Fluch oder Segen? - Bionachrichten
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n_1_12.qxp 01.02.2012 13:29 Seite 16<br />
Biokreis<br />
Fachberatung<br />
Enthornung von Ziegen verboten!<br />
Biokreis setzt sich für langfristige Übergangsregelung ein<br />
Von Christa Zeitlmann<br />
Die Hörner der Ziegen sind manchen Praktikern ein Dorn im Auge.<br />
Ziegenhalter berichten von erhöhtem Stress- und Verletzungsrisiko.<br />
Für die Ziegenhalter hat das<br />
vergangene Jahr erschwerende<br />
Entwicklungen mit sich gebracht.<br />
Bei den Kontrollen stellte<br />
sich heraus, dass die Enthornung<br />
von Ziegen nicht zulässig ist. Im<br />
deutschen Tierschutzgesetz sind<br />
zwar Ausnahmen für die Enthornung<br />
von Rindern vorgesehen, nicht<br />
aber für Ziegen.<br />
Die Enthornung ist also nur noch bei<br />
Einzeltieren aus gesundheitlichen<br />
Gründen erlaubt, zum Beispiel, wenn<br />
sich eine Ziege am Horn verletzt hat.<br />
Viele Ziegenhalter stellt das vor enorme<br />
Herausforderungen, müssen sie<br />
doch ab sofort behornte Ziegen in ihre<br />
unbehornte Herde eingewöhnen. Wer<br />
schon einmal beobachten musste, wie<br />
16 <strong>Bionachrichten</strong> 1 | Februar/März 2012<br />
Bid: Kuhnt<br />
ein behorntes Tier eine ganze Herde<br />
aufmischen kann, der weiß, wie sich<br />
manche Ziegenhalter momentan fühlen.<br />
Auf der anderen Seite ist die<br />
Enthornung von Ziegen viel problematischer<br />
als bei Rindern, da die anatomischen<br />
Schädelstrukturen sich stark<br />
unterscheiden. Die Schädeldecke der<br />
Kitze ist sehr dünn und leichter verletzbar<br />
als bei Kälbern. So kann es bei<br />
einer unsachgemäßen Enthornung<br />
schnell zu Schädel- und Hirnhautschädigungen<br />
kommen. Auch die Vollnarkose<br />
ist bei den handtaschengroßen,<br />
fünf Kilogramm schweren Ziegenkitzen<br />
gefährlicher. Am besten wäre<br />
natürlich die Zucht auf Hornlosigkeit,<br />
aber die ist bei den Ziegen nicht möglich,<br />
da die reinerbige Hornlosigkeit<br />
Zwitterausbildungen mit sich bringt.<br />
Einige aktuelle Untersuchungen haben<br />
zwar gezeigt, dass es möglich ist,<br />
behornte Ziegen ohne erhöhtes Risiko<br />
von Verletzungen und erhöhtem Stress<br />
zu halten. Viele Praktiker berichten<br />
jedoch das Gegenteil.<br />
Der Biokreis setzt sich dafür ein, dass<br />
die Enthornung von Ziegen mit einer<br />
langfristigen Übergangsregelung weiter<br />
erlaubt ist. Das gibt den betroffenen<br />
Betrieben die Möglichkeit, ihre Haltungsbedingungen<br />
den unbestritten<br />
höheren Ansprüchen der behornten<br />
Ziegen (Stallmaße und -strukturierung,<br />
Ausweich- und Rückzugsmöglichkeiten,<br />
Fressplatzgestaltung, Herdenstabilität,<br />
Fütterungsmanagement) sinnvoll<br />
anzupassen. Außerdem können so die<br />
jüngsten Untersuchungen langfristig in<br />
der Praxis überprüft werden.<br />
Schließlich geht es im ökologischen<br />
Landbau darum, landwirtschaftliche<br />
Nutztiere artgerecht zu halten. Wir verstehen<br />
darunter weder gestresste, unproduktive<br />
Ziegenherden mit hohem<br />
Verletzungsdruck noch große Kitzverluste<br />
und unnötig verursachtes Leid bei<br />
der Enthornung. Wir bitten alle betroffenen<br />
Ziegenhalter, sich bei ihrem<br />
zuständigen Zuchtverband dafür einzusetzen,<br />
dass auch hier für die Enthornung<br />
gekämpft wird. Wenn alle Betroffenen<br />
an einem Strang ziehen, können<br />
wir vielleicht eine Lösung finden.<br />
Wissenswertes für<br />
Ziegenhalter im Internet<br />
Auf der Ziegentagung in Raumberg-<br />
Gumpenstein am 4. November 2011<br />
wurden viele interessante Themen<br />
besprochen. Unter anderem ging es<br />
um die Reduzierung von Verlusten in<br />
der Kitzaufzucht, die Strategien<br />
gegen Parasiten in der Milchziegenhaltung<br />
und Untersuchungen zur<br />
Scheinträchtigkeit (Hydrometra) bei<br />
Ziegen. Die Vorträge können auf der<br />
Homepage der Forschungsanstalt<br />
heruntergeladen <strong>oder</strong> über die<br />
Biokreis-Berater bezogen werden.<br />
http://www.raumberg-gumpenstein.at