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Schule - Omnibus gGmbH

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64<br />

uns entweder wählen oder, wenn sie das nicht<br />

tun, müssen wir uns nach Möglichkeit im Sinne<br />

der Menschheit durchsetzen, um sie damit zu<br />

beglücken. Also diese Linken waren gegen das<br />

Prinzip „freie <strong>Schule</strong>“. Die haben uns vorgeworfen:<br />

Hört mal, das ist doch bürgerlicher Liberalismus,<br />

freie <strong>Schule</strong>n. Das sind diese typisch<br />

bürgerlichen Phrasen des Liberalismus, da kann<br />

jeder machen, was er will, und dann werdet Ihr<br />

Euch wundern, dann kommen die Rechten und<br />

die Faschisten oder wer auch immer, die kommen<br />

dann mit ihren <strong>Schule</strong>n und dann - gnade<br />

uns Gott.<br />

Sie waren also dagegen. (Thumbs up!)<br />

Und zwar tief innerlich, aus der Sicherheit<br />

heraus, dass sie für die Freiheit sind. Weil der<br />

Faschismus ja bekanntlich gegen die Freiheit ist.<br />

Also man merkt: an diesem Punkt war es eine<br />

Schwierigkeit, diesen Freiheitsbegriff überhaupt<br />

ins Begreifen zu bringen. Die zweite Sache,<br />

wogegen sie auch waren, das war die direkte<br />

Demokratie. Volksabstimmung. Um Gottes Willen.<br />

Wenn das Volk erstmal was zu sagen hat.<br />

Wir sind doch eine Minderheit. Wir sind eine intellektuelle<br />

Elite und wir werden bloß nicht dafür<br />

sorgen, dass das Volk was zu sagen hat. Denn<br />

dann setzen sich wieder die Faschisten durch.<br />

Das gleiche Argument. Hochinteressant. Und für<br />

uns, die wir aus dem erweiterten Kunstbegriff<br />

argumentiert haben, eine ständige, permanente<br />

Auseinandersetzung, die zunächst einmal gar<br />

nicht weit geführt hat. Weil die Menschen den<br />

Begriff der Freiheit, wie wir ihn vertreten haben,<br />

nicht wirklich mit Inhalt füllen konnten. Sie mussten<br />

erst einmal ihre eigenen subjektiven Vorlieben<br />

und Ideologien ins Spiel bringen. Und das,<br />

was ich hier sage, ist immer noch sehr aktuell.<br />

Sie alle werden bei Unterschriftensammlungen<br />

wahrscheinlich immer noch auf solche Argumente<br />

stoßen, wobei ich auch erfahren habe,<br />

dass die nachgelassen haben. Ich schildere hier<br />

ja eine Diskussion, die mittlerweile schon 30<br />

Jahre zurückliegt, aber Immerhin! Es ist nicht<br />

ganz uninteressant, weil dieses rechts/links-<br />

Schema uns immer noch beherrscht. Das heißt,<br />

das Schema Rechts = Faschismus und reaktionäre<br />

Kräfte. Alte Kräfte aus der dunklen Vergangenheit,<br />

die bis hin zu Blut und Boden kommen.<br />

Und auf der anderen Seite der Ruf nach dem<br />

starken Staat, der dafür sorgt, dass alle beglückt<br />

werden. Es ist noch gar nicht so lange her, dass<br />

in einer Pressemeldung im Zusammenhang mit<br />

dem Schulwesen in einer Umfrage der Be-<br />

völkerung zu lesen war, dass der Großteil der<br />

Bevölkerung für mehr Zentralismus ist. In den<br />

<strong>Schule</strong>n! Ein Symptom ist übrigens das Zentralabitur.<br />

Zentralabitur im Namen der Gerechtigkeit!<br />

Nicht? Aber das Zentralabitur ist nichts anderes<br />

als eine Konsequenz aus dem, was wir sowieso<br />

immer schon hatten, denn irgendwelche Kultusbürokratien,<br />

die wir gewählt haben, haben<br />

gesagt, so muss die <strong>Schule</strong> aussehen. Und<br />

entweder haben die rechten Parteien gesiegt,<br />

oder die Linken haben gesiegt. Und dementsprechend<br />

gab es dann immer unterschiedliche<br />

Schulmodelle, über die man dann mehr oder<br />

weniger abstimmen konnte, oder besser gesagt,<br />

über die man nicht abstimmen konnte, weil ja<br />

diese Parteien nicht nur ihre Schulidee vertraten,<br />

sondern auch noch andere Sachen. Das heißt,<br />

wenn man eine Partei wählt, wählt man nicht<br />

irgendeine Idee, sondern dann wählt man einen<br />

Packen, und damit Leute, die dafür sorgen, dass<br />

ihre Ideen oder Interessen durchgesetzt werden.<br />

Da bin ich schon wieder beim Thema Demokratie.<br />

Sie merken, das geht jetzt hin und her. Wir<br />

stehen ganz genau so gut vor der Frage: „Was<br />

ist eigentlich Demokratie?“ Ich habe jetzt mal<br />

kurz die Frage mit der Freiheit angeschnitten und<br />

andeuten wollen, wie geheimnisvoll sie ist. Und<br />

wie wenig wir eigentlich bei der Freiheitsfrage auf<br />

bereits schon vorgeformte Muster zurückgreifen<br />

können, und wie sehr wir innerlich über unseren<br />

eigenen Schatten springen müssen, um den<br />

Begriff der Freiheit überhaupt denken zu können.<br />

Man muss aushalten können, dass der Gegner<br />

dann auch frei ist. Das ist ein Geheimnis. Etwas<br />

ähnliches gilt aber auch für die Demokratie. Die<br />

Demokratie ist auch so ein Punkt, den man ganz<br />

neu bestimmen muss. Denn unser Staat beruft<br />

sich ja auch auf die Demokratie. Aber siehe da,<br />

er ist gar nicht demokratisch! Und auch das<br />

muss man den Menschen heute kaum noch erzählen.<br />

Vor dreißig Jahren, als wir in Düsseldorf<br />

für die direkte Demokratie auf die Straße gingen,<br />

da haben die Leute zu uns gesagt, was wollt ihr<br />

überhaupt. Geht doch nach drüben. Wir haben<br />

doch die Demokratie. Und nach drüben hieß<br />

im Westen: Wir sollen in die DDR gehen. Der<br />

Demokratiebegriff ist bei uns ziemlich verschlissen.<br />

Damals sind wir auf Widerstände gestoßen,<br />

heute ist es so, wenn man über die direkte<br />

Demokratie redet, dann muss man den meisten<br />

Menschen nicht erklären, dass wir keine Demokratie<br />

haben. Das hat sich schon als eine innere<br />

Überzeugung durchgesetzt. Allerdings, und das<br />

muss man hinzufügen, auf der fatalen Grundlage,<br />

dass man eigentlich nichts Besseres weiß.

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