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Didaktischer Dreiklang - Zentrum für schulpraktische ...

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<strong>Zentrum</strong> für <strong>schulpraktische</strong>LehrerausbildungRecklinghausenSeminar für das Lehramt anGymnasien und Gesamtschulen„Gegenstand“ - „Thema des Unterrichts“ – „Schwerpunktlernziel“Wer sich mit der Festlegung von THEMA, GEGENSTAND und SCHWERPUNKTLERNZIEL einer Stundebeschäftigt, setzt einen Wirkzusammenhang in Gang, in dem diese drei Größen einanderwechselseitig bedingen; es handelt sich also nicht um einen linearen Planungsprozess,in dem zunächst eine der drei Größen definiert wird, danach die zweite, schließlichdie dritte; stattdessen wirkt eine Entscheidung zugleich auf beide andere Größen undverlangt u.U. deren Modifikation/Neuformulierung in einem andauernden Prozess. Ausgangspunktkann nicht das THEMA sein, wie noch erläutert werden wird.GEGENSTANDABB. 1 © FuTeWiTHEMASCHWERPUNKTLERNZIELUnter GEGENSTÄNDEN werden Sachverhalte verstanden, die noch nicht im Sinne pädagogischerZielsetzungen ausgewählt und präzisiert worden sind. „Bangalore/Indien“ (1)oder „Zwei unbekannte Gebisse“ (2) sind danach zunächst „nur“ Unterrichtsgegenstände,aber noch keine Unterrichtsthemen.Gegenstände werden nämlich erst dadurch zu THEMEN des Unterrichts, dass sie für denUnterricht entweder vom Lehrer unter bestimmten Zielvorstellungen/Intentionen in denFragehorizont der Schüler gerückt oder von den Schülern selbst zum Objekt sie interessierenderFrage- und Problemstellungen gemacht werden. Erst indem ein Gegenstandunter einer pädagogischen Zielvorstellung, einer als pädagogisch relevant erachtetenFragestellung, für die Behandlung im Unterricht ausgewählt wird, wird er zum Thema.Die didaktische Funktion des Unterrichtsthemas besteht also zur Hauptsache in der Entscheidungdarüber, unter welcher pädagogisch relevanten Fragestellung bzw. mit welcherdidaktischen Intention sich eine bestimmte Lerngruppe in einer bestimmten Situation miteinem Gegenstand auseinandersetzt bzw. worin die Lernrelevanz der Behandlung einesGegenstandes für eine Lerngruppe bestehen soll. Mit der Entscheidung über das Unterrichtsthemawird also gleichzeitig eine didaktische Schwerpunktsetzung vorgenommen,die für die weitere Unterrichtsplanung von zentraler Bedeutung ist.Durch die Festlegung des Unterrichtsthemas wird die Legitimation des Unterrichtsvorhabensschon intersubjektiv überprüfbar, ohne detailliert über seine Lernziele zu informierenbzw. diese schon bestimmt zu haben. Es kann geprüft werden, ob der Unterricht z.B.Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung und Exemplarität hat, ob die gewählte Zielperspektivedem Eigenwert des Gegenstandes entspricht und ob die Reihenfolge derSeite 1 von 4


Themen der Stunden einer Unterrichtsreihe eine sinnvolle und lohnende Progressiondarstellt.Das heißt: Im Begriff 'Thema' wird die vollzogene Verbindung der Ziel- mit der Inhaltsentscheidungsebenezum Ausdruck gebracht. Man spricht in diesem Zusammenhang vonder didaktischen Ausrichtung auf einen bestimmten Gegenstand, die bei der Festlegungeines Themas getroffen werden müssen. Aus diesem Grunde kann die Festlegungdes THEMAS nicht Ausgangspunkt für den Prozess sein, in dem GEGENSTAND und SCHWER-PUNKTLERNZIEL bestimmt werden.BEISPIELE:(1) Bangalore als populäres Beispiel einer IT-Boomtown – Gewinner der Globalisierung?(2) Zwei unbekannte Gebisse – Zwei Anlässe zum systematischen Auswerten von Beobachtungen.Ein Thema besteht formal also aus zwei Komponenten und zwar aus- einem Unterrichtsgegenstand (mit dem sich die Schüler in der Stunde schwerpunktmäßigbeschäftigen - nicht zu verwechseln mit dem Medium, durch das derGegenstand vermittelt bzw. transportiert wird!) und- einer didaktischen Absicht (die im Schwerpunktlernziel so präzise wie möglichbzw. sinnvoll formuliert wird, aber in der Regel nicht mit der Formulierung desSPLZ identisch ist).Es ist empfehlenswert, für jede Stunde nur e i n Schwerpunktlernziel (SPLZ) zu formulieren.Je mehr Ziele die Lehrperson sich setzt, desto schwieriger ist es, sie auch wirklichim Unterricht zu verfolgen und ihr Erreichen bzw. Nichterreichen zu kontrollieren.BEISPIELE:(1) Die Lernenden sollen argumentativ darlegen können, inwiefern es sich bei Bangaloreum einen Gewinner der Globalisierung handelt.(2) Die Schüler sollen ihr Verständnis der Abhängigkeit der Ernährung von Gebissbau undZahntypen anwenden können.(3) Die Schüler sollen verstehen, dass die Erzählperspektive in Gabriele Wohmanns Kurzgeschichte„Flitterwochen, dritter Tag" die Sympathie des Lesers steuert.Es handelt sich um Schwerpunktlernziele, weil angegeben wird, was die Schüler am Endeder Stunde, in der sie mit entsprechendem Material gearbeitet, einen Text (vielleichtmehrfach) gelesen, verschiedene Fragen beantwortet, Aufgaben gelöst, Gespräche geführthaben, gelernt haben sollen.Anders als bei den Lernzielformulierungen(1) Die Lernenden sollen argumentativ darlegen können,…(2) Die Schüler sollen … erklären können.ist beim letzten Beispiel (3) mit dem Verbum "verstehen" ein nicht direkt beobachtbaresLernresultat bezeichnet. Solche Formulierungen sind möglich, da nicht alle Lernresultateunmittelbar im Schülerverhalten beobachtet werden können. Wenn das Lernziel aber demLehrer helfen soll, schon nach der Unterrichtseinheit den Erfolg bzw. Misserfolg der Stundezu beurteilen, so muss es so formuliert sein, dass er auf plausible Weise erkennenkann, ob seine Schüler auch wirklich das Gewünschte gelernt haben – er muss es „operationalisieren“.Wichtig hierbei ist zu erkennen, dass nicht jedes SchwerpunktlernzielSeite 2 von 4


