umfassend an die komplexe Thematikherangeführt. Sie erarbeiten sich konkretes Wissen, Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeitenzum Thema Energie ganz allgemein – mit hohem Praxisbezug <strong>und</strong> handfesterAnschaulichkeit. Energie-Scouts prüfen beispielsweise, wie es um den Energiehaushaltin ihrer eigenen Schule bestellt ist <strong>und</strong> arbeiten zu diesem Zweck mit dem Schulträger<strong>und</strong> den Hausmeistern zusammen. Auch hier wieder zieht Wissen weite Kreise.16


E = mc 2 oder die Kunst, für das Leben zu lernenDie Palette ist bunt,reicht vom richtigen Einsatz von Glühbirnen <strong>und</strong> Lötkolben bis hin zur Installationeiner Windkraftkleinanlage. Vom sparsamen Umgang mit Licht <strong>und</strong> Heizung bis zursinnvollen Wärmedämmung von Häusern <strong>und</strong> Fenstern. Vom Energie-Theaterprojektbis zur Einrichtung einer Stromwerkstatt. Vom Aufbau eines alternativ-energetischenSpielparks bis zur Einrichtung eines kleinen Kiosks mit Informationen zum Thema, dernicht nur der Schule offenstehen soll. Von der Installation einer intelligenten Beleuchtungssteuerungbis zum Aufbau des festen Wahlpflichtfachs „Energie“. Vom Erstelleneiner Nachhaltigkeitsstudie zum Thema „Energieverbrauch in industriellen <strong>und</strong>nicht-industriellen Ländern“ bis zur Berufung <strong>und</strong> Schulung von Energie-Scouts. Vomvermehrten Einsatz von Elektrofahrzeugen bis zum Bau einer Stromtankstelle. Von derEinrichtung eines „Energieraums“ bzw. eines „Energie-Lehrpfads“, der dann auch anderenSchulen zugänglich werden soll, bis zu Besuchen eines Windparks an der Küste,eines Kraftwerks, der Essener Zeche Zollverein, der Schleuse Kleinostheim … ein Projektvoller Energie eben.17


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannEnergie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?Ergebnisse einer empirisch-sozialwissenschaftlichenEinstellungsforschung zum Thema ‚Energie im heutigenBildungssystem’1. EinleitungENRESO 2020, eine Initiative der RWE Energiedienstleistungen GmbH, hat sich zumZiel gesetzt, „im Hinblick auf kommende Entwicklungen bis zum Jahr 2020 die Wechselwirkungvon Energie, Immobilien, Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft zu analysieren, zu bewerten<strong>und</strong> daraus für gesellschaftliches Handeln Schlussfolgerungen theoretischer<strong>und</strong> Empfehlungen praktischer Art zu ziehen. Denn der Umgang mit Energie, derenProduktion, Verteilung <strong>und</strong> Nutzung ist das Zukunftsthema schlechthin.“Nach eigenem Verständnis ist ENRESO 2020 (Energy - Real Estate - Economy - Society)„eine Denkwerkstatt, die sich aus immobilienwirtschaftlicher, städtebaulicher <strong>und</strong>energetischer Sicht mit den Konsequenzen der globalen Entwicklungen für Wirtschaft<strong>und</strong> Gesellschaft auseinandersetzt. ENRESO 2020 erarbeitet <strong>und</strong> diskutiert über Strategienzur Verringerung der Risiken künftiger Entwicklungen <strong>und</strong> will dazu beitragen,die damit verb<strong>und</strong>enen Chancenpotentiale zu identifizieren.“Insbesondere, wenn es um die Vermittlung von Verständnis <strong>und</strong> Wissen zu gr<strong>und</strong>legendenFragen der Energiegewinnung <strong>und</strong> -nutzung geht, spielen auch institutionelle,didaktische <strong>und</strong> politische Aspekte des heutigen Bildungssystems eine großeRolle, das unbestritten einen entscheidenden Kommunikationskanal für ein verantwortungsvollesEnergiebewusstsein darstellt.Dies ist auch der Hintergr<strong>und</strong> für die enge Kooperation der Initiative ENRESO 2020mit der Euro-Schulen-Organisation in zahlreichen Projekten <strong>und</strong> Aktionen.Diesem Arbeitszusammenhang f<strong>und</strong>iertes Datenmaterial zur Verfügung zu stellen, umdie öffentliche Debatte über die Notwendigkeit einer Integration des Energiethemasin die Anforderungen an das gegenwärtige Bildungssystem zu ‚befeuern’ sowie vor-18


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?wärtsweisende Argumente <strong>und</strong> Perspektiven zu entwickeln, war das Ziel der ‚demoskopischen’Begleitforschung, die das PSEPHOS Institut für Markt-, Politik- <strong>und</strong>Sozialforschung, Hamburg/Berlin, im Sommer 2010 im Auftrag von ENRESO 2020durchgeführt hat <strong>und</strong> deren Ergebnisse in die vorliegende Publikation eingegangensind.Zwei – im Hinblick auf Stichprobengröße, Interviewdauer <strong>und</strong> Zielpersonen – umfangreicheBefragungen widmeten sich dem Thema „Energie als <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong><strong>Bildungsziel</strong>“.Bevölkerung <strong>und</strong> Experten:Methodischer Steckbrief der Befragungena) Repräsentativbefragung unter der erwachsenen deutschenBevölkerung Stichprobe: Deutsche ab 18 Jahren im B<strong>und</strong>esgebiet; 2.005 Personen;Random-Auswahl Erhebungsmethode: Computergestützte Telefoninterviews (CATI) standardisierter Fragebogen; durchschnittliche Interviewdauer: 18 Minuten Erhebungszeitraum: 15. Juli 2010 bis 30. August 2010b) Standardisierte telefonische Expertenbefragung Stichprobe: 180 Experten aus den vier Bereichen: Politik: Abgeordnete aus B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern (n=67) Bildungsinstitutionen, Kultusbürokratie (n=33) Verbände, Gewerkschaften (n=51) Journalismus/Medien: Schwerpunkt Energie <strong>und</strong> Bildung (n=29) Erhebungsmethode: Computergestützte Telefoninterviews (CATI) standardisierter Fragebogen; durchschnittliche Interviewdauer: 26 Minuten Erhebungszeitraum: 2. August 2010 bis 16. September 201019


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannEine große Schnittmenge von Fragen wurde an beide Stichproben – Bevölkerung <strong>und</strong>Experten – gleichermaßen gerichtet. Dadurch konnten sowohl ähnliche Einschätzungenals auch kontrastierende Meinungen <strong>und</strong> Einstellungen der zwei Untersuchungsgruppenidentifiziert <strong>und</strong> damit der analytische Wert beider Erhebungen erhöhtwerden.Gemeinsame thematische Schwerpunkte für die Bevölkerung <strong>und</strong> die Experten warenunter anderem: Welches Wissen über Fakten <strong>und</strong> Zusammenhänge ist in unserer Gesellschaftunbedingt notwendig, wo werden besondere Wissensdefizite vermutet bzw.identifiziert? Wer, welche Akteure sind verantwortlich <strong>und</strong> gefordert, Energie als Bildungsaufgabezu propagieren, umzusetzen <strong>und</strong> zu verankern? Welchen Stellenwert sollte Energie als <strong>Bildungsinhalt</strong> besitzen? Wie sollteEnergie als Unterrichtsfach <strong>und</strong> Lerninhalt sowie im Hinblick auf Formen derWissensvermittlung organisiert werden?2. Konzept der StudieEnergie <strong>und</strong> Bildung sind aus heutiger Sicht die großen Zukunftsthemen. Beidestehen in engem Zusammenhang, da jedes der beiden Themen ein Stück Zukunftssicherungbedeutet <strong>und</strong> auf Nachhaltigkeit setzt. Bildung <strong>und</strong> Energie sind alslebensnotwendige Ressourcen unverzichtbare Voraussetzungen für ein auch künftiggesichertes Zusammenleben in Wohlstand <strong>und</strong> sozialem Frieden.Bildung soll Voraussetzungen schaffen, damit Humanressourcen zur Sicherung unserergeistigen wie materiellen Existenzbedingungen entstehen <strong>und</strong> zum Wohl aller inZukunft genutzt werden können. Die Bedeutung des Humankapitals für Wachstum,Wertschöpfung, strategische Wettbewerbsvorteile ist eng geknüpft an qualifizierteBildung <strong>und</strong> Ausbildung.Energiegewinnung <strong>und</strong> -verbrauch heute müssen dem Anrecht auf eine auch noch fürspätere Generationen intakte Umwelt Rechnung tragen, sie dürfen den Appell nachschonendem <strong>und</strong> sparsamem Umgang mit den begrenzten fossilen Brennstoffvorrä-20


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?ten nicht ignorieren <strong>und</strong> haben die Forderung nach Reduzierung klimaschädlicherEmissionen zu berücksichtigen. Dies alles unter Bedingungen einer sicheren Energieversorgung<strong>und</strong> größtmöglicher Energiesicherheit - ein Aspekt von besonderem Gewichtnach dem Schock durch den GAU in den japanischen Atomkraftwerken vonFukushima im März 2011. Binnen weniger Wochen hat dieses Ereignis in der deutschenPolitik eine Energiewende ausgelöst mit der Konsequenz eines kompletten Ausstiegsaus der Kernenergie als Stromlieferanten bis zum Jahr 2022.Die vorliegende Studie „Energie als <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> -ziel“ konzentriert sich aufAspekte eines Bildungsauftrags zu einem Thema, das erst nach <strong>und</strong> nach in den klassischenKanon der <strong>Bildungsinhalt</strong>e eindringt <strong>und</strong> dessen Relevanz inzwischen mehr<strong>und</strong> mehr erkannt wird – für Faktenwissen über naturwissenschaftlich-technische <strong>und</strong>wirtschaftliche Zusammenhänge wie auch für die Sensibilisierung in Fragen moralischerVerantwortung bei der Nutzung lebenswichtiger, knapper Ressourcen.Ist durch Wissen über Zusammenhänge zwischen globalen Entwicklungen von Wirtschaft<strong>und</strong> Gesellschaft Verständnis für deren weitreichende energetische Konsequenzenzu schaffen, etwa für die Industrieproduktion, die Wohnungswirtschaft, denStädtebau, den Verkehr, die Sicherung von Wohlstand <strong>und</strong> Lebensqualität, das ökologischeGleichgewicht unserer Erde? Können Bildungsverantwortliche mit neuen Bildungskonzeptenhierbei einen wesentlichen Beitrag für die zukünftige Bedeutung desThemas leisten? Lässt sich durch Bildung die Sensibilität in Energiefragen schärfen<strong>und</strong> der Erziehungsprozess zu einem verantwortungsvollen Energiebewusstsein„dynamisieren“? Voraussetzung wäre in jedem Fall, Energie als <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> -zielals einen von der Gesellschaft akzeptierten, notwendigen Bildungsauftrag imLebensalltag zu verankern.Die vorliegende Studie greift in ihren Fragestellungen die nachfolgend aufgeführtenSchwerpunkte auf:21


