reinlein - Stadl-Paura
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GESCHICHTE<br />
50<br />
Juli bis September 2012 · 3/12<br />
STADLINGER POST POST<br />
Der Ungarnaufstand im Oktober 1956<br />
v. Konsulent Hans Hager<br />
Bei diesem Thema ist es notwendig,<br />
etwas weiter auszuholen. Als nämlich<br />
am 15. Mai 1955 der Staatsvertrag<br />
erreicht wurde und damit die Besatzungstruppen<br />
der vier Alliierten Mächte<br />
(Russen, Amerikaner, Briten und<br />
Franzosen) bis zum 26. Oktober 1955<br />
unser Land verlassen mussten. Spätestens<br />
zu diesem Zeitpunkt musste die<br />
militärische Frage für Österreich feststehen.<br />
Als sich abzeichnete, dass man<br />
sich an der Schweiz militärisch orientieren<br />
will, stand fest, dass es bei uns eine<br />
allgemeine Wehrpflicht geben wird. Bis<br />
dahin glaubte man noch, dass man<br />
mit der B-Gendarmerie auskommen<br />
werde. Man wollte ja ursprünglich diesen<br />
bewaffneten militärischen Körper<br />
auf einen Stand von 8.500 Mann bringen.<br />
Zu diesem Zeitpunkt war aber die<br />
B-Gendarmerie erst 5.500 Mann stark.<br />
Jetzt konnte es nicht schnell genug<br />
gehen, um aus diesen 5.500 Männern<br />
das Kader des künftigen Bundesheeres<br />
zu formen. Ich war im Juni 1954 nach<br />
Ebelsberg zur B-Gendarmerie eingerückt.<br />
Ich kam zwar ausbildungsmäßig<br />
von der Infanterie, als aber dann<br />
im Sept. 1956 für eine Kompanie in<br />
<strong>Stadl</strong>-<strong>Paura</strong> ein Kader zusammengestellt<br />
wurde, meldete ich mich zu dieser<br />
Kompanie. Der Kommandant dieser<br />
neuen Einheit - ein Major - wollte nicht<br />
nach <strong>Stadl</strong>-<strong>Paura</strong>, weil er der Ansicht<br />
war, dass ihm eines Tages der ganze<br />
Krempel um die Ohren fliegen würde.<br />
Als ich aber kurz darauf den Marschbefehl<br />
bekam, landete ich in Salzburg in<br />
einer amerikanischen Kaserne, die erst<br />
1954 fertiggestellt worden war und für<br />
30.000 Mann ausgelegt war. Wir zogen<br />
nun Anfang Sept.1956 in diese Kaserne<br />
ein. Bis Ende Sept. waren wir damit<br />
beschäftigt, die Unterkünfte für die<br />
Kompanie einzurichten.<br />
Am 1. Oktober 1956 rückten die ersten<br />
50.000 Jungmänner in Österreich<br />
zum Bundesheer ein. Wir waren ein<br />
Kompanie-Kader von 16 Mann und<br />
bekamen 190 Rekruten. Wir fassten<br />
genau für 190 Mann die Ausrüstung.<br />
Für das Kader gab es keine Ausrüstung,<br />
wir hatten nur die Uniform und ameri-<br />
kanisches Schuhwerk. Ich besorgte mir<br />
in Salzburg ein kleines Essbesteck und<br />
ein Kochgeschirr, mein Koffer musste<br />
als Marschgepäck herhalten. Im<br />
Bild rechts meine ersten Rekruten. In<br />
einer Gruppe waren normal 8 Mann,<br />
weil aber zuwenig Ausbilder zur Verfügung<br />
standen, waren die Gruppen<br />
jetzt 16 Mann stark. Die Ü-Garnitur<br />
besteht noch aus den Gendarmerie-<br />
Uniformen mit den roten Spiegeln, die<br />
Kappen waren schon neu, wir trugen<br />
an der linken Seite das Edelweiß, weil<br />
wir in Salzburg der 8en Gebirgs-Brigade<br />
angehörten. Die Rekruten kamen<br />
fast alle aus Linz oder Steyr. Durch<br />
Zufall war in meiner Gruppe auch ein<br />
<strong>Stadl</strong>inger dabei.<br />
Am 10. Okt. 1956 sickerte etwas durch,<br />
dass in Ungarn ein Aufstand gegen<br />
die Russen im Gange sei. Kurz darauf<br />
wurde es offiziell. Unser junges Bundesheer<br />
hatte eine gewaltige Aufgabe<br />
zu schultern. Jetzt begann die Hektik.<br />
Bei den ausgefassten Tornistern war<br />
zwar die Zeltausrüstung dabei, es fehlten<br />
aber die Traggerüste. Wir behalfen<br />
uns zur Not, indem wir uns Schnüre<br />
besorgten. Wir verbrachten die halbe<br />
Nacht, um mit den Rekruten die Tornister<br />
zu packen. In der Ausbildung<br />
wurde jetzt das Hauptaugenmerk<br />
auf die „Gefechtsausbildung“ gelegt.<br />
In und um Salzburg gab es zu dieser