Der Norden ganz oben - Wirtschaftsland Schleswig-Holstein
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34 <strong>Wirtschaftsland</strong> spezial<br />
sich auf Wildkräuter, essbare Blüten und alte<br />
heimische Gemüsesorten spezialisiert.<br />
So wachsen auf dem drei Hektar großen<br />
Areal neben heimischen Gemüse- und<br />
Kräuterklassikern auch teils in Vergessenheit<br />
oder zu Unrecht als Unkraut in Verruf geratene<br />
Aromen-Spender wie Giersch und<br />
Pimpernelle. „Die Bodenbeschaffenheit hier<br />
ist gerade für Wildkräuter ideal!“, sagt Anja<br />
Christiansen. „An den Stellen, an denen es<br />
notwendig war, habe ich den Boden ’verarmt’,<br />
beispielsweise in der Schutzzone abseits<br />
des großen Kräuter- und Gemüsefelds.<br />
Dieses Areal ist eine zertifizierte BIOLAND-<br />
Wildkräutersammelwiese.“ Umliegende<br />
Gasthöfe wie das Landhaus Schulze-<br />
Hamann arbeiten seit Jahren eng mit der<br />
Spezialistin für heimische natürliche Aromen<br />
zusammen, mit dem Ergebnis feiner und beliebter<br />
Kompositionen wie dem ’Blunker<br />
Wildkräuterpesto’. Und auch Sternekoch<br />
Robert Stolz lässt sich für seine ausgefallenen<br />
nordischen Kreationen immer wieder inspirieren<br />
von der „Wilden Kost“. So findet sich<br />
beispielsweise „Klingenhoff Entenbrust mit<br />
Giersch und Karotten in Holunderblüten-<br />
Vinaigrette“ zum Jahresende 2011 auf der<br />
Speisekarte des Restaurant Stolz in Plön.<br />
<strong>Der</strong> Name Klingenhoff steht für einen traditionsreichen<br />
schleswig-holsteinischen Betrieb.<br />
Jürgen Klinghoff ist Halter und Züchter<br />
von Markeruper Gänsen und Enten in der<br />
Nähe von Flensburg. „Artgerechte, respektvolle<br />
Haltung der Tiere hat für uns oberste<br />
Priorität!“, erklärt der leidenschaftliche<br />
Gänsevater. „Das schlägt sich auch auf die<br />
Qualität des Fleisches nieder. Und das wissen<br />
unsere Kunden zu schätzen – in der<br />
Spitzenküche ebenso wie am heimischen<br />
Herd!“<br />
Eine große Rolle spielen im Land zwischen<br />
Nord- und Ostsee natürlich auch<br />
Meeresspezialitäten. Rund 900 schleswigholsteinische<br />
Fischkutter sind auf Nord- und<br />
Ostsee unterwegs, darunter auch die von<br />
A. Urthel, Krabben- und Fischdelikatessen<br />
GmbH & Co. KG aus Friedrichskoog. Anstatt<br />
seine Krabben aus Kostengründen in<br />
Marokko oder Polen pulen zu lassen, kommt<br />
Feinheimisch-Mitglied Anja Christiansen von „Wilde Kost“ kultiviert Wildkräuter, die in der schleswig-holsteinischen Spitzengastronomie<br />
und von Hobby-Köchen verwendet werden. Foto: Arendt Schmolze<br />
bei Urthel eine firmeneigene Schälmaschine<br />
zum Einsatz. „Die Krabben sind vom Kutter<br />
bis zur Verarbeitung maximal eine halbe<br />
Stunde unterwegs und werden dann direkt<br />
bei uns gepult.“, erklärt Alfred Urthel. „Und<br />
nach der maschinellen Bearbeitung werden<br />
sie noch einmal per Hand nachverlesen.“<br />
In <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> ist das einzigartig.<br />
Frische und Geschmack von Urthels<br />
Ware werden von Feinschmeckern bis weit<br />
über die Landesgrenzen hinaus hoch geschätzt.<br />
Kein Wunder also, dass Urthels<br />
Qualitätsware auch Bestandteil von Robert<br />
Stolz’ Sterneküche ist.<br />
Eine landesweite Initiative<br />
für Genuss aus der Region<br />
Eine natürliche Vielfalt von regionalen<br />
Nahrungsmitteln im Land anbieten zu<br />
können und landesweit eine regionale<br />
Genusskultur zu schaffen, sind Ziele des<br />
im November 2007 gegründeten Vereins<br />
FEINHEIMISCH – Genuss aus <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong>. Zwei Wege dorthin: Produzenten<br />
kultivieren alte Gemüse-, Kräuter- und<br />
Frucht-Sorten und Landwirte halten seltene<br />
Schweine- und Rinderrassen wie das<br />
Angeliter Sattelschwein, Galloways oder<br />
Auerochsen, um daraus Lebensmittel von<br />
höchster Qualität zu gewinnen. Mehr als<br />
40 Erzeuger-Betriebe sind mittlerweile bei<br />
den FEINHEIMISCHEN aktiv. Hinzu kommen<br />
noch einmal über 20 Gastronomen und<br />
Küchenchefs. Ein Netzwerk mit Vorteilen<br />
für beide Seiten: Die FEINHEIMISCH-<br />
Küchenchefs – zu denen Zweisterne-Koch<br />
Johannes King vom Söl’ring Hof auf Sylt<br />
ebenso gehört wie Sternekoch Robert Stolz<br />
vom Restaurant Hotel Stolz in Plön und Ulf<br />
Sierks vom Restaurant Bärenkrug in Molfsee –<br />
sind Abnehmer dieser Produkte, kreieren<br />
daraus köstliche Speisen und bewirken dadurch<br />
wiederum eine Nachfrage nach diesen<br />
regionalen Lebensmitteln. Und eine<br />
Vielfalt an Lebensmitteln und immer wieder<br />
frische Produkte sind zweifellos auch die<br />
Grundlage für mehr Genuss und eine ausgewogene<br />
Ernährung.<br />
„Neben dem Erhalt der Arten- und<br />
Sortenvielfalt, der damit verbundenen umweltverträglichen<br />
Produktion und dem Güte-<br />
Siegel für Produkte und Restaurants, die<br />
feinheimisch sind, ist es selbstverständlich<br />
eines unserer weiteren Ziele, die regionale<br />
Wirtschaft zu stärken“, nennt Maximilian<br />
Eine Spezialität mit langer Tradition, frisch aus dem Buchenrauch: der <strong>Holstein</strong>er Katenschinken.<br />
Foto: Arendt Schmolze<br />
Bruhn, Vorsitzender von FEINHEIMISCH,<br />
einen weiteren Aspekt der Vereinsarbeit.<br />
Doch die Vorteile liegen noch in anderen<br />
Bereichen: „Wenn Lebensmittel um den halben<br />
Erdball transportiert werden, ist das weder<br />
gut für das Geschäft regionaler Erzeuger,<br />
noch für die Frische der Produkte und ebenso<br />
wenig für den Klimaschutz. Indem wir<br />
die regionale Produktion stärken, tragen wir<br />
auch zum Erhalt von Arbeitsplätzen in der<br />
Region bei – und mittelfristig auch zu günstigeren<br />
Einkaufspreisen“, so Bruhn. Eine enge<br />
Zusammenarbeit gab bzw. gibt es mit der<br />
Käsestraße <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, mit Bioland<br />
und der Tourismus-Agentur <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong>. Mit der Förderung der heimischen<br />
Ess- und Kochkultur hat sich der Verein über<br />
Landesgrenzen hinaus Respekt verdient.<br />
Auftritte beim Hamburger Food Market oder<br />
beim Salone del Gusto in Turin, der weltweit<br />
bedeutendsten Gourmet- und Slow-Food-<br />
Messe, zeigen: <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> ist kulinarisch<br />
längst kein Entwicklungsland mehr.<br />
Eine aktuelle Umfrage des Markt- und<br />
Meinungsforschungsinstituts Forsa hat gezeigt,<br />
dass 65 Prozent der Deutschen beim<br />
Einkauf „immer“ oder „meist“ auf regionale<br />
Herkunft von Lebensmitteln achten. Im<br />
nördlichsten Bundesland sind hochwertige<br />
Produkte aus der Region leicht zu bekommen.<br />
Und viele Restaurants bieten eine regionale<br />
Frischeküche auf hohem oder sogar<br />
höchstem Niveau. All das trägt nicht zuletzt<br />
zur hohen Lebensqualität im Land zwischen<br />
den Meeren bei. (mif)<br />
<strong>Wirtschaftsland</strong> spezial<br />
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