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannDesiderate für das Bildungswesen Relevanz von Bildung <strong>und</strong> Funktion von Bildung Wissensdefizite bei wichtigen Inhalten gesellschaftlichen Handelns Verantwortung für die Vermittlung von Bildung <strong>und</strong> WissensinhaltenEnergiebewusstsein als <strong>Bildungsziel</strong> Gewünschter Stellenwert von Energie als Erziehungs- <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong> Relevante Aspekte des Lerninhalts Energie Geeignete Formen <strong>und</strong> Kompetenz der Wissensvermittlung zum Thema EnergieEngagement <strong>und</strong> Fragen der Ethik bei der Energiethematik Bereitschaft zum Engagement Ethische Einordnung der Erziehungs- <strong>und</strong> Bildungsaufgabe Energie3. Desiderate für das BildungswesenRelevanz <strong>und</strong> Funktion von BildungAngesichts der seit langem im Hintergr<strong>und</strong> schwelenden, mehr oder weniger offengeführten Debatte um die Zukunftsfähigkeit Deutschlands pochen knapp vier Fünftelder deutschen Bevölkerung (77%) auf einen höheren Stellenwert von Bildung in denvon der Politik gesetzten Prioritäten. Aus Sicht der befragten Bürger reichen die heutefür Bildung bereitgestellten Mittel nicht aus, um beruhigt einer sicheren Zukunft entgegenzu sehen. Nur drei Prozent sind überzeugt, andere Aufgaben als Bildung seienwichtiger.Noch etwas häufiger, zu 83 Prozent, fordern Experten einen höheren Stellenwert fürBildung in unserer Gesellschaft. Das Thema Bildung <strong>und</strong> die Notwendigkeit, ihmgrößtmögliche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, eint somit Experten <strong>und</strong> Bevölkerung.(Grafik 1)22


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?Die Mittel für Bildungreichen nicht ausWas ist Ihr Eindruck? Werden heutzutage in Deutschland für Bildung <strong>und</strong> Ausbildunggenügend Mittel bereitgestellt, müsste hier viel mehr investiert werden, oder sindandere Aufgaben zur Sicherung unserer Zukunft wichtiger?23


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannAuch im Zeitalter des Internet mit seinem gigantischen Informationsfluss, dem leichtzugänglichen <strong>und</strong> verfügbaren enzyklopädischen Wissen werden alte Bildungsidealevon der großen Mehrheit der Bevölkerung (über 80%) <strong>und</strong> in noch stärkerem Maße,von den befragten Experten (um 90% <strong>und</strong> deutlich darüber) als Ziele von Bildung benannt.Zur Präzisierung dieser Ziele war den Befragten im Interviewverlauf eine exemplarischeListe zur Auswahl von <strong>Bildungsziel</strong>en vorgestellt worden.Aus Sicht der Befragten soll Bildung die Befähigung zum Denken fördern, aber sie sollnicht nur eine intellektuelle Schulung sein, sondern auch eine moralisch-soziale Veranstaltung,indem Bildung Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Maßstäbe für richtiges Handeln vermittelt.Gleichgewichtig mit diesen klassischen Zielen wird die neuere pädagogische Funktionvon Bildung hervorgehoben: „Lernen zu lernen“ als Voraussetzung für eine lebenslangeAnpassung an die sich verändernden Herausforderungen der Umwelt.Daneben tritt auch - mit ähnlichem Gewicht - ein eher sozial-ökonomischer Aspekt: dieChancengleichheit bei der Realisierung von gesellschaftlichen Aufstiegsperspektiven.Im Vergleich zu den rein ideellen Zielen werden pragmatisch-materielle tendenziellseltener als Funktionen von Bildung genannt: die Aneignung von Tatsachenwissensowie der Erwerb von Ausgangspositionen, die dem Einzelnen wirtschaftlichen Erfolgin der Erwerbswelt garantieren können. (Grafik 2)24


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?Funktion von BildungWas sollte Ihrer Meinung nach gr<strong>und</strong>sätzlich das Ergebnis von Bildung sein?Wozu sollte sie dienen? Ich lese Ihnen einige Punkte vor. Sagen Sie mir zujedem der Punkte, ob er Ziel bzw. Ergebnis von Bildung sein soll, oder nicht.(VORLESEN; ITEMS ROTIEREN ZUFÄLLIG)25


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannGewünschte Verbesserungen im Bildungswesen<strong>und</strong> relevante WissensdefiziteWird das heutige Bildungsangebot den daran gestellten Erwartungen gerecht? Inwelchen Bereichen besteht der größte Handlungsbedarf, um relevante Wissensdefizitein der Gesellschaft zu beheben?Auf Seiten der Bevölkerung werden generell häufiger Verbesserungen am Kanon desBildungsangebots gewünscht als aus Sicht der Experten. Eine vorgegebene Liste umfasstedabei unter anderem auch das Thema Energiegewinnung <strong>und</strong> -sicherheit. Essteht mit an der Spitze der genannten Bereiche, in denen aus Sicht der Befragten dasWissen deutlich verbessert werden müsste – ein klarer Hinweis auf die Notwendigkeit,der Energie als <strong>Bildungsziel</strong> <strong>und</strong> -inhalt in Zukunft mehr Aufmerksamkeit zu schenken.Die Experten sehen den Bedarf als etwas weniger dringlich an, wohl in der Annahme,dass hier schon einiges auf den Weg gebracht ist. (Grafik 3)26


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?Beurteilung der Vermittlungvon Wissen <strong>und</strong> FähigkeitenNun zu Themen <strong>und</strong> Inhalten von Bildung <strong>und</strong> Ausbildung: Sagen Sie mir bitte beijedem der nachfolgenden Punkte, ob hier die Wissensvermittlung ausreicht, oderob hier Wissen <strong>und</strong> Fähigkeiten deutlich verbessert werden müssen. Benutzen Siedie schon bekannte Skala von 1 bis 6. ‚1‘ bedeutet, ‚es reicht aus‘ <strong>und</strong> ‚6‘ bedeutet,‚es muss deutlich verbessert werden‘.(REIHENFOLGE ROTIERT PROGRAMMGESTEUERT ZUFÄLLIG)27


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannErnsthafte Wissensdefizite im Bildungssystem werden in einer Vielzahl von politisch<strong>und</strong> gesellschaftlich relevanten Bereichen konstatiert, in einer Größenordnung zwischenknapp 40 bis über 50 Prozent, darunter auch für das Thema Energieversorgung.An vorderster Stelle – wiederum bezogen auf eine Liste mit beispielhaft vorgegebenenPunkten – wünscht man sich in der Bevölkerung mehr f<strong>und</strong>iertes ökonomischesWissen, etwa darüber, wie die Finanzmärkte zu regulieren <strong>und</strong> der globale Wettbewerbin vernünftige Bahnen zu lenken wären. Es folgen der Umweltschutz <strong>und</strong> dieRessourcenschonung. Um die 40 Prozent der Nennungen entfallen auf das Verhältniszwischen Politik <strong>und</strong> Bürgern sowie die Ursachen von Konflikten zwischen den Kulturen.Mit gleichem Gewicht werden hier auch die Themen sichere Energieversorgung<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Ernährung angesprochen.Demgegenüber wird die Wissensvermittlung in Bezug auf zwei „Technik“-Themen, dasInternet sowie der allgemeine technische Fortschritt zur Wohlstandssicherung, alsnicht ganz als so defizitär angesehen. Im ersteren Fall mag die auch unter Deutschenin den letzten Jahren rasant gewachsene Kompetenz im Umgang mit dem Interneteine Rolle spielen, im letzteren Fall Selbstbild <strong>und</strong> Selbstbewusstsein der Deutschenals eine weltweit führende Techniknation.Die Experten setzen in der Gegenüberstellung insgesamt betrachtet leicht andere,aber nicht gr<strong>und</strong>sätzlich unterschiedliche Akzente. (Grafik 4)28


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?Wissensdefizite in der GesellschaftIch nenne Ihnen zunächst eine Reihe von unterschiedlichen Bereichen. Sagen Sie mirbitte bei jedem, ob man als Bürger darüber gr<strong>und</strong>sätzlich mehr wissen sollte oder ob derInformationsstand ausreicht. Nehmen Sie für Ihre Antworten bitte eine Skala von 1 bis 6.‚1‘ bedeutet‚ ‚das Wissen reicht aus‘, ‚6‘ heißt, ‚man sollte sehr viel mehr darüber wissen‘.Die Skalenpunkte dazwischen dienen der Abstufung Ihres Urteils. (SKALA; REIHEN-FOLGE ROTIERT PROGRAMMGESTEUERT ZUFÄLLIG)29


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannGrößte Verantwortung bei der Vermittlung von Bildung <strong>und</strong> WissenDer primäre Lebensbereich, also die familiären Bedingungen der Sozialisation jedesEinzelnen von den ersten Lebensjahren an, gilt den meisten als die Instanz, die diegrößte Verantwortung für die Vermittlung von Bildung <strong>und</strong> Wissen trägt. Die Institutionender formalen Bildung wie Schulen <strong>und</strong> schulische Einrichtungen für die weiterführendeBildung treten dahinter etwas zurück; noch weniger Verantwortlichkeitschreibt man der gesellschaftlichen Sphäre von Politik, Wirtschaft <strong>und</strong> Medien zu.Die Experten setzen aus professioneller Sicht die Akzente etwas anders, ohne dieRangfolge für die größte Verantwortung bei Wissenstransfer <strong>und</strong> Bildung prinzipiellin Frage zu stellen. Sie heben – abweichend von der Bevölkerung – drei Punkte in ihrerBedeutung für die Bildung deutlich stärker hervor: die Gr<strong>und</strong>schule, die weiterführendenSchulen sowie die Kultusministerien. (Grafiken 5/6)30


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?Größte Verantwortung bei derVermittlung von Bildung <strong>und</strong> Wissen (1)Ich nenne Ihnen nachfolgend einige Personengruppen bzw. Einrichtungen in unsererGesellschaft. Sagen Sie mir bitte jeweils: In welchem Maße tragen diese Verantwortungfür die Vermittlung von Bildung <strong>und</strong> Wissen? Nehmen Sie für Ihre Antworten bitte erneutdie Skala von 1 bis 6. ‚1‘ bedeutet ‚sehr geringe Verantwortung‘, ‚6‘ ‚sehr große Verantwortung‘.(REIHENFOLGE ROTIERT PROGRAMMGESTEUERT ZUFÄLLIG)31


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannGrößte Verantwortung bei derVermittlung von Bildung <strong>und</strong> Wissen (2)Ich nenne Ihnen nachfolgend einige Personengruppen bzw. Einrichtungen in unsererGesellschaft. Sagen Sie mir bitte jeweils: In welchem Maße tragen diese Verantwortungfür die Vermittlung von Bildung <strong>und</strong> Wissen? Nehmen Sie für Ihre Antworten bitte erneutdie Skala von 1 bis 6. ‚1‘ bedeutet ‚sehr geringe Verantwortung‘, ‚6‘ ‚sehr große Verantwortung‘.(REIHENFOLGE ROTIERT PROGRAMMGESTEUERT ZUFÄLLIG)32


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?4. Energiebewusstsein als <strong>Bildungsziel</strong>Gewünschter Stellenwert von Energie als Erziehungs- <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>Im Zuge der im Juni 2011 beschlossenen „Energiewende“ in Deutschland erfährt dasThema Energie als <strong>Bildungsziel</strong> <strong>und</strong> -inhalt eine Aktualisierung <strong>und</strong> Priorisierung, diezu dem Zeitpunkt, als die vorliegende Studie durchgeführt wurde, in dieser Dimensionniemand erwarten konnte.Bereits im August/September 2010 fand eine große Mehrheit in der Bevölkerung wieunter den Experten, dass es wünschenswert wäre, wenn das Thema Energie im Rahmender Bildungsangebote einen höheren Stellenwert bekäme. Dagegen sah nur etwaein Fünftel dafür keinen Bedarf, wohl in der Annahme, dass es bereits heute genügendAufmerksamkeit für die Energiethematik gebe.Je höher die politische Ebene, umso nachdrücklicher wird von den Experten aus diesemSegment gefordert, die Energie als <strong>Bildungsinhalt</strong> künftig im Bildungssystem festzu etablieren. Deutlich geringer ist das Engagement aber gerade dort, wo es am ehesten<strong>und</strong> in besonderem Maße gefordert wäre: in den Bildungsinstitutionen <strong>und</strong> in derKultusbürokratie. (Grafiken 7/8)33