operationalisiert formuliert werden kann – siehe oben! Das erklärt sich dadurch, dassmanche Lernprozesse als realisierte erst nach mehreren Stunden nachweisbar sein können.Auf plausible Weise formuliert heißt, dass jeder kundige (Fach-)Lehrer die gewählte Formulierungmit kontrollierbaren Indikatoren verbinden kann, die im Unterricht beobachtbarsind. Solche Indikatoren sind im dritten oben angegebenen Beispiel etwa: das Beschreibender Wirkung der Kurzgeschichte, die eigene Sympathie für die Ich-Erzählerin,die Erklärung dieser Sympathie mit erzähltechnischen Merkmalen – alle diese Aspektekönnen als Konkretion des SPLZ formuliert werden mit der Einleitungsformel „das heißtim Einzelnen...“Ein Lernziel gibt an, was die Schüler am Ende des definierten Lernprozesses gelernthaben sollen.Es gibt also das erwünschte Resultat des Lernens an, beschreibt nicht den Prozess undauch nicht Arbeitsschritte in diesem Prozess. Häufig finden sich nämlich in StundenentwürfenFormulierungen, die die erwarteten Lernschritte - also das, was die Susis tunsollen - bezeichnen.Lernziel:Lernprozess = mehrere Arbeitsschritte:Die Schüler sollen die Geschichte XY nacherzählenkönnen.1. Die Schüler lesen still die Geschichte.2. Die Schüler tauschen Eindrücke aus.3. Die Schüler beantworten Lehrerfragen.4. Die Schüler strukturieren die Geschichte.5. Einzelne Schüler erzählen die Geschichte6. Der Lehrer kontrolliert und korrigiert.Lernzuwachs/-resultat = realisiertes LernzielDie Schüler erzählen die Geschichte nach.Schließlich unterscheidet man bei den Lernzielen die Lernzieldimensionen. Grundsätzlichkann ganz Verschiedenes gelernt werden: ein BEWUSSTSEINSINHALT (etwas wissen, etwas verstehen, etwas beurteilen) - kognitiv eine FÄHIGKEIT (schreiben können) – pragmatisch/psycho-motorisch eine EINSTELLUNG (bereit sein, anderen Menschen zu helfen) – affektiv.Lernziele sind deshalb nach unterschiedlichen Dimensionen kategorisiert worden. Umeine Engführung auf nur kognitive Ziele zu vermeiden, empfiehlt es sich, für jede Stundemöglichst einen Mix der Lernzieldimensionen herzustellen, d.h. konkret: Wenn Sie, wiedas überwiegend der Fall sein wird, als SPLZ ein kognitives Lernziel formuliert haben, sosollten Sie überlegen, ob Sie nicht als „weitere wichtige Lernziele" (wwLZ) ein Ziel in deraffektiven Dimension (Einstellung, Verhaltensdisposition) und/oder ein Ziel in der pragmatischenDimension formulieren (Arbeitstechniken). Verstehen Sie diesen Hinweis inseinem heuristischen Sinne: Sie sollen prüfen, ob weitere Lernzieldimensionen sich realisierenlassen – Sie sollen sich nicht zwingen, alle drei Lernzieldimensionen in einerStunde zu berücksichtigen. Die heuristische Funktion hilft Ihnen auch, im Verlaufe mehrererStunden auf die Dominanz der einen Dimension zu stoßen.Seite 3 von 4


G R U N D S Ä T Z E : Lernziele sind keine frommen Wünsche, sondern formulierenrealisierbare Zielsetzungen! Lernziele sollen in Planung und Durchführung des Unterrichtsfür den Lehrer verbindlich sein, ohne ihn zum Sklaven seinerZielentscheidungen zu machen (reflektierte Flexibilität/Planabweichungen). Wer Lernziele setzt, verpflichtet sich damit, etwas zu ihrerVerwirklichung zu tun (Implikationszusammenhang von Ziel-Inhalt-Methode-Sozialform-Medium: Materialien bereitstellen,an denen gemäß Lernziel gelernt werden kann! UnterstützendeMedien vorsehen, geeignete Sozialformen einsetzenu.ä.). Wer auf die Ziele seines Unterrichts sieht und auch nach längeremNachdenken nicht angeben kann, mit Hilfe welcherMaßnahmen er sie in seiner Stunde umsetzen will, sollte dieseZiele sofort wieder streichen! WER NICHT WEISS, WO ER HIN WILL, DARF SICH NICHTWUNDERN, WO ER ANKOMMT!Seite 4 von 4

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