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Inhaltsverzeichnis - Kunsthalle Bremen

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<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970<br />

Unterrichtsmaterial zur Ausstellung<br />

Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970<br />

<strong>Inhaltsverzeichnis</strong><br />

<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> 20.10.2012 – 17.2.2013<br />

Vorwort und Hinweise zum Gebrauch ........................................................................... 2<br />

Einleitung...................................................................................................................... 3<br />

Gesamtkunstwerk Hundertwasser .................................................................................. 4<br />

1 Frühwerk – Vereinfachung der Form ...................................................................... 9<br />

2 Lineare Struktur – ein Blick auf die Straße............................................................. 12<br />

3 Die Spirale – das ultimative Symbol ...................................................................... 16<br />

4 Vegetative Motive – Malen im Einklang mit der Natur .......................................... 20<br />

5 Aktionskunst und Manifeste ................................................................................. 24<br />

Nachhaltiges Leben ..................................................................................................... 26<br />

Kurzbiografie Friedensreich Hundertwasser bis 1970 ................................................... 31<br />

Anlagenverzeichnis ...................................................................................................... 33<br />

Impressum<br />

Der Kunstverein in <strong>Bremen</strong><br />

Vorsitzer: Georg Abegg<br />

<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong><br />

Direktor: Christoph Grunenberg<br />

Ausstellung: Christoph Grunenberg, Astrid Becker<br />

Konzeption Unterrichtsmaterial: Hartwig Dingfelder, Marie Gombert<br />

Texte Unterrichtsmaterial und Arbeitsanregungen: Marie Gombert<br />

Textredaktion: Astrid Becker, Hartwig Dingfelder<br />

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<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970<br />

Vorwort und Hinweise zum Gebrauch<br />

Die <strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> widmet einem der bekanntesten Künstler des 20. Jahrhunderts<br />

eine große Sonderausstellung. Wohl nahezu jeder kennt Friedensreich Hundertwasser,<br />

insbesondere sein architektonisches Werk, das ab etwa 1970 sein Schaffen in hohem<br />

Maße bestimmt. Die Ausstellung Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970 ermöglicht<br />

hingegen Einblicke in Hundertwassers Frühwerk, das Malerei und Grafik, aber auch<br />

Aktionskunst umfasst. Werden Sie Zeugen der Entwicklung seiner unverkennbaren<br />

Bildsprache und lernen Sie neue Facetten dieses nicht unumstrittenen Künstlers kennen:<br />

Diese Ausstellung zeigt, dass Hundertwassers ästhetische Ansätze wie auch seine<br />

Gedanken zu ökologischen, sozialen und politischen Themen heute aktueller sind denn je.<br />

Die Abteilung Bildung und Vermittlung hat für die Ausstellung Führungen mit<br />

unterschiedlichen Themenschwerpunkten entwickelt, die Ihnen<br />

Anknüpfungsmöglichkeiten an Ihren jeweiligen Unterricht bieten. Mit diesen<br />

Themenschwerpunkten korrespondieren auch die Inhalte des Ihnen vorliegenden<br />

Unterrichtsmaterials. Es gibt Ihnen neben inhaltlichen Einführungen auch praktische<br />

Anregungen für die Vor- und/oder Nachbereitung des Ausstellungsbesuches mit Ihrer<br />

Klasse. Hierfür empfehlen wir Ihnen und Ihren SchülerInnen insbesondere unsere<br />

Führungen mit anschließender Werkstattarbeit. Auf diesem Wege können die<br />

SchülerInnen das Gesehene und Besprochene besonders nachhaltig nachvollziehen.<br />

Möchten Sie sich über das Unterrichtsmaterial hinaus mit den Ausstellungsinhalten sowie<br />

dem aktuellen Forschungsstand zu Friedensreich Hundertwasser auseinandersetzen,<br />

schauen Sie unbedingt in den umfangreichen Ausstellungskatalog. Darüber hinaus<br />

erscheint ein Ausstellungsführer für Kinder ab 5 Jahren zur Sonderausstellung.<br />

Wir wünschen Ihnen und Ihren SchülerInnen einen aufschlussreichen und eindrucksvollen<br />

Besuch in unserer Ausstellung!<br />

Unser Dank gilt Astrid Becker und Christoph Grunenberg, die die Ausstellung kuratiert<br />

haben.<br />

Hartwig Dingfelder und Marie Gombert<br />

Abteilung Bildung und Vermittlung<br />

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<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970<br />

Einleitung<br />

Auf den folgenden Seiten finden Sie zusammengefasst, mit welchen Themenkomplexen<br />

sich die Bremer Ausstellung zu Friedensreich Hundertwasser beschäftigt. Die Punkte 1 bis<br />

5 bleiben nah an der chronologischen Raumfolge der Ausstellung. Grundsätzlich gilt für<br />

die Stilentwicklung Hundertwassers, dass sich die Perioden nicht eindeutig voneinander<br />

abgrenzen lassen. Da der Künstler oftmals sehr lange an einem Bild und bisweilen an<br />

mehreren Werken gleichzeitig gearbeitet hat, sind strikte Grenzziehungen der Phasen<br />

schwierig, zumal sich motivische und stilistische Wiederaufnahmen beobachten lassen.<br />

Eingerahmt sind diese Kapitel durch die Abschnitte Gesamtkunstwerk Hundertwasser<br />

sowie Nachhaltiges Leben, die Hundertwassers Œuevre in einen umfassenden<br />

Zusammenhang stellen.<br />

Allen Punkten ist die enge Auseinandersetzung mit Werkbeispielen der Ausstellung gleich.<br />

Zu jedem Themenkomplex finden Sie einen einführenden Text mit Bildbeispielen. 1 Dieser<br />

wird durch einen Abschnitt mit passenden Zitaten, Exkursen, Quellenvorschlägen und<br />

Diskussionsanregungen ergänzt. Die Exkurse und Diskussionsanregungen beschränken<br />

sich auf stichpunktartige Hinweise zum Weiterdenken für Sie. Ein Kasten mit vielseitigen<br />

Arbeitsanregungen schließt jedes Kapitel ab. Die praktischen Aufgabenvorschläge sollen<br />

die SchülerInnen zu einer vertiefenden Auseinandersetzung mit Hundertwassers Werk<br />

sowie zu eigenen kreativen Prozessen anregen. Viele der Aufgaben dienen darüber hinaus<br />

der Wahrnehmungsschulung der SchülerInnen, die Hundertwasser so wichtig war. Die<br />

Kurzbiografie Friedensreich Hundertwassers am Ende des Dokumentes ermöglicht einen<br />

schnellen Überblick über seine Lebensdaten. Angehängt finden Sie darüber hinaus<br />

Kopiervorlagen zu einigen der Aufgaben sowie Informationen zu unseren Führungen, ein<br />

Abbildungsverzeichnis und Quellenempfehlungen.<br />

1 Die Abkürzung „WV“ in Klammern hinter den Werktiteln steht für „Werkverzeichnis“ und verweist auf die Nummer des<br />

Werkes in Hundertwassers Werkverzeichnis. Eine umfassende Zusammenstellung finden Sie z.B. auf<br />

www.hundertwasser.com.<br />

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<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970<br />

Gesamtkunstwerk Hundertwasser<br />

Friedensreich Hundertwasser lebt nicht im künstlerischen Elfenbeinturm. Sein Wirken<br />

und Schaffen ist geprägt von seinem Bestreben, die soziale und menschgemachte Umwelt<br />

zu optimieren und damit die natürliche Umwelt zu schützen.<br />

In den ersten Schaffensjahren konzentriert sich Hundertwasser noch auf die Malerei,<br />

doch schon bald schreibt er seine ersten Manifeste und tritt mit ihnen in die<br />

Öffentlichkeit, ja selbst das Herstellen zweckmäßiger wie nachhaltiger Kleidung spielen<br />

bereits im Frühwerk eine Rolle.<br />

Ab den 1970er Jahren versucht er sich immer häufiger auch als Architekt einer<br />

lebenswerten, naturnahen Wohnumgebung, und sein gesamtes Leben lang ist er<br />

unermüdlicher Naturschützer und Naturaktivist. Die Vorstellung von einem Leben im<br />

Einklang mit der Natur und somit im Einklang mit sich selbst, das geprägt ist von<br />

Rücksichtnahme, Nachhaltigkeit und möglichst autarker Versorgung, zieht sich durch alle<br />

Bereiche seines Wirkens. Die Natur mit ihren<br />

organischen und einzigartigen Formen scheint für<br />

Hundertwasser Prüfstein des gesamten Tuns zu sein.<br />

Malerei, Architektur und andere Ausdrucksformen<br />

sind Diener seines Ziels, eins zu werden mit den<br />

Naturkräften.<br />

Dabei arbeitet Hundertwasser in beinahe allem, was<br />

er tut, als Autodidakt: Die Wiener Akademie der<br />

Künste besucht er gerade einmal drei Monate. Seine<br />

Universität ist die Welt. Er experimentiert gern,<br />

probiert sich an Vielem aus und hat Freude am<br />

prozesshaften Arbeiten. Wie später Joseph Beuys ist<br />

auch er davon überzeugt, dass jeder Mensch eine<br />

innere Schöpfungskraft besitzt.<br />

Hundertwasser ist ständig auf Reisen, hält sich nie<br />

lange an einem Ort auf und saugt Einflüsse auf, wo<br />

er nur kann. Er ist auf der Suche. Bei seinen Reisen<br />

beweist er, dass er auch ein Lebenskünstler ist. Denn<br />

Abb. 1<br />

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<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970<br />

er kommt stets mit dem Nötigsten sehr gut aus, lebt konsequent mit einer<br />

konsumkritischen Haltung. Hundertwasser ist ein aufgeschlossener und lebensbejahender<br />

