Umwelt und Gesundheit - welche Rolle spielt hierbei soziale ...
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Gabriele Bolte<br />
Vortrag am 31.05.05 im Rahmen der Ringvorlesung "Kultur-Krankheiten - Zustände, Befindlichkeiten <strong>und</strong> Perspektiven", BTU Cottbus<br />
Die WHO hat für Europa Indikatoren für umweltbezogene Ges<strong>und</strong>heit definiert. Diese<br />
beziehen sich auf die Luftqualität, Lärm, Wohnbedingungen, Verkehrsunfälle, Wasser <strong>und</strong><br />
sanitäre Anlagen, Chemieunfälle <strong>und</strong> Strahlung. Auch hier wäre es meiner Ansicht nach<br />
wichtig, routinemäßig den Bezug zu soziodemographischen Daten herzustellen um<br />
möglicherweise bestehende <strong>soziale</strong> Ungleichverteilungen aufzudecken.<br />
(3) Prospektive Ges<strong>und</strong>heitsverträglichkeitsprüfung<br />
Bei Bauvorhaben <strong>und</strong> Standortentscheidungen soll eine Ges<strong>und</strong>heitsverträglichkeitsprüfung<br />
durch die Prognose <strong>und</strong> Bewertung der ges<strong>und</strong>heitlichen Folgen zur Entscheidungsfindung<br />
beitragen.<br />
Bei der prospektiven Ges<strong>und</strong>heitsverträglichkeitsprüfung könnten <strong>soziale</strong> Belange<br />
berücksichtigt werden durch<br />
� die Analyse der Ist-Situation des geplanten Standorts im Hinblick auf Sozialfaktoren,<br />
� den Einbezug des Aspekts der Verteilungsgerechtigkeit in die Prognose der Auswirkungen<br />
der geplanten Anlage,<br />
� die Berücksichtigung bereits bestehender <strong>Umwelt</strong>belastungen <strong>und</strong> besonders vulnerabler<br />
Bevölkerungsgruppen im Sinne der Vorsorgegerechtigkeit,<br />
� die konsequente Umsetzung der Verfahrensgerechtigkeit durch frühzeitige <strong>und</strong><br />
substanzielle Beteiligung der Betroffenen <strong>und</strong> der Öffentlichkeit.<br />
Die besondere Berücksichtigung sozial benachteiligter Gruppen in Ges<strong>und</strong>heitsverträglichkeitsprüfungen<br />
wird bereits erprobt. Das Verfahren wird "Health Inequalities<br />
Impact Assessment (HIIA)" genannt (Mackenbach et al. 2004). Ein Beispiel ist die<br />
Abschätzung der Wirkungen von 3 Szenarien für städtische Transportstrategien in Edinburgh,<br />
Großbritannien (Gorman et al. 2003). Zur Auswahl standen, den Schwerpunkt auf den<br />
privaten Kraftfahrzeugverkehr zu legen oder Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung <strong>und</strong> zur<br />
Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs durchzuführen um Fußgänger(inne)n <strong>und</strong><br />
Radfahrer(inne)n mehr Möglichkeiten zu eröffnen. Die dritte Strategie war eine Mischung aus<br />
den beiden genannten. Untersucht wurden die möglichen Auswirkungen dieser Strategien auf<br />
die zu erwartende Anzahl an Unfällen, auf die Belastung mit Luftschadstoffen, auf die<br />
Auswirkungen im Hinblick auf die körperliche Aktivität der Bevölkerung, auf den Zugang zu<br />
Waren <strong>und</strong> Dienstleistungen, auf das Gemeindenetzwerk <strong>und</strong> auf <strong>soziale</strong> Unterschiede in der<br />
Ges<strong>und</strong>heit. Den besten Effekt auf die Ges<strong>und</strong>heit der Bevölkerung hatte das zweite Szenario,<br />
die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs <strong>und</strong> der nicht-motorisierten Mobilität, da gerade<br />
sozial schlechter gestellte Bevölkerungsgruppen besonders unter den negativen Effekten des<br />
motorisierten Individualverkehrs leiden.<br />
Zur Umsetzung des Konzeptes <strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit bestehen in den Kommunen vor Ort<br />
Anknüpfungspunkte an integrierte Programme wie "Ges<strong>und</strong>e Städte", "Lokale Agenda 21"<br />
oder "Soziale Stadt" (Trojan <strong>und</strong> Legewie 2001).<br />
Nordrhein-Westfalen hat begonnen, das Thema <strong>Umwelt</strong>gerechtigkeit als Querschnittsthema<br />
in sein Aktionsprogramm <strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit zu integrieren (MUNLV 2005).<br />
Ausgehend von der Frage, was <strong>soziale</strong> Gerechtigkeit für den umweltbezogenen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutz bedeutet,<br />
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