Der Norden ganz oben - Wirtschaftsland Schleswig-Holstein
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24 <strong>Wirtschaftsland</strong> spezial<br />
nell in millimetergroße Fragmente zerteilt<br />
und vollautomatisch auf Objektträger geklebt.<br />
Dadurch wird die Immunfluoreszenz-<br />
Analyse stark vereinheitlicht und vereinfacht.<br />
Eine Weiterentwicklung sind die Biochip-<br />
Mosaiken. Dazu werden 30 oder mehr verschiedene<br />
Pr<strong>oben</strong> zu Fragmentreihen zusammengefügt<br />
und analysiert. Bei geringem<br />
Untersuchungsaufwand lassen sich so umfangreiche,<br />
aussagekräftige Antikörper-Profile<br />
gewinnen. Immer weiter verfeinert, wird diese<br />
Biochip-Technologie heute bei einer Vielzahl<br />
von Tests genutzt.<br />
Weltweit arbeiten heute mehr als 3.000, in<br />
Deutschland über 400 medizinische Labors<br />
mit den verschiedenen Diagnosetechniken<br />
von EUROIMMUN. Bei den Immunfluoreszenztests,<br />
die Patientenpr<strong>oben</strong> auf<br />
Autoimmun- und Infektionskrankheiten<br />
analysieren, ist EUROIMMUN international<br />
sogar Marktführer: Für diesen Bereich<br />
bietet das Unternehmen das umfangreichste<br />
und differenzierteste Arsenal biotechnologisch<br />
gereinigter Antigene. Neben der<br />
Entwicklungs- und Forschungsarbeit liegt ein<br />
weiterer starker Fokus auf dem Kundendienst.<br />
Bei allen Bemühungen, die Produkte immer<br />
noch anwenderfreundlicher zu machen,<br />
bleiben sie doch diagnostisch anspruchsvoll.<br />
EUROIMMUN unterstützt die Kunden darum<br />
bei der Anwendung – und das weltweit.<br />
Das Unternehmen besitzt Niederlassungen<br />
in China, Singapur, in den USA, in Kanada,<br />
Südafrika, Polen, Italien, Großbritannien,<br />
in der Schweiz und in der Türkei sowie ein<br />
Vertriebsbüro in den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten sowie Zweigstellen in Groß Grönau,<br />
in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und<br />
Bayern. Hauptsitz der AG ist aber nach wie<br />
vor das schleswig-holsteinische Lübeck. Von<br />
einem ehemaligen Luftwaffenstützpunkt aus<br />
wird das Unternehmen gelenkt. Hier wird auch<br />
die Forschungsarbeit koordiniert, denn die ist<br />
ein Gemeinschaftswerk: In Kooperationen<br />
mit mehr als 150 Universitäten, Kliniken<br />
und Forschergruppen werden Erfahrungen<br />
ausgetauscht, Herausforderungen erkannt,<br />
Lösungen gesucht und schließlich neue<br />
Geräte und Verfahren entwickelt.<br />
Medizinische Forschung und so auch die<br />
Innovationsarbeit der EUROIMMUN ist kosten-<br />
und zeitaufwändig. Bis ein neues Produkt<br />
entwickelt, intensiv getestet und schließlich<br />
bereit für den Einsatz in Laboratorien ist,<br />
vergehen meist einige Jahre. Ein Beispiel ist<br />
„EUROTide“. Mit diesem neuen Projekt entwickelt<br />
EUROIMMUN eine Analysetechnik, um<br />
Autoimmunerkrankungen und Infektionen<br />
im Blut von Patienten nachzuweisen. Bis zur<br />
Vertriebsreife wird dieses Projekt voraussichtlich<br />
zwei Jahre in Anspruch nehmen – und<br />
dabei insgesamt etwa 3,1 Millionen Euro kosten.<br />
Wird es erfolgreich abgeschlossen, werden<br />
mit Hilfe von „EUROTide“ zehnmal mehr<br />
Patientenseren untersucht werden können als<br />
mit der Technik, die bislang für diese Analyse<br />
zur Verfügung steht. Die Grundidee von<br />
„EUROTide“ klingt einfach, logisch – und sehr<br />
schleswig-holsteinisch: Die Pr<strong>oben</strong> werden<br />
im Laborgerät hin und her bewegt. Genau wie<br />
die Gezeiten das Meer bewegen – daher der<br />
Name des Projektes – wird mit „EUROTide“<br />
die Probeflüssigkeit gleichmäßig und stetig<br />
über die Reagenzfläche geführt. Die Idee<br />
dazu hatten Vorstandschef Winfried Stöcker<br />
und seine Mitarbeiter Bianca Maltzahn und<br />
Martin Rateike. Entwicklungen sind bei<br />
EUROIMMUN grundsätzlich Team-Arbeit,<br />
denn die Materie ist komplex und verlangt<br />
Lösungsbeiträge aus unterschiedlichen<br />
Feldern.<br />
Für eine Spitzenposition auf dem Weltmarkt<br />
braucht man sowohl überragende Ideen als<br />
auch die Fähigkeit, diese umzusetzen. Und<br />
zwar schneller als andere, effizient und zielbewusst.<br />
Entscheidend für den Erfolg sind<br />
Folie mit BIOCHIPs: Substrate für hunderte Tests auf wenigen<br />
Quadratzentimetern. Foto: Mischke<br />
Hochtechnisierte BIOCHIP-Produktionsstätten der EUROIMMUN AG. Foto: Mischke<br />
dabei aber vor allem die Mitarbeiter. Fähige<br />
Leute für das Unternehmen zu gewinnen<br />
und auch über die unmittelbaren fachlichen<br />
Herausforderungen hinaus zu motivieren<br />
und dauerhaft an EUROIMMUN zu<br />
binden – dafür lassen sich die Lübecker einiges<br />
einfallen. So unterhält der Betrieb eine<br />
eigene Kinderbetreuung für die 70 Kinder<br />
seiner Beschäftigten, von der Krippe für die<br />
Kleinsten über den eigentlichen Kindergarten<br />
bis zum Nachmittagshort für die schulpflichtigen<br />
Kinder. Beaufsichtigt und gefördert<br />
von einer Kinderpflegerin, einer<br />
Grundschul- und einer Musiklehrerin sowie<br />
mehreren Erzieherinnen sind die Kinder<br />
unmittelbar auf dem Betriebsgelände, <strong>ganz</strong><br />
nah bei ihren Eltern, bestens versorgt. Das<br />
entspannt natürlich die Eltern, die sich<br />
voll auf ihre Arbeit konzentrieren können.<br />
Zufriedene Mitarbeiter, ob mit oder ohne<br />
Kinder, arbeiten am Ende schlicht effektiver.<br />
„Mitarbeiter sind für uns kein betriebswirtschaftliches<br />
Rationalisierungspotential, sondern<br />
Menschen – und so begegnen wir ihnen<br />
auch“, fasst denn auch Axel Blankenburg<br />
die Personalpolitik des Unternehmens zusammen.<br />
Die Kinderbetreuung ist nur eine<br />
von vielen Maßnahmen. Sie alle zielen<br />
darauf ab, Büro bzw. Labor, Freizeit und<br />
Familie möglichst harmonisch zu vereinba-<br />
ren. Darum bietet EUROIMMUN ein <strong>ganz</strong>es<br />
Bündel spannender Möglichkeiten, das<br />
Arbeitsleben den eigenen Bedürfnissen und<br />
Herausforderungen anzupassen: individuelle<br />
Wiedereinstiege für Beschäftigte in Elternzeit,<br />
Teil- und Gleitzeit, freie Pausenregelungen,<br />
Arbeitszeitkonten zur Flexibilisierung der<br />
Arbeitszeit, Telearbeit und kurzfristige Frei-<br />
stellungen in Notsituationen. Das Engagement<br />
zahlt sich offenbar aus. Vom<br />
viel beklagten Fachkräftemangel ist bei<br />
EUROIMMUN jedenfalls nichts zu spüren<br />
und auch für die Zukunft steht das<br />
Unternehmen personell optimal da.<br />
Biologen, Biochemiker, Chemiker, Ingenieure<br />
und Ärzte – bei EUROIMMUN konzentriert<br />
sich die Expertise verschiedener Fachbereiche<br />
und zieht mit dem stetig wachsenden Erfolg<br />
weitere Fachkräfte ins Unternehmen und<br />
ins Land. 2010 erwirtschafteten die weltweit<br />
über 1.000 Mitarbeiter, davon knapp<br />
800 in Deutschland tätig, und mit 50<br />
Auszubildenden 87 Millionen Euro Umsatz.<br />
Mit seinem starken Fokus auf das internationale<br />
Geschäft hat sich das Unternehmen<br />
inzwischen unabhängig gemacht vom konkurrenzintensiven<br />
deutschen Markt. 2011<br />
könnte erstmals die Umsatzmarke von 100<br />
Millionen Euro überschritten werden. (bes)<br />
<strong>Wirtschaftsland</strong> spezial<br />
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