Der Norden ganz oben - Wirtschaftsland Schleswig-Holstein
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<strong>Der</strong> <strong>Norden</strong> wird weiblich<br />
Geheimtipp Mittelstand<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s Wirtschaft ist geprägt von einer mittelständischen Struktur.<br />
Jüngste Studien haben ergeben, dass gerade mittelständische Unternehmen<br />
Frauen größere Karrierechancen bieten als DAX-Unternehmen. 16 Prozent der<br />
schleswig-holsteinischen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als<br />
2,5 Millionen Euro haben derzeit eine Frau im Top-Management. Damit liegt<br />
der Mittelstand im Land rund vier Prozentpunkte unter dem Bundesschnitt,<br />
aber immer noch weit über der Quote von 3,5 Prozent in den DAX-Konzernen.<br />
Vor diesem Hintergrund diskutieren<br />
auch schleswig-holsteinische Frauen in<br />
Führungspositionen über die staatlich<br />
vorgeschriebene Frauenquote und darüber,<br />
welche Chancen <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s<br />
Mittelstand weiblichen Karrieren bietet.<br />
<strong>Wirtschaftsland</strong> Spezial hat dazu schleswig-holsteinische<br />
„Spitzenfrauen“ befragt:<br />
Ragna John-Pfeiffer, 47, leitet seit mehr als<br />
10 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann die<br />
Spedition Steckhan und Peters in Flensburg.<br />
Gemeinsam halten sie die Fäden in den<br />
Händen über 170 Mitarbeiter, Tendenz steigend.<br />
„<strong>Der</strong> Gestank nach Diesel gefällt mir“,<br />
sagt die vierfache Mutter. Ragna John-Pfeiffer<br />
befürwortet die staatliche Frauenquote; eine<br />
andere Alternative gäbe es nicht, Frauen<br />
verstärkt in Spitzenpositionen zu bringen.<br />
Die Grundvoraussetzung dafür müssen die<br />
Frauen allerdings selbst mitbringen: „<strong>Der</strong><br />
Wille, Verantwortung zu übernehmen, muss<br />
vorhanden sein. Wer dies nicht mitbringt,<br />
dem hilft auch keine Quote.“ Nur nach der<br />
Geburt ihres ersten Sohnes blieb sie ein Jahr<br />
zu Hause und war kreuzunglücklich. Nach<br />
der Geburt der folgenden Kinder gönnte sie<br />
sich keine Elternzeit, keine Pause – „ich bin<br />
gleich wieder zurück ins Unternehmen.“ Ihr<br />
Privileg war, dass sie die Wahl hatte: „Andere<br />
Frauen müssen arbeiten, ich wollte.“ Darum<br />
macht sie sich heute in ihrem Unternehmen<br />
stark für Mütter und Alleinerziehende –<br />
zwei von ihnen sind heute feste Größen im<br />
Unternehmen und verfügen über einen<br />
Home-Office-Arbeitsplatz.<br />
Jüngste Werftchefin der Welt?<br />
Susanne Wiegand, 39, Geschäftsführerin<br />
der Nobiskrug GmbH in Rendsburg – wahrscheinlich<br />
immer noch Deutschlands<br />
jüngste Werftchefin – lehnt eine staatliche<br />
Frauenquote ab. „Die Qualifikation ist entscheidend<br />
– schade ist nur, dass Frauen bei<br />
der Auswahl häufig nicht gleichberechtigt<br />
behandelt werden. Dies lässt sich aber nicht<br />
pauschal durch eine Pflichtquote regeln.“ An<br />
die Spitze geschafft hat sie es mit ihren eigenen<br />
Worten so: „Ich habe einfach eine Chance<br />
genutzt, nicht gejammert und reingehauen<br />
– eine Portion Zufall und Glück waren auf<br />
jeden Fall auch dabei.“ Die Frage, ob sich<br />
Spitzenjob und Familie miteinander vereinbaren<br />
lassen, beantwortet sie mit einem <strong>ganz</strong><br />
klaren Nein. Darum hat sie ihre Prioritäten<br />
gesetzt: keine Kinder. „Ich bin doch eh nie<br />
Zuhause, würde die Kids aber nicht outsourcen<br />
wollen“. Als es darum ging, einen neuen<br />
Eigentümer für die Werft zu finden und<br />
so über 400 Arbeitsplätze zu sichern, sagte<br />
man ihr im Unternehmen nach, sie habe gekämpft<br />
wie eine Löwin. „Vielleicht ist es das,<br />
was Frauen in Führungspositionen auszeichnet:<br />
Sie können kämpfen, weil für sie der Weg<br />
<strong>Wirtschaftsland</strong> spezial<br />
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