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BERGKNAPPE 110 - Bergbau Silberberg

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Abb. 6: Rösten von Bleierzen auf sogenannten<br />

Röststadeln. Aus [1].<br />

verursachen. Durch saure Fruchtsäfte und Wein ist<br />

Blei wahrscheinlich schon in vorrömischer Zeit aus<br />

Steingutglasuren herausgelöst und mit den Getränken<br />

ingestiert worden. Die intestinalen Resorptionsquoten<br />

für Bleipigmente sind abhängig von ihrer Lipophilie;<br />

sie liegt für Bleiweiss besonders hoch: etwa<br />

1,5-mal höher als für Bleisalze wie Bleiacetat [4]. Eine<br />

gegenüber Bleipigmenten besonders exponierte Berufsgruppe<br />

sind die Maler. So soll Goya (1746 – 1828)<br />

an rezidivierenden Schüben einer Bleienzephalopathie<br />

gelitten haben. Zu dieser Annahme gelangte der<br />

amerikanische Psychiater Nylander 1972 (zit. nach<br />

[15]) auf Grund folgender Indizien: Goya verwendete<br />

viel Bleiweiss, um die gleissende Transparenz von<br />

Weiss und Grün zu erzeugen, für die er bekannt wurde<br />

(Abb. 7). Goya war ungeheuer fleissig. Er malte<br />

über 1800 Ölbilder. In jener Zeit haben die Maler<br />

ihre Farben selber hergestellt; das heisst die Pigmente<br />

mussten gemahlen und in Öl aufgenommen werden.<br />

Dabei wurde das Atelier, in denen die Künstler<br />

und ihre Gehilfen auch assen und tranken, sicher mit<br />

Bleipigmenten kontaminiert. Dadurch und durch das<br />

Spitzen des Pinsels mit dem Mund kann Blei aufgenommen<br />

werden. Zwischen 1778 und 1781, also mit<br />

Anfang Dreissig, wurde Goyas Arbeit durch eine Depression<br />

mit alptraumartigen Halluzinationen unter-<br />

Abb. 7: Selbstporträt Goyas. Das Fenster im Hintergrund<br />

zeigt die gleissende Transparenz,<br />

die Goya durch Einsatz von Bleiweiss erzeugte.<br />

Im Gegensatz zu Haar und Gesicht ist die<br />

rechte Hand verwaschen dargestellt. Nach Nylander<br />

ist das ein Hinweis Goyas auf die beginnende<br />

Lähmung seiner rechten Hand.<br />

brochen. Die Symptome entwickelten sich nach Abbruch<br />

der Arbeit zurück. Diese psychische Erfahrung<br />

spiegelt sich in Goyas Werk in schreckenerregenden<br />

Szenarien von visionärer Fantasie (z. B. die bekannte<br />

Radierung «Schlaf der Vernunft»; Abb. 8) wider. Zehn<br />

Jahre später – Goya war inzwischen wegen seiner<br />

hohen Porträtkunst spanischer Hofmaler geworden<br />

und hatte seine Arbeit mit unvermindertem Fleiss<br />

wieder aufgenommen – bekam er eine Lähmung<br />

der rechten Hand, die sich auch in seinen Selbstporträts<br />

andeutet (Abb. 7). Krampfleiden und Halluzinationen<br />

traten wieder auf; Goya ertaubte. Bei der<br />

dadurch erzwungenen Unterbrechung seiner Arbeit<br />

Bergknappe 1 / 2007 Seite 18

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