9. Sitzung - Der Landtag des Saarlandes
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(Ministerpräsident Müller)<br />
essen der deutschen Wirtschaft und der Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer in Deutschland grob<br />
fahrlässig. Deshalb sagen wir: Es gibt zur Stabilisierung<br />
<strong>des</strong> Euro keine Alternative. Daher werden wir<br />
den Notmaßnahmen zustimmen.<br />
(Beifall bei den Regierungsfraktionen.)<br />
Das heißt nicht - und auch da greife ich etwas auf,<br />
das Sie gesagt haben -, dass damit die Debatte zu<br />
Ende ist. Natürlich ist zu fragen, welche Konsequenzen<br />
über die konkreten Notmaßnahmen hinaus aus<br />
der gegenwärtigen Situation zu ziehen sind, und diese<br />
Frage ist sicherlich zu verbinden mit dem allgemeineren<br />
Thema, welche Konsequenzen wir aus der<br />
Wirtschafts- und Finanzkrise ziehen. Es muss Konsequenzen<br />
geben mit Blick auf den Stabilitäts- und<br />
Wachstumspakt der Europäischen Union. Es darf<br />
nicht noch einmal vorkommen, dass der Weg in den<br />
Euro-Verbund oder der dortige Verbleib mithilfe von<br />
Bilanzfälschungen erreicht wird. Dies kann nicht akzeptiert<br />
werden. Deshalb müssen Vorkehrungen dafür<br />
getroffen werden, dass so etwas künftig nicht<br />
mehr geschehen kann, egal wer für die Bilanzfälschungen<br />
verantwortlich ist, egal ob es staatliche Institutionen<br />
waren oder ob es Finanzinstitute waren,<br />
die bei diesen Fälschungen geholfen haben. Hier<br />
muss der Stabilitätspakt angepasst werden. Notwendig<br />
sind strengere Kontrollen und bessere Sanktionen.<br />
Notwendig ist, dass der Stabilitäts- und Wachstumspakt<br />
strikter auf seine Einhaltung überwacht<br />
wird. Wenn diese nicht stattfindet, muss auch die<br />
Möglichkeit <strong>des</strong> Eingriffs von außen geschaffen werden.<br />
Nur so kann die Stabilität <strong>des</strong> Euro auf Dauer<br />
gesichert werden. Das ist das eine.<br />
Das Zweite ist die grundsätzlichere Frage nach der<br />
Ordnung der Finanzmärkte. Kollege Lafontaine, das<br />
ist, glaube ich, weniger eine Frage der nationalen,<br />
sondern eher eine Frage der internationalen Debatte.<br />
Es besteht doch in diesem Hause und in vielen<br />
Parlamenten der Bun<strong>des</strong>republik Deutschland überhaupt<br />
kein Zweifel daran, dass wir künftig ungedeckte<br />
Leerverkäufe und ungedeckte Kreditversicherungsgeschäfte<br />
verbieten müssen. Wir brauchen eine<br />
Zertifizierung aller Finanzprodukte, die es auf der<br />
Welt gibt. Wir brauchen geordnete Finanzmärkte.<br />
Ich bin fest davon überzeugt, dass der Markt ein effizientes<br />
System ist. Deshalb brauchen wir ihn. Aber<br />
er braucht Gerechtigkeit und <strong>des</strong>halb Ordnung. Die<br />
Finanzmärkte haben diese Ordnung gegenwärtig<br />
nicht. Daher bin ich mit vielen anderen der Auffassung,<br />
dass wir es hier mit einer Aufgabe zu tun haben,<br />
die jetzt gelöst werden muss, die jedoch im nationalen<br />
Maßstab nur sehr begrenzt gelöst werden<br />
kann. Aus diesem Grund sollten wir die Bun<strong>des</strong>regierung<br />
unterstützen, wenn sie sich dafür einsetzt,<br />
dass diese Regulierungen auf internationaler Ebene<br />
erfolgen.<br />
490<br />