Mensch, der gleichzeitig auf die Meinung seiner Mitmenschen oder gesellschaftlichen<br />

Konsens nicht viel setzt. Er arbeitet, lebt und handelt aus inneren Impulsen heraus. Ein<br />

passendes Sinnbild hierfür ist der Gobelin PISSENDER KNABE MIT<br />

WOLKENKRATZER (Abb. 1, Tapisserie, WV 133), den Hundertwasser 1952 frei nach<br />

dem Motto „Probieren geht über Studieren“ ohne Kartonvorlage webt. Der Künstler<br />

hierzu:<br />

„Der Gobelin, den ich 1952 in Wien webte, entstand nur dadurch, weil ich mit den<br />

Webern Riedl und Schidlo eine Wette abgeschlossen hatte, und zwar behaupteten die<br />

beiden, man kann einen Gobelin nur nach einem Karton weben, also nach einer Unterlage<br />

in der Größe des Goblins selbst. (…) Da ich insistierte, brachte ich die beiden dazu, mir<br />

einen Webstuhl zu borgen. (…) Da ich mit einer Hose begann, muss natürlich ein Körper,<br />

Arme und zum Schluss ein Kopf kommen, im Hintergrund eben Fenster, wenn man schon<br />

Fenster macht, muss das Ganze natürlich oben ein Dach bekommen, und so brachte ich<br />

den Gobelin fertig und habe eine Wette gewonnen.“<br />

Die Hochhäuser im Hintergrund zeigen, dass sich der Künstler in diesem frühen Werk<br />

von 1952 bereits mit dem Thema Architektur beschäftigt. Das bildbeherrschende Motiv<br />

des Gobelins, jener „pissende Knabe“, der dem Teppich auch seinen Titel gibt,<br />

unterstreicht Hundertwassers Freude an Provokationen und Normbruch. Hundertwasser<br />

tritt an gegen Spießigkeit und Konvention.<br />

Hundertwasser zeigt uns immer wieder,<br />

dass alles möglich ist. Seit etwa den<br />

1970er Jahren nennt er sich Friedensreich<br />

Regentag Dunkelbunt Hundertwasser; er<br />

hatte dunkelbunte Farben und Regentage<br />

eben gern. Unkonventionell ist auch sein<br />

äußeres Erscheinungsbild: Ein Mann mit<br />

Vollbart, gerne mit weit geschnittener<br />

Kleidung, einem großem Schlapphut und<br />

Abb. 2<br />

selbstgenähten Schuhen. Oder wie wäre es vollkommen ohne jegliche Kleidung wie bei<br />

seiner NACKTREDE FÜR DAS ANRECHT AUF DIE DRITTE HAUT (Abb. 2)? Bei<br />

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<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970<br />

dieser Performance 1967 in der Galerie Hartmann (München) setzte sich Friedensreich<br />

Hundertwasser für das Recht der Menschen ein, ihre Wohngebäude individuell gestalten<br />

zu können. Nach seiner Theorie der 5 HÄUTE, die den Menschen umgeben, stellen nach<br />

Haut und Kleidung die Häuser, in der wir leben, die dritte Haut dar. Ein Auszug aus der<br />

Nacktrede:<br />

„Ich persönlich werde krank, wenn ich so durch die Gassen gehe, die alle gleich sind, und<br />

wo die Fenster alle gleich sind. Ich persönlich, ich halte das nicht mehr aus. Und ich<br />

wundere mich, daß die Menschen jeden Tag durch diese Straßen gehen, die alle geradlinig<br />

sind, und daß kein Mensch protestiert.“<br />

Die Nacktrede fand anlässlich einer Aktion des 1959 gründenden Pintorariums, einer<br />

universellen Akademie aller kreativen Richtungen, statt. Auf dem Foto (Abb. 2) sind die<br />

drei Gründungsmitglieder zu sehen: Arnulf Rainer, Ernst Fuchs und Friedensreich<br />

Hundertwasser. Das Pintorarium blieb bis 1968 bestehen, wandte sich gegen<br />

festgefahrene Strukturen in den Kunstakademien und bot eine Plattform für die Freiheit<br />

des Geistes. Im Gründungsmanifest heißt es:<br />

„Das Pintorarium ist eine Brutstätte zur Heranbildung der schöpferischen Elite. Das<br />

Pintorarium ist nicht nur eine Schule des Malens, sondern insbesondere eine Schule des<br />

Denkens und des Lebens auch.“<br />

Die Freiheit des Geistes ist es auch, die Hundertwasser nicht nur für Künstler sondern für<br />

alle Bewohner der Erde sein Leben lang einfordert. Er selbst findet später seinen Frieden<br />

in den Urwäldern Neuseelands, wo er inmitten von Natur und abseits von<br />

gesellschaftlichen Zwängen bis zu seinem Tod 2000 hauptsächlich lebt und arbeitet.<br />

Zitate<br />

„Die Kleidung und besonders die 3. Schicht, die Architektur, sind zu einer Farce geworden, die<br />

dem Menschen nicht mehr entspricht, keineswegs mehr entspricht.“<br />

„Was wir dringend benötigen sind Schönheitshindernisse, diese Schönheitshindernisse bestehen<br />

aus unreglementierten Unregelmäßigkeiten.“<br />

„Ich halte mich nicht für revolutionär. Ein Revolutionär ist ein Mensch der kämpft. Ich will nicht<br />

kämpfen, ich will nur einen Ausweg finden für alle und zwar ohne etwas kaputt zu machen.“<br />

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<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970<br />

„Ich habe meine Schwierigkeiten mit der Gesellschaft. Sind eben die, dass die Gesellschaft mich<br />

nicht tun lässt, was ich mir vornehme zu tun. Das heißt sie glaubt mir nicht, dass das was ich sage<br />

auch richtig ist. Sie findet es ironisch oder zu revolutionär oder zu dumm oder zu<br />

unwahrscheinlich.“<br />

„Und so habe ich das probiert, was ich immer wieder vorhatte. Nämlich in der Malerei das<br />

auszudrücken, was einem im Großen nicht zu tun gestattet ist.“<br />

Quellenvorschläge<br />

� Der Film „Hundertwassers Regentag“ (1972) von Peter Schamoni vermittelt ein Bild vom<br />

Menschen und Künstler Hundertwasser.<br />

� Das Pintorarium (1959) – Gründungsmanifest (z.B. im Katalog zur Ausstellung)<br />

� Nacktrede für das Anrecht auf die Dritte Haut (1967) (Manifesttext z.B. im Katalog zur<br />

Ausstellung)<br />

Diskussionsanregungen<br />

� Würdet Ihr auch gerne mal aus der Reihe tanzen? Fallen Euch Situationen aus Eurem eigenen<br />

Leben ein, wo Ihr einfach gemacht habt was Ihr wolltet, ohne Euch um die Meinung anderer zu<br />

kümmern?<br />

� Was denkt Ihr über Hundertwassers Idee, dass die Menschheit kompromisslos nach den<br />

Gesetzen der Natur leben soll? Was würde das für Euren Alltag bedeuten?<br />

� In welchem Bereich seid Ihr Autodidakten? Was habt Ihr Euch selber beigebracht?<br />

Arbeitsanregungen<br />

Euer Künstlername<br />

Denkt Euch einen Künstlernamen für euch selbst aus! Überlegt Euch – wie Hundertwasser – was<br />

Ihr gerne mögt. Schneidet aus Zeitschriften Buchstaben aus und klebt eine bunte Collage mit<br />

Eurem Künstlernamen.<br />

Die Welt wäre besser wenn…<br />

Hundertwasser hatte eine genaue Vorstellung von der Welt wie sie seiner Meinung nach sein<br />

sollte. Sicher habt Ihr auch ein paar Ideen, was anders sein könnte? Entwerft Eure eigene Wunsch-<br />

Utopie! Wie sieht Eure Traumwelt im Jahre 2050 aus?<br />

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<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970<br />

Hundertwasser im Film<br />

Schaut Euch den Film „Hundertwassers Regentag“ (1972) von Peter Schamoni im Unterricht an<br />

(43 Min. Gesamtlänge, aber auch Ausschnitte vermitteln einen guten Eindruck) und sprecht<br />

danach über Eure Eindrücke.<br />

(Geben Sie den Schülern am besten vor dem Film eine Frage mit auf den Weg, um deren<br />

Aufmerksamkeit zu schärfen, z.B.: „Beschreibt so genau wie möglich ein Kleidungsstück, das<br />

Hundertwasser im Film trägt.“)<br />

Die gemalte Notiz<br />

Hundertwasser hatte sein Notizbüchlein immer dabei. So konnte er vor allem auf seinen vielen<br />

Reisen Gedanken für später festhalten. Notizen hat er dabei oft nicht in Worten, sondern in<br />

kleinen Bildern aufgezeichnet. Das könnt Ihr auch! Malt zum Beispiel eine Einkaufsliste auf,<br />

anstatt sie aufzuschreiben, oder skizziert Eure Wochenenderlebnisse!<br />

„Creative Clothing“<br />

Hundertwasser hat gerne seine Kleidung und Schuhe selbst angefertigt. Denn er findet es<br />

langweilig, dass alle Menschen ähnliche Kleidung aus den großen Kaufhäusern tragen. Besonders<br />

weite Hosen und Kleidung mit Streifen sind ihm am liebsten. Welche Ansprüche habt Ihr an Eure<br />

