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Viel erfahren<br />
von Ruth Juraschitz<br />
Als ich in der 10. Klasse war, besuchte der<br />
OMNIBUS für Direkte Demokratie kurz vor den<br />
Sommerferien Tübingen und auch meine <strong>Schule</strong>.<br />
Ich war sofort begeistert von dem weißen Bus,<br />
der durch Deutschland kurvt und die unterschiedlichsten<br />
Städte besucht. Daher nahm ich<br />
mir vor, dort einmal ein Praktikum zu machen.<br />
Etwa ein Jahr später, am 1.8.2010 saß ich in<br />
Prenzlau auf einer Bank und wartete auf den<br />
OMNIBUS. Ich saß dort etwas aufgeregt, vor<br />
allem, da sich die angesprochenen Prenzlauer/<br />
innen nicht sicher waren, ob ich tatsächlich am<br />
richtigen Platz wartete. Ungefähr eine halbe oder<br />
dreiviertel Stunde später kam der OMNIBUS<br />
dann, doch er fuhr an mir vorbei. Allerdings hielt<br />
er dann nicht weit entfernt von mir und die Crew<br />
lotste den Lenker des OMNIBUS an die richtige<br />
Stelle.<br />
Am nächsten Tag begann dann das eigentliche<br />
Praktikum: Um 9:30 Uhr stellten wir die Tische<br />
und Stühle in einer genau festgelegten Weise vor<br />
dem OMNIBUS auf und legten die Arbeitsmaterialien<br />
und Unterschriftenlisten aus. Wir öffneten<br />
den OMNIBUS und boten Passant/innen die<br />
Möglichkeit, mit uns ins Gespräch zu kommen.<br />
Anfangs waren die Prenzlauer/innen (und ich)<br />
noch etwas schüchtern, doch im Laufe der drei<br />
Tage, die wir dort verbrachten, kam ich doch<br />
mit einigen Leuten ins Gespräch. Neben den<br />
Tätigkeiten am OMNIBUS genoss ich es auch,<br />
die Art der Menschen dort kennen zu lernen.<br />
Unser nächster „Anlaufpunkt“ war Schwedt an<br />
der Oder. Dort standen wir vor einem Einkaufszentrum,<br />
einer „Konsumhölle“, wie Werner es<br />
nannte, und der Andrang war nicht besonders<br />
groß. Hier fiel mir zum zweiten Mal auf, wie<br />
deprimiert die Menschen in dieser Gegend von<br />
der Politik waren. In Tübingen ist mir das nie so<br />
aufgefallen. Zwei Tage später, am 5.8., fuhren<br />
wir weiter nach Eberswalde. Wir standen dort<br />
auf dem Marktplatz, schräg vor uns war ein<br />
kleiner Springbrunnen, in dem die Kinder häufig<br />
planschten und hinter uns ein Cafe, das uns<br />
freundlich mit Internet-Zugang und Leckereien<br />
versorgte. Wie immer öffneten wir am Tag da-<br />
nach den OMNIBUS um 9:30 Uhr, und da Markt<br />
war, kamen auch einige vorbei.<br />
Ich möchte jetzt nicht näher auf die anderen<br />
Städte eingehen, die ich ebenfalls mit dem<br />
OMNIBUS besuchte, doch insgesamt kann ich<br />
sagen, dass mir die Zeit am OMNIBUS sehr viel<br />
gebracht hat. Hinterher achtete ich zum Beispiel<br />
viel mehr auf meine Ausdrucksweise. Am OMNI-<br />
BUS kann man mindestens genauso viel über<br />
sich selbst erfahren wie über andere Menschen.<br />
Vor allem lernte ich dort auch, meine Vorurteile<br />
abzulegen. Sobald man jemanden sieht, steckt<br />
der Kopf die Menschen ja in bestimmte Schubladen.<br />
Dies passiert ganz unbewusst und dient im<br />
Grunde genommen nur dazu, die Menschen einzuschätzen,<br />
aber damit wird man den Menschen<br />
nicht gerecht. Der Mensch ist viel mehr als diese<br />
Schubladen. Es war auch sehr interessant für<br />
mich als Süddeutsche, die neuen Bundesländer<br />
– oder zumindest einen Teil davon – genauer<br />
kennen zu lernen. Besonders gut gefallen hat<br />
mir die Atmosphäre in Eisenhüttenstadt. Die<br />
Menschen dort schienen nur darauf gewartet zu<br />
haben, dass der OMNIBUS dorthin kommt. Sie<br />
waren sehr gut vernetzt und schickten größtenteils<br />
ihre Freunde und Verwandten ebenfalls zu<br />
uns. Ich möchte meine Erfahrungen am OMNI-<br />
BUS gerne noch einmal vertiefen.<br />
Ich hatte eine sehr schöne Zeit dort!<br />
Ruth Juraschitz, Waldorfschule Tübingen<br />
(Ruth hat einen Teil ihrer Sommerferien geopfert<br />
(01.08. – 18.08.2010), um ihr Praktikum am<br />
OMNIBUS machen zu können)