Landeskrankenhaus - LKH-Univ. Klinikum Graz
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ERNÄHRUNG<br />
ESSSTÖRUNGEN –<br />
Wenn das Essen zum Problem wird<br />
Zu dick, zu dünn oder doch gerade richtig?<br />
Im Streben nach Attraktivität fühlen sich<br />
viele Menschen zu dick, der Po, der Bauch,<br />
die Oberschenkel – überall entdeckt man Unzulänglichkeiten,<br />
mediale Vorbilder zeigen uns das<br />
Idealbild.<br />
Unsere Einstellung zum eigenen Körper und der<br />
gesellschaftliche Stellenwert des Essens haben sich<br />
im Laufe der Zeit stark verändert. Der gemeinsame<br />
Familientisch ist im Zuge der fortschreitenden Individualisierung<br />
eine Seltenheit geworden, was für<br />
junge Menschen oft nicht ohne Folgen bleibt und<br />
Essstörungen begünstigen kann.<br />
Erschreckend ist es, wenn junge Mädchen und zunehmend<br />
auch Burschen sich als „fett“ bezeichnen,<br />
selbst wenn sie normalgewichtig sind und die<br />
Konsequenz daraus ziehen: nämlich zu hungern<br />
beginnen.<br />
Was sind Essstörungen?<br />
Von einem gestörten Essverhalten spricht man<br />
dann, wenn Abführmittel, entwässernde Medikamente,<br />
willentliches Erbrechen, Null-Diät oder<br />
exzessive sportliche Aktivitäten nach einer „Diätsünde“<br />
eingesetzt werden, um das Ganze wieder<br />
rückgängig zu machen und dieses Verhalten sich<br />
verfestigt hat.<br />
Essstörungen sind ein komplexes Problem mit einer<br />
Vielzahl an Ausprägungen. Im Wesentlichen<br />
versteht man unter dem Begriff Essstörungen vier<br />
Formen, die häufig ineinander übergehen. So wird<br />
beispielsweise beobachtet, dass eine Patientin mit<br />
Magersucht auch Essattacken haben kann. Nicht<br />
selten entwickelt sich dann aus der Magersucht<br />
eine Ess-Brech-Sucht. Seltener entsteht aus der<br />
Ess-Brech-Sucht eine Magersucht.<br />
Magersucht (Anorexia nervosa)<br />
Magersucht geht mit einem markanten Gewichtsverlust<br />
innerhalb kurzer Zeit einher.<br />
Diese selbst herbeigeführte Gewichtsabnahme<br />
kommt durch streng kontrollierte und restriktive<br />
Nahrungs- und Kalorienaufnahme sowie übertrie-<br />
bene körperliche Aktivität zustande. Die Gedanken<br />
kreisen ständig um Nahrung und Figur, auch<br />
bei vorhandenem Untergewicht fühlen sich diese<br />
Menschen noch immer als zu „fett“. Betroffene<br />
stehen nicht mehr in Kontakt zu ihrem Körper,<br />
wichtig ist ihr Kopf, der kontrolliert und steuert.<br />
Die Kontrolle gibt ihnen das Gefühl, autonom und<br />
unabhängig zu sein. Betroffene kochen gern und<br />
viel für andere, essen selbst davon jedoch nichts<br />
oder täuschen das Essen vor.<br />
Ess-Brech-Sucht<br />
(Bulimia nervosa)<br />
Bulimie ist meist dadurch gekennzeichnet, dass<br />
Betroffene extreme Mengen von Nahrungsmitteln<br />
zu sich nehmen und anschließend regelmäßiges<br />
Erbrechen hervorrufen und/oder Laxantien bzw.<br />
Diuretika zu sich nehmen.<br />
Vom äußeren Erscheinungsbild sind bulimische<br />
Frauen/Männer unauffällig, auch ihr Essverhalten<br />
in der Öffentlichkeit ist eher kontrolliert. Nach außen<br />
hin funktioniert alles perfekt. Bulimie ist eine<br />
heimliche Essstörung. Betroffene tun alles, um<br />
ihre Essanfälle und das danach Folgende (Erbrechen<br />
oder Abführmittelmissbrauch) ungeschehen<br />
zu machen.<br />
Binge-Eating-Disorder<br />
„Binge-Eating“ lässt sich am einfachsten mit<br />
dem Wort „Fress-Attacke“ übersetzen. Das Wort<br />
„binge“ (sprich: bindsch) wird in der englischen<br />
Ausgabe 11/2008<br />
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