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BERGKNAPPE 110 - Bergbau Silberberg

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Halbinsel stark calciumhaltig ist, verkalken die Leitungen<br />

rasch, was eine hohe Bleikontamination des<br />

Trinkwassers verhindert.<br />

Erhebliche Belastungen entstanden in Rom dagegen<br />

durch Sepa, einem in Bleidestillen gewonnenen Sirup,<br />

der zum Süssen von Wein verwendet wurde. Zuckerrohr<br />

und Zuckerrüben waren den Römern nicht<br />

bekannt, und Sepa war teuer. Den regelmässigen<br />

Genuss von mit Sepa gesüsstem Wein (Bleigehalt<br />

1 mg Pb / l!) konnte sich nur die römische Aristokratie<br />

leisten. Die damit verbundene, chronisch hohe<br />

Bleiexposition sollte zu häufigen Aborten und Totgeburten<br />

geführt haben, zumal Bleiverbindungen in<br />

römischer Zeit gezielt zur Abtreibung eingesetzt wurden.<br />

Schon sehr viel geringere Bleibelastungen führen<br />

zu Einschränkungen der Hämsynthese und der<br />

Intelligenzentwicklung. Die Vorstellung, dass sich die<br />

staatstragende Aristokratie im republikanischen Rom<br />

über Generationen durch Bleibelastung zu Schaden<br />

gebracht hat, ist somit nicht von der Hand zu weisen,<br />

wenn auch hypothetisch.<br />

Mittelalterlicher Metallbergbau<br />

Nach den Wirren der Völkerwanderung und der karolingischen<br />

Renaissance, nach der Entwicklung vom<br />

Feudalismus zur Stadtkultur kam der Metallbergbau<br />

mit der neuen Freiheit von Verkehr und Handel zu<br />

hoher Blüte. Umfassende Kenntnisse über die Probleme<br />

des Metallbergbaus im ausgehenden Mittel-<br />

Abb. 2: Viele der bleiexponierten Bergleute<br />

zeigten jedoch vor dem Tode extreme Auszehrung,<br />

die sogenannte Bleikachexie.<br />

alter verdanken wir Georgius Agricola (1494 – 1555).<br />

Agricola nahm nach dem Studium von Philosophie,<br />

Naturwissenschaften und Medizin den Posten als<br />

Stadtarzt und Leiter der Apotheke in Joachimsthal an<br />

und lebte später in Chemnitz. Sein Hauptwerk «De re<br />

metallica» (1556) [1] ist mit 273 künstlerisch hochwertigen<br />

Holzschnitten reich illustriert.<br />

Neben technischen Fragen spricht Agricola in seinem<br />

Gesamtwerk auch arbeitsmedizinische Probleme des<br />

<strong>Bergbau</strong>s an, äussert sich über Ruhepausen, Schicht-<br />

und Nachtarbeit und über gesundheitsschädigende<br />

Stäube: «Manche Gruben sind dagegen sehr trocken<br />

und staubig. Bei den Bergleuten in den silberhaltigen<br />

Karpaten werden Frauen gefunden, die siebenmal<br />

verheiratet waren; so rasch waren ihre Männer . . .<br />

weggestorben.» Agricola, nach [9]. Ein Grossteil der<br />

Vorsterblichkeit durch Stäube im <strong>Bergbau</strong> geht sicher<br />

auf Silikosen zurück.<br />

«Erfahrene Bergleute zünden am Freitag Abend die<br />

Holzbündel an und fahren dann nicht vor Montag<br />

ein», rät Agricola. Das ist jedoch nur sinnvoll, wenn<br />

die Grube zwischenzeitlich entlüftet wurde.<br />

Deshalb heisst es weiter: «Gegen schlechte Wetter,<br />

die Atemnot machen, müssen Belüftungseinrich-<br />

Abb. 3: Unter Tage entstanden Bleidämpfe<br />

durch das «Feuersetzen»,<br />

durch das man das Gestein brüchig machte.<br />

Bergknappe 1 / 2007 Seite 16

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