Kleidung? Designt Euch auch ein Kleidungsstück!<br />

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<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970<br />

1 Frühwerk – Vereinfachung der Form<br />

Hundertwassers Zeichnungen und Aquarelle der<br />

Kindheit und Jugend in Wien folgen dem Versuch,<br />

die Wirklichkeit so realistisch wie möglich<br />

abzubilden. Frühwerke wie DONAUKANAL MIT<br />

ÜBERFUHR GEGEN FRIEDENSBRÜCKE von<br />

1945 (Abb. 3, WV JW 69 / 11) 2 beweisen<br />

Hundertwassers frühes künstlerisches Talent sowie<br />

die Vorliebe für Landschafts- und<br />

Architekturdarstellungen.<br />

Abb. 4<br />

Abb. 3<br />

Ab 1948 orientiert sich Hundertwasser auch an Vorbildern der Wiener Moderne. Er<br />

beginnt, Gegenstände zu abstrahieren und sucht nach neuen Gestaltungsmöglichkeiten<br />

mit vereinfachter Form- und Farbgebung. Die realistische Abbildung der Wirklichkeit<br />

wird für Hundertwasser zunehmend<br />

uninteressant.<br />

Nachhaltig wirken die großen Vertreter<br />

der Wiener Moderne, Gustav Klimt<br />

und Egon Schiele, aber auch der Besuch<br />

der Ausstellung zu dem 1945<br />

verstorbenen deutschen Maler Walter<br />

Kampmann in der Albertina Wien.<br />

Gerade bei einem Werk wie ALMHÜTTEN AUF GRÜNEM PLATZ von 1951 (Abb. 4,<br />

WV 127), bei dem der Bildgegenstand aus linear abgegrenzten, geometrisierten Formen<br />

aufgebaut ist, klingt der Eindruck nach, den die Landschaftsbilder Egon Schieles<br />

hinterlassen haben. Auch wenn das Motiv abstrahiert dargestellt ist, erkennen wir doch<br />

schnell, dass Hundertwasser hier Häuser auf einer Feld- und Wiesenlandschaft gemalt hat.<br />

Auch die naive Kunst inspiriert Hundertwasser um 1950 zu vielen seiner Werke. Deutlich<br />

wird dies in dem Wandgemälde DER WUNDERBARE FISCHFANG von 1950 (Detail<br />

Abb. 5, WV 97): 3 Motive wie die vereinfacht dargestellten Schiffe, Häuser, Bäume und<br />

die streng stilisierten menschliche Figuren mit auffallend großen, runden Gesichtern und<br />

2 nicht in der Ausstellung (doch im Ausstellungskatalog abgebildet auf S. 16)<br />

3 nicht in der Ausstellung (doch im Ausstellungskatalog abgebildet auf S. 240)<br />

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<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970<br />

mandelförmigen Augen prägen dieses Bild und<br />

tauchen auch in den folgenden Jahrzehnten immer<br />

wieder in Hundertwassers Werken auf. Er malt es<br />

gemeinsam mit dem Künstler René Brô, zu dem er<br />

eine intensive künstlerische Beziehung pflegt und<br />

mit dem er auch freundschaftlich eng verbunden<br />

ist.<br />

Auch in anderen Bildern zeigt sich seine<br />

Begeisterung für Boote, Segel- und Dampfschiffe,<br />

die für Hundertwasser als Sinnbilder für das Reisen<br />

fungieren. In SINGENDE DAMPFER aus dem<br />

Abb. 6<br />

Abb. 5<br />

Jahr 1951 (Abb. 6, WV 132/VIII) sind gleich mehrere von ihnen abgebildet. Das Bereisen<br />

anderer Länder beginnt bereits ab 1949 eine zentrale Rolle für Hundertwasser zu spielen.<br />

Zunächst reist er nach Italien und Frankreich, wo ihn insbesondere Paris und seine<br />

vielfältige Kunstszene inspirieren. Wenig<br />

später folgen dann Marokko und Tunesien.<br />

Die Eindrücke die er in den<br />

unterschiedlichen Ländern sammelt,<br />

beeinflussen seine Malerei. Er ist ab da nur<br />

noch selten längere Zeit an einem Ort.<br />

Seine Werke entstehen überall auf der<br />

Welt.<br />

Zitate<br />

„Ich komme auf den Dampfer immer wieder zurück, weil der Dampfer mein erstes großes Erlebnis<br />

war. Und er hat mich so ungeheuer beeinflusst, das kann man sich gar nicht vorstellen.“<br />

„Deswegen baue ich ja auch an einem Schiff, das Regentag heißt und mit dem ich dann ins Wasser<br />

ziehen werde. Das ist etwas sehr schönes, der Weg ins Wasser.“<br />

„Spaß macht mir schon die Tatsache, dass ein Schiff bereit steht. Mit dem man weit weg fahren<br />

kann, ohne über Grenzen fahren zu müssen. Hat man den Hafen verlassen, gibt es plötzlich keine<br />

Grenzen mehr.“<br />

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<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970<br />

Exkurs<br />

� Wiener Moderne (die Künstler Egon Schiele, Gustav Klimt, Walter Kampmann)<br />

� abstrakte Malerei<br />

� Naturalismus des 19. Jahrhunderts<br />

� Künstlerreisen<br />

Diskussionsanregungen<br />

� Naturalistisches Zeichnen/Malen oder Formvereinfachung/Abstraktion? Wie wirken<br />

naturalistische Werke, wie abstrakte Werke auf Euch?<br />

� Künstlerreisen seit … - Warum reisen Künstler?<br />

Quellenvorschläge<br />

� Dauerausstellung der <strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong><br />

� Der Film „Hundertwassers Regentag“ (1972) von Peter Schamoni vermittelt ein Bild vom<br />

Menschen und Künstler Hundertwasser.<br />

Arbeitsanregungen<br />

Verkehrte Welt<br />

Malt selbst ein abstraktes Bild wie Hundertwasser. Wählt bewusst andere Farben und Formen als<br />

in der Natur. Ist zum Beispiel eure Sonne grün und eckig oder der Himmel lila? Probiert es aus!<br />

Viele Maler verderben das Bild?<br />

Malt ein Bild zur Abwechslung mal zu zweit. Redet über Eure Idee, macht Vorschläge für die<br />

Bildgestaltung und versucht ein Bild zu malen, das Euch beiden gefällt. Erklärt Euren Mitschülern<br />

wie Ihr auf Eure Ideen gekommen seid.<br />

Hundertwassers Lieblingsmotive in Euren Händen<br />

Malt ein Bild, auf dem die folgenden Gegenstände mindestens ein Mal zu sehen sind: Schiff, Haus,<br />

Kopf und Baum. Sicher hat jeder von Euch eine andere Idee, wie er die verschiedenen Motive auf<br />

seinem Bild zusammenbringen will.<br />

Zwei Bilder, zwei Künstler – Bildvergleich Egon Schiele<br />

siehe angehängtes Arbeitsblatt 1<br />

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<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970<br />

2 Lineare Struktur – ein Blick auf die Straße<br />

Malt Hundertwasser zunächst noch naturalistisch<br />

und abstrahierend gegenständlich, so finden wir<br />

bald auch abstrakte Bilder in seinem Œuevre. Die<br />

FARBLINIENSTRUKTUR MIT ROTEM<br />

ZENTRUM von 1952 (Abb. 7, WV 143) ist hierfür<br />

ein anschauliches Beispiel.<br />

„Ich hatte eine kurze ‚abstrakte„ Periode,<br />

beeinflusst vom Trend, der um mich herum<br />

Abb. 7<br />

herrschte“, so Hundertwasser. Jener „Trend“ sind vor allem die verschiedenen<br />

Strömungen der Nachkriegsavantgarde in Paris, die Hundertwasser bei seinen dortigen<br />

Aufenthalten Anfang der 1950er Jahre erlebt. Insbesondere die Auseinandersetzung mit<br />

dem Nouveau Réalisme, dem Informel oder der Geometrischen Abstraktion prägen seine<br />

Pariser Zeit.<br />

Beim Betrachten der Fotografien der Serie WERTE DER STRASSE (Abb. 8 und 9), die<br />

Hundertwasser 1952/53 geschaffen hat, lässt sich gut nachvollziehen, dass sich der<br />

Künstler auch in seiner Malerei von Straßenstrukturen auf dem Trottoir inspirieren lässt.<br />

Abb. 8 Abb. 9<br />

Hundertwasser fotografiert sie meist genau von oben und ist fasziniert von den<br />

„phantastischsten Linien, Formen, Farben und Kompositionen“, die auf den Gehwegen<br />

und Straßen zu entdecken sind. Risse und Löcher im Asphalt findet er dabei genauso<br />

interessant wie Kanalgitter und Pfützen. Er erkundet seine unmittelbare Umgebung, alles<br />

ist spannend und wertvoll. Er macht die Straße auch unmittelbar zum Kunstwerk, indem<br />

