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Auftrag_279_150dpi_HB.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten

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SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIKund boten den Dialog an. Washingtonwollte damit zweierlei erreichen:Das gefährliche Atomprogramm derstalinistischen Diktatur zumindesttransparenter und kontrollierbarerzu machen und den internationalenParia-Staat wieder in die Staatengemeinschafteinzubinden. Diktator KimJong Il aber wertete die diplomatischeOffensive Obamas als Schwäche undschlug die gereichte Hand aus. Entspannung,so scheint es, kann dasRegime nicht gebrauchen. Die Suggestiondes ständigen Kriegszustandesdient als innenpolitische Machtkrückeder Herrschaftselite um denschwer kranken Staatschef.Nordkorea betrachtet „die derzeitigeLage als Kriegsphase“. EndeMärz, so geht es aus der erdrückendenBeweislast eines internationalenExpertenteams hervor, hat ein nordkoreanischesU-Boot die südkoreanischeKorvette „Cheonan“ nahe derinnerkoreanischen Seegrenze im GelbenMeer mit einem Torpedoangriffversenkt. 46 Seeleute starben. Womöglichwar dies eine Vergeltung fürden südkoreanischen Beschuss einesSchiffes aus dem Norden im November2009. Nordkorea weist jede Verantwortungfür die Havarie des südkoreanischenSchiffes am 26. März zurück.Falls Südkorea nun seinerseitsVergeltung üben wolle, werde Nordkoreadie Beziehungen komplett einfrierenund den Nichtangriffpakt beiderLänder annullieren. Zuvor schonhatte das Regime in Pjöngjang fürden Fall von Vergeltungsaktionen mit„harten Maßnahmen bis zum totalenKrieg“ gedroht.Dieses Kriegsgeschrei imFrühsommer war wohl vor dem Hintergrundeines Machtwechsels in demmaroden Staat zu sehen, und es solloffenbar noch dem Willen Kims einedynastische Erbfolge geben. Er selberwurde am 16. Februar 1941 ineinem sowjetischen Ausbildungslagerim Dorf Wjatskoje bei Cjabarowskgeboren, wo seine Eltern während desZweiten Weltkriegs Zuflucht vor denJapanern suchten. Die offizielle nordkoreanischePropaganda aber verlegteseine Geburt zeitlich in das Jahr 1942und örtlich auf den beiden koreanischenBruderstaaten heiligen Berg Paektu.Der „Geliebte Führer“ hatte dieMacht von seinem Vater, dem „EwigenAUFTRAG <strong>279</strong> • SEPTEMBER 2010Präsidenten“ Kim Il Sung, nach dessenTod 1994 übernommen. Nun willer den allenthalben in Nordkorea gepflegtenPersonenkult um die FamilieKim weitervererben an den jüngstenseiner drei Söhne, den 28-jährigenKim Jong Un. Das durchzusetzen,offenbar gegen große regimeinterneWiderstände, scheint sein letztes großesZiel zu sein. Es fällt schwer, sichvorzustellen, dass das Militär die Geschickedes Landes in der Krise einempolitisch unerfahrenen „Kind“anvertrauen könnte.Militärische Muskelspiele geltenals Rahmenwerk, um den keineswegsmonolithischen Machtapparatin Pjöngjang zusammenzuschweißen.Nordkorea ist wieder auf dem Weg,zu einem sicherheitspolitischen Problemzu werden, und sein einzigerMentor China ist mehr als bisher alsehrlicher Makler gefragt. Doch Chinascheint ein kontrollierbarer „Hinterhof“wichtiger zu sein, als eine globalverantwortliche Haltung und die eigeneReputation.Die Kühnheit und RücksichtslosigkeitPjöngjangs hat mit der Versenkungder „Cheonan“ eine neue Qualitäterreicht. Er zeugt von der GewissheitNordkoreas, straffrei ausgehen zukönnen, und erinnert an den „Stabwechsel“vom alten zum jungen Kimvor 16 Jahren, der ebenfalls von vielkriegerischer Rhetorik begleitet wurde.Es ist eine gefährliche Eskalationzu beobachten und die Kriegsgefahrist eindeutig gestiegen. Ein Krieg hättefür das unterentwickelte und waffentechnischunterlegene Nordkoreaverheerende Folgen. Doch um des eigenenMachterhalts willen scheinendie Militärs, die womöglich von Kimgar nicht mehr kontrolliert werden,zum Äußersten entschlossen. Käme eszu einem Krieg auf der koreanischenHalbinsel, wäre dessen Ausgang zuGunsten des technologisch überlegenenSüdkoreas zwar vermutlich eindeutig,obwohl Nordkorea zahlenmäßigdeutlich mehr <strong>Soldaten</strong> und Waffensystemeunterhält. Aber ein hochindustrialisiertesLand wie Südkoreahat zu viel zu verlieren, als dass esein solches Risiko eingehen könnte.Im besonderen Fall kommt erschwerendhinzu, dass die Hauptstadt Seoulin Reichweite nordkoreanischerGeschütze liegt.Südkoreas Präsident Lee MyungBak stand innenpolitisch sehr unterDruck, der Volkszorn kochte hoch.Einem solchen Ereignis wäre in garnicht so ferner Vergangenheit unmittelbareine Kriegserklärung gefolgt.Nicht nur die Radikalen fordertenRevanche. Von ihm wurde eine harteReaktion angesichts der 46 getötetenSeeleute erwartet. Politische Vernunftund militärisches Kalkül verboten esihm jedoch, auf diese Provokationmit einem Waffengang zu reagieren.Zusammen mit seinem Sicherheitsratsprach er sich für eine „umsichtigeAntwort“ aus. Solange sich Südkoreanicht zum Waffengebrauch provozierenlasse, drohe kein Krieg aufder Halbinsel. Als Reaktion auf dieVersenkung beschloss Südkorea indiesem Sinne im Juni Handelssanktionen.Die Einfuhr von Sand und anderenGütern aus Nordkorea wurdegestoppt. Nordkoreanischen Frachtschiffenwurde die Fahrt durch südkoreanischeHoheitsgewässer verboten.Nach sechsjähriger Unterbrechungnahm Südkorea seine Propagandasendungenüber Lautsprecher undRundfunk wieder auf. Für den vonbeiden Seiten betriebenen Gewerbeparkin der nordkoreanischen GrenzstadtKaesong, in dem südkoreanischeFirmen rund 42000 Nordkoreaner beschäftigen,kündigte Nordkorea dieVerträge. Südkorea ist nach China derzweitwichtigste Handelspartner Nordkoreas.Trotzdem, Seoul allein kannden außer Rand und Band geratenenDiktator ökonomisch nicht bändigen.Auch deshalb brachte Südkorea denFall vor den UN-Sicherheitsrat. Dersoll nach UN-Generalsekretär Ban KiMoon, der selber Südkoreaner ist, „derErnsthaftigkeit der Lage angemesseneMaßnahmen ergreifen“. Nur Sanktionendes Weltsicherheitsrates könnenWirkung zeigen und auch nur, wennChina ehrlich und konsequent dahintersteht. Ohne Öl, Rohstoffe, Strom,Nahrungsmittel und moralische Rückendeckungaus dem Reich der Mittewäre das nordkoreanische Schattenreichinnerhalb von Monaten amEnde. Es würde erst ökonomisch unddann politisch implodieren oder – vielschlimmer noch – explodieren und damitin Fernost einen militärischen Flächenbrandauslösen.Niemand kanndiese Konsequenzen wollen.9

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