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannEnergie als <strong>Bildungsinhalt</strong><strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>Sollte das Thema Energie als <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> -ziel Ihres Erachtens künftig einenhöheren Stellenwert in unserer Gesellschaft als bislang bekommen, oder wird esheute schon genug beachtet?34


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?B<strong>und</strong>espolitiker fordern am häufigstenhöheren Stellenwert von Energie als<strong>Bildungsinhalt</strong>Sollte das Thema Energie als <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> -ziel Ihres Erachtens künftig einenhöheren Stellenwert in unserer Gesellschaft als bislang bekommen, oder wird esheute schon genug beachtet?35


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannBesonders zu berücksichtigende Lerninhalte beim Thema EnergieWelche spezifischen Aspekte wären als Lerninhalte besonders zu berücksichtigen,damit das Zukunftsthema Energie den Menschen als <strong>Bildungsziel</strong> sinnvoll nahegebrachtwerden kann – mit anderen Worten: Worüber sollte man unbedingt besser Bescheidwissen? Was sollten Schwerpunkte eines entsprechenden „Lehrplans“ sein?Energieeinsparung, Umweltfragen sowie Risiken der Energiegewinnung <strong>und</strong> Fragender Energiesicherheit stehen als geforderte Lerninhalte ganz obenan, sie werden vonmehr als bzw. ungefähr der Hälfte der Befragten in der deutschen Bevölkerung fürsehr wichtig gehalten. Das bedeutet, diese Inhalte werden besonders häufig auf derhöchsten Stufe einer von 1 (‚nicht so wichtig’) bis 6 (‚sehr wichtig’) laufenden Skalaeingeordnet.Eben diese höchste Priorität messen deutlich über 40 Prozent der Befragten auch derethischen Verantwortung für sparsamen Energieverbrauch zu, gleichfalls dem ThemaE-Mobilität, dabei speziell den neuen Formen der Energieversorgung für den Individualverkehr.An 40 Prozent heran reicht auch die den Lerninhalten zugeschriebenehohe Bedeutung, die sich mit Art <strong>und</strong> Herkunft der Energieträger beschäftigen <strong>und</strong>über Energie-Effizienz <strong>und</strong> Nachhaltigkeit aufklären.Etwas weniger nachdrücklich fordert man als Lerninhalt die Vermittlung von Wissenüber die Zusammenhänge zwischen Energie <strong>und</strong> wirtschaftlichem Wachstum oder institutionelleKenntnisse über die Akteure im Energiesektor wie etwa die Energieerzeuger,die Energielieferanten, die Netzbetreiber etc. (Grafik 9)36


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?Prioritäten für Lerninhaltebeim Thema EnergieWelche Aspekte sollten besonders berücksichtigt werden, damit das ZukunftsthemaEnergie sinnvoll als <strong>Bildungsziel</strong> den Menschen nahegebracht wird? Nehmen Sie wiedereine Skala von 1 bis 6. ‚1‘ bedeutet ‚nicht so wichtig – muss man nicht unbedingt wissen‘,‚6‘ bedeutet ‚sehr wichtig – muss man unbedingt lernen‘. Dazwischen können Sie IhrUrteil abstufen. (REIHENFOLGE ROTIERT PROGRAMMGESTEUERT ZUFÄLLIG)37


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannVerankerung des Lerninhalts Energie im LehrplanAuf welche Weise sollte das Thema Energie Eingang in den schulischen Unterricht finden?Sollte es zum regulären Lehrplan gehören oder ein Wahlfach sein, sollte es – wieetwa auch das Thema Wirtschaft – als ein eigenes Schulfach angeboten oder im Rahmenanderer Fächer berücksichtigt werden <strong>und</strong> somit keine besondere Behandlung erfahren?Dezidiert ist die Meinung unter den Experten. Neun von zehn sprechen sich dafür aus,dass das Thema Energie künftig einen festen Platz in den Lehrplänen erhält. Auch inder Bevölkerung plädiert eine Mehrheit hierfür. Ein Drittel sähe aber lieber, wenn dasFach Energie nur fakultativ angeboten würde. Möglicherweise fürchtet man, dass miteinem neuen Lehrstoff über die bereits reichliche Menge hinaus Grenzen des Auffassungsvermögensvon Lernenden erreicht werden. (Grafik 10)Eine Mehrheit sowohl in der Bevölkerung (71%) als auch – noch dezidierter – unterden Experten (97%) möchte allerdings Energie nicht als eigenes Schulfach in die Lehrpläneaufgenommen sehen. Vielmehr sollte die Behandlung des Themas einen geeignetenPlatz im Rahmen eines anderen Unterrichtsfachs finden.Etwas abweichend davon verläuft die Meinungsbildung im Fall des Themas Wirtschaft.Dort sprechen sich zwar ebenfalls Mehrheiten für die Unterrichtung im Rahmen einesanderen Fachs aus, aber in der Bevölkerung wie unter den Experten, sind die Gruppendeutlich größer als im Fall von Energie als Lehrstoff, die gr<strong>und</strong>sätzlich auch ein eigenesSchulfach zum Thema Wirtschaft für richtig halten.Kenntnisse über wirtschaftliche Zusammenhänge auf Basis einer institutionellenAbsicherung zu verbreitern, misst man demnach eine etwas größere Relevanz bei imVergleich zum Thema Energie als <strong>Bildungsinhalt</strong>. (Grafiken 11/12)38


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?Energie im Lehrplan?Sollte das Thema Energie im regulären Lehrplan fachübergreifend einen festen Platzhaben, oder sollten Lernende die freie Wahl haben, ob sie an einem solchen Unterrichtteilnehmen wollen?39


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannEnergie als eigenes Schulfach?Wie ist es mit dem Themenbereich Energie: Sollte dieser gr<strong>und</strong>sätzlich als eigenesSchulfach unterrichtet werden, sollte dies im Rahmen eines anderen Faches mitunterrichtet werden, oder sollte es gar keine gesonderte Behandlung erfahren?40


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?Wirtschaft als eigenes Schulfach?Und sollte der Themenbereich Wirtschaft gr<strong>und</strong>sätzlich als eigenes Schulfachunterrichtet werden, sollte dies im Rahmen eines anderen Faches mit unterrichtetwerden, oder sollte er gar keine gesonderte Behandlung erfahren?41


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannGeeignete Formen <strong>und</strong> Wege der WissensvermittlungWie kann Energie als <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> -ziel in unserer Gesellschaft am besten verankertwerden? Von welchen Formen <strong>und</strong> Wegen der Vermittlung erwartet man dengrößten Erfolg?Im Rahmen unserer Verfassung können sich an der Wissensvermittlung bei diesemThema alle Institutionen <strong>und</strong> ‚Kanäle’ beteiligen, die in unserer Gesellschaft für dieformale Bildung, aber auch für die allgemeine Meinungsbildung zuständig <strong>und</strong> verantwortlichsind bzw. sich fühlen: staatliche Instanzen mit ihrem Bildungsauftragebenso wie private Akteure mit ihren Interessen <strong>und</strong> ihren Interessenvertretungen.Betrachtet man auf einer umfangreichen Liste mit möglichen Formen der Wissensvermittlung,was als besonders vielversprechend angesehen wird, stehen für den optimalenWissenstransfer die staatliche Aufklärung <strong>und</strong> die Förderung von Projekten derEnergieeinsparung bei der Beurteilung obenan. Hier wie oft in vielen anderen Bereichensetzt man in besonderem Maße auf staatliche Kompetenz bzw. fordert staatlicheInitiative ein. Als hilfreich wird auch die Aufklärung <strong>und</strong> Information der Verbraucherdurch die Medien angesehen. Erst dann folgen Bildungsinstitutionen wie Schule <strong>und</strong>Kindergarten.Neben Staat, Medien, Bildungseinrichtungen kommen auch Veranstaltungen bzw. Einrichtungender innerbetrieblichen Weiterbildung für manche in Betracht. Andere Vermittlungswege,etwa die Öffentlichkeitsarbeit der Energieerzeuger oder -versorger,die Aufklärungsarbeit der Verbraucherzentralen oder die speziellen Beratungsagenturenzum Energieverbrauch, stehen weit weniger im Vordergr<strong>und</strong>. Bislang als amwenigsten effizient gelten die sozialen Netzwerke im Internet. Deren Stoßrichtung,mehr an Freizeit, Entertainment <strong>und</strong> Kontaktsuche orientiert, wird offenbar nicht sostark mit nachhaltigen Bildungsaufgaben in Verbindung gebracht.Welche Plattformen der Wissensvermittlung optimal sind, beurteilen die Expertenetwas anders <strong>und</strong> folgen damit stärker institutionell vorgegebenen Abläufen <strong>und</strong> Regelwerken.Aus ihrer Sicht sind Schule <strong>und</strong> Medien für die Aufklärung in Sachen Energiedie wirkungsvollsten Verstärker. Dem Internet mit seinen informationsbasierten42


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?Plattformen misst man für die Aufgabe der Wissensvermittlung ein deutlich größeresGewicht bei als vorschulischer Themeneinführung.Da sie möglicherweise interessengesteuert sind, gelten Verbands- <strong>und</strong> Firmeninformationenden Experten als weit weniger gut geeignet für echte, „wertfreie“ Wissensvermittlung.Den Informationen staatlicher Stellen wird in diesem Zusammenhangübrigens kaum mehr zugetraut. (Grafiken 13/14)Bevölkerung <strong>und</strong> Experten reagieren konträr auf die Frage, ob speziell die Energieerzeugerbzw. -versorger für die Wissensvermittlung beim Thema Energie gut geeignetseien. Während die befragten Bürger zu 63 Prozent davon ausgehen, von Energieerzeugernbzw. -versorgern könnten sachgerechte Informationen erwartet werden, <strong>und</strong>deren Eignung als Wissensvermittler somit mehrheitlich nicht in Frage stellen, sehenes die Experten genau umgekehrt. Zu 61 Prozent halten sie die interessengeb<strong>und</strong>enenEnergieerzeuger bzw. -versorger eher für nicht qualifiziert, eine solche Vermittlungsaufgabeangemessen <strong>und</strong> wertneutral zu erfüllen. (Grafik 15)Wer ist aus Sicht der Experten in unserer Gesellschaft dafür verantwortlich, dass dasZukunftsthema Energie als <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> -ziel in formale Bildungskonzepte aufgenommenwird <strong>und</strong> auch bei Information <strong>und</strong> Aufklärung von Bürgern <strong>und</strong> Verbraucherneine wesentliche Rolle spielt?Staat <strong>und</strong> Politik, also die mit Macht <strong>und</strong> dem Auftrag zu gesellschaftlicher Gestaltungausgestatteten Instanzen, nennt man an erster Stelle als die Verantwortlichen,die das Thema Energie im Bildungssystem zu promoten haben. Es folgen die Medien.Eine mittlere Position nimmt die Selbstverantwortung eines jeden Einzelnen ein, nochdeutlich vor Interessenverbänden, die sich als Aktionsbündnisse zur Beförderung vonBildung <strong>und</strong> Erziehung zusammengeschlossen haben oder als Lobby der Wirtschaft inErscheinung treten. An letzter Stelle rangieren Bürgerinitiativen <strong>und</strong> Stiftungen, denendie Wenigsten eine Zuständigkeit für dieses Bildungsthema zuschreiben. (Grafik 16)43


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannRangliste geeigneter Formen derWissensvermittlung beim Thema EnergieWie geeignet sind die nachfolgenden Punkte, um Energie als <strong>Bildungsziel</strong> in unsererGesellschaft gut zu verankern <strong>und</strong> umzusetzen? Nehmen Sie für Ihre Beurteilungenbitte wieder eine Skala von 1 bis 6. ‚1‘ bedeutet ‚nicht geeignet‘, ‚6‘ bedeutet ‚sehr gutgeeignet‘. Mit den Werten dazwischen können Sie Ihr Urteil abstufen.44