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er gefundene Papierschnipsel sammelt und<br />

aufklebt. So gestaltet Hundertwasser 1952 die<br />

Collage DIE WERTE DER STRASSE (Abb.<br />

10, WV 145) aus weggeworfenen Bonbon-<br />

und Schokoladenpapieren,<br />

Zigarettenschachteln, Kinokarten und vielem<br />

mehr. Hundertwasser hierzu:<br />

„Mir war jedes Stückchen weggeworfenes<br />

Abb. 11<br />

Abb. 10<br />

Papier, Müllstück, Zigarettenstummel etc. heilig. Ich nahm mir vor, auf einem begrenzten<br />

Stück Strasse, etwa 50 Meter lang, alles zu sammeln, was jemand weggeworfen hat, und<br />

zu einer Kollage zu vereinen.“<br />

Hundertwasser beschäftigt sich sein Leben lang mit dem urbanen Raum. Er fordert zur<br />

reflektierten Wahrnehmung und Gestaltung unseres direkten Lebensumfeldes und<br />

Wohnraums auf. Im VERSCHIMMELUNGS-MANIFEST, einer Schrift von 1958 gegen<br />

den Rationalismus in der Architektur, verlangt er:<br />

„Ein Mann in einem Mietshaus muß die Möglichkeit haben, sich aus seinem Fenster zu<br />

beugen und (…) es muß ihm gestattet sein, mit einem langen Pinsel – so weit er reichen<br />

kann – alles rosa zu bemalen, so daß man von weitem, von der Straße, sehen kann: Dort<br />

wohnt ein Mensch, der sich von seinen Nachbarn unterscheidet, dem zugewiesenen<br />

Kleinvieh! Auch muß er die Mauern zersägen und allerlei Veränderungen vornehmen<br />

können, (…) und er muß sein Zimmer mit Schlamm oder Plastilin anfüllen können.“<br />

In FARBLINIENSTRUKTUR MIT<br />

ROTEM ZENTRUM (Abb. 7, WV 143)<br />

ist die Linie das zentrale<br />

Gestaltungselement. Gleichwohl ist uns<br />

Hundertwasser als Zeichner heute<br />

wenig bewusst. Dabei zieht sich das<br />

Zeichnerische durch sein gesamtes<br />

malerisches Werk: Dies offenbart sich<br />

insbesondere in den Konturlinien, die<br />

Hundertwassers Formen und Figuren<br />

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umranden, und die Konzentration auf die Linie insgesamt. Denn Hundertwasser gestaltet<br />

bevorzugt mit der Linie. Allerdings spricht er sich gegen die geometrisch gerade Linie aus,<br />

die man mit Hilfe eines Lineals zieht, da dies eine Linie sei, die es in der Natur nicht gibt.<br />

Der Künstler arbeitet auch in druckgrafischen Techniken, was gestalterisch ebenfalls<br />

seiner Liebe zur Linie entgegenkommt. GESICHTER AUS FENSTERN SCHAUEND von<br />

1951 (Abb. 11, WV 132/VII) ist ein frühes Beispiel hierfür. Architekturstrukturen<br />

überlagern sich mit klar konturierten, zeichenhaften Gesichtern und einer ebensolchen<br />

Baumdarstellung. Hier wird deutlich, Hundertwassers Werke entspringen einem<br />

intuitiven Gestaltungsprozess, folgt er doch beim Malen, Zeichen und Leben den Kräften<br />

seiner Spontanität und seines Unterbewusstseins.<br />

Exkurse<br />

� Kunstströmungen der 1950/60er: Nouveau Réalisme, Informel, Geometrische Abstraktion,<br />

Surrealismus<br />

(siehe angehängtes Arbeitsblatt 2 zu Hundertwasser und Tachismus: „Hommage au<br />

Tachisme“)<br />

� Street Art (auch Guerilla Gardening und Guerilla Knitting/Yarn Bombing)<br />

Quellenvorschläge<br />

� verschimmelungs-manifest, 1958 (z.B. im Katalog zur Ausstellung)<br />

� Keri Smith, Wie man sich die Welt erlebt. Das Alltagsmuseum zum mitnehmen, Verlag: Antje<br />

Kunstmann, München 2011<br />

Diskussionsanregungen<br />

� Was ist Kunst? Kunst aus Müll?<br />

� Was ist der Unterschied zwischen Dingen, die wir behalten und Dingen, die wir<br />

wegschmeißen?<br />

� Was ist das Unterbewusstsein? Das Unterbewusstsein als Künstler?<br />

Arbeitsanregungen<br />

Ist das Kunst oder kann das weg? – Recycling-Kunst<br />

A. Könnt Ihr erkennen, was Hundertwasser auf sein Bild DIE WERTE DER STRASSE (WV 145)<br />

geklebt hat? Zählt auf! Würde man heute andere Papierschnipsel auf der Straße finden?<br />

(große Abb. im Ausstellungskatalog oder auf www.hundertwasser.com)<br />

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B. Das könnt Ihr auch! Sammelt auf dem Weg zur Schule oder gemeinsam bei einem kurzen<br />

Ausflug Papierschnipsel, die andere Menschen weggeworfen haben (z.B. Kaugummipapier, alte<br />

Fahrscheine, Einkaufszettel, Kassenbelege). Nun könnt Ihr im Unterricht eine oder mehrere<br />

Collagen aus diesen Dingen kleben. Vielleicht lasst Ihr Lücken zwischen den einzelnen Schnipseln<br />

und seht wie Ihr die freien Flächen mit Farbe ausfüllen könnt.<br />

Erstaunlich, was für interessante Kunstwerke aus weggeworfenen Dingen entstehen können!<br />

C. Variante: Recyclingskulpturen bauen; Gestalten nicht nur mit Fundstücken aus Papier<br />

„Man sollte den einfachen Menschen nicht unterschätzen. Denn er hat die Fähigkeit ganz tolle<br />

Gebilde zu bauen mit den vorhandenen Materialien.“<br />

Achtung Kunstdetektive<br />

Spürt zufällig entstandene „Kunstwerke“ in Eurer Umgebung drinnen und draußen auf! Das kann<br />

z.B. ein ungewöhnlich gewachsener Baum sein oder Pfützen mit einer besonderen Form.<br />

Hundertwasser gefielen interessante Risse in der Straße.<br />

Schaut Euch genau um, solche Zufallskunstwerke lassen sich überall finden: in der Schule, auf der<br />

Straße, dem Marktplatz oder zu Hause.<br />

Dokumentiert die gefundenen Zufallskunstwerke, macht also Fotos oder noch besser Zeichnungen<br />

von ihnen.<br />

Was findet Ihr spannend und interessant an den Kunstwerken, die Ihr dokumentiert habt?<br />

Versucht die Bedeutung und die vermeintliche Absicht des „Künstlers“ zu beschreiben. (Die Liste<br />

von der Künstlerin Keri Smith im angehängten Arbeitsblatt 3 „Wie man sich die Welt erlebt“ hilft<br />

Euch bei Euren Streifzügen.)<br />

Augen zu und durch<br />

Versucht verschiedene Gegenstände mit geschlossenen Augen aufs Papier zu zeichnen. Am besten<br />

nehmt Ihr einen Blei- oder Buntstift für die Übung.<br />

Nicht Nachdenken – Dein Unterbewusstsein kann malen!<br />

Übt wie Hundertwasser intuitives Malen. Hört Musik, die Euch gefällt, und stellt verschiedene<br />

Farben bereit. Welche Gestalten entspringen Eurem Unterbewusstsein? Haben sie vielleicht vier<br />

Ohren aber keine Nase?<br />

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3 Die Spirale – das ultimative Symbol<br />

Die Spirale ist ein wesentliches Bildmotiv im künstlerischen Schaffen von Friedensreich<br />

Hundertwasser. Dieses für die meisten menschlichen Kulturen universelle Symbol für die<br />

Unendlichkeit greift auch Hundertwasser in einem ähnlichen Sinne auf:<br />

„Die Spirale bedeutet Leben und Tod nach allen Richtungen. Nach außen läuft sie in die<br />

Geburt, ins Leben und anschließend durch ein sich scheinbar Auflösen ins zu Große, in<br />

außerirdische, nicht mehr meßbare Bereiche. Nach innen kondensiert sie sich durch<br />

Konzentration zum Leben und wird<br />

anschließend in unendlich kleinen Regionen<br />

wieder etwas, was wir als Tod bezeichnen, weil<br />

es sich unserer messenden Wahrnehmung<br />

entzieht.“<br />

Als bildnerisches Element wird die Spirale<br />

bereits im Frühwerk durch die Kugelform der<br />

Bäume und besonders durch zentral<br />

zulaufende Linienführungen in den Wangen<br />

Abb. 13<br />

Abb. 12<br />

der Köpfe, in den Bullaugen der Dampfer oder in den Rädern der Autobusse angedeutet.<br />

Dies ist in dem Werk TEIL EINES DAMPFERS von 1950 (Abb. 12, WV 87) gut<br />

nachvollziehbar. Die Bullaugen des Dampfschiffes sind durch je mehrere Kreislinien<br />

gestaltet. Interessant ist hier auch, dass sich Hundertwasser bei der Bildkomposition für<br />

eine Teildarstellung des Dampfers entscheidet. Der Künstler weiß, obwohl weder Bug<br />

noch Heck des Schiffes abgebildet sind, erkennt der Betrachter an den Schornsteinen, den<br />

