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Entlockungen von Ehrlichkeit - Stochastik in der Schule

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er o<strong>der</strong> sie die tatsächliche Zahl <strong>von</strong> Vorfällen desSchummelns. Die Zahl <strong>der</strong> falschen Antworten kannals irrelevant beiseite gelegt werden. In e<strong>in</strong>er Stichprobe<strong>von</strong> 52 Schülern beispielsweise würden dreie<strong>in</strong>e Kreuz-Bildkarte ziehen. Daher werden drei <strong>der</strong>Null-Antworten ignoriert usw. Dieses Vorgehen liefertDaten für e<strong>in</strong>e Stichprobe <strong>von</strong> 39 Schülern, ohnedass irgende<strong>in</strong>er se<strong>in</strong> persönliches Verhalten offen legenmusste. E<strong>in</strong> hypothetisches Beispiel ist <strong>in</strong> Tabelle1 illustriert. Das Resultat ist e<strong>in</strong>e diskrete Verteilung,<strong>von</strong> <strong>der</strong> das arithmetische Mittel, Varianz undan<strong>der</strong>e statistische Kennzahlen leicht errechnet werdenkönnen. Natürlich lässt sich dieses Vorgehen anjede Stichprobengröße anpassen.Würden die Karten hier mit Zurücklegen gezogen,würde man hier das Risiko e<strong>in</strong>gehen, dass es Kartengibt, die <strong>von</strong> weniger als 1/52 <strong>der</strong> Befragten gezogenwerden. In diesem Fall würden wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Kategorienweniger Beobachtungen als erwartet erhalten.Diese Gefahr besteht nicht, wenn ohne Zurücklegengezogen wird, und danach die Karten verborgen <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Schachtel abgelegt werden, wodurch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>erWeise <strong>der</strong> Schutz des Zufallsprozess bee<strong>in</strong>trächtigtwird.Es ist klar, dass dieses Vorgehen ebenso gut bei kategorialenDaten e<strong>in</strong>gesetzt werden kann, die mehrals zwei Klassifizierungen haben wie z.B. die Vorlieben<strong>von</strong> Wählern für drei o<strong>der</strong> mehr politische Parteien.Die Methode kann auch verwendet werden, umVerteilungen <strong>von</strong> gruppierten Daten zu erstellen. Wirkönnten beispielsweise jede Karte e<strong>in</strong>en bestimmtenE<strong>in</strong>kommenszuwachs repräsentieren lassen. Berechnungen,die auf ungruppierten stetigen Daten basieren,wenden wir uns jedoch dem nächsten Abschnittzu.4 Stetige DatenDie Erweiterung <strong>von</strong> RRS auf stetige Daten geht aufGreenberg et al. (1986) zurück. Sie schlagen vor,zwei Stichproben <strong>von</strong> Personen zu befragen. MittelsZufallsmechanismus wird entschieden, ob diebefragte Person die sensible Frage, z.B. “WievielE<strong>in</strong>kommen hat Ihr Haushalt im letzten Jahr verdient?”o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e verwandte, aber harmlose Fragewie z.B. “Wieviel E<strong>in</strong>kommen glauben Sie hat <strong>der</strong>durchschnittliche Haushalt im letzten Jahr verdient?”beantworten soll. Der Zweck dieses Vorgehens bestehtdar<strong>in</strong>, numerische Werte zu erhalten, die nichtoffen legen, welche Frage gefragt wurde. Um zu sehen,wie das funktioniert, bezeichne p i die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit,dass die sensible Frage <strong>in</strong> <strong>der</strong> i-tenStichprobe gewählt wurde (i=1,2). Die Untersuchungsollte so angelegt se<strong>in</strong>, dass p 1 ≠ p 2 . Greenberg etal. (1986) empfehlen darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e Wahl <strong>von</strong>p 2 = 1 − p 1 . Bezeichne jetzt X i die Antwort e<strong>in</strong>erzufällig gewählten Person <strong>in</strong> Stichprobe i, und seienµ S und µ H die wahren (Populations-)Mittelwerte<strong>der</strong> sensiblen bzw. harmlosen Frage mit ˆµ S und ˆµ Hals jeweiligen Schätzwert. Die Antwort, die wir <strong>von</strong>irgende<strong>in</strong>er Person zu erhalten erwarten, ist e<strong>in</strong> gewichteterMittelwert des sensiblen und des harmlosenErwartungswertes. Denn für e<strong>in</strong>e Person <strong>in</strong> Stichprobe1 giltE(X 1 ) = p 1 µ S + (1 − p 1 )µ Hwährend für e<strong>in</strong>e Person aus Stichprobe 2E(X 2 ) = p 2 µ S + (1 − p 2 )µ H .Ersetzen wir jetzt für jede Stichprobe die ErwartungswerteE(X) mit den beobachteten MittelwertenX, und lösen anschließend die zwei Gleichungen mitzwei Unbekannten, dann erhalten wirˆµ S = (1 − p 1)X 2 − (1 − p 2 )X 1p 2 − p 1als geschätztes mittleres E<strong>in</strong>kommen. (Natürlichkann ebenso ˆµ H errechnet werden, aber dise Zahl hatke<strong>in</strong>e wirkliche Bedeutung.) S<strong>in</strong>d die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten,e<strong>in</strong>e sensible Frage zu erhalten <strong>in</strong> <strong>der</strong> erstenund zweiten Stichprobe 0,25 bzw. 0,75, und betragendie durchschnittlichen Antworten 54000 ¤bzw. 60000 ¤ dann beträgt das geschätzte mittlereE<strong>in</strong>kommen 63000 ¤.Wenn unglücklicherweise die E<strong>in</strong>kommensverteilunge<strong>in</strong>e große Varianz hat, dann ist die zweite Fragenur e<strong>in</strong>e sehr <strong>in</strong>effiziente Verschleierung. Sie wirddie Privatsphäre <strong>der</strong> Befragten nur schlecht schützen.Befragte mit extremen E<strong>in</strong>kommen werden Verdachtschöppfen, da z.B. we<strong>der</strong> 15000 ¤ noch 300000 ¤als plausible Schätzung <strong>von</strong> irgendjemandem alsnationaler Durchschnitt angesehen werden könnte.Tatsächlich erkennen auch Greenberg et al. (1986)an, dass “Antworten an e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> Ende <strong>der</strong> Verteilung... höchstwahrsche<strong>in</strong>lich sehr sensible Antwortens<strong>in</strong>d, und dies wird hellen Befragten schnell klarse<strong>in</strong>. Sie werden wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>e ausweichendeo<strong>der</strong> unehrliche an Stelle e<strong>in</strong>er akuraten Antwort geben,die die Frage, auf die sie antworten, identifizierenwürde” (1971, S. 246). Aber dies wi<strong>der</strong>sprichtnatürlich dem beabsichtigten Zweck <strong>von</strong> RRS! E<strong>in</strong>Ausweg dazu besteht dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Frageüber E<strong>in</strong>kommen zu stellen, und e<strong>in</strong>en Zufallsgeneratore<strong>in</strong>zusetzen, um den Befragten <strong>in</strong> Stichprobe19

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