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?Beste Vermittlungswege fürEnergie als <strong>Bildungsinhalt</strong>Welches sind aus Ihrer Sicht die am besten geeigneten Vermittlungskanäle, umEnergie als <strong>Bildungsziel</strong> zu befördern? (VORLESEN; MEHRFACHNENNUNGENMÖGLICH)45


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannEnergieversorger <strong>und</strong> -erzeuger alsWissensvermittler zum Thema EnergieWie geeignet sind die nachfolgenden Punkte, um Energie als <strong>Bildungsziel</strong> in unsererGesellschaft gut zu verankern <strong>und</strong> umzusetzen? Nehmen Sie für Ihre Beurteilungenbitte wieder eine Skala von 1 bis 6. ‚1‘ bedeutet ‚nicht geeignet‘, ‚6‘ bedeutet ‚sehr gutgeeignet‘. Mit den Werten dazwischen können Sie Ihr Urteil abstufen.46


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?Wer ist verantwortlich, das ZukunftsthemaEnergie als <strong>Bildungsziel</strong> zu verankern?Wessen Aufgabe ist es in erster Linie, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass dasZukunftsthema Energie als <strong>Bildungsziel</strong> in unserer Gesellschaft verankert wird?(VORLESEN; MEHRFACHNENNUNGEN; ITEMS ROTIEREN ZUFÄLLIG)47


Ursula Feist / Hans-Jürgen Hoffmann5. Engagement <strong>und</strong> Fragen der Ethikbei der EnergiethematikInitiativen <strong>und</strong> AktivitätenWie stark ist die deutsche Gesellschaft für das Thema Energie als <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong>-ziel sensibilisiert? Auf welche Bereitschaft zu Akzeptanz <strong>und</strong> Engagement träfenheute <strong>Bildungsinitiative</strong>n zum Thema Energie?Ein knappes Viertel der Bürger ist nach eigenen Angaben bereits heute engagiertdabei, wenn es darum geht, in irgendeiner Form das Thema Energie stärker als Bildungsgutins Bewusstsein zu rücken. Das weitere aktivierbare Potential umfasst nahezudie Hälfte der Befragten. Nur ein gutes Viertel verweigert sich entschieden,darunter vor allem die älteren, bildungsfernen Jahrgänge, während die Jüngeren bereitsstärker engagiert sind oder sich zumindest häufiger dafür erwärmen könnten.(Grafik 17)Aus mehrheitlicher Sicht der Experten fehlt es Politik <strong>und</strong> Behörden bislang an dernotwendigen Aufmerksamkeit für das Thema Energie als <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> -ziel. Nurein gutes Drittel urteilt, das Thema habe inzwischen einen adäquaten Platz auf der politischenAgenda gef<strong>und</strong>en, so dass von den Prioritäten her auch die Voraussetzungenfür die praktische Umsetzung in Bildungspläne gegeben sind.Eine Ausnahme bilden die Experten aus der Kultusbürokratie, die sich aus ihrer größerenNähe zu Bildungsfragen heraus weniger kritisch über eine mangelnde Berücksichtigungdes Energiethemas äußern, möglicherweise aber auch motiviert sind, fürihren eigenen Verantwortungsbereich nicht ohne Not Defizite zu offenbaren.(Grafik 18)48


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?Persönliches Engagement beiBildungsaufgaben zum Thema EnergieWären Sie bereit, für Bildungsaufgaben im Zusammenhang mit dem Thema Energieauch persönlich Verantwortung zu übernehmen <strong>und</strong> sich dafür in Ihrem Wirkungskreisbzw. Umfeld zu engagieren?49


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannGibt es in Politik <strong>und</strong> Behördengenug Aufmerksamkeitfür Energie als <strong>Bildungsziel</strong>?Welchen Eindruck haben Sie? Schenken die Politik <strong>und</strong> die Kultusbehörden demThema Energie als Bildungsaufgabe genügend, zu viel oder zu wenig Aufmerksamkeit?50


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?Inzwischen scheint aber schon einiges in Bewegung gekommen zu sein, wenn auchnoch nicht in befriedigendem Maße.Zwei Fünftel der Experten berichten, das Energiethema habe mittlerweile schon inbeachtlichem Umfang Eingang in pädagogische Konzepte gef<strong>und</strong>en. Mehr als dieHälfte hat dagegen bislang noch wenig von solchen Aktivitäten bemerkt. Wiederumsind es die Experten aus den Bildungsinstitutionen <strong>und</strong> der Kultusbürokratie, die vonihrer Profession <strong>und</strong> Aufgabe her näher am Geschehen sind <strong>und</strong> aus ihrer Erfahrungberichten, das Energiethema sei bereits in der einen oder anderen Weise Unterrichtsstoff.(Grafik 19)51


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannEinbeziehung des Energie-Themasin pädagogische KonzepteSoweit Sie das überblicken können, wie weit hat das Thema Energie als <strong>Bildungsziel</strong>Eingang in derzeitige pädagogische Konzepte gef<strong>und</strong>en? In sehr starkem, eherstarkem oder geringem Maße, oder ist davon gar nichts zu verspüren?52


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?Gründe für die Schaffung von EnergiebewusstseinDemokratisches Miteinander beruht, in Deutschland wie andernorts, auf gemeinsamgetragenen Gr<strong>und</strong>werten, lebt aber ebenso auch vom Dissens über Wertvorstellungen<strong>und</strong> politisch-gesellschaftliche Ziele. Es braucht den freien Wettbewerb im Meinungsstreitum den richtigen Weg in die Zukunft. Demokratie baut auf Akzeptanz vonNormen <strong>und</strong> Respekt vor Regelwerken, auf Vertrauen in Institutionen. Dazu gehört diedemokratisch legitimierte Zustimmung zu politischen Entscheidungen <strong>und</strong> Entscheidungsträgern.Demokratie ist aber nicht nur ein formaler verfassungsmäßiger Rahmen,der auf Basis eines solchen Gr<strong>und</strong>verständnisses die Bedingungen für dasgesellschaftliche Zusammenleben ein für alle Mal festlegt.Seit den 1970er Jahren ist in der westlichen Welt ein Wertewandel im Gange, einTrend, für den die Soziologie den Begriff ‚Postmaterialismus’ eingeführt hat. MaterielleBedürfnisse wie Wohlstand <strong>und</strong> kollektive Sicherheit haben demnach ihre Dominanzim gesellschaftlichen Wertekanon <strong>und</strong> -bewusstsein verloren. Im Gegenzuggewinnen andere, individuelle Werte <strong>und</strong> Anliegen an Bedeutung, Werte wie Selbstverwirklichung,Selbstbestimmung, Mitsprache <strong>und</strong> politische Beteiligung, Schutz derUmwelt <strong>und</strong> Schonung der Lebensgr<strong>und</strong>lagen. Die Auswirkungen dieser Strömungauf das heutige Energiebewusstsein liegen auf der Hand. Die Grünen haben von ihrenAnfängen an diesem Wertewandel politisch zur Artikulation verholfen <strong>und</strong> zugleichhierüber ihre politische (Wähler-)Basis ausgebaut. Ihre Stärke als Partei heute ist Ausdruckdavon, wie weit die Akzeptanz postmaterieller Werte inzwischen in die Mitteder Gesellschaft vorgedrungen ist.In der vorliegenden Studie wurde abschließend gefragt, welche Wertmaßstäbe dieBefragten in der Bevölkerung wie auch die Experten anlegen, wenn es darum geht, dieVoraussetzungen für Energiebewusstsein zu schaffen. Wiederum wurden exemplarischeinige ausgewählte Positionen zur Beurteilung vorgegeben.Für beide Untersuchungsgruppen zählen ideologisch-moralisch aufgeladene Argumenteals Wertmaßstab zur Schaffung von Energiebewusstsein als Bildungsaufgabedeutlich mehr als pragmatisch-rationale Einstellungen. Bei allen im Rahmen des Interviewsvorformulierten Begründungen stimmt die Bevölkerung den vorgebrachtenPositionen nachdrücklicher zu, verglichen mit den Experten.53


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannDass Energiebewusstsein eine Frage der Generationengerechtigkeit sei, um den Nachkommeneinen lebenswerten Planeten zu hinterlassen; dass Energiebewusstsein vorallem dem Klimaschutz dient <strong>und</strong> einem verantwortungsvollen Umweltbewusstseingleichkommt, diese beiden Positionen werden von etwa drei Vierteln in der Bevölkerunggeteilt. Zwei Drittel stimmen dem moralischen Appell zu, es gehe nicht um einenselbst, man müsse als ganze Gesellschaft ein Vorbild bieten, auch international fürandere Länder. Man kann also sagen, diese drei Positionen sind als Argumente für dieBildungsaufgabe Energiebewusstsein bereits mental fest verankert.Nicht ganz so überzeugend scheinen die beiden anderen Argumente. Gleichwohl unterstütztimmer noch eine Mehrheit von gut der Hälfte die Position, es ginge bei derkonfliktreichen Energiethematik um die Versachlichung der Debatte durch Informationüber technisch-wissenschaftliche Zusammenhänge. Das rein rationale Argument, Energiebewusstseinzu schaffen, sei eine Frage wirtschaftlicher Vernunft, wird dagegennur von zwei Fünfteln geteilt, also von den relativ Wenigsten als Begründung für dieEinbeziehung der Energiethematik in den Bildungskanon akzeptiert.Die jüngere Generation, um deren Zukunft es bei den beiden Themen – Bildung wieEnergie – schließlich geht, ist überraschenderweise generell weniger von den einzelnenArgumenten für ein durch Bildung f<strong>und</strong>iertes Energiebewusstsein überzeugt. Speziellhier gibt es wohl noch viel Überzeugungsbedarf.Die Offensive, das Energiethema als Bildungsgut im Bildungssystem zu forcieren, mussalso offensichtlich dort ansetzen, wo man es angesichts absehbarer Betroffenheit ehernicht erwartet hätte, wo solche Initiativen <strong>und</strong> Aktivitäten aber ihren genuinen Platzhaben – bei der jungen Generation. (Grafiken 20/21)54


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?Dimensionen der Bildungsaufgabe„Energiebewusstsein schaffen“Abschließend noch eine Frage zu den persönlichen Gründen zur Schaffung vonEnergiebewusstsein als Bildungsaufgabe. Sagen Sie mir bitte zu den folgendenAussagen jeweils, ob Sie ihnen voll <strong>und</strong> ganz, überwiegend, überwiegend nichtoder überhaupt nicht zustimmen.55


Ursula Feist / Hans-Jürgen HoffmannEnergie als Bildungsaufgabeaus Sicht der GenerationenAbschließend noch eine Frage zu den persönlichen Gründen zur Schaffung vonEnergiebewusstsein als Bildungsaufgabe. Sagen Sie mir bitte zu den folgendenAussagen jeweils, ob Sie ihnen voll <strong>und</strong> ganz, überwiegend, überwiegend nichtoder überhaupt nicht zustimmen.56


Energie – <strong>Bildungsinhalt</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>?57