Bullaugen und dem Wasser worum es sich handelt.<br />

4 nicht in der Ausstellung (als Folienvorlage Anlage 8)<br />

Angeregt durch eine sich unregelmäßig drehende Spirale im<br />

Dokumentarfilm von Enrico Fulchignoni „Images de la<br />

folie“ (übersetzt etwa: „Bilder des Wahnsinns“), den<br />

Hundertwasser an der Wiener Universität sah, malte der<br />

Künstler mit DAS BLUT, DAS IM KREIS FLIESST UND<br />

ICH HABE EIN FAHRRAD 1953 (Abb. 13, WV 169) sein<br />

erstes Spiralbild 4 . Hundertwasser zu Fulchignonis Film:<br />

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“Diese Spirale, ich glaube in Blau und Rot, hat meinem Schaffen den entscheidenden<br />

Impuls gegeben. Mir wurde schwindelig bei der Erkenntnis, dass die unregelmässige<br />

Spirale das Hauptgleichnis für Leben und Tod ist.”<br />

Hundertwassers größtes Spiralbild und eines seiner Hauptwerke ist DER GROSSE WEG,<br />

entstanden 1955 (Abb. 14, WV 224). Es misst 1,62 x 1,60 Meter und zeigt die Spirale als<br />

alleiniges bildbeherrschendes Element konsequent umgesetzt. In seinem Werkverzeichnis<br />

schreibt Hundertwasser zu dem Gemälde:<br />

“I started out exactly in the middle, pushing<br />

the spiral a bit further outward each day. The<br />

complementary colors red and blue make for a<br />

powerfully vibrating tonality. The open spaces<br />

within the spiral have been filled in with small<br />

fields that add up to form a cross within the<br />

spiral. (…) Among other things, you will<br />

arrive at bulges that seem like lakes or<br />

clearings. At the same time, the whole thing<br />

resembles a giant coiled-up snake that is<br />

digesting a few living beings it has just<br />

swallowed.”<br />

Abb. 14<br />

Hundertwasser setzt gerne kräftige Farben nebeneinander um seine Bilder zum Leuchten<br />

und zum Schwingen zu bringen. Besonders mit dem Einsatz von Komplementärfarben<br />

gelingt ihm das.<br />

DER GROSSE WEG hing übrigens im Büro von Bruno Kreisky, der von 1970 bis 1983<br />

Bundeskanzler Österreichs war. Kreisky beschrieb das raumumfassende Spiralbild als eine<br />

persönliche Quelle von Freude, Ruhe und Vorstellungskraft und ist dankbar für den<br />

großen Wert, den Hundertwassers Gemälde damit für seine tägliche Arbeit darstellte.<br />

Zitate<br />

„Wenn sich etwas zu bewegen beginnt, dann ist es immer in Spiralform. Ich glaube, die Spirale ist<br />

sozusagen dort, wo die Materie aufhört zu sein und beginnt etwas Lebendiges zu werden.“<br />

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„Meine Spirale ist keine geometrische Spirale. Meine Spirale ist eine biologische Spirale, die nicht<br />

mit dem Zirkel nachgemessen werden kann. Sie hat Ausbuchtungen und Widerstände und Partikel<br />

in der Mitte und an den Rändern.“<br />

„Die gerade Linie führt zum Untergang der Menschheit.“<br />

Exkurse<br />

� Symbolgehalt von Farben<br />

� Symbole in der Malerei<br />

� Symbole und Farben in anderen Kulturen<br />

Diskussionsanregungen<br />

� “… the whole thing resembles a giant coiled-up snake that is digesting a few living beings it<br />

has just swallowed.” Hundertwasser<br />

� Findet Ihr auch, dass es auf dem Bild DER GROSSE WEG so aussieht, als hätte eine<br />

Schlage etwas verschluckt? Was fällt Euch noch als Deutungsvorschlag ein?<br />

� Welche Symbole kennt Ihr? Welche Farben kennt Ihr, die eine symbolische Bedeutung haben?<br />

Arbeitsanregungen<br />

Spiralenchaos<br />

Wenn Ihr mit offenen Augen durchs Leben lauft, findet Ihr an zahlreichen Stellen natürliche oder<br />

vom Menschen geschaffene Spiralformen. Dokumentiert das, was Ihr findet, fotografisch oder<br />

zeichnerisch über einen Zeitraum von einer Woche.<br />

Eure Symbole<br />

Symbole stehen für Gefühle oder Dinge, die man schwer beschreiben kann. Für Hundertwasser ist<br />

die Spirale ein Symbol der Unendlichkeit.<br />

Welche Symbole kennt Ihr? Fällt Euch eine Form ein, die bei Euch ein besonderes Gefühl<br />

hervorruft? Was malt Ihr zum Beispiel auf, wenn Ihr das Gefühl Freude darstellen möchtet?<br />

Malt Eure Symbole groß auf ein Blatt Papier (ein Symbol pro Blatt) so dass Eure Mitschüler es gut<br />

aus ein paar Metern Entfernung erkennen können. Erratet Ihr gegenseitig die Bedeutung der<br />

Symbole?<br />

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Der Weg ist das Ziel<br />

„Wir gehen im Kreis, aber wir kommen nie wieder an den Punkt zurück, der Kreis schließt sich<br />

nicht, wir kommen nur in die Nähe des Punktes, wo wir gewesen sind. Das ist typisch für eine<br />

Spirale, daß es ein scheinbarer Kreis ist, der sich nicht schließt.“<br />

Hundertwasser ist fasziniert von den individuellen Wegen, die jeder Mensch in seinem Leben geht.<br />

Versucht, Eure Wege auf einem großen Blatt Papier mit Linien festzuhalten. Malt zum Beispiel<br />

Euren Schulweg auf oder den Weg von Eurem Sitzplatz im Klassenzimmer bis zum Basketballkorb<br />

auf dem Schulhof.<br />

Komplementärfarben<br />

Hundertwasser bevorzugt intensive, leuchtende Farben und liebt es, Komplementärfarben<br />

unmittelbar nebeneinander zu setzen. Ihr könnt diese Farbwirkungen ganz einfach selbst<br />

ausprobieren.<br />

Rot, Gelb und Blau sind die Grundfarben. Wenn Ihr je zwei von ihnen mischt,<br />

erhaltet Ihr Orange, Grün und Violett (Mischfarben). Die sich im Farbkreis<br />

gegenüberliegenden Misch- und Grundfarben leuchten besonders kräftig wenn<br />

Ihr sie nebeneinander auf Euer Bild malt, zum Beispiel Rot und Grün.<br />

Kopfkino – Hundertwassers Theorie des Individualfilms<br />

Deutung von Kunstwerken am Beispiel von: 197 KONTRAKTFORM MIT 78 DEUTUNGEN,<br />

1954 (siehe gleichnamiges Arbeitsblatt 4)<br />

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4 Vegetative Motive – Malen im Einklang mit der Natur<br />

Die Perfektion der Natur dient Hundertwasser als<br />

unerschöpfliche Quelle der Inspiration. Die Natur ist für ihn<br />

die Lehrmeisterin auf allen Gebieten, auch in der Malerei.<br />

Hundertwasser hierzu: „Ein Bild soll wie eine Blume sein<br />

oder wie ein Baum. Es sollte so sein wie die Natur. Es sollte<br />

so sein, dass man es vermisst, wenn es nicht da ist.“ Der<br />

Künstler ist überzeugt davon, dass wir Menschen die Sprache<br />

der Natur verlernt haben und wieder zu ihr zurückfinden<br />

müssen. Beispielsweise in DER MENSCH IN SEINEM<br />

Abb. 16<br />

Abb. 15<br />

GRÜN (Abb. 15, 1956, WV 266) hat er „die Ähnlichkeit Mensch – Vegetation<br />

behandelt“. Er fasst im Kommentar zu diesem Werk seine Gedanken zum Verhältnis von<br />

Mensch und Natur wie folgt zusammen:<br />

„Wenn wir Menschen nur etwas vom Florareich annehmen würden, wären viele humane<br />

Probleme gelöst. Das zeitlupenartige Wachstum, die Ortsgebundenheit, die Nutzung des<br />

Sonnenlichts, der Winterschlaf, die unglaubliche Verästelung, die Anpassung, das<br />

Wartenkönnen: Das ist nur ein winziger Teil, der mir gerade einfällt.“<br />

Hundertwasser setzt bei der Verwendung von Malmaterialien oft auf Naturprodukte.<br />

Seine Farben stellt er selber her, mischt sie aus Pigmenten, Sand, Ei und Öl oder<br />

verwendet Quark für seine Kaseinfarben. Wie in GEFÄNGNISGARTEN DES TRAUMS<br />

(Abb. 16, 1958, WV 356) malt er gerne mit Ei-Tempera und Wasserfarben auf<br />

Packpapier. Zum Grundieren des Bildträgers dienen ihm Kreide, Fischleim und<br />

Zinkoxid/Zinkweiß. Der betriebene Aufwand zur Herstellung der Malmaterialien ist ein<br />

Ausdruck von Hundertwassers Vorstellung<br />

von Entschleunigung und Sparsamkeit. So ist<br />

es nur folgerichtig, dass er die Kunst von<br />

Vertretern des Action Paintings wie Robert<br />

Rauschenberg und Jackson Pollock<br />

kritisiert:„[Mir gefällt wenig], daß sie mit<br />

Farbe um sich werfen. Kommt man ins Atelier,<br />

ist alles voller Farbe, voller Kleckse, und nur<br />

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etwas davon ist auf der Leinwand,“ so Hundertwasser. Seine Farben setzt er im Gegensatz<br />

zu ihnen sparsam und mit bedächtigem Farbauftrag ein.<br />

Der Titel GEFÄNGNISGARTEN DES TRAUMS (WV 35) macht uns auf Hundertwassers<br />

Malweise aufmerksam, bei deren Beschreibung auch von „träumendem Malen“ und<br />

