27.11.2012 Aufrufe

BAYERN EDITION - Haus der Bayerischen Geschichte

BAYERN EDITION - Haus der Bayerischen Geschichte

BAYERN EDITION - Haus der Bayerischen Geschichte

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Im Jahr 2007 etablierte das <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong> <strong>Geschichte</strong><br />

mit <strong>der</strong> <strong>EDITION</strong> <strong>BAYERN</strong> eine neue Schriftenreihe, die sich<br />

zur Aufgabe gemacht hat, die Regionen Bayerns in ihrer historischen<br />

Eigenart und Tradition vorzustellen. Vorangegangen war ein<br />

Auftrag des <strong>Bayerischen</strong> Landtags, den Regionen Bayerns beson<strong>der</strong>e<br />

Aufmerksamkeit zu widmen und sie in Ausstellungen und Publikationen<br />

einem breiten Publikum nahe zu bringen. Mit den Heften zum<br />

„Passauer Land“, den „Haßbergen“, <strong>der</strong> Region „Unterallgäu und<br />

Memmingen“, dem „Werdenfelser Land“ ist uns ein guter Start gelungen,<br />

<strong>der</strong> in nächster Zeit seine Fortsetzung findet in Beiträgen zum<br />

Chiemgau, zu Amberg und zu Kronach.<br />

EinE REihE, die auf sich hält, veröffentlicht von Zeit zu Zeit Son<strong>der</strong>hefte.<br />

Und so ist es auch bei <strong>der</strong> <strong>EDITION</strong> <strong>BAYERN</strong>. Die Son<strong>der</strong>hefte<br />

greifen die Konzeption <strong>der</strong> früheren „Hefte zur <strong>Bayerischen</strong><br />

<strong>Geschichte</strong> und Kultur“ auf, indem sie ein Thema aus <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong><br />

Bayerns – Altes und Neues, Bekanntes und Abgelegenes – behandeln,<br />

wobei großer Wert darauf gelegt wird, nicht nur eine gut lesbare,<br />

son<strong>der</strong>n auch eine reich bebil<strong>der</strong>te Publikation vorzulegen, in<br />

<strong>der</strong> die Bil<strong>der</strong> nicht bloß illustrativ eingesetzt sind; vielmehr werden<br />

sie als historische Quelle ernst genommen und bilden so einen eigenen<br />

„Erzählstrang“.<br />

Mit dEM ERstEn sondERhEft zur <strong>EDITION</strong> <strong>BAYERN</strong> greifen<br />

wir ein Jubiläum auf, das in diesem Jahr allerorts begangen wird.<br />

Vor 175 Jahren, am 7. Dezember 1835, fuhr in Deutschland die erste<br />

reguläre Eisenbahn. Die Dampflok hatte kein Geringerer gebaut als<br />

George Stephenson aus Newcastle, <strong>der</strong> „Vater <strong>der</strong> Dampflokomotive“.<br />

Die Lok kam aber nicht etwa in Preußen zum Einsatz, wie man meinen<br />

könnte. Es war Bayern, das bereits im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t eine ganze<br />

Reihe von technischen Innovationen auf den Weg brachte. Vom<br />

Nürnberger Plärrer, wo sich Tausende Zuschauer versammelt hatten,<br />

startete <strong>der</strong> „Adler“ um 9 Uhr in <strong>der</strong> Früh, um bald darauf wohlbehalten<br />

im nahe gelegenen Fürth anzukommen.<br />

Warum wurde ausgerechnet die Fürther Straße die erste Eisenbahnstrecke?<br />

Die Chaussee zwischen Nürnberg und Fürth galt in den<br />

1820er-Jahren als die meist befahrene Straße des Königreichs Bayern.<br />

Deshalb widmet das Nürnberger Museum Industriekultur seine<br />

Jubiläumsausstellung <strong>der</strong> „Strecke des Adlers“ – unser Heft ist die<br />

begleitende Publikation zur Ausstellung, die vom 17. Juni bis zum<br />

12. Dezember 2010 gezeigt wird.<br />

iM MittElpunkt dER pRäsEntation steht die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Fürther Straße als Weg in die Mo<strong>der</strong>ne und als „Achse <strong>der</strong> Industrialisierung“.<br />

Die erste Eisenbahn in Deutschland war zugleich<br />

die Initialzündung <strong>der</strong> Industrialisierung, die sich entlang des rasch<br />

wachsenden Schienennetzes entwickelte und die Welt grundlegend<br />

verän<strong>der</strong>te. Aufschwung und Nie<strong>der</strong>gang, wirtschaftlicher, sozialer<br />

und kultureller Wandel – das alles hat sich in <strong>der</strong> Fürther Straße abgespielt,<br />

von <strong>der</strong> Dampflok bis zur fahrerlosen U-Bahn.<br />

Regine Franzke, Rainer Mertens, Matthias Murko und Helmut<br />

Schwarz stellen diese Entwicklung von <strong>der</strong> industriellen zur multikulturellen<br />