Kurt E. BeckerBildungsgut „Energie“Gesamtheitliche Überlegung zu einem komplexen Thema 1Energie ausschließlich unter handwerklich-technischen oder aber industriell-technologischenGesichtspunkten zu analysieren, greift eindeutig zu kurz, wenn wir das Koordinatensystemdes Themas „Energie als Bildungsgut“ abstecken. So wichtig etwader effiziente Umgang mit Energie im individuellen Handling auch immer sein mag<strong>und</strong> so bedeutend die Planung <strong>und</strong> der Bau energieeffizienter Anlagen auch immersein mögen – bis hin zur selbstverständlichen Verankerung von Energieeffizienz in bestimmtenBerufsbildern querbeet durch alle Bildungs- <strong>und</strong> Erziehungsinstitutionen:das Thema „Energie als Erziehungs- <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>“ trägt weiter, bis tief hinein indie Verästelungen menschlichen Selbstverständnisses <strong>und</strong> menschlicher Existenz aufdiesem Planeten. Nicht von ungefähr war die Energeia in der Philosophie der altenGriechen gleichbedeutend mit einer alles durchströmenden <strong>und</strong> alles dynamisierendenLebenskraft alles Menschlichen. Eine Rückbesinnung auf dieses Essential geradein der heutigen Zeit tut Not <strong>und</strong> steht als conditio für unsere physische Existenz genausowie als Metapher für eine damit notwendig zu verbindende Metaphysik desEnergetischen.Eine Metaphysik des Energetischen?Dieser Metaphysik des Energetischen nähern wir uns sinnvollerweise mit dem analytischenBesteck der Philosophie, konkretisiert in jenen drei essentiellen Fragen, die dieabendländische Philosophiegeschichte als roter Faden durchziehen:Was kann ich wissen?Was soll ich tun?Was darf ich hoffen?Das Wissbare ist zweifellos das pädagogisch am einfachsten Vermittelbare – handwerklich-technischgenauso wie industriell-technologisch. Hier haben die Lehrer <strong>und</strong>damit die konventionellen Curricula ihr spezifisch eigenes Terrain.Schwieriger wird es mit der Frage der Ethik. Was soll ich tun? Hinter der Fragenach der energetischen Ethik stehen Werte, die – um mit Nietzsche zu sprechen – „ge-58


Bildungsgut „Energie“. Gesamtheitliche Überlegung zu einem komplexen Themasetzt“ oder aber „zertrümmert“ werden können. Die Menschen, wir, sind die Wertesetzer<strong>und</strong> die Wertezertrümmerer. Hier ist Systemkritik gefragt <strong>und</strong> die Fähigkeit,dieses System – zunächst – gedanklich zu überwinden, im Zeitalter der Partizipationeigentlich eine Jedefrau-/Jedermann-Aufgabe.Der eigene Anspruch muss demzufolge der sein, sein eigenes energetischesSelbst, sein Charisma einer „energetischen“ Ethik zu finden – <strong>und</strong> in dieser Selbstfindungdas internalisierte System permanenter, gleichzeitig augenblicksbezogener Beeinflussungzu überwinden. Und da wird es schwierig. Denn umfassendes,umgreifendes Denken ist ja heutzutage nicht mehr en vogue, beschränkt sich allenfallsauf die Sonntagspredigt der Pfarrer von der Kanzel oder wird zum Spielball von F<strong>und</strong>amentalistenjedweder Provenienz. Genau dieses Amalgam von Ignoranz <strong>und</strong> Idiotieaber gilt es zu durchbrechen – durch den demokratischen, partizipativen Diskurs.Denn nur der Diskurs vermag jene systemische Erschütterung auszulösen, die wir auchin Fragen der Energie dringend benötigen.Terminologisch genauso wie per definitionem basiert ein jedes System auf Axiomen<strong>und</strong> ist nach außen hermetisch <strong>und</strong> nach innen totalitär. Mit der Totalität einhergeht der Anspruch totaler Kontrolle. Damit verb<strong>und</strong>en: Der totale Anspruch an dasIndividuum. Wer sich diesem Anspruch beugt, geht im System auf, verliert seine ihmspezifisch eigene Identität <strong>und</strong> gewinnt eine systemische Identität – verb<strong>und</strong>en imEinzelfall durchaus mit einem Gefühl bequemer Behaglichkeit. Diktaturen lassen grüßen.Nota bene: Dito gilt das für das kommerzielle System unserer Tage. Der totaleMarkt schließt die Freiheit des Einzelnen aus, ist zur ehernen Macht in dieser Zeit geworden<strong>und</strong> hat schon längst Gewalt über unser Leben gewonnen. Ob wir dies wollen– oder nicht. Mit der Wettbewerbs- <strong>und</strong> Kommerzialisierungsdynamik einher gehtnicht nur das Auslöschen individueller, sondern auch das Auslöschen ganzer kulturellerIdentitäten – inklusive spezifischer Arbeitskulturen <strong>und</strong> -identitäten. Die Weltversinkt im Einheitsbrei einer Monokultur, Freiheiten ausgeschlossen. Jede individuelleLebensregung – wenn sie denn nicht systemkonform ist – wird unterdrückt.Die energetische Kultur der StadtDie Metropolen dieser Welt, die Großstädte, sind melting pots solcher Systeme - teilweisemiteinander vernetzt, teilweise miteinander konkurrierend. Das komplexe Funktionierendieses systemischen Amalgams müssen wir hinterfragen, seine energetischenKraftquellen müssen wir lokalisieren. Lewis Mumford, interdisziplinärer <strong>und</strong>59


Kurt E. BeckerSystem überschreitender Denker des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> einflussreicher Inspiratorvon Stadtplanern <strong>und</strong> Architekten, hat dieses Hinterfragen folgendermaßen formuliert:„Daher ist für die Weiterentwicklung der Stadt in unserer Zeit eine der wichtigstenVoraussetzungen, dass wir die wesentlichen Verrichtungen <strong>und</strong> Werte zurückgewinnen,die erstmals in den antiken Städten, vornehmlich in Griechenland, verkörpertwaren. Unser kompliziertes Ritual der Mechanisierung kann die menschliche Zwiesprache,das Drama, den lebendigen Kreis von Kameraden <strong>und</strong> Gefährten <strong>und</strong> dieGesellschaft von Fre<strong>und</strong>en nicht ersetzen. Diese sind es, die Wachstum <strong>und</strong> Fortpflanzungder menschlichen Kultur gewährleisten, <strong>und</strong> ohne sie wird das ganze kunstvolleGebäude sinnlos, ja zum Feind der eigentlichen Ziele des Lebens.“ 2Genau über diese eigentlichen Ziele des Lebens <strong>und</strong> der Entwicklung von Städtenunter energetischen Gesichtspunkten werden wir uns zu verständigen haben, wennwir über „Energie als Erziehungs- <strong>und</strong> <strong>Bildungsziel</strong>“ miteinander sprechen. Und genaudiese „eigentlichen Ziele des Lebens“ – <strong>und</strong> nur die – können Ausgangspunkt jenesDiskurses sein, den wir in dieser Gesellschaft anstreben müssen. Mumford ist nachdrücklichzuzustimmen, wenn er im Blick auf die Stadt <strong>und</strong> deren Entwicklung notiert:„Die künftige Aufgabe der Stadt besteht darin, die Mannigfaltigkeit <strong>und</strong> Individualitätvon Regionen, Kulturen <strong>und</strong> Persönlichkeiten auf den höchsten Gipfel der Entfaltungzu bringen. Das sind Ziele, die sich gegenseitig ergänzen; die Alternative dazuist die heute bereits im Gange befindliche Nivellierung von Landschaft <strong>und</strong> menschlicherPersönlichkeit. Ohne die Stadt besäße der moderne Mensch nichts, um sichwirksam gegen jene mechanischen Kollektive zu verteidigen, die selbst heute schonbereit sind, alles wirklich menschliche Leben entbehrlich zu machen, soweit es nichtgilt, ein paar zusätzliche Funktionen auszuüben, deren sich die Maschine noch nichtbemächtigt hat.“ 3Bei unserem ENRESO 4 -Projekt „Prom des Jahres 5 “ versuchen wir bereits, uns derMetaphysik des Energetischen sehr pragmatisch zu nähern, indem wir die Wettbewerbskriterienin ein neues, vieldimensionales Koordinatensystem hinein gestellthaben – nach wie vor basierend sicherlich auf den Kriterien der Energieeffizienz, diesequasi bauphysikalische Eindimensionalität jedoch dadurch überwindend, dass wirAspekte der Lebens- <strong>und</strong> Berufsumfeldqualität, des Ästhetischen, des Sozialen mit inden Kriterien-Katalog unseres Wettbewerbs dazu nehmen, damit genau jenen „eigentlichenZielen des Lebens“, von denen Mumford zu Recht spricht, ihre essentielleBedeutung im Sinne der Nachhaltigkeits-Charta unseres eigenen ENRESO-Ansatzeszurückverleihend. 660


Bildungsgut „Energie“. Gesamtheitliche Überlegung zu einem komplexen ThemaBeim Prom sind wir also konkret dabei, die Frage nach dem „Tun-Sollen“ zu beantworten,indem wir die großen Themen ganz pragmatisch aus ihrer Versenkung zurückholenin den Alltag lebendig tätigen Miteinanders. Dass diese Rückführung zueinem außeralltäglichen Akt werden muss, ist der Wissens- bzw. Wissenschaftsgesellschaftgeschuldet, deren Spezialisten über das Axiom von der Berechenbarkeitaller Dinge die Welt so „entzaubert“ haben, um mit Max Weber zu sprechen, dass wiruns nun auf die charismatischen Zauberer in Gestalt jener Erzieher einlassen müssen,die für uns die großen Sinnzusammenhänge wiederherstellen – <strong>und</strong> damit eine Renaissancedes großen Zaubers entfalten, von dem alles Menschliche umgeben ist. Getreudem Jesus-Wort: „Es steht geschrieben, ich aber sage euch…“ müssen wir prüfen,was von dem „geschriebenen“ Wissen bildungstechnisch notwendig transportiertwerden muss – dem Motto folgend, nach dem nur der Meister die Form bricht – <strong>und</strong>was als ethisches Postulat („Ich aber sage euch“) einem energetischen Bildungskanonneu bzw. erneut einzuverleiben sein wird.Bei der Suche nach Antworten auf die Frage „Was soll ich tun?“ lohnt es sich aufjeden Fall, in Alexander Mitscherlichs „Die Unwirtlichkeit unserer Städte“ 7 hineinzusehen.Auf der Suche nach der Unwirtlichkeit reklamiert Mitscherlich nicht nur die ästhetischeGestalt unserer Städte. Mit Hinweis auf die Untrennbarkeit von Mensch <strong>und</strong>Umwelt notiert Mitscherlich: „Wenn es nicht nur zu einer Planung für einen enthemmtenProzess der Vermehrung der wirtschaftlichen Produktion <strong>und</strong> des Verbraucheskommen soll, dann müssen wir ganz scharf zu sehen lernen: Was ist gelungeneAnpassung <strong>und</strong> was ist Biopathologie der industriellen Massenzivilisation.“ 8 Und weiter:„Die Stadt ist der Geburtsort dessen, was wir bürgerliche Freiheit nennen, diesesLebensgefühls, das sich dumpfen Herrschaftsgewalten widersetzte. Es könnte sein,dass die Struktur dessen, was wir gewohnheitsmäßig noch Stadt nennen, sich so verändert,dass sie kein Biotop mehr für freie Menschen ist, sondern eine soziale Umwelt,aus welcher, wie früher aus der natürlichen, unbegreifliche Katastrophen …hereinbrechen.“ 9 Durch Stadtplanung gelte es, eine solche Entwicklung zu verhindern<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lage einer „erfolgreichen“ Stadtplanung sei demnach „in der Herstellungeiner neuen Verpflichtung der Stadt gegenüber zu sehen.“ 10 Und diese Verpflichtunghabe sich auf Maßstäbe zu beziehen, die wir als Menschen durchaus besitzen. „DieVorstellungen, die wir von der Welt haben, die Wertesysteme, denen wir Ewigkeitswertzusprechen, während unser faktisches Leben ihnen dauernd widerspricht – das alleshinkt dem rapiden Tempo der Umweltveränderung nach, die die alte Sozialverwurzelungauflöst. Diese Konsequenzen sind unausweichlich. So sicher es ist, dass wir eine61