„vegetativem Malen“ gesprochen wird. Das Bild vermittelt die Draufsicht eines<br />

umzäunten Gartens, der mit grünen Farbstrukturen angedeutet ist. Das Wort „Traum“ im<br />

Titel verweist auf eine Ebene der Unwirklichkeit und des Unbewussten. Hundertwasser<br />

schildert seine Vorliebe für das Sich hingeben in den „träumerischen“ Gestaltungsprozess,<br />

der meist ohne eine konkrete Bildvorstellung beginnt:<br />

„Malen ist träumen. Wenn ich male, träume ich. Wenn der Traum zu Ende ist, erinnere<br />

ich mich nicht mehr daran, was ich geträumt habe. Das Bild aber bleibt. Es ist die Ernte<br />

des Traums.“<br />

Hervorzuheben ist das vegetative Moment seiner Malerei, die nicht nur hinsichtlich des<br />

Werkprozesses, sondern auch hinsichtlich des Ergebnisses Analogien zum organischen<br />

Wachstum herstellen lässt. Hundertwassers Bilder wachsen wie Pflanzen, langsam und wie<br />

von einer unbekannten Kraft gelenkt: „Wenn ich male, tue ich dem Ablauf keinen Zwang<br />

an, sondern lasse mich führen. Dadurch kann ich keinen Fehler machen.“ Die Bilder<br />

eröffnen sowohl dem Künstler, als auch dem Betrachter ein großes Spektrum an<br />

Assoziationsmöglichkeiten: „Ich möchte mich von meinen Bildern überraschen lassen.“<br />

Nachvollziehbar wird das Beschriebene auch am Werk DIE KLEINE RASENRUHE von<br />

1956 (Abb. 17, WV 254). Die<br />

Linienstrukturen scheinen von unten<br />

nach oben Stück für Stück gewachsen<br />

zu sein. Hundertwasser deutet das<br />

Bild wie folgt: „Es ist dieser Rasen,<br />

der später auf den Dächern aller<br />

meiner Häuser wuchs. (…) Er gibt<br />

Stille, Reinheit, Luft, Schönheit,<br />

Geborgenheit und optimalen Schutz.<br />

Wenn man darauf spazierengeht,<br />

vergisst man, dass man auf dem Dach<br />

eines Hauses ist.“<br />

Abb. 17<br />

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Zitate<br />

„Heute sind wir zwar sehr gescheit, haben aber die Sprache der Natur verlernt.“<br />

„Also wenn der Maler nicht selbst völlig erstaunt ist über das, was er malt, dann ist es kein gutes<br />

Bild. Denn ich selber möchte mich von meinem eigenen Bild überraschen lassen. […] Das heißt ich<br />

schalte meinen Intellekt aus, um etwas anderes wirken zu lassen, das von ganz weit her kommt.<br />

Ganz, ganz weit her kommt.“<br />

„Ich sage auch, dass Malen eine religiöse Beschäftigung ist.“<br />

„Eine Malerei von dir ist nur dann gut, wenn sie mehr sagen kann als die Zeichnung der Kinder,<br />

gleich schön ist wie die Formen der gepflügten Felder und wie die Menschen und Mädchen, die<br />

dir entgegengehen und fast so schön wie die Blätter der Bäume und Gräser, wie die Blumen.“<br />

„Während ich in Uganda war, habe ich Termitenerde geholt. Von den Termitenhügeln ein Stück<br />

abgebrochen und mitgebracht. Das ist natürlich was ganz anderes. Man spürt das auch ganz<br />

deutlich auf meinen Bildern. Das ist eine Farbe, die eine eigenartige Magie. Das ist ein ganz eigenes<br />

Braun. Das kann man auf keinen Fall erreichen, wenn man Braun in einem Fachgeschäft kauft.“<br />

Exkurse<br />

� Maltechnik – Pigmentherstellung durch die Jahrhunderte<br />

� Religion (In der Religion Vodou/Voodoo entstehen Zeremonialgegenstände durch<br />

Traumeingebung)<br />

� Hundertwassers „Rasendächer“ (Er forderte, dass man durch komplett begrünte Hausdächer<br />

der Natur den Raum zurückgibt, den man ihr unten am Fundament des Hauses nimmt)<br />

Diskussionsanregungen<br />

� Was lässt Euch bei den Bildern an Pflanzen und Natur denken?<br />

� Ist der Aufwand der Farbherstellung die Mühe wert?<br />

� Was denkt Ihr zu Hundertwassers Vorstellung, dass Malen wie Träumen ist?<br />

� Wo habt Ihr Berührung mit der Natur?<br />

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Arbeitsanregungen<br />

Überraschung!<br />

„Ich möchte mich von meinen Bildern überraschen lassen“ (siehe angehängtes Arbeitsblatt 5<br />

„Malen auf gefaltetem Papier“)<br />

Selbstgemacht malt es sich am Besten<br />

Ihr könnt wie Hundertwasser Eure Farben zum Malen selbst herstellen, z.B. Eitempera. Ihr mischt<br />

hierfür drei Farbbestandteile:<br />

Pigmente für die Farbigkeit (z.B. gekaufte Pigmente oder auch zerriebene Erden),<br />

Bindemittel damit die Farbe auf dem Malgrund haftet (Eigelb) und<br />

Lösemittel damit die Farbe gut vermalbar ist (genauso viel Wasser wie Eigelb).<br />

Zuerst das Eigelb verrühren und ebenso viel Wasser hinzufügen, zum Schluss die Pigmente gut<br />

unterrühren.<br />

Variante: Mit Blättern, Blüten und Kohle direkt aufs Papier malen. (Achtung! Nicht zu viel Blätter<br />

und Blüten von einer Pflanze abschneiden, damit sie weiterleben kann!)<br />

Outdoortrend – Malen unter freien Himmel<br />

Geht wie Hundertwasser nach draußen zum Malen. So seid Ihr der Natur schon ein Stück näher…<br />

Malt entweder ein Motiv, das Ihr draußen findet, oder gestaltet Euer Blatt aus Ideen, die Ihr in<br />

Eurem Kopf findet. Ihr könnt auch Eure Vorstellung mit den Motiven in der Natur kombinieren!<br />

Achtung! Bloß nicht nachdenken… Traumbilder selber malen<br />

Male Dein eigenes Traumbild. Überlege Dir vorher nicht, was Du malen willst. Setze Deinen Stift<br />

oder Pinsel einfach auf das weiße Blatt und lasse Dich leiten, ganz langsam. Denke nicht nach.<br />

Nimm ab und zu eine andere Farbe. Das Bild ist fertig, wenn kein Weiß mehr auf dem Blatt zu<br />

sehen ist.<br />

Bodenbilder aus Naturmaterialien<br />

Gestaltet ein Motiv Eurer Wahl auf dem Boden des Schulhofes. Es sollte schön groß werden, alle<br />

helfen mit. Nehmt dafür ausschließlich Materialien aus der Natur wie zum Beispiel Steine, Stöcker,<br />

Tannenzapfen, Blätter und was Ihr sonst noch finden könnt. Wenn Ihr Euer Bild unter einem<br />

Fenster gestaltet, könnt Ihr es am Ende von ganz oben gut fotografieren.<br />

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5 Aktionskunst und Manifeste<br />

Schon in den 1950er Jahren macht Hundertwasser mit Aktionen und Manifesten auf sich<br />

aufmerksam. 5<br />

Seine wohl wichtigste Aktion ist DIE LINIE VON HAMBURG (Abb. 18), die 1959 in<br />

Hamburg entsteht und die die kritische Haltung des damaligen Kunstdozenten<br />

Friedensreich Hundertwasser dem Akademiebetrieb gegenüber ausdrückt. Sie gilt bis<br />

heute als eine Geburtsstunde der europäischen Aktionskunst. Angeregt von Bazon Brock<br />

und basierend auf den künstlerischen Motiven Hundertwassers zeichnet eine kleine<br />

Gruppe von Studenten einen Atelierraum in der Hochschule für bildende Künste in<br />

Hamburg mit der „endlosen Linie“ aus. Mehr als zwei Tage, vom 18. bis 20. Dezember<br />

1959, ziehen sie – begleitet von Musik, Lesungen und Vorträgen – ununterbrochen eine<br />

Linie mit einem Pinsel, um den Raum so in eine endlose Spirale zu verwandeln. Die<br />

Aktion hat einen meditativen Charakter: „Im Zentrum der Linie, die einen umgibt, ist<br />

man überwältigt, wie von einem mächtigen<br />

und wahren Glauben erfüllt,“ so<br />

Hundertwasser. Da die Hochschulleitung<br />

jedoch gegen die nicht genehmigte<br />

Öffentlichkeitsarbeit der „Linienzieher“ ist,<br />

lässt sie die Aktion Linie von Hamburg<br />

vorzeitig abbrechen. Im Zuge dessen gibt<br />

Hundertwasser auch seine Position als<br />

Gastdozent auf.<br />

Die <strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> rekonstruiert DIE<br />

Abb. 18<br />

LINIE VON HAMBURG im Oktober 2012 gemeinsam mit Bazon Brock und<br />

Studierenden der Hochschule für Künste <strong>Bremen</strong> in der Großen Galerie der <strong>Kunsthalle</strong><br />