Städteachse Nürnberg-Fürth dar anhand großer Namen<br />

wie Quelle, Triumph, Hercules, Schuco, AEG und DATEV. Die Bei-<br />

E D I T o R I A L<br />

träge von Richard Winkler zur <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Fa. Krauss & Comp.,<br />

Wilfried Ernst Hölzler zum Thema <strong>der</strong> stillgelegten Strecken, Udo<br />

Breitenbach über eine Kunstaktion zum Aschaffenburger Bahnhof<br />

und H. Peter Sinclair mit einer sehr persönlichen Kindheits- und<br />

Jugen<strong>der</strong>innerung sind einzelnen Aspekten <strong>der</strong> Eisenbahngeschichte<br />

gewidmet. Emma Mages bietet wie<strong>der</strong>um den großen Überblick:<br />

von <strong>der</strong> Privatbahn zur Staatseisenbahn, von <strong>der</strong> Lokalbahn und den<br />

Meisterwerken von Technik und Architektur, den Brücken und den<br />

Bahnhöfen, vom Strukturwandel in <strong>der</strong> Landwirtschaft bis zur Industrialisierung.<br />

dass sich BayERn den Eisenbahnverkehr nach <strong>der</strong> Reichsgründung<br />

von 1870/71 als Separatrecht behielt, wirft ein Licht auf seine<br />

Bedeutung. Und auch wenn es in Zeiten von weltumspannendem<br />

Flugverkehr und Weltraumflügen für (fast) je<strong>der</strong>mann ganz außer<br />

Blick geraten ist: Es war die Eisenbahn, die den mobilen Menschen<br />

unserer Zeit hervorgebracht hat. Mit <strong>der</strong> Eisenbahn wurde es zum<br />

ersten Mal im großen Stil möglich, das von <strong>der</strong> Natur vorgegebene<br />

Tempo <strong>der</strong> Fortbewegung eklatant zu erhöhen, unabhängig von <strong>der</strong><br />

eigenen Marschleistung, unabhängig von Pferdestärken und Seegang.<br />

Und so wurde die Eisenbahn in Kunst und Literatur auch rasch<br />

ein Symbol nicht nur für den technischen Fortschritt, son<strong>der</strong>n vor<br />

allem auch für die Unaufhaltsamkeit <strong>der</strong> Zeit, für die Vergänglichkeit,<br />

für das haltlose Hinabstürzen in den Tunnel, wie es Friedrich<br />

Dürrenmatts gleichnamige Erzählung so bedrohlich beschreibt. Und<br />

auch Karl Valentins „Hinaus ins Freie. Komische Soloszene“ ist weniger<br />

komisch als abgründig surreal:<br />

„… Da haben nämlich ich, meine Freunde und wir vor kurzer Zeit<br />

einen Ausflug gemacht, das heißt, das ist eigentlich auch scho wie<strong>der</strong><br />

drei Jahr her. Bei diesem Ausflug haben wir mehr Verdruß g`habt,<br />

als wie Aerger. Am Bahnhof drauß`n is s`scho anganga, wie wir<br />

nämlich in`n Zug einsteig`n woll`n, sehn wir, dass <strong>der</strong> Zug blos 12<br />

Wäg`n g`habt hat; wir waren aber zu dreizehnt, jetzt hab ich mit`n<br />

nächsten Zug nachfahr`n müssen … Die Fahrt war sehr ermüdend,<br />

erstens wars furchtbar heiß an dem Tag`, und Aussicht hab`n wir<br />

gar keine g`habt, als wie links und rechts lauter Schneefel<strong>der</strong>. Kurz<br />

vor <strong>der</strong> Station entgleist auf einmal <strong>der</strong> Zug, fahrt über Böschung<br />

`nunter und überrennt Häuser und Bäume, rennt ins Dorf nei und<br />

direkt in ein Wirtschaftsgebäude hinein, mitten ins Lokal. Natürlich<br />

hab`n wir den Lokomotivführer glei die größten Grobheiten<br />

g`macht und hab`n ihn g`fragt, warum dass er mit dem Zug da ins<br />

Lokal nei fahrt, sagt er, dös muß er tun, vom Verkehrsministerium<br />

aus, weil das a Lokalzug is ...“<br />

füR diE gutE koopERation danke ich dem Nürnberger Museum<br />

Industriekultur. Den Autoren und den Institutionen, die Bildmaterial<br />

zur Verfügung stellten, gilt mein Dank, vor allem aber den<br />

Privatpersonen, die – wie Eva Detzel, Aribert Elpelt und Helmut List,<br />

selbst ein ehemaliger Eisenbahner, sowie Alwin Reiter, Urenkel eines<br />

Bahnwärterehepaars – ihre Schätze zur Verfügung stellten. Den Leserinnen<br />

und Lesern wünsche ich eine vergnügliche Fahrt durch unser<br />

Eisenbahnheft mit interessanten Einblicken und Ausblicken.<br />

dR. RichaRd loiBl<br />

diREktoR dEs hausEs dER BayERischEn gEschichtE<br />

3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!