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Fluch oder Segen? - Bionachrichten

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n_1_12.qxp 01.02.2012 13:40 Seite 41<br />

NRW-Landesregierung unter Ministerin<br />

Bärbel Höhn, nach dem Anlagen im<br />

Wald „in der Regel nicht zu genehmigen<br />

waren“, konnte ein heute oftmals<br />

als Vorzeigeanlage präsentierter Windpark<br />

mit 5 Windrädern entstehen. Bei<br />

diesen handelt es sich um spezielle<br />

Bauformen des Typs E 82 mit je 2.000<br />

kW Maximalleistung, 138 m Nabenhöhe<br />

(fast 180 m bis zur höchsten<br />

Flügelspitze) und mehr als einem halben<br />

Hektar von den Rotorblättern<br />

„überstrichener“ Fläche je Anlage.<br />

Die Windräder stellen zweifellos die<br />

höchsten Windkraftanlagen in Nordrhein-Westfalen<br />

dar, zumal die Standorte<br />

bereits auf ca. 560 bis 590 m<br />

Meereshöhe liegen. In einem durchschnittlichen<br />

Windjahr werden in Hilchenbach<br />

unweit der Biokreis-<br />

Geschäftsstelle ca. 24 Mio. kWh an<br />

Strom produziert – dafür wurden gut 15<br />

Mio. € in die Anlagen investiert! Franz-<br />

Josef Ochs, der auch heute immer wieder<br />

auf Windkraft setzen würde, rät<br />

jedoch auch zur Vorsicht: „2011 war<br />

mit 71 % des langjährigen Windertrages<br />

ein sehr hartes Jahr, da muss<br />

man die Liquidität des Unternehmens<br />

gut im Blick halten“ so der risikofreudige<br />

aber nicht waghalsige Geschäftsmann.<br />

Bei der Photovoltaik<br />

dem Trend gefolgt<br />

Die noch junge Geschichte der Photovoltaik<br />

im Betrieb Ochs liest sich dagegen<br />

beinahe langweilig. Weil die Dächer<br />

der alten Ställe und eines neuen<br />

Stalles eine gute Ausrichtung und<br />

Neigung aufwiesen, folgte der<br />

Biokreis-Landwirt dem Trend der letzten<br />

Jahre und installierte ca. 110 kW<br />

Leistung mit einem<br />

Produktionsvolumen von ca. 120.000<br />

Gewaltige Ausmaße: 14 m Sockeldurchmesser sorgen für die notwendige<br />

Stabilität der knapp 140 m hohen Türme in Hilchenbach.<br />

kWh pro Jahr. Auch dafür musste<br />

zunächst kräftig investiert werden, da<br />

alleine der notwendige Trafo und die<br />

Zuleitung zur nächsten Hauptstromleitung<br />

mit ca. 30.000 € zu Buche<br />

schlugen.<br />

Wenn Biogas, dann klein<br />

Auch über Biogas hat Franz-Josef Ochs<br />

bereits mehrfach nachgedacht. Da sein<br />

Sohn Marcel ebenfalls eine landwirtschaftliche<br />

Ausbildung absolviert und<br />

in den Betrieb einsteigen möchte, drehen<br />

sich ohnehin viele Gedanken um<br />

die zukünftige Betriebsausrichtung.<br />

Hähnchenmast mit kombinierter Biogasanlage<br />

– dies schien Ochs vor wenigen<br />

Jahren eine Überlegung wert zu<br />

sein. Letztlich entschied er sich jedoch<br />

dagegen, zu abhängig schienen ihm die<br />

Strukturen der konventionellen Geflügelmast<br />

und zu blauäugig die als<br />

sehr unkompliziert angepriesene Kombination<br />

mit einer Biogasanlage. Heute<br />

würde er nur noch eine kleinere Anlage<br />

(max. 75 kW) bauen, die zum eigenen<br />

Betrieb passt und die im Wesentlichen<br />

auf dem dort anfallenden Wirtschaftsdünger<br />

aufbaut. Alles andere ist er sich<br />

sicher, bleibt nicht ohne erhebliche<br />

Auswirkungen auf die Pachtpreise in<br />

der Region.<br />

Limousinzucht als<br />

seelischer Ausgleich<br />

Vor etwa 5 Jahren besuchte das<br />

Fleischrinderjournal den Betrieb Ochs<br />

und berichtete damals über Pläne zu<br />

einer umfangreichen Limousinzucht.<br />

Heute stehen etwa 60 Herdbuchkühe<br />

auf den Wendener Weiden, darunter<br />

Nachkommen bedeutender französischer<br />

Bullen sowie deutscher Hornlosgenetik<br />

aus Müttern, deren Ursprung<br />

meist in Frankreich <strong>oder</strong> Luxemburg<br />

liegt. Bereits dreimal wurden Bullen<br />

Leute Titel<br />

auf der renommierten Januar-<br />

Versteigerung in Haus Düsse angeboten,<br />

in diesem Jahr unter anderem mit<br />

dem besten Zuchtwert für tägliche<br />

Zunahme aller Limousin-Vererber. Was<br />

für andere ein Vollerwerb ist, bedeutet<br />

für Franz-Josef Ochs vor allem seelischen<br />

Ausgleich. „Ich bin inzwischen<br />

ein wenig müde geworden“ räumt<br />

„Vollgas-Mann“ Ochs denn doch ein.<br />

Er sieht in der Betreuung der<br />

Limousinkälber und –kühe eine angenehme<br />

Erholung von den hektischen<br />

und kommerziell orientierten Belastungen<br />

des Viehhandels und der sonstigen<br />

Betriebsführung. Und in der Tat: In<br />

der „Ox-Limousinherde“ kann man gut<br />

entspannen, strahlt diese von der<br />

Galerie des Mutterkuhstalles aus betrachtet<br />

doch eine Ruhe aus, die manchen<br />

Kritiker des Limousin-Temperaments<br />

eines Besseren belehren würde.<br />

Verhandlungen live<br />

auf Biokreis-Exkursion<br />

Bei all seinen (land)wirtschaftlichen<br />

Erfolgen ist Franz-Josef Ochs dennoch<br />

„auf dem Teppich“ geblieben, pflegt<br />

seinen örtlichen Bekanntenkreis und<br />

bereichert mit seiner lustigen Art regelmäßig<br />

die Treffen und Stammtische des<br />

Biokreis NRW, mit dessen Vorsitzenden<br />

Gottfried Erves ihn eine alte Bekanntschaft<br />

noch aus der Meisterschule<br />

verbindet. Auch an den Auslandsreisen<br />

des Biokreis, etwa nach Frankreich und<br />

Schottland, nimmt der Viehhändler gerne<br />

teil – ganz zum Leidwesen der Mitreisenden,<br />

die etliche seiner Preisverhandlungen<br />

am Mobiltelefon dann<br />

live miterleben dürfen. Eines ist klar:<br />

Franz-Josef Ochs hat in mehrfacher<br />

Hinsicht mehr Energie als gewöhnliche<br />

Menschen. Doch manchmal, so räumt<br />

der Landwirtschaftsmeister ein, hat er<br />

neben Arbeit auch ein wenig Glück<br />

Genießt die Nähe und Ruhe seiner Limousin-Rinder: Biokreis-Landwirt<br />

Franz-Josef Ochs.<br />

<strong>Bionachrichten</strong> 1 | Februar/März 2012 41

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