<strong>Bremen</strong>. Die Aktion wird über drei Tage kontinuierlich in der <strong>Kunsthalle</strong> durchgeführt.<br />

Das Ergebnis, die Linie des Lebens, wird über die gesamte Dauer der Ausstellung bis zum<br />

17. Februar 2013 zu sehen sein.<br />

5 Mit dem verschimmelungs-manifest gegen den rationalismus in der architektur, dem<br />

Gründungsmanifest des Pintorariums und seiner Nacktrede für das Anrecht auf die Dritte Haut,<br />

wurden schon Aktionen und Manifeste Hundertwassers vorgestellt.<br />

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Exkurs<br />

� Was ist Aktionskunst? (Beispiele zeitgenössischer Aktionskünstler bieten sich hier an, z.B.<br />

Marina Abramović.)<br />

� Nacktrede für das Anrecht auf die Dritte Haut, 1967<br />

� verschimmelungs-manifest gegen den rationalismus in der architektur, 1958<br />

� Manifest zur Gründung des Pintorariums, 1959<br />

Quellenvorschläge<br />

� verschimmelungs-manifest gegen den rationalismus in der architektur, Wien 1958 (z.B. im<br />

Katalog zur Ausstellung)<br />

� Manifest zur Gründung der Anti-Akademie Das Pintorarium, 1959 (z.B. im Katalog zur<br />

Ausstellung)<br />

� Nacktrede für das Anrecht auf die Dritte Haut, 1967 (z.B. im Katalog zur Ausstellung)<br />

Diskussionsanregungen<br />

� Was ist Aktionskunst/Performancekunst? Ist Aktionskunst für Euch Kunst?<br />

� Wie würdet Ihr einen Raum ausmalen, wenn Ihr könntet? Auch mit einer endlosen Linie wie<br />

Hundertwasser in Hamburg?<br />

Arbeitsanregungen<br />

Die Linie von …<br />

Malt Eure eine eigene Riesenspirale oder auch eine unendliche Linie, am besten so groß wie<br />

möglich. Vielleicht klebt Ihr Tapetenbahnen aneinander und bemalt diese auf dem Boden liegend,<br />

oder geht sogar mit Kreide auf Euren Schulhof!<br />

Alle mal herschauen!<br />

Denkt Euch eine eigene Aktion aus. Überlegt Euch, welche Botschaft Ihr habt und wie Ihr diese<br />

(verschlüsselt?) an andere die Menschen bringen könnt. Benutz Euren Körper, Eure Sprache,<br />

Musik, passende Gegenstände oder was Euch sonst noch einfällt. Besonders wichtig ist der Ort, an<br />

dem Ihr Eure Aktion durchführen wollt.<br />

Das finde ich gut!<br />

Malt oder bastelt jeder oder in der Gruppe ein großes, buntes Plakat. Wofür würdet Ihr Euch<br />

einsetzen? Was möchtet Ihr anderen Menschen gerne mitteilen?<br />

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Nachhaltiges Leben<br />

Ginge es nach Friedensreich Hundertwasser, würden wir Menschen viel mehr Rücksicht<br />

auf Naturschutz und Umweltprobleme nehmen. Er hat den Traum, dass dadurch die<br />

Menschen gemeinsam in größerer sozialer und ökologischer Harmonie leben und auch<br />

glücklicher sind. Hundertwasser selbst versucht, so gut wie möglich im Einklang mit der<br />

Natur zu leben, zu arbeiten und zu reisen. Sein Ziel ist es, viele Menschen von seinen<br />

Ideen und Vorstellungen zu begeistern und zu überzeugen. Das Mittel hierfür sind seine<br />

Gemälde, Schriften und Aktionen.<br />

Zum Beispiel hat er die Theorie von den 5 HÄUTEN des Menschen entwickelt. Die fünf<br />

Häute sind: die Haut, die Kleidung, das Wohnhaus, der Freundes- und Familienkreis<br />

sowie die gesamte uns umgebende Umwelt. Alle fünf Häute müssen intakt sein, damit der<br />

Mensch zufrieden leben kann. Hundertwasser ist der<br />

Meinung, dass etwa die Kleidung und die Architektur nicht<br />

mehr zum Menschen passen; sie sind nicht individuell<br />

genug. Wir sollten dazu zurückkehren, unsere Häuser selbst<br />

zu bauen und auch die Kleidung selbst zu nähen.<br />

Hundertwasser tut genau dies. Sogar Schuhe fertigt er sich<br />

an. Er ernährt sich von selbstgesammelten oder in der<br />

Region gekauften Lebensmitteln. Möglichst ursprüngliche<br />

Nahrung ist ihm sehr wichtig.<br />

In der BRENNESSEL-AKTION (Abb. 19) macht er 1960<br />

seine Zuhörer auf die Vorteile eines autarken Lebens<br />

aufmerksam. Ein Auszug aus dem vorgetragenen Manifest:<br />

Abb. 19<br />

„Man kann ohne Geld glücklich leben. Seid unabhängig und autark. Laßt euch<br />

nicht ausbeuten. (…) Wißt ihr, wie einfach es ist, ohne Geld zu leben? Man muß<br />

nur Brennesseln essen. Man kann vom Spinat leben, den man aus Brennesseln<br />

zubereitet. Brennesseln wachsen überall. Sie sind ganz umsonst. (…) Eßt sie!“<br />

Auf der Bühne werden während der Aktion in der Pariser Galerie des Quatre Saisons<br />

drei Säcke Brennnesseln aufgehäuft und zum Teil in einem großen Waschkessel auf<br />

einem Kochgestell gekocht. Hundertwasser geht durch die Reihen und gibt jedem<br />

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Anwesenden mit einem Schöpflöffel eine ganze Brennnessel auf den Teller. Da<br />

keiner der Anwesenden essen will, ißt er selbst auf dem Podium Brennnesselstauden.<br />

Hundertwasser ist einer der Ersten, die sich für das Recyceln von Abfällen einsetzen:<br />

„Wenn der Mensch ein reines Gewissen haben möchte, muss er die abfallfreie<br />

Gesellschaft anstreben. Er ist Gast in der Natur und muss sich dementsprechend<br />

benehmen. Wir sind alle für unseren Müll verantwortlich. Das Sortieren und<br />

Wiedereingliedern der Abfälle ist eine<br />

schöne und frohe Tätigkeit.“<br />

Recycling geht für ihn sogar so weit, dass<br />

er auch verstorbene Menschen in den<br />

Kreislauf der Natur zurückgeben möchte.<br />

Auch er selbst lässt sich nach seinen<br />

Vorstellungen begraben, als er im Jahr<br />

2000 stirbt: Ohne Kleidung und ohne<br />

einen Sarg wird er direkt unter einem<br />

Baum begraben. So weiß er, dass er im<br />

Baum weiterleben wird.<br />

Abb. 20<br />

Im Gemälde DER GARTEN DER GLÜCKLICHEN TOTEN von 1953 (Abb. 20, WV<br />

170) thematisiert Hundertwasser genau diese Vorstellung von natürlichen Begräbnissen.<br />

Das Bild zeigt eine Art Friedhof der von einem Zaun umgeben ist. Durch eine Tür kann<br />

man hinein und wieder hinausgehen. Auf den Gräbern sind Bäume gepflanzt, auf<br />

manchen sehen wir eine kreisende Spirale. Die vielen Spiralen auf dem Bild verdeutlichen<br />

auch hier den Kreislauf des Lebens. Grüne, lachende Köpfe stellen im Werk die<br />

„glücklichen Toten“ dar. Zu den Bäumen auf den Gräbern sagt Hundertwasser: „So ist<br />

man nicht gestorben, sondern lebt im Baum weiter fort. Man gibt der Natur etwas von<br />

dem zurück, was wir ihr weggenommen haben. Daher das gute Gewissen und die<br />

glücklichen Toten.“<br />

Bäume spielen für Hundertwasser auch in anderen Zusammenhängen eine wichtige Rolle.<br />

Da er sie zum Einen gerne malt, tauchen in vielen seiner Werke Bäume auf. Auch in<br />

seinen Architekturentwürfen gelten Bäume als ein herausstechendes Merkmal. Jedes Haus<br />

sollte sogenannte „Baummieter“ haben: Bäume, die in und auf Häusern Platz bekommen,<br />

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zu wachsen. Überall auf der Welt betätigt sich der Künstler als „Baumdoktor“, zum<br />

Beispiel auch in Venedig, wo er verletzte Baumstämme mit einem Schutzfilm bestreicht.<br />

Hundertwasser ist überzeugt, nähern wir uns der Natur wieder an, kommen wir auch<br />

unserer Freiheit und Individualität wieder näher:<br />

Zitate<br />

„Der Mensch muss schöpferisch tätig sein. Und zwar jeder… !!!“<br />

„Seid individuell! Seid frei! Seid schöpferisch!“<br />

„Paradiese kann man nur selber machen, mit eigener Kreativität in Harmonie mit der freien<br />

Kreativität der Natur.“<br />

„Kunst ist die Brücke zwischen Mensch und Natur.“<br />

„Nur die Natur kann uns Schöpfung lehren, der Mensch kann das nicht.“<br />

Exkurse<br />

� Landwirtschaft: Wo kommt unser Essen her? (alternativ: Wo kommt unsere Kleidung her?)<br />