<strong>Landtag</strong> <strong>des</strong> Saarlan<strong>des</strong> - 14. Wahlperiode - <strong>9.</strong> <strong>Sitzung</strong> am 04./05. Mai 2010<br />
(Beifall bei den Regierungsfraktionen.)<br />
Es besteht ebenfalls kein Streit, wenn es darum<br />
geht, darüber nachzudenken, wie diejenigen, die die<br />
Krise verursacht haben, an ihren Kosten zu beteiligen<br />
sind. Eine solche Beteiligung existiert zurzeit<br />
nicht. Gegenwärtig haben wir eine Verfasstheit der<br />
Finanzmärkte, die dazu führt, dass Finanzinstitute<br />
die Profite machen und für die Kosten die Allgemeinheit<br />
- die Staaten und damit am Ende die Bürgerinnen<br />
und Bürger - gera<strong>des</strong>tehen muss. Das bedarf<br />
der Veränderung. Deshalb sage ich etwa mit Blick<br />
auf die Situation von Griechenland, dass ungeachtet<br />
aller Sofortmaßnahmen, die wir jetzt ergreifen müssen,<br />
das Thema Umschuldung nicht endgültig tabu<br />
sein kann. Man muss über die Instrumente reden,<br />
aber Umschuldung heißt, dass die Gläubiger, die<br />
den Profit gemacht haben, gezwungen werden, auf<br />
einen Teil ihrer Forderung zu verzichten. Sie bringen<br />
damit einen Anteil. Das ist nicht mehr als richtig.<br />
Wer die Gewinne abgeschöpft hat, muss auch am<br />
Risiko beteiligt werden. Dafür brauchen wir Instrumente<br />
und wir haben sie.<br />
(Beifall bei den Regierungsfraktionen.)<br />
Ich will in diesem Zusammenhang gerne auch eine<br />
Bemerkung zum Thema Finanztransaktionssteuer<br />
machen. Dies ist ein Instrument, das sinnvoll nur auf<br />
internationaler Ebene eingesetzt werden kann. Deshalb<br />
brauchen wir eine internationale Regelung. Die<br />
Bun<strong>des</strong>regierung tritt dafür ein. Andere Mitgliedsstaaten<br />
der Europäischen Union ebenfalls. Wir haben<br />
aber den Befund, dass es im Moment Staaten<br />
aus dem angloamerikanischen Raum gibt, die nicht<br />
bereit sind, diesen Weg mitzugehen. Das heißt<br />
nicht, dass damit die Debatte zu Ende ist, sie sollte<br />
im Gegenteil weitergeführt werden. Wenn wir kurzfristig<br />
eine internationale Finanztransaktionssteuer<br />
nicht bekommen, stellt sich unabhängig davon die<br />
Frage, ob wir auf der nationalen oder auf europäischer<br />
Ebene statt<strong>des</strong>sen, bis eine solche Steuer eingeführt<br />
wird, eine Bankenabgabe einführen, um mit<br />
den Erlösen, die dadurch erzielt werden, zumin<strong>des</strong>t<br />
künftigen Problemfällen vorzubeugen.<br />
Ich persönlich glaube, dass man dies tun sollte. Ich<br />
will in dem Zusammenhang aber ganz klar sagen,<br />
dass dann auch die Beiträge bei der Abgabe verursachungsgerecht<br />
sein müssen. Wenn im vergangenen<br />
Jahr an der Wall Street mitten in der Krise an Investmentbanker<br />
Boni in einer bisher nicht gekannten<br />
Größenordnung ausgeschüttet worden sind, wenn<br />
im ersten Quartal dieses Jahres die Deutsche Bank<br />
wegen ihrer Geschäfte im Investbereich den höchsten<br />
Gewinn ihrer Geschichte gemacht hat, dann ist<br />
das die richtige Adresse, um das Geld zu akquirieren,<br />
das wir wiederum in einen Fonds einzahlen<br />
müssen, den wir brauchen, um künftige Krisen zu<br />
verhindern. Es sind nicht die Sparkassen oder Genossenschaftsbanken,<br />
sondern die großen Privatbanken<br />
im Investmentgeschäft, die wir ein Stück