Kurt E. Beckerverpflichtende Lebensordnung für die Gesellschaft der großen Siedlungsräume findenmüssen, so sicher ist es, dass wir das nicht durch Verleugnung der Realität, durchHerumkommandieren, durch autoritäres Maskenspiel mit Rollen der Vergangenheiterreichen werden, sondern nur durch eine Steigerung unseres Bewusstseins. Nichts alseine vertiefte Einsicht kann helfen; <strong>und</strong> zwar sowohl in die materiellen Bedingungen,die Technologie unseres Lebens, wie in die Motivationen unseres Verhaltens, in dieStruktur unserer eigenen humanen Biologie.“ 11Eine energetische EthikBewusstsein <strong>und</strong> damit Augenmaß <strong>und</strong> Leidenschaft: Schlüsselbegriffe nicht zuletztfür ein Verständnis der Struktur unserer humanen Biologie, die in der Immobilienwelt,in der urbanen Umgebung dieser Zeit auch der Suche nach einer energetischen Ethikein quasi terminologisches Propädeutikum zu liefern imstande sind. Diesem Propädeutikumquasi Substanz zu verleihen, braucht es Erzieher, die mit dem Charisma vonAugenmaß <strong>und</strong> Leidenschaft gesegnet sind <strong>und</strong> in den heranwachsenden Generationenjenes Feuer zum Lodern bringen, das allein ein Leuchtfeuer für die Zukunft seinkann. 12Denn, das können wir drehen <strong>und</strong> wenden, wie auch immer wir wollen, Energie istein Wirtschaftsfaktor in einer Doppelfunktion: Initial dessen, was wir unsere (ökonomischgeprägte) Zivilisation nennen einerseits; ein wirtschaftliches Produkt, das denökonomischen Gesetzmäßigkeiten der Herstellung, der Vermittlung <strong>und</strong> des Verbrauchsunterliegt, andererseits.Was uns interessieren muss, ist die ethische Implikation in einem umfassendenSinn, die mit diesem Themenkomplex verb<strong>und</strong>en ist.Unter ethischen Gesichtspunkten gekennzeichnet wird dieser Komplex durch eineweitreichende Sektoralisierung der Verantwortung – in der Wirtschaft, genauso wie inder Politik. So hat etwa die Verabsolutierung ökonomischer Formalziele wie die Rentabilitätdes Kapitals, gewolltes oder zumindest in Kauf genommenes Ergebnis derPrivatisierung des Energiemarktes, im Hier <strong>und</strong> Heute eindeutig Vorrang etwa vor derGr<strong>und</strong>versorgung des Bürgers mit Energie – jederzeit <strong>und</strong> zu einem vernünftigen Preis.Was diesbezüglich in Wirtschaftsunternehmen getan wird – <strong>und</strong> unter ökonomischenMaximen getan werden muss – kann nur dann sinnvoll erörtert werden, wenn die Gesamtgesellschaftsordnung,die Rechtsordnung, die Staatsverfassung, aber auch Maximeneiner verbindlichen Wirtschaftsethik in die Debatte mit einbezogen werden.62


Bildungsgut „Energie“. Gesamtheitliche Überlegung zu einem komplexen ThemaUnter Gesichtspunkten der Profitabilität von Unternehmen jedenfalls gilt ja nach wievor der Satz: Der Zweck heiligt die Mittel. Aber aus einem Unternehmen ein erfolgreichesUnternehmen zu machen, darf <strong>und</strong> kann in der vielfach gefährdeten Welt unsererTage nicht ausschließlich an dessen Profitmaximierung gemessen werden. Auchein Unternehmen muss sich Fragen nach übergeordneten Maximen des guten <strong>und</strong>des gerechten Lebens von uns Menschen stellen lassen.Mit den Stichworten „gutes Leben“ <strong>und</strong> „gerechtes Zusammenleben“ öffnen sichauch gleichzeitig die beiden Gr<strong>und</strong>dimensionen verantwortungsethischen Verhaltens<strong>und</strong> Handelns in unserer Welt.Fraglos: Wir leben in unsicheren Zeiten. Was gestern noch als sicher galt, stehtheute infrage. Worauf, so fragen sich viele Menschen, ist überhaupt noch Verlass, worauflässt sich bauen. Gewiss scheint nur noch eines: die Nachhaltigkeit des Wandels.Orientierung ist nicht mehr in der Einzahl zu haben, sondern nur in der Mehrzahl. Wirhaben nicht zu wenige Werte, sondern zu viele in dieser Welt. Und alle diese Wertekämpfen einen tödlichen Kampf miteinander, wie Max Weber schon vor einem Jahrh<strong>und</strong>ertdiagnostiziert hatte. Was wir brauchen, ist Verbindlichkeit im Werte-Dschungel.Die Anzeichen jedenfalls häufen sich, dass die vertraute soziale Welt bis in ihreF<strong>und</strong>amente hinein ins Wanken geraten ist – <strong>und</strong> dies nicht der Finanzkrise wegen. Dadürfen wir uns durch den mittlerweile wieder auf Betriebstemperatur hochgefahrenenMotor unserer Wirtschaft nicht täuschen lassen. Der nächste Crash ist zwangsläufigerProgrammpunkt schrankenloser Kapitalmärkte <strong>und</strong> menschlicher Gier. DieFragen, mit denen wir uns auseinanderzusetzen haben, auch <strong>und</strong> nicht zuletzt im Blickauf unsere Energie-Thematik, sind durch wirtschaftliche Prosperität allein nicht zu beantworten.Im Gegenteil: Der Wohlfühl-Effekt durch unsere gut laufende Wirtschaftvernebelt sogar unser Bewusstsein <strong>und</strong> verstellt unseren Blick für die wirklich elementarenFragen. Und das birgt schon eine gewisse Tragik, weil es eigentlich einfacherist, sich in konjunkturellen Hochzeiten solcher Themen anzunehmen, als in einerWirtschaftskrise. Was genau aber sind diese elementaren Fragen? Einige Beispiele.Elementare FragenBereits in den Sechziger-Jahren hat uns der „Club of Rome“ die Konsequenzen unsererArt des Wirtschaftens vor Augen geführt. Trotz aller Anstrengungen: Verbindlichpassiert ist seither viel zu wenig, wie die einschlägigen „Protokolle“ der Weltklimagipfelmit schöner Regelmäßigkeit belegen. Einsichten Deutschlands etwa <strong>und</strong> daraus63


Kurt E. Beckerfolgende Konsequenzen zum Beispiel in der generellen Frage von Energieeffizienzoder der Praxis unseres Bauens helfen im globalen Maßstab recht wenig.Und auch hierzulande gilt: Klimaschutz ist nicht notwendig auch Umweltschutz.Wenn wir Windenergie von der Nordsee nach Mittenwald befördern wollen oder Solarenergievon der Sahara nach Flensburg, ist der Bau von Energie-Autobahnen notwendigmit einer erheblichen Belastung unserer Umwelt verb<strong>und</strong>en.Und last but not least: Ob Kernkraftgegner oder -befürworter – einen muss unsalle die Frage der Endlagerung von Atommüll, denn genau der belastet Generationen<strong>und</strong> Abergenerationen nach uns über Jahrtausende hinweg <strong>und</strong> manifestiert eindrucksvolldie Nachhaltigkeit der Verantwortung, die wir als Menschen im Jetzt füralle absehbare <strong>und</strong> unabsehbare Zukunft übernehmen. Denn bei unserem speziellenThema verantwortet werden müssen eben die nicht vorhersehbaren Risiken von Technologienutzung<strong>und</strong> Produktverwendung. Die verbreitete Sektoralisierung von Haftbarkeitmacht solchen Überlegungen aber quasi schon a priori den Garaus. Vor allem,das sei mit einem gewissen Sarkasmus nachgeschoben, als die Haftbarkeit von Individuenbekanntlich mit deren Tod endet.Konsumerismus 13Vor dem Hintergr<strong>und</strong> dieses Szenarios kennzeichnet „Überforderung“ in einem umfassendenSinn des Wortes die Situation des Individuums in der fortgeschrittenenIndustrie- <strong>und</strong> Zivilisationsgesellschaft unserer Tage auch in punkto Energiewirtschaft.In der wirtschaftswissenschaftlichen Debatte gibt es zur Beschreibung dieses Phänomensseit einigen Jahren den Begriff „Konsumerismus“. Der Konsumerismus ist abernichts anderes als eine F<strong>und</strong>amentalkritik nicht zuletzt an der „flexiblen“ Ethik unsererMarktwirtschaft. Diese F<strong>und</strong>amentalkritik müssen wir alle ernst nehmen – auch<strong>und</strong> gerade die Unternehmen der Energiebranche.Mit den Forderungen des Konsumerismus ist zunächst die soziale Verantwortungaller Wirtschaftsakteure angesprochen. So beruhten etwa die Umweltbelastung <strong>und</strong>der damit einhergehende Klimawandel auf einer Unterentwicklung des Umweltbewusstseinsin der Vergangenheit hierzulande, in unseren Breiten, <strong>und</strong> auf einer Unterentwicklungdes Umweltbewusstseins der Menschen in den Schwellen- bzw. Entwicklungsländernbis hinein in die Gegenwart. Zumindest hierzulande sind „Umweltbewusstsein“<strong>und</strong> „Nachhaltigkeit“ mittlerweile zu „Werten an sich“ geworden, dieProduktions- <strong>und</strong> Konsumprozesse von Energie verändern.64


Bildungsgut „Energie“. Gesamtheitliche Überlegung zu einem komplexen ThemaWenn wir als Ziel allen Wirtschaftens die Befriedigung menschlicher Bedürfnisseidentifizieren, so müssen wir uns fragen, wie dieses Ziel als Kanon ethischer Verhaltens-<strong>und</strong> Handlungsmaximen zu einem Bestandteil von Schulunterricht werden kann.In diesem Zusammenhang nicht vernachlässigt werden darf nicht zuletzt die Rolleder Medien als quasi erziehungs- <strong>und</strong> bildungsbegleitende Institutionen in unsererheutigen Gesellschaft. Hier haben Fukushima <strong>und</strong> dessen mediale Verwertung einmalmehr gezeigt, dass Medienkompetenz eine conditio sine qua non seriöser Meinungsbildung<strong>und</strong> damit auch Erziehungs- bzw. <strong>Bildungsinhalt</strong> ist. Auch dazu einige Überlegungen.Die Rolle der MedienDie aus der Bilder- <strong>und</strong> Informationsherstellung <strong>und</strong> –vermittlung sich entwickelndevirtuelle Wirklichkeit ist nicht zuletzt ein globales Geschäft, das uns seiner Multidimensionalitätwegen bis in die feinsten Verästelungen unseres öffentlichen, beruflichengenauso wie persönlichen <strong>und</strong> privaten Lebens hinein verfolgt. Der Mensch derMedienwelt ist nicht mehr nur ein Produkt seiner ihm spezifisch eigenen biographischen,sozialen <strong>und</strong> psychischen Wirklichkeit des Geborenwerdens, des Freude- <strong>und</strong>Schmerzempfindens, der Neugier <strong>und</strong> der Angst <strong>und</strong> nicht zuletzt des Sterbens, sondernauch ein Produkt einer künstlichen Welt, die ihn jederzeit <strong>und</strong> überall über dieMattscheiben der Medienindustrie erreicht. Für den Menschen im Medienzeitalter giltdeswegen: er lebt nicht nur, sondern er wird auch gelebt <strong>und</strong> lässt sich leben. DieFreiheit seines Selbstseins ist bedroht von einer multimedialen Umklammerung einesalles <strong>und</strong> jeden einbeziehenden Medien-Totalitarismus. Aus dem Subjekt einer spezifischeigenen persönlichen Wirklichkeit wird ein Objekt einer beliebigen, austauschbarenvirtuellen Wirklichkeit. Entweder „wir amüsieren uns zu Tode“, wie derU.S.-amerikanische Medienkritiker <strong>und</strong> Soziologe Neil Postman formulierte, oder aberwir ertrinken in der Informations- <strong>und</strong> Bilder-Sintflut – es sei denn, wir bauen eineArche, die uns auf den Wogen dieser Sintflut zu einem inneren Berg Ararat trägt. DieArche heißt „Medienkompetenz“, der innere Berg Ararat „Souveränität“.Die Genese der virtuellen RealitätWas als Evolution mit der Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg begann, dieMacht des Wissens aus den Klöstern des Mittelalters über das massenhaft verviel-65


Kurt E. Beckerfältigte Wort im Buch in die Welt hinaus tragend, fand seine Fortsetzung in der mechanischenSchreibmaschine, dem Telefon, R<strong>und</strong>funk, Fernsehen <strong>und</strong> PC – <strong>und</strong> endetein einer Revolution: der ersten gelungenen Nachrichtenübermittlung per Satellit.Diese Satelliten-gestützte Übermittlung leitete die Globalisierung ein, die sich ameffizientesten in der Medienwelt breit machen konnte. Unsere Alltagsaktivitäten, wirselbst werden zunehmend von Ereignissen beeinflusst, die sich auf der anderen Seiteder Welt abspielen. Umgekehrt ist lokale Folklore global folgenreich geworden. Wirleben in einer Zeit des absoluten Wachstums – auch der Bilder. „Jedes Bild zu jederZeit“ ist technisch möglich <strong>und</strong> nicht nur Teil unserer Non-Stop-Gesellschaft, sondernderen Definiens. Mehr noch: Wirkt das „alles zu seiner Zeit“ heute seltsam antiquiert,so ist auch schon das „alles zu jeder Zeit“ schon überholt. „Alles jetzt“ heißt die Herausforderungan unsere Gegenwart, ein virtuelles „Allzeit-Jetzt“ bestimmt zunehmendunser Leben.Wir erleben einen Epochenwandel vom Maschinentakt zum digitalen Tempo. Indieser neuen zeitlichen Möblierung verändern sich nicht nur Arbeit <strong>und</strong> Freizeit, unseregesamte Kultur der Moderne zeigt Alterssymptome <strong>und</strong> entwickelt sich hin zur „Simultankultur“.Die Repräsentanten dieser Kultur, die Simultanten, sind fähig, ort- <strong>und</strong>zeitlos zu leben. Das virtuelle Jetzt hat eine globale Perspektive, die weltweite Vernetzungist sein F<strong>und</strong>ament. Auf diesem F<strong>und</strong>ament der Gleichzeitigkeit ist nicht zuletztkreative Ignoranz gefragt. Denn nur die ermöglicht es dem Simultanten zu„überleben“. Denn auch das virtuelle Allzeit-Jetzt des Homo Sapiens im 21. Jahrh<strong>und</strong>ertist Ergebnis unseres aktiven wie reaktiven, unseres akzeptierenden wie verweigernden,unseres notwendig selektiv wahrnehmenden wie bewusst autistischverengten Umgangs mit Bildern <strong>und</strong> Informationen, deren Gewinnung, Aufbereitung,Verarbeitung <strong>und</strong> Konsum. Auch die virtuelle Wirklichkeit müssen wir als ungesichertesTerrain betrachten lernen. Denn alle Technologie der Information <strong>und</strong> Kommunikationvermag nicht über die zweieinhalb Jahrtausende alte Einsicht des Sokrateshinwegzutäuschen, der die Begrenztheit der Spezies Mensch über die Zeiten hinwegverbindlich in dem Satz festgeschrieben hat: Ich weiß, dass ich nichts weiß.Auch <strong>und</strong> gerade angesichts der Möglichkeiten, die die modernen Informationstechnologienhinsichtlich Geschwindigkeit <strong>und</strong> Menge der Informationen zu bietenhaben, tut die Erinnerung dieses Satzes Not. Weil sie uns gemahnt <strong>und</strong> ermahnt, dassin allem sich verselbständigenden Fortschreiten ein relatives Kontinuum enthalten ist:Der Mensch als erster Beweger <strong>und</strong> damit wir selbst in unserer sensiblen Fragilität,aber genauso in unserem lüsternen Verfallensein gegenüber der Macht <strong>und</strong> den Mäch-66


Bildungsgut „Energie“. Gesamtheitliche Überlegung zu einem komplexen Thematigen. Wer wüsste nicht, dass Wissen, eben weil es immer auf hinterfragenswürdigenGr<strong>und</strong>lagen basiert, basieren muss, Macht ist? Die Fratze der Macht <strong>und</strong> der Menschenverachtunghat viele Gesichter, <strong>und</strong> der Zynismus der plutokratischen Ordnunghat sich weltweit in allen Strukturen der beherrschenden Zivilisationskultur verewigt.Aber auch der Faschismus der täglichen Werbung, das feinnervige Klonen von Bewusstseinstypeninnerhalb der zivilisierten Hemisphäre zeigen beachtlich Wirkung.Musils „Mann ohne Eigenschaften“, an sich ein bedeutender Repräsentant des HomoSimultans in der Literatur des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts, ist in Anbetracht eines virtuellen Allzeit-Jetztschon ein Relikt aus einer geradezu menschenfre<strong>und</strong>lichen Vergangenheit.Medienkompetenz <strong>und</strong> SouveränitätDass der Einzelne in der Wirklichkeit des virtuellen Allzeit-Jetzt mit anderen Herausforderungenkonfrontiert ist als alle Menschen vor ihm in der Geschichte der Menschheit,bedarf wohl keiner Diskussion. Der Einzelne, als Souverän in seinen Gemeinschaften<strong>und</strong> Gesellschaften gefordert, ist mit Herausforderungen konfrontiert, wie siesich nur als einmalig charakterisieren lassen – im Blick auf ihre Risiken genauso wie imBlick auf ihre Chancen. Auf jeden Fall muss die Entwicklung individueller Souveränitätdes mündigen, aufgeklärten Bürgers in dieser Allzeit-Jetzt-Gesellschaft vor allem<strong>und</strong> in erster Linie auch auf die Souveränität der Wahrnehmung, des Bewusstseins, derUrteilskraft, des Entscheidens <strong>und</strong> last but not least des Handelns in einer sphärischenÜberschneidung von virtueller <strong>und</strong> tatsächlicher Wirklichkeit bauen können.Das in den Rechten <strong>und</strong> Pflichten der Souveränität gebildete Individuum nämlich hatsein Leben selbstbestimmt <strong>und</strong> selbstverantwortlich zu gestalten – <strong>und</strong> diese Souveränitätlässt sich nur aus einer größtmöglichen Distanz gegenüber der virtuellen Wirklichkeitmit einem R<strong>und</strong>umblick von einem inneren Berg Ararat leben. Das Vehikel,das den Menschen in der Epoche des Allzeit-Jetzt <strong>und</strong> in Anbetracht der damit verb<strong>und</strong>englobalen Sintflut der Bilder <strong>und</strong> Informationen zu diesem Berg Ararat trägt,heißt „Medienkompetenz“.Was bedeutet all dies für unser Thema „Energie“?Wir alle wissen mittlerweile, wie es in einem havarierten Kernkraftwerk aussieht, nach09/11 können wir uns sogar vorstellen, wie ein Verkehrsflugzeug in ein Kernkraftwerkhineinrasen <strong>und</strong> welche Konsequenzen dies haben würde. Ganz zweifellos würden uns67


Kurt E. Beckerschreckliche Bilder ereilen <strong>und</strong> bis in unsere Träume hinein verfolgen. Die Medien würden,müssten sogar dieses Horror-Ereignis aufgreifen <strong>und</strong> global in Jetzt-Zeit auf allenKanälen senden. R<strong>und</strong> um den Globus würde die Menschheit Zeuge einer Tragödiemit apokalyptischen Ausmaßen.Ich will ein solches Szenario nicht bewerten <strong>und</strong> auch keine Frage der Sinnhaftigkeitvon Kernkraft-Nutzung – in welcher Form auch immer – zur Diskussion stellen.Mir geht es um eine ganz anders dimensionierte Frage, die sich medial der wenigspektakulären Bilder wegen nur schwer „vermarkten“ lässt: Die Frage nach der Endlagerungvon Atommüll nämlich.Keinerlei Vorstellung nämlich haben wir davon <strong>und</strong> können auch keine haben, wiedie Havarie eines Atommüll-Endlagers in, sagen wir, zweitausend Jahren aussehenkönnte <strong>und</strong> mit welchen Konsequenzen die zu diesem Zeitpunkt lebende Menschheitzu rechnen hätte – mit jenen etwa, dass sie gar nicht wüsste, wie ihr geschieht, weildie Kernkraftforschung zweitausend Jahre vorher abgeschafft worden war.Und damit bin ich bei jenem Thema, das bei der Frage nach der Nutzung von Kernkraftaus meinem Blickwinkel leider völlig ausgeklammert wird, denn dieses Thema istgar zu theoretisch, lässt sich nicht bildhaft übersetzen <strong>und</strong> ist deswegen für die medialeWelt unseres Allzeit-Jetzt ohne Relevanz. Und das scheint mir bedenklich. Dennunter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten muss genau diese Frage uns alle beschäftigen<strong>und</strong> alle einen, denn dies ist ein Thema mit maximalen verantwortungsethischen Implikationen,weil seine zeitliche Dimensionierung nicht in Jahrzehnten <strong>und</strong> in Jahrh<strong>und</strong>erten,sondern in Jahrtausenden misst. Und genau deswegen, ihrer zeitlichenDimensionierung wegen, ist diese Frage so wenig „attraktiv“ in unserer in Augenblicks-<strong>und</strong> Jetzt-Zeit-Kategorien beheimateten Medienwelt.Ohne eine nachhaltige Beantwortung dieser Frage nach der Endlagerung vonAtommüll erscheinen die aktuellen Diskussionen um Fukushima <strong>und</strong> die Folgen nichtwirklich zukunftsweisend. Leider drängt nicht zuletzt die Macht der Bilder aus Fukushimaalle Inhalte mit einer zeitlich längerfristigen Perspektive an den Rand unseresBewusstseins, negiert alles, was nicht augenblicksrelevant ist. Aber genau deswegenmuss der mediengerechte Umgang mit Botschaften aktuellen Inhalts in Erziehung<strong>und</strong> Ausbildung kontrastiert werden zu jenen Themen mit Langzeit-Relevanz. Auchdie brauchen ihren Platz im Medien- <strong>und</strong> im Bildungskanon, wenn wir denn die Diskussionum „Nachhaltigkeit“ in Energiefragen wirklich ernst meinen.Wie hat Friedrich Nietzsche vor mehr als h<strong>und</strong>ert Jahren formuliert: „Das großeErgebnis der bisherigen Menschheit ist, dass wir nicht mehr beständige Furcht vor68


Bildungsgut „Energie“. Gesamtheitliche Überlegung zu einem komplexen Themawilden Tieren, vor Barbaren, vor Göttern <strong>und</strong> vor unseren Träumen zu haben brauchen.“Nietzsche ist sicherlich zuzustimmen. Was er indes zu seiner Zeit noch nicht einmalahnen konnte, waren jene Albträume, die uns das Medienzeitalter sauberaufbereitet, unterhaltsam verpackt, jeden Tag, jede St<strong>und</strong>e, jede Minute in unsereWohnzimmer tragen würde. Und genau dort sitzen eben nicht nur Erwachsene, sondernauch Kinder. Diese Kinder brauchen eine Heimat – in der Gegenwart, vor allemaber auch in der Zukunft. Denn die Kinder sind die Zukunft der Menschheit. Und umdiese Zukunft im heute gestalten zu können, braucht es Wachheit <strong>und</strong> Bewusstheit derSinne <strong>und</strong> eine Verantwortung, die über den Augenblick hinausreicht. Wie sagt H.D.Thoreau: „Nur der Tag bricht an, für den wir wach sind. Noch mancher Tag harrt desAnbruchs. Die Sonne ist nur ein Morgenstern.“ 14 69


Literaturhinweise1 Der Text basiert auf Vorträgen vom 18. September 2009 anlässlich eines ENRESO-Workshops,eines Impulsvortrags der Wormser Ethik-Initiative vom 4. Februar 2011 sowie einer Einführungzum ENRESO-Workshop am 26. Mai 20112 Lewis Mumford: Die Stadt. Geschichte <strong>und</strong> Ausblick. München, 1979, Seite 6663 Ebenda, Seite 6664 Siehe www.enreso.de5 Siehe www.prom-des-jahres.de6 ENRESO-ChartaEnergie, deren Gewinnung, Verteilung <strong>und</strong> deren Verbrauch ist das Megathema künftigen Lebens<strong>und</strong> Arbeitens auf der Erde. Energie stand <strong>und</strong> steht am Anfang von allem – am Anfang allerKultur, am Anfang allen Wirtschaftens, am Anfang allen Lebens. Ohne Energie – keine Kultur,keine Wirtschaft, kein Leben. Nicht von ungefähr hat der Begriff „Energie“ eine weit über die reinphysikalische Dimension hinausgehende Bedeutung, steht symbolisch für „Lebenskraft“, derenErhaltung <strong>und</strong> Pflege.Mehr denn je gilt Energie aber auch als Menetekel für die Gefährdung unserer Welt. Besorgniserregende Beispiele dafür sind die Erschöpfung der natürlichen Energiequellen, die CO 2 -Emissionen, verursacht durch Wirtschaft, Verkehr <strong>und</strong> Immobilien sowie der damit inZusammenhang stehende dramatisch sich dynamisierende Klimawandel. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong>haben Klimaschutz <strong>und</strong> der sparsame Umgang mit den natürlichen Ressourcen im öffentlichenBewusstsein einen unübersehbaren Stellenwert eingenommen. Diese Tendenz hat sich in einemverstärkten Engagement von Organisationen <strong>und</strong> Unternehmen für Nachhaltigkeitsstrategienals Verpflichtung zur Bewahrung der Umwelt <strong>und</strong> der Verbesserung sozio-ökonomischer Strukturen(Corporate Social Responsibility) niedergeschlagen.Auf nationaler <strong>und</strong> internationaler Ebene sind entsprechende Leitlinien wie die Leipzig-Chartazur Erhaltung der europäischen Stadt geschaffen <strong>und</strong> Vorhaben wie die internationalen ClimateInitiatives ergriffen worden. Auf politischer Ebene sind zugleich Maßnahmen zum Schutz derUmwelt durch Erhöhung der Energieeffizienz <strong>und</strong> zur Verringerung der schädlichen Treibhaus-Emissionen eingeleitet worden. Diese Entwicklung hat mittlerweile Signalcharakter für die Gesellschaft– vor allem für Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft – entwickelt.Um die damit verb<strong>und</strong>enen Herausforderungen zu meistern, sind ganzheitliche Strategien<strong>und</strong> ein koordiniertes Handeln aller an diesen Prozessen beteiligten Kräfte erforderlich. Angesichtsdes globalen Krisenszenarios müssen Ökologie <strong>und</strong> Ökonomie zu ihrer ursprünglichen Einheitzurückgeführt werden, die im griechischen „oikos“, dem häuslichen Herdfeuer, seinenWortstamm hat <strong>und</strong> beide Begriffe vereint.ENRESO 2020 (Energy – Real Estate – Economy – Society) ist eine Denkwerkstatt, die sich ausimmobilienwirtschaftlicher, städtebaulicher <strong>und</strong> energetischer Sicht mit den Konsequenzen derglobalen Entwicklungen für Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft auseinandersetzt. ENRESO 2020 erarbeitet<strong>und</strong> diskutiert über Strategien zur Verringerung der Risiken künftiger Entwicklungen <strong>und</strong>will dazu beitragen, die damit verb<strong>und</strong>enen Chancenpotentiale zu identifizieren.70


Bildungsgut „Energie“. Gesamtheitliche Überlegung zu einem komplexen ThemaDie Mitglieder von ENRESO 2020 haben sich in ihrer Arbeit dabei auf folgende Gr<strong>und</strong>sätze verständigt:• Es wird eine Nachhaltigkeitsstrategie nach der Br<strong>und</strong>tland-Definition angestrebt, das heißt,eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeitenkünftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen<strong>und</strong> ihren Lebensstil zu wählen.• Bei der Regelung von Nachhaltigkeitsfragen ist vernetztes <strong>und</strong> integriertes Planen, Steuern<strong>und</strong> Handeln aller Akteure in verantwortlichen Positionen unabdingbar.• ENRESO 2020 strebt aus diesem Gr<strong>und</strong> eine enge Zusammenarbeit mit engagiertenKräften aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik <strong>und</strong> Verwaltung an.• Auf der Basis des Erfahrungsaustauschs der Mitglieder von ENRESO 2020 sollen gemeinsameZiele <strong>und</strong> nachhaltige Lösungsansätze identifiziert <strong>und</strong> formuliert werden.Die Mitglieder von ENRESO werden zur Konkretisierung der in den Workshops erarbeiteten Vorschlägein Wort <strong>und</strong> Tat beitragen. Der identifizierte Zeithorizont der ENRESO-Arbeit erstrecktsich bis ins Jahr 2020.Berlin, 31. Oktober 20087 Alexander Mitscherlich: Die Unwirtlichkeit unserer Städte. Anstiftung zum Unfrieden,Frankfurt 19658 Mitscherlich ebenda, Seite 259 Ebenda, Seite 26 ff.10 Ebenda, Seite 3711 Ebenda, Seite 153 ff12 Im Rahmen der sogenannten Wormser Ethikinitiative (www.ethikinitiative.de) wurde eineEthik-Charta entwickelt, die sich der Frage der Nachhaltigkeit in der Erziehung widmet: NachhaltigeErziehung heißt, heranwachsende Generationen umfassend auf die verantwortungsbewussteBewältigung der Zukunft vorzubereiten. Leitmotivisch geprägt wird dieseNachhaltigkeits-Ethik in der Erziehung von dem Satz: Alle Menschen sollen sich frei entfaltenkönnen – aber nicht zu Lasten anderer, auch nicht nachfolgender Generationen.Diese verantwortungsethische Maxime <strong>und</strong> alles, was zu deren Verlebendigung erforderlichist, gilt essentiell in allen sozialen Bereichen, speziell in der Familie genauso wie in Kindertagesstätten,im Bildungswesen <strong>und</strong> im Arbeitsleben. Jeder Einzelne, insbesondere aber Eltern, Erzieher,Lehrer <strong>und</strong> Vorgesetzte müssen bewusst als Vorbilder wirken, Verantwortungsethikbeispielhaft vorleben, im konkreten Erziehungsprozess nachhaltig auf jene einwirken, die ihnenanvertraut sind. Nachhaltigkeit ist insofern substantiell Erziehungsprinzip <strong>und</strong> Lernziel in einem.Bei der Regelung von Nachhaltigkeitsfragen auch in der Erziehung ist vernetztes <strong>und</strong> integriertesPlanen, Steuern <strong>und</strong> Handeln aller Akteure in verantwortlichen Positionen unabdingbar.13 Vgl. Kurt E. Becker (Hrsg.): Konsum, Frankfurt et al. 199214 H.D. Thoreau, Walden oder Leben in den Wäldern, Zürich 1979, Seite 32371


AutorenhinweiseAutorenhinweiseKurt E. BeckerJahrgang 1950, Dr. phil., Publizist, Kommunikationsexperte, Medien-Coach <strong>und</strong> Personal Coachvon Führungskräften der Wirtschaft, Herausgeber <strong>und</strong> Autor von mehr als vierzig Büchern zu Fragender Zeit <strong>und</strong> des Menschen in ihr, in den achtziger Jahren des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts Leiter <strong>und</strong>Moderator der „Frankenthaler Gespräche“ <strong>und</strong> Mit-Herausgeber einer gleichnamigen Buchreihe.Seit 2006 unter anderem Konzeption von Kooperationsprojekten für die Energie- <strong>und</strong> die Immobilienbranchein Deutschland, zum Beispiel die Denkwerkstatt ENRESO 2020 (Energy - RealEstate - Economy - Society) oder der „Prom des Jahres“, ein Wettbewerb für die energieeffizientestegewerblich oder öffentlich genutzte Immobilie Deutschlands. Mitglied im Kollegiumder <strong>Bildungsinitiative</strong> Energie.Ursula FeistStudium der Psychologie in Göttingen, Wien mit Diplomabschluss in Bonn. Zunächst bei infasBonn tätig in Politik-, Parteien- <strong>und</strong> Wahlforschung, später Leitung von infas MediaMetric in Hamburg.Ab 1996 Mitarbeiterin bei PSEPHOS. Lehrauftrag von 1989 bis 1993 an der UniversitätHamburg zu Methoden der empirischen Sozialforschung sowie zu Ursache <strong>und</strong> Entwicklung desRechtsradikalismus in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Lehrauftrag von 2004 bis 2010 an derFachhochschule Mittweida zur Geschichte der Medienforschung sowie zur Medienwirkung. Publikationenin Fachzeitschriften <strong>und</strong> Readern, zu Wahlen <strong>und</strong> Medieneinfluss auf Wahlverhalten,zu Nichtwählern <strong>und</strong> Rechtsradikalismus. Zuletzt 2010 in der Zeitschrift für Parlamentswahlen,(ZParl) 2010, Heft 4, Wahlanalyse der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen zusammen mit Hans-Jürgen Hoffmann.Wolfgang GärtheJahrgang 1950, Geschäftsführer Euro-Schulen-Organisation GmbH, seit 1977 Führungsverantwortungim Dienstleistungsfeld Bildung mit Schwerpunkt arbeitsweltbezogene Bildungs- <strong>und</strong>Sozialarbeit, Gründer <strong>und</strong> Koordinator des Memoranden-Forums (u. a. Memorandum 10: Wertewandelin Schule <strong>und</strong> Arbeitswelt), Mitglied im Landeskuratorium Bayern des Stifterverbandesfür die Deutsche Wissenschaft, Projektleiter <strong>und</strong> Mitglied im Kollegium der <strong>Bildungsinitiative</strong>Energie.Hans-Jürgen HoffmannJahrgang 1953, studierte Philosophie, Politikwissenschaft, Soziologie <strong>und</strong> Kommunikationsforschungan der Universität Bonn, M.A., seit 1996 geschäftsführender Gesellschafter PsephosInstitut für Markt-, Politik- <strong>und</strong> Sozialforschung GmbH Berlin <strong>und</strong> Hamburg.72


AutorenhinweiseHanns-Ferdinand MüllerJahrgang 1965, Dr. rer. pol. <strong>und</strong> Honorarprofessor an der International School of Management(ISM), Dortm<strong>und</strong>, seit 2001 in verschiedenen Führungsverwendungen des RWE-Konzerns,aktuell Sprecher des Vorstandes <strong>und</strong> Finanzvorstand der RWE Vertrieb AG, Dortm<strong>und</strong>.Der HerausgeberMarkus MönigJahrgang 1969, Dr.-Ing., studierte Maschinenbau an der TU Dortm<strong>und</strong>, 1994 bis 1999 WissenschaftlicherAngestellter am Lehrstuhl für Fertigungsvorbereitung der TU Dortm<strong>und</strong>, Promotionzur „Planung von Reorganisationen“ 1999, Geschäftsführer RWE Energiedienstleistungen GmbH,Initiator <strong>und</strong> Mitglied im Kollegium der <strong>Bildungsinitiative</strong> Energie.73


Internet: www.bildungsinitiative-energie.de

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