� Recycling<br />

� Umweltschutz damals und heute<br />

� Wie funktioniert Kompostieren? (natürliche Kreisläufe)<br />

Quellenvorschläge<br />

� Film „We Feed the World“ (FSK 6) � Wo kommt unsere Nahrung her?<br />

� Film „Plastic Planet“(FSK 6) � Was ist alles aus Plastik? Wie schnell zersetzt sich Plastik?<br />

� Brennesselaktion (Manifesttext z.B. im Katalog zur Ausstellung)<br />

Diskussionsanregungen<br />

� Würdet Ihr Brennnesseln essen? Welche Wiesen- und Waldpflanzen kann man noch essen?<br />

� Was wisst Ihr über Recycling? Müll trennen?<br />

� „Man kann ohne Geld glücklich leben. Seid unabhängig und autark.“ – Geht das wirklich?<br />

Welche Konsequenzen hätte ein Leben ohne Geld für Euer Leben?<br />

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<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970<br />

Arbeitsanregungen<br />

Heimliche Gärtner<br />

Habt Ihr schon mal den Begriff Guerilla Gardening gehört? Hundertwasser wäre begeistert von<br />

dieser Bewegung: Überall, wo sie Pflanzen vermissen, säen Menschen einfach Blumen oder<br />

Ähnliches aus oder pflanzen sie direkt ein. Immer mehr Leute betreiben Guerilla Gardening heute<br />

vor allem in Großstädten, um die Straßen, Häuser und Gehwege lebendiger zu gestalten.<br />

Fällt Euch Ort in Eurer Umgebung ein (z.B. Schulgelände) wo man Bäume, Blumen, Büsche oder<br />

Gräser pflanzen könnte? Macht Skizzen und begebt Euch danach selbst ans Gärtnern.<br />

Kostenlosen Salat kosten<br />

Versucht einmal, im kommenden Frühjahr oder Sommer, auf einer Wiese Eure Salatzutaten zu<br />

sammeln. Haltet Ausschau nach Sauerampfer, Löwenzahn, Bärlauch z.B. für Bärlauchbutter<br />

(Achtung! Bärlauch nicht mit den giftigen Maiglöckchen oder Herbstzeitlose verwechseln, siehe<br />

Anhang 6), junge Brennnesseln (Brennnesseltee!), Vogelmiere etc. Wascht diese gründlich und<br />

probiert ihre unterschiedlichen Geschmäcker.<br />

Der Garten im Klassenzimmer<br />

Im Winter züchtet Ihr Eure eigenen Salatzutaten: Kresse oder Mungobohnen könnt Ihr sehr<br />

einfach auch im Klassenzimmer keimen lassen. Streut die Samen auf ein feuchtes Küchenpapier,<br />

das auf einem flacher Teller liegt, und dann mit einem zweiten Teller zugedeckt wird. Prüft jeden<br />

Tag, ob das Tuch noch nass ist. Nach ein paar Tagen (ca. 4 Tage) könnt Ihr die Sprossen<br />

gemeinsam essen!<br />

Feiert die Bäume!<br />

„Sammle so viele Teile von Bäumen wie möglich. (Nimm die Sachen, die schon runtergefallen sind,<br />

um die Bäume nicht zu verletzen.) Arrangiere deine Sammlung. Spiel Damit. Häng sie auf.<br />

Erforsche die Formen. Mach Zeichnungen. Häng Sachen an den Ästen auf. FEIERE DIE BÄUME!“<br />

(aus: Keri Smith, Wie man sich die Welt erlebt. Das Alltagsmuseum zum mitnehmen, Verlag: Antje<br />

Kunstmann, München 2011)<br />

Deine 5 Häute<br />

Versuche deine fünf Häute in einem Bild darzustellen: Haut, Kleidung, Haus, Familie/Freunde,<br />

Umwelt.<br />

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<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970<br />

Man braucht weniger als man denkt…?<br />

Schreibt in einer Tabelle auf, was Ihr im Laufe eines Tages/einer Woche alles konsumiert, benutzt<br />

und kauft – z.B. 1 Brötchen mit Marmelade, 1 Tasse Kakao, 2 Mal Zahnpasta, aber auch Strom für<br />

Lampen, Wasser zum Duschen etc. Eine Vorlage in Tabellenform findet Ihr im angehängten<br />

Arbeitsblatt 7.<br />

Was passiert denn da?<br />

Stellt gesammeltes Wasser in einem Schraubglas an einen sonnigen Ort und dokumentiert die<br />

Veränderungen die Ihr über mehrere Tage und Wochen beobachten könnt.<br />

(Variante: unterschiedliche Lebensmittel in Schraubgläsern verrotten lassen und Veränderungen<br />

dokumentieren)<br />

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<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970<br />

Kurzbiografie Friedensreich Hundertwasser bis 1970<br />

1928 Am 15. Dezember geboren als Friedrich Stowasser.<br />

1942 Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich und der Machtübernahme<br />

durch die Nationalsozialisten im März 1938 Eintritt in die Hitlerjugend, um sich,<br />

seine jüdische Mutter Elsa und ihre Familie zu schützen.<br />

1943 Deportation und Ermordung von 69 jüdischen Angehörigen der Familie<br />

mütterlicherseits.<br />

1948 Matura. Drei Monate in der Klasse von Robin Christian Andersen (1890–1969) an<br />

der Akademie der bildenden Künste, Wien. Nachhaltig wirkender Besuch der<br />

Ausstellung zu Walter Kampmann (1887–1945) und der Gedenkausstellung zu<br />

Egon Schieles (1890–1918) 30. Todestag in der Albertina, Wien.<br />

1949 Ausgedehnte Reise nach Italien. In Florenz Beginn der Freundschaft mit René Brô<br />

(1930–1986). Im Juli Änderung des Geburtsnamens Stowasser in »Hundertwasser«.<br />

1950 Aufenthalt bei René Brô in Paris und bei der Familie Dumage in St. Mandé / Seine.<br />

1951 Verbringt den Winter und das Frühjahr in Marokko und Tunesien.<br />

1954 Erste Einzelausstellung in Paris im Studio Paul Facchetti.<br />

1958 Heirat mit Herta Leithner (*1941) in Gibraltar (Scheidung 1960). Verlesung des<br />

verschimmelungs-manifestes gegen den rationalismus in der architektur.<br />

1959 Gründung der Anti-Akademie Pintorarium mit Ernst Fuchs (*1930) und Arnulf<br />

Rainer (*1929). Seit 15. Oktober Dozent an der Hochschule für bildende Künste,<br />

Hamburg.<br />

1961 Ankunft in Tokio am 14. Februar als Auftakt eines längeren Aufenthalts in Japan.<br />

Ab Mitte September Rückkehr nach Europa mit der Transsibirischen Eisenbahn.<br />

1962 Heirat mit Yuko Ikewada (*1940, Scheidung 1966). Internationaler Durchbruch<br />

durch die von Vinzenz Ludwig Oberhammer organisierte Ausstellung im<br />

Österreichischen Pavillon auf der XXXI. Biennale von Venedig.<br />

1964 Teilnahme an der documenta III<br />

1967 Reisen nach Uganda und in den Sudan. Nacktrede für das Anrecht auf die Dritte<br />

Haut anlässlich einer Aktion des Pintorariums am 12. Dezember in der Galerie<br />

Richard P. Hartmann, München.<br />

1968 Erste konkrete Überlegungen zur realen Umsetzung seiner architektonischen Ideen.<br />

Reise nach Nordkalifornien im Zusammenhang mit der Wanderausstellung<br />

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<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Bremen</strong> Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich. Werke 1949 bis 1970<br />

Hundertwasser durch die USA. Erwerb des Schiffes San Giuseppe T und dessen<br />

Umbau zur Regentag bis 1972. Änderung des angenommenen Vornamens<br />

Friedereich in »Friedensreich«.<br />

1969 Lebt und arbeitet bis 1971 an Bord der Regentag in der Lagune von Venedig.<br />

1970 Beginn der Zusammenarbeit mit Peter Schamoni (1934–2011) am Dokumentarfilm<br />

Hundertwassers Regentag bis 1972 (Nominierung für den Oskar 1973).<br />

In den nächsten dreißig Jahren seines Lebens widmet sich Hundertwasser intensiv<br />

der Vermittlung und Umsetzung seiner Ideen in der Kunst, Architektur und<br />

Ökologie.<br />

2000 Hundertwasser stirbt am 19. Februar an Herzversagen an Bord der Queen Elizabeth<br />

auf der Fahrt von Neuseeland nach Europa.<br />

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Anlagenverzeichnis<br />

Anlage 1 – Aufgabenblatt 1, Bildvergleich Egon Schiele<br />

Anlage 2 – Aufgabenblatt 2, Hommage au Tachisme<br />

Anlage 3 – Aufgabenblatt 3, Wie man sich die Welt erlebt – Keri Smith<br />

Anlage 4 – Aufgabenblatt 4, Kontraktform mit 78 Deutungen<br />

Anlage 5 – Aufgabenblatt 5, Malen auf gefaltetem Papier<br />

Anlage 6 – Aufgabenblatt 6, Bärlauch nicht verwechseln!<br />

Anlage 7 – Aufgabenblatt 7, Man braucht weniger als man denkt?<br />

Anlage 8 – Das Blut, das Kreis Fließt und ich habe ein Fahrrad<br />

Anlage 9 – Informationen zu Führungen<br />

Anlage 10 – Quellenempfehlungen (Literatur, Filme)<br />

Anlage 11 – Abbildungsverzeichnis<br />

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