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Wundversorgung - VAAÖ

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WUNDMANAGEMENT<br />

wird oder die Anwendung nicht fachgerecht<br />

erfolgt.<br />

Eine erste wirkungsvolle Strategie<br />

gegen weiteren „Wildwuchs“ in Sachen<br />

Wundmanagement hat der Chirurg<br />

und Leiter des Fachbereiches Medizin<br />

„Wound Care Management“ am Institut<br />

für Pflegewissenschaften der Paracelsus<br />

Medizinischen Universität Salzburg,<br />

Dr. Thomas Wild, initiiert. „Da im<br />

Wundmanagement meist von erfolgreichen<br />

Fallbeispielen sowie Tipps und<br />

Tricks ausgegangen wird, hat sich noch<br />

wenig theoretisches Denken in dieser<br />

Disziplin entwickelt. Die Frage nach<br />

dem eigentlichen Erkenntnisgegenstand<br />

im Wundmanagement wird aber<br />

künftig von enormer Wichtigkeit sein,<br />

Praxiswissen: Wundauflagen<br />

im gesamtkonzept der Wundbehandlung<br />

stellt der Wundverband eine entscheidende<br />

therapiemaßnahme dar, deren<br />

Erfolg von indikationsgerecht ausgewählten<br />

und angewandten Wundauflagen<br />

mitbestimmt wird.<br />

Für die lokale Wundbehandlung steht<br />

heute eine Vielzahl traditioneller und<br />

moderner Wundauflagen mit den unterschiedlichsten<br />

Wirkungsprinzipien zur<br />

Verfügung, mit denen die Wundheilung<br />

gezielt beeinflusst und gefördert werden<br />

kann. Der Wundtherapeut kann aus den<br />

vorhandenen Alternativen sein spezielles<br />

Wundauflagensortiment zusammenstellen,<br />

mit dem er am besten die Wunden<br />

behandeln kann, die in seiner Praxis am<br />

häufigsten vorkommen. Voraussetzung<br />

dafür ist ein Basiswissen zu den therapeutischen<br />

Aufgaben des Wundverbandes,<br />

seiner indikationsgerechten Anwendung<br />

sowie seinen materialbedingten<br />

Eigenschaften.<br />

Therapeutische Aufgaben<br />

des Wundverbandes<br />

je nach ihrer Entstehung heilen Wunden<br />

primär oder sekundär. Die primär<br />

heilende Wunde stellt dabei wenige<br />

Anforderungen an die therapeutische<br />

Wirkung eines Wundverbandes. Sie ist<br />

durch naht geschlossen und die Heilung<br />

läuft geschützt ab. Dem Wundverband<br />

verbleiben die Aufgaben, eventuelle<br />

Sickerblutungen aufzunehmen und die<br />

Wunde vor mechanischer irritation und<br />

Sekundärinfektionen zu schützen, da die<br />

naht immer noch eine Eintrittsstelle für<br />

Keime darstellt.<br />

Bei der Sekundärheilung muss granulationsgewebe<br />

zur Defektauffüllung<br />

aufgebaut werden, das dann auch die<br />

gerade um die Ausbildung<br />

von Experten zu<br />

systematisieren und weil<br />

es sich um eine überaus<br />

komplexe Fachdisziplin<br />

handelt“, ist Wild überzeugt.<br />

Nicht einfacher<br />

macht es die Tatsache,<br />

dass mit der prognostizierten<br />

demografischen<br />

Entwicklung und der<br />

Zunahme chronischer<br />

Erkrankungen in Zukunft<br />

auch die Versorgung<br />

chronischer Wunden<br />

zunehmen wird. „Es ist<br />

daher dringend notwendig,<br />

genügend kompe-<br />

Matrix für eine Spontanepithelisierung<br />

oder eine plastisch-chirurgische Deckung<br />

durch Lappenplastiken oder Spalthaut<br />

darstellt. Damit sich aber granulationsgewebe<br />

entwickeln kann, muss die<br />

Wunde erst einmal sauber, infektfrei und<br />

gut durchblutet sein. Alle diese Vorgänge<br />

laufen dabei „offen“ ab und sind von<br />

vielen endogenen und externen Faktoren<br />

beeinflusst, sodass hier die therapeutischen<br />

Wirkungen eines Wundverbandes<br />

dringend benötigt werden. Der<br />

Verband übernimmt bei der „offenen“<br />

Sekundärheilung interimsweise wesentliche<br />

Aufgaben der intakten Haut. im<br />

Wesentlichen sind das der Schutz vor<br />

mechanischer irritation (Druck, Stoß,<br />

Scheuern) und vor Verschmutzung, vor<br />

Sekundärinfektionen, vor Austrocknung<br />

und Verlust von Körperflüssigkeiten<br />

sowie vor Wärmeverlusten. über den<br />

umfassenden Wundschutz hinaus kann<br />

der Wundverband aber auch aktiv das<br />

Heilungsgeschehen beeinflussen: durch<br />

die Reinigung der Wunde, die Schaffung<br />

eines wundheilungsfördernden Mikroklimas<br />

und den Erhalt der Wundruhe.<br />

Aufgaben in der reinigungsphase<br />

in jeder Wunde sammelt sich zunächst<br />

Exsudat, das mit Detritus, Schmutz,<br />

Bakterien und deren toxischen Stoffwechselprodukten<br />

durchsetzt ist. Bleiben<br />

größere Exsudatmengen auf der Wunde<br />

stehen, wird der Fortgang der Heilung<br />

sowohl mechanisch als auch biologisch<br />

behindert, die infektionsgefahr wächst.<br />

Wenn okklusiv-Verbände angewendet<br />

werden, besteht zudem die gefahr<br />

der Ausbildung so genannter feuchter<br />

Kammern. überschüssiges, keimbelastetes<br />

Exsudat muss deshalb abgesaugt<br />

Dr. Thomas Wild, Leiter des<br />

Fachbereiches Medizin<br />

„Wound Care Management“<br />

am Institut für Pflegewissenschaften<br />

der Paracelsus<br />

Medizinischen Universität<br />

Salzburg<br />

tente Wundexperten im<br />

extra- und intramuralen<br />

Bereich zur Verfügung<br />

zu haben“, so Wild weiter.<br />

In einer dreistufigen<br />

Ausbildung startet daher<br />

die Paracelsus Universität<br />

Salzburg mit einer<br />

Basisausbildung über<br />

ein Semester, in der<br />

fachliches und ökonomisches<br />

Grundwissen<br />

vermittelt wird. Darauf<br />

aufbauend folgen drei<br />

Semester mit dem<br />

Abschluss eines „akademisch<br />

geprüften Wund-<br />

werden. Mit feuchten Wundverbänden<br />

lassen sich nekrosen und Beläge aufweichen<br />

und leichter ablösen. insgesamt<br />

beschleunigt und unterstützt der Wundverband<br />

die Säuberung der Wunde, dient<br />

zur infektionsprophylaxe und schützt<br />

zugleich vor neuerlicher Kontamination.<br />

Aufgaben in der granulationsphase<br />

neben einer funktionierenden Mikrozirkulation<br />

ist ein ausgewogen feuchtes<br />

Wundmilieu eine weitere wichtige<br />

Voraussetzung zum Aufbau von granulationsgewebe.<br />

Dagegen wird die Heilung<br />

sowohl durch ein Austrocknen als auch<br />

durch überschüssiges Sekret in ihrem<br />

Ablauf gestört. Eine entsprechende<br />

Regulierung des Exsudats ist dabei nur<br />

durch den Wundverband möglich, der<br />

über spezifische physikalische Eigenschaften<br />

verfügen muss, um diesen<br />

Aufgaben gerecht zu werden. Hier bewähren<br />

sich vor allem die verschiedenen<br />

hydroaktiven Wundauflagen. Darüber<br />

hinaus hat der Wundverband weiterhin<br />

die Funktion, für einen sicheren infektionsschutz<br />

zu sorgen, wenngleich die<br />

infektionsgefährdung proportional zu<br />

einem gut ausgebildeten granulationsgewebe<br />

abnimmt.<br />

Aufgaben in der epithelisierungsphase<br />

Eine feuchte, gut durchblutete granulation<br />

ist die Vorbedingung für die abschließende<br />

Epithelisierung. Der Wundverband<br />

muss die Wunde deshalb weiterhin in<br />

ausgewogenem Maße feucht halten.<br />

Auch in dieser Phase werden daher<br />

Wundauflagen benötigt, die die Wundfläche<br />

vor dem Austrocknen und die<br />

Epithelzellen vor dem Zellstripping beim<br />

Verbandwechsel schützen.<br />

PHARMAZIE 8 SOZIAL 02/09<br />

www.vaaoe.at<br />

QUELLE: HARtMAnn WUnDFoRUM 1/2006, AUtoREn: F. LAng, KREiSKRAnKEnHAUS LEonBERg, H. RÖtHEL, CMC MEDiCAL inFoRMAtion, HEiDEnHEiM

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