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BAYERN EDITION - Haus der Bayerischen Geschichte

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Zeitungsanzeige <strong>der</strong> Triumph-Werke von 1913 mit dem Hinweis auf den neuesten Katalog.<br />

von Triumph-Motorrä<strong>der</strong>n bei Rennen und<br />

Fernfahrten blieben zwar nicht aus, doch<br />

<strong>der</strong> Abnehmerkreis vergrößerte sich kaum.<br />

Höchstens vier Motorzweirä<strong>der</strong> pro Tag verließen<br />

die Nürnberger Werkshallen, sodass<br />

bereits 1907 die unrentable Fertigung von<br />

Motorzweirä<strong>der</strong>n im Werk an <strong>der</strong> Fürther<br />

Straße wie<strong>der</strong> eingestellt wurde.<br />

1909 ERgaB sich für die vorsichtig wirtschaftenden<br />

Nürnberger Manager eine gute<br />

Gelegenheit, ihr Unternehmen in einem<br />

neuen Wachstumsmarkt zu etablieren: Sie<br />

erwarben die in Konkurs gegangene Nürnberger<br />

Schreibmaschinenfabrik „Kürth &<br />

Riegelmann“ mit <strong>der</strong> Marke „Norica“ und<br />

bauten unter <strong>der</strong> Leitung des ehemaligen<br />

Teilhabers Carl Riegelmann eine eigene<br />

Schreibmaschinenabteilung auf. Im Gefolge<br />

dieser Neustrukturierung wurde die Firma<br />

1911 in „Triumph Werke Nürnberg AG“<br />

umbenannt. Mehrere Gründe mögen für<br />

den Schritt in die Bürowelt ausschlaggebend<br />

gewesen sein. Der Fahrradabsatz unterlag<br />

starken saisonalen Schwankungen. Während<br />

<strong>der</strong> Wintermonate sank die Auslastung<br />

<strong>der</strong> Fabrikationsanlagen rapide, die Schreibmaschinenherstellung<br />

kannte diese jahreszeitlich<br />

bedingten Schwierigkeiten hingegen<br />

nicht. Während des ganzen Jahres bestand<br />

ein gleich bleibend großer Bedarf an den<br />

mittlerweile weitgehend ausgereiften Maschinen;<br />

die maschinenschriftliche Korrespondenz<br />

gehörte damals bereits zum guten<br />

Geschäftston. Aber es gab auch ein gewichtiges<br />

technisches Argument: Der Herstellungsprozess<br />

von Fahrrä<strong>der</strong>n und Schreibmaschinen<br />

wies etliche Parallelen auf, beide<br />

Erzeugnisse waren nahezu ausschließlich<br />

Ganzmetallprodukte hoher Präzision. Zu ihrer<br />

Fabrikation benötigte man eine gut ausgestattete<br />

Gießerei, Pressen, Stanzen, Bohr-<br />

maschinen, Metalldrehbänke und Fräsen.<br />

Mit Kriegsausbruch 1914 waren allerdings<br />

we<strong>der</strong> Fahrrä<strong>der</strong> noch Schreibmaschinen<br />

beson<strong>der</strong>s gefragt. Stattdessen arbeitete man<br />

an <strong>der</strong> Fürther Straße nun vor allem für den<br />

erhofften „Triumph <strong>der</strong> Waffen“, <strong>der</strong> sich<br />

jedoch entgegen den allerhöchst geschürten<br />

Erwartungen nicht einstellen sollte. Der<br />

Gewinn bringende Zynismus <strong>der</strong> Kriegsproduktion<br />

zeigte sich auch bei Triumph in<br />

vollem Maße: Die Fabrik lieferte Munition<br />

und Artilleriezün<strong>der</strong> an die Front, verdiente<br />

aber auch recht gut an Feldbettstellen, Operationstischen<br />

und Lazarettbetten für die<br />

zerschossenen Opfer <strong>der</strong> endlosen Grabenkämpfe.<br />

Neue Werkshallen entstanden, die<br />

Produktion wurde auf elektrischen Antrieb<br />

umgestellt, die Maschinen ruhten auch während<br />

<strong>der</strong> Nacht nicht mehr.<br />

nach kRiEgsEndE kehrten die Nürnberger<br />

Triumph-Werke mit ihrer bescheiden-liebevoll<br />

„Knirps“ genannten<br />

2-PS-Zweitakt-Maschine in die Motorwelt<br />

zurück. Sie war im Wesentlichen ein Nachbau<br />

<strong>der</strong> bewährten „Triumph-Junior“, die in<br />

England seit 1914 auf dem Markt war. Der<br />

Zeitpunkt für das Erscheinen <strong>der</strong> „Knirps“<br />

im Jahr 1919 war günstig, denn entgegen<br />

mancher Erwartung hatte sich <strong>der</strong> Automobilmarkt<br />

noch nicht so weit entwickelt, dass<br />

Autos für breitere Käuferkreise erschwinglich<br />

gewesen wären.<br />

ungEachtEt dER inflationskRisE<br />

erfuhr das Triumph-Werksgelände bis Mitte<br />

<strong>der</strong> Zwanzigerjahre in allen Geschäftsbereichen<br />

eine erhebliche Erweiterung. Die<br />

Errichtung eines lang gezogenen Motorradbaus<br />

parallel zur Fürther Straße zeigte<br />

1922, dass man bei Triumph angesichts des<br />

allgemeinen Motorisierungsschubs nun in<br />

D I E S T R E C K E D E S A D L E R S<br />

großem Maßstab in die Kraftradherstellung<br />

einsteigen wollte. Der Erfolg gab <strong>der</strong> Firmenleitung<br />

unter Generaldirektor Carl Schwemmer<br />

durchaus Recht: Zwischen 1923/24 und<br />

1928/29 stieg die Jahresproduktion von 1600<br />

auf 13 500 Motorrä<strong>der</strong>! Im selben Zeitraum<br />

nahm das Fahrradgeschäft deutlich ab: Die<br />

Zahl <strong>der</strong> jährlich hergestellten Fahrrä<strong>der</strong><br />

ging von 22 000 auf 16 800 zurück. Unter den<br />

Zweirä<strong>der</strong>n schien eindeutig dem Motorrad<br />

die Zukunft zu gehören.<br />

diE 1929 EinsEtzEndE Weltwirtschaftskrise<br />

fügte jedoch <strong>der</strong> expandierenden Motorradbranche<br />

erhebliche Absatzeinbrüche<br />

zu. Auch bei Triumph ging die Produktion<br />

rapide zurück: 1931/32 wurden nur noch<br />

2600 Maschinen gebaut, ein Fünftel <strong>der</strong> bisherigen<br />

Rekordziffern. Die Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

sank dementsprechend von 1 600 auf<br />

1 000. Das Schwergewicht <strong>der</strong> Produktion<br />

verlagerte sich nun wie<strong>der</strong> auf den Bau <strong>der</strong><br />

billigeren Krafträ<strong>der</strong> bis 200 ccm Hubraum.<br />

In dieser schwierigen Situation bewahrte<br />

die immer noch gut laufende Schreibmaschinenproduktion<br />

das Unternehmen vor<br />

größerem Schaden. Ab 1933/34 schrieb <strong>der</strong><br />

Betrieb auch im Fahrzeugbereich wie<strong>der</strong><br />

schwarze Zahlen. Die Mitarbeiterzahlen<br />

stiegen bis 1939 auf 1 800 Beschäftigte an,<br />

große Neubauten wuchsen an <strong>der</strong> Fürther<br />

Straße empor. Mit 15 Millionen Reichsmark<br />

Umsatz – mehr als die Hälfte hiervon entfielen<br />

auf den Fahrzeugbereich – erzielten die<br />

Triumph-Werke im letzten Friedensjahr sogar<br />

ein neues Rekor<strong>der</strong>gebnis. Wie schon im<br />

Ersten Weltkrieg wurde das Unternehmen<br />

ab September 1939 voll in die Kriegswirtschaft<br />

einbezogen. Neben Militärmaschinen<br />

stellten die Triumph-Werke hauptsächlich<br />

Munition und Schiffsteile für die Marine<br />

her. 1942 musste die Schreibmaschinenfer-<br />

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