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Schule - Omnibus gGmbH

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Volksinitiative <strong>Schule</strong> in Freiheit<br />

von Jonas Parr<br />

Endlich. Am 25. November war es so weit.<br />

Nach sechs Monaten des basisdemokratischen<br />

Werbens für eine Idee – auf den Straßen und<br />

Plätzen, den Märkten und Parks Berlins – übergibt<br />

die Volksinitiative <strong>Schule</strong> in Freiheit dem<br />

Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses<br />

28.717 gesammelte Unterschriften. Weit mehr<br />

also, als die gesetzlich vorgeschriebene Hürde<br />

von 20.000 MitzeichnerInnen für eine erfolgreiche<br />

Volksinitiative vorgibt.<br />

Was aber steht hinter dieser Idee? Welches<br />

Thema scheint den BerlinerInnen so wichtig zu<br />

sein, dass fast 30.000 Menschen es mit ihrer<br />

Unterschrift unterstützen?<br />

Es geht um das Berliner Schulwesen. Genauer<br />

gesagt um eine Bildungspolitik, die den staatlichen<br />

<strong>Schule</strong>n Berlins wenig pädagogische und<br />

gestalterische Freiräume zugesteht und dabei<br />

gleichzeitig den <strong>Schule</strong>n in freier Trägerschaft<br />

kaum ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung<br />

stellt. Dadurch wird es einerseits den staatlichen<br />

<strong>Schule</strong>n nahezu unmöglich gemacht, sich<br />

vom „Lehren nach Vorschrift“ zu emanzipieren.<br />

Über den praktischen Schulalltag bestimmen<br />

die <strong>Schule</strong>n oft nicht selbst, sondern er wird von<br />

der staatlichen Schulaufsicht „diktiert“. Kreativen<br />

Impulsen wird somit nicht selten der staatlich<br />

vorgeschriebene Lehrplan als Riegel vorgeschoben.<br />

Andererseits sind durch die unzureichende<br />

Finanzierung die <strong>Schule</strong>n in freier Trägerschaft<br />

dazu gezwungen, Schulgeld zu erheben, weil sie<br />

ansonsten finanziell nicht bestehen können. Allzu<br />

oft sehen sie sich dadurch dem Vorwurf ausgesetzt,<br />

Freie <strong>Schule</strong>n (Montessori- Waldorfschulen<br />

etc.) seien eigentlich „Privatschulen“, da sich nur<br />

die „gesellschaftliche Elite“ diesen „Luxus des<br />

Schulgelds“ leisten könne. Dass sich aber die<br />

meisten <strong>Schule</strong>n in freier Trägerschaft voll und<br />

ganz als öffentlich zugängliche <strong>Schule</strong>n verstehen,<br />

findet dabei keine weitere Beachtung.<br />

Die drei Forderungen der Volksinitiative griffen<br />

ebenjene Verfehlungen der Bildungspolitik auf und<br />

machten sie so zu einem öffentlichen Thema:<br />

Pädagogische Freiheit:<br />

Die <strong>Schule</strong>n sollen die Inhalte und Qualitätsmaßstäbe<br />

ihrer Arbeit selbstständig gestalten können<br />

Gleichberechtigte Finanzierung:<br />

Die <strong>Schule</strong>n in staatlicher und freier Trägerschaft<br />

sollen ohne Schulgeld zugänglich sein<br />

Selbstständige Organisation:<br />

Alle <strong>Schule</strong>n, die es wollen, sollen die weitestgehende<br />

organisatorische Selbstständigkeit erhalten<br />

Über diese drei Punkte habe ich zwei Monate<br />

lang, von Anfang Oktober bis Ende November,<br />

mit den Berlinerinnen und Berlinern gesprochen.<br />

Bin auf Wochenmärkten gewesen, vor Einkaufszentren,<br />

in Fußgängerzonen und auf öffentlichen<br />

Veranstaltungen. Immer bewaffnet mit Unterschriftenlisten,<br />

Infomaterial und Kugelschreiber.<br />

„Guten Tag, ich sammle Unterschriften für die<br />

Volksinitiative <strong>Schule</strong> in Freiheit“. So kam ich in<br />

den Dialog mit den Menschen, die interessiert<br />

waren. Dass die Mehrheit mich nicht weiter<br />

beachtete und einfach an mir vorbeiging, war<br />

etwas, was mich anfangs stark irritierte, worüber<br />

ich mich aber im Laufe der Zeit immer weniger<br />

wunderte.<br />

Denn es blieben ja auch nicht wenige stehen<br />

und wollten wissen, worum es bei dieser Initiative<br />

gehe? Nachdem ich die drei grundlegenden<br />

Ideen erzählt hatte, wurde diskutiert. Teils sehr<br />

kontrovers und teils in voller Übereinstimmung,<br />

was unsere Gedanken und Ideen betraf. Mal<br />

wurde ich motiviert („weiter so! Nur durch Leute<br />

wie euch kommt die Politik wieder zurück zum<br />

Menschen!“), mal belächelt („Deinen Idealismus<br />

in Ehren, junger Mann, aber dafür interessiert<br />

sich doch eh keiner...“). Manche Menschen<br />

begegneten mir mit Desinteresse („Nee du, auf<br />

der Straße unterschreibe ich grundsätzlich nie<br />

was!“), nicht wenige Menschen waren jedoch<br />

angetan von den Themen, die durch die Volksinitiative<br />

zum Ausdruck gebracht wurden („Genau<br />

das braucht das Berliner Schulwesen jetzt! Es<br />

wird Zeit, dass mal ein Ruck durch die Bildungspolitik<br />

geht“). Wenn das Gespräch